Grippe ist wohl auch insgesamt ein eher schwieriges Virus, Corona lässt sich offenbar besser per Impfung angreifen.
Aber man sollte auch eine Sache nicht unterschätzen:
wir haben zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Forschungsschub in dem Bereich. Vor Corona war der globale Impfstoffmarkt gerade mal 10 Milliarden pro Jahr groß, etwa 1% der gesamten Medikamentenmarktes. Bei Grippe ist seit Jahren nichts wesentlich neues passiert, abgesehen davon, dass man die neuen Varianten in die bestehenden Impfstoffe eingepflegt hat. Die großen Pharma-Riesen haben die Weiterentwicklung von Impfstoffen schon seit Jahren abgeschrieben, weil man in dem Bereich kein Geld verdienen konnte. Mit einem völlig neuen Grippeimpfstoff kann ich vielleicht 200 Mio im Jahr Umsatz machen, die Entwicklung kostet mich 2 Milliarden.
Wer hätte eigentlich in den letzten 20 Jahren einen Impfstoff gegen HIV entwickeln sollen, wenn man sich ausrechnen kann, dass man etwa 5 Milliarden in die Hand nehmen muss, eine ungewisse Erfolgsaussicht hat und damit rechnen muss, dass sich in Europa und den USA kaum einer Impfen lässt und man in Afrika kein Geld dafür nehmen kann? Nur mal so als Gedanke für diejenigen, die jetzt direkt nach einer Freigabe der Patente auf die Corona-Impfstoffe rufen.
Es ist ja kein Zufall, dass die mRNA-Spezialisten sich ursprünglich auf Krebs fokussiert haben, obwohl die Technologie beim Impfen offenbar hervorragend funktioniert. Mit Krebs, Diabetes und Bluthochdruck lässt sich bisher sehr viel zuverlässiger Geld verdienen, als mit Impfstoffen. Wer möchte, dass wir bei Malaria, HIV, Grippe, ... weiter kommen, muss bereit sein, daran etwas zu ändern.
Moderna hat vor ein paar Monaten sehr gute Studiendaten für einen HIV-Impfstoff vorgelegt, die Technologie kann das. Wäre die wirtschaftliche Bedeutung von Impfstoffen in den letzten 10 Jahren besser gewesen, dann wäre der HIV-Impfstoff längst fertig.