Beiträge von Moebius

    Die einfachste Variante wäre, sich in einen grenznahen Ort in Niedersachsen versetzen zu lassen, Schleswig-Holstein kann man ja ein einem Nachmittag bequem fußläufig umrunden, da findet sich ja vielleicht eine gemeinsame Wohnmöglichkeit zwischen zwei Arbeitsplätzen, zumal du bei einem Wechsel nach SH auch nicht unbedingt damit rechnen kannst, direkt im Wunschort eine Stelle zu bekommen.

    Sonst geht nur der Weg über das Ländertauschverfahren. Da sind Kinder oder Heirat relativ egal, man muss aber meist ein paar Jahre Wartezeit einplanen.

    Antrag auf Entlassung aus dem Dienst würde ich mir sehr gut überlegen, das ist riskant und du solltest dich vorher sehr genau informieren, ob bei dir als Quereinsteiger alles anerkannt wird und du überhaupt gute Chancen auf eine Einstellung in der Nähe deiner Wunschregion hast.

    Der Großteil der Steuereinnahmen dieses Staates kommen von gut verdienenden abhängig beschäftigten Arbeitnehmer. Das sind zum Beispiel Lehrkräfte. Die Vorstellung, man könnte den Staat sanieren, indem man "die Reichen" irgendwie mehr besteuert ist of genug widerlegt worden, bei den Jahreseinkommen über 100 000 € handelt es sich um einen derart geringen Teil der Beschäftigten, dass sich Änderungen der Besteuerung dort nur marginal in den Staatsfinanzen bemerkbar machen.

    Das bedeutet nicht zwingend, dass man das nicht tun sollte, an manchen Stellen geht es auch um das gesellschaftliche Gerechtigkeitsempfinden. Aber wenn es wirklich darum gehen soll mehr Einnahmen durch Steuern zu generieren, werden ein Großteil der Teilnehmer in diesem Forum zu den davon negativ Betroffenen gehören.

    Du kannst endlos über die Probleme bei der Umstellung auf EE schreiben, das habe ich ja selber auch schon, das ändert aber nichts daran, dass selbst nach den von dir geschriebenen Zahlen die Kosten für Strom beim Neubau von AKWs weiter steigen und nicht sinken würden.

    Die von mir genannten Zahlen über die Einspeisung der AKWs sind auch korrekt, daran ändert auch nichts, wenn du ein einzelnes AKW aus der Schweiz anführst, das längere Zeit unter Vollast gelaufen ist, jeder hier hat wohl gelesen, dass im letzten Sommer über Wochen weniger als 20 der 56 französischen AKWs am Netz waren, das verursacht dann dort genau die gleichen Probleme die die Erneuerbaren bei uns in Dunkelflauten haben. Eine Längere Außerbetriebnahme für Flamanville wegen Umbauten ist schon wieder für 2026 geplant.

    Und mein Kernargument ignorierst du komplett: Niemand in der Wirtschaft will Kernkraftwerke bauen, es gibt kaum noch jemanden, der überhaupt technisch in der Lage ist, sie zu bauen.

    Westinghouse EC war die letzte verbliebene Firma in Nordamerika, die ist beim Bau von Vogtle pleite gegangen und inzwischen von einem kanadischen Betreiber von Uran-Minen aufgekauft worden. Die deutschen AKWs wurden von einer Siemens-Tochter gebaut, die an Framatome verkauft ist, die haben ihr Geschäft längst umgestellt und bräuchten selbst bei staatlicher Finanzierung Jahre, bis sie in der Lage wären, mit dem Bau eines Kraftwerks auch nur zu beginnen. Es bleibt noch eine Koreanische Firma, mit der aktuell der Neubau von Blöcken in Tschechien geplant wird, die haben bisher aber noch nie ein Projekt in Europa fertiggestellt.

    Selbst wenn du deine Wünsche bekommst: die nächste Bundesregierung ändert den Kurs und will zukünftig auf Kernkraft setzen - es gibt überhaupt kein auch nur ansatzweise realistisches Szenario, bei dem ein AKW in Deutschland vor 2040 ans Netz geht.

    Sorry, aber du machst hier eine Milchmädchenrechnung bei der du dir einzelne, passende Zahlen aus dem Wikipediaartikel raussuchst und den gesamten Rest ignorierst. Nur mal einzelne Punkte:

    Das neue AKW Flamanville in Frankreich hat 23 Mrd. gekostet (ursprüngliche Planung 13 Mrd) und hat eine Nettoleistung von 1600 MW, produziert also ca. 12 TWh Strom, nach offiziellen Auskünften 3,3 % des französischen Stromabsatzes von 425,990 TWh.

