Beiträge von Moebius

    Es fällt nicht das erste mal auf, dass Diskussionen, bei denen User sich hier zu Schulformen äußern, in denen sie nicht unterrichten, hier genau so schnell in das Ausbreiten von Vorurteilen und Klischees abdriften, wie bei nicht-Lehrern.

    Schon lustig, wenn wir uns gerne darüber aufregen, dass der Lehrerberuf und unsere Arbeit gesellschaftlich nicht den Stellenwert hat, den wir für angemessen halten, gleichzeitig gegenüber Lehrern anderer Schulformen kein Stück besser sind.

    Aber wahrscheinlich stimmt der Satz der Münsteraner Bezirksregierung.

    "Eltern, die in Sorge um ihre Kinder sind, Lokalpolitiker/innen unter Druck und nicht zuletzt Ihre Kolleginnen/en wollen nicht hören, dass Sie Zweifel haben“, so heißt es in dem Schreiben wörtlich.

    Ich persönlich hätte kein Problem damit, zu hören, dass meine Schulleitung Zweifel hat. Die habe ich und so ziemlich jeder andere auch und damit ehrlich um zu gehen, zeigt auch, dass man nicht dogmatisch irgend eine Position verteidigt. Das steigert mein Vertrauen darin, dass der oder die Verantwortliche das Geschehen auch kritisch hinterfragt und wenn nötig auch reagiert.

    Misstrauisch werde ich eher dann, wenn ich das Gefühl habe, jeden dritten Tag ein Schreiben zu bekommen, das im Wesentlichen nur aus Durchhalteparolen besteht.

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    Weiterhin nicht bereit seien die Länder zu einer Halbierung von Schulklassen, wie es das Kanzleramt vergangene Woche vorgeschlagen hatte, hieß es weiter. Allerdings soll laut "Business Insider" und "Berliner Morgenpost" der Präsenzunterricht für ältere Schüler weiter heruntergefahren werden. Zudem könnten die Weihnachtsferien bundesweit um eine Woche bis zum 10. Januar verlängert werden, wenn das Infektionsgeschehen dies erfordere, hieß es.

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    In allen großen Bundesländern dauern die Weihnachtsferien eh bis zum 10.1., der Zweck erschließt sich mir auch nicht, da war für mich der Vorschlag, die Ferien ein paar tage früher zu beginnen, rational schon eher nachvollziehbar, wegen der Möglichkeit zur Selbstisolation. Was genau sich unter "Präsenzunterricht bei älteren Schüler herunterfahren" verbirgt, bleibt vage.

    Beim Impfstoff von Biontech/Pfizer wird zunächst auch in den USA geimpft, dann in Europa und bei Alten oder Personen im Gesundheitswesen kann das schon 2021 der Fall sein. Für uns auch realistisch 2022.

    Solche Gerüchte zu verbreiten ist mal deutlich gesagt fahrlässiger Unsinn.

    Der Impfstoff wird aktuell in sechs Werken produziert, drei davon liegen in Deutschland. Es gibt einen Vertrag zwischen EU und Pfizer/Biontech, der die Quotierung regelt und sicherstellt, dass die EU ab Zulassung an lieferbaren Chargen beteiligt wird. Der Impfstoff ist ausschließlich durch Deutschland in der Entwicklung gefördert worden und nicht mit US-Geldern, die USA haben keinerlei vorrangige Zugriffsrechte.

    Es ging am Wochenende noch ein Interview des Chefs von Biotech durch die Presse, in dem dieser sagt, dass er erwartet, dass bis zum nächsten Herbst die Impfquote so hoch sein kann, das dann keine größeren Einschränkungen mehr notwendig sind.

    Dass Lehrer sich häufiger infizieren, kann ich also nicht belegen, weil Lehrer sich also häufiger infizieren?

    Wenn du untersuchen willst, ob Lehrer ein erhöhtes Infektionsrisiko besitzen, musst du die Zahlen von Lehrern in Relation zu einer Gruppe setzen, die keine Lehrer sind, bei denen die übrigen relevanten Parameter aber übereinstimmen, zumindest dann, wenn du aus dem Ergebnis irgendwelche Folgerungen ableiten will.

    Und das weist du auch, das ist wirklich Basiswissen, für jemanden, der schon mal im Stadion empirisch gearbeitet hat.

    In den Veröffentlichungen des RKI wird an der 14 Tage-Regel abzüglich der Todesfälle festgehalten, die individuellen Krankheitsverläufe werden nicht systematisch erfasst. Genesen beim RKI = alle Erkrankten die 14 Tage überleben. Das ist einfach so, Du kannst jetzt noch soviel Dinge anführen, die in der Realität natürlich zutreffen, für die Zahlenerfassung des RKI spielt da keine Rolle, dementsprechend ist meine Rechnung statistisch sauber.

    Wenn du annimmst, dass Lehrer nur milde Verläufe haben (nur dann zählt man 14 Tage nach dem Test als gesund) mag das rein rechnerisch stimmen, das ist nicht das Problem. Das Problem ist, das du so tust, als ob man durch dem Vergleich mit der Gesamtgruppe ("überdurchschnittlich") irgendeine Erkenntnis gewinnen könnte und das ist Quatsch, weil Lehrer altersmäßig nur einen Ausschnitt der Gesamtbevölkerung abbilden und die Testhäufgkeit vermutlich auch nicht die gleiche ist.

    Rein mathematisch wäre vermutlich auch die Aussage korrekt, dass Bergarbeiter doppelt so häufig Prostatakrebs haben, wie die Gesamtbevölkerung. Trotzdem kann man daraus nichts ableiten.

    Doch ergibt es, weil das RKI eine pauschale Tageszahl von 14 Tagen ansetzt, das habe ich recherchiert. Bis zur "Genesung" also muss man die 14 Tage Rohinzidenz von 420 nur durch 2 Teilen um auf den Wert zu kommen. Meine Zahl ist völlig korrekt.

    Wenn man nur nach "Beweisen" für eine These sucht, die man sowieso schon sicher zu wissen meint, kann man das natürlich so machen.

    Wenn man das ernsthaft betrachten wollte, könnte man eher die Zahl der aktuell insgesamt Erkrankten betrachten, was aktuell ca. 285 000 sind, also 0,35% der Bevölkerung. Aber auch dann bringt einen dieser Vergleich 0 weiter, zum Beispiel weil die Krankheitsdauern in verschiedenen Altersklassen sehr unterschiedlich sind, weil die Angabe der Zahl der Erkrankten nicht auf Diagnostik beruht, sondern darauf, dass positiv getestete Personen nach einer bestimmten Frist automatisch wieder als gesund gezählt werden, etc.

    Momentan von den Rund 800.000 Lehrern in Deutschland 3800 (0,42) infiziert, was einer deutlich überdurchsnittlichen 7 Tage Inzidenz von 210 entspricht.

    Kleine Wiederholung, Spiralcurriculum und so: nein, tut es nicht, weil eine Infektion nicht 7 Tage dauert. Es macht keinen Sinn aus einer Zahl aktiver Infektionen eine 7 Tages Inzidenz berechnen zu wollen, auch wenn einem das Ergebnis vielleicht gut passt.

    Das zeigt aber auch, dass es statistisch wenig Sinn macht, eine so feine Aufgliederung der Altersstruktur zu machen und dann auch noch nur einzelne Landkreise zu betrachten. Die Gruppen werden so klein, dass die statistischen Schwankungen jeden Erkenntnisgewinn verhindern. Auch bei den 20-24jähringen ist die Inzidenz im zitierten Beispiel ja 0. Das ist reiner Zufall.

    Wie liest man denn diese Grafiken? Es sind vermutlich nicht in der einen Woche 0 und in der nächsten 165,7 Achtzigjährige infiziert...?

    Es ist keine absolute Anzahl, sondern die Inzidenz und die schwankt extrem, wenn die Gruppe klein wird. Wenn in der betrachten Gruppe nur 600 Personen über 80 Jahre enthalten sind, genügt ein einziger Fall um eine rechnerische Inzidenz von 166 auf 100 000 zu haben.

    Persönliche Abneigung hin oder her, für den breiten Einsatz in Schule durch wenig geschultes Personal und ohne nennenswerte Ressourcen für Administration liefert Apple aktuell das einzig praxistaugliche System, wenn man denn Digitalisierung in Schulen möchte.

    Dass bei jemandem, der über 85 ist, überlegt wird, welche medizinisch grundsätzlich mögliche Behandlung noch erfolgen sollte, ist unabhängig von Corona Realität und vernünftig, auch wenn es für niemanden ein angenehmes Thema ist. Wenn man in der Schweiz damit offener umgeht, halte ich das im Prinzip für begrüßenswert, vor allem, wenn man Fälle aus Deutschland im Kontrast dazu sieht, bei denen schwer Erkrankte dieses Alters noch 2 Wochen vor ihrem voraussehbarem Ableben eine künstliche Hüfte verpasst kriegen, weil künstliche Hüften abrechnungstechnisch eine Goldgrube sind.

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