    - Die 12 TWh würden sich ergeben, wenn das AKW praktisch ganzjährig mit Volllast laufen würde, das ist weit von der Realität. (Ich meine die Französischen AKWs sind im Schnitt 200 Tage pro Jahr am Netz und das auch nicht durchgängig unter Volllast.) Die aktuell im Betrieb befindlichen Reaktorblöcke haben noch eine Nennlast von gut 60 000 MW, mit deiner Rechnung würden die alleine also schon 130% des französischen Strombedarfs erzeugen, tatsächlich decken die Kraftwerke knapp 70% ab.

    - Die "Vollkosten von 11-12ct" beruhen auf einem Artikel aus 2020, indem man von Kosten von 19 Mrd. ausgeht, aktuell ist man bei 23,7 Mrd und das Ding läuft noch nicht, die Zahl ist also längst überholt.

    Noch mal: von mir aus können wir gerne den Bau von Kernkraftwerken erlauben. Es wird keiner tun. Das haben RWE und e.on schon klar gesagt (selbst die Länder, die großspurig eine Renaissance der Kernkraft angekündigt haben stehen vor diesem Problem - es gibt weder interessierte Betreiber noch Bauträger noch Firmen, die überhaupt in der Lage sind Kernkraftwerke zu bauen). Auch in Frankreich ist das Kraftwerk von einem staatlichen Betreiber gebaut worden, das einzig weitere neuer Kernkraftwerk steht in den USA und steht noch schlechter da:

    Infolge der Bauverzögerung um sechs Jahre sowie großer Kostensteigerungen während des Baus gehen US-Branchenanalysten von Stromgestehungskosten des Kraftwerks in Höhe von 168 US-Dollar/MWh (entspricht 16,8 ct/kWh) aus, was etwa viermal so hoch sei wie bei Wind- und Solarenergie, selbst wenn deren schwankende Erzeugung mit berücksichtigt werde

    Ich hätte die alten Dinger auch noch ein paar Jahre weiterlaufen lassen - mit dem Punkt hast du recht, alte, abgeschriebene AKWs sind vergleichsweise günstig, aber der Drops ist gelutscht, und soll dein Argument ernsthaft sein, dass wir jetzt weitaus höherer Kosten in Kauf nehmen sollen, weil es dann in 40-60 Jahren wieder voll abgeschriebene AKWs gibt, die dann sehr günstig produzieren können?

    Die Sozialleistungen steigen doch aber gar nicht wesentlich:

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    Eine Grafik anzuführen, in der ganz klar zu sehen ist, dass die Ausgaben seit Jahrzehnten kontinuierlich ansteigen, abgesehen von konjunkturellen Schwankungen, und das als Beleg dafür zu nehmen, dass das alles nicht so schlimm sei, nur weil wir aktuell mal gerade ganz knapp unter dem Allzeithoch sind, ist schon eine sehr eigene Interpretation.

    Das sogenannte Sondervermögen Klima- und Transformationsfonds, ein Schattenhaushalt, aus dem die Energiewende finanziert wird, damit die Schulden nicht der verfassungsmäßigen Schuldengrenze zugerechnet werden, beträgt 211 Mrd. €. Zinsen auf diese Kapitalaufnahme müssen aus dem Staatshaushalt bedient werden. Ob ein Return entgegensteht, ist sehr die Frage.

    Mit dem Geld könnte man übrigens gerade ca. 5 vergleichbare Kernkraftwerke neu bauen und würde mit weniger als 10% das deutschen Strombedarfs abdecken, bereits jetzt hat man mit dem Zubau von Wind und Solar einen etwa doppelt so goßen Anteil erreicht. Die "Einspeise-Stromkosten" sind halt nur die halbe Wahrheit, weil jetzt schon klar ist, dass diese niemals dazu führen werden, dass man die für die Erstellung des Kraftwerks angefallenen Kosten damit decken kann, diese sind in die Schulde des französischen Kraftwerksbetreibers - Staatskonzern, für den der Staat letztlich vollumfänglich haftet - geflossen.

    Vielleicht sollten diejenigen, die immer noch an Wirtschaftlichkeit aktueller Kernkraftwerkstypen glauben, mal versuchen den Widerspruch aufzulösen, dass kein einziger privater Kraftwerksbetreiber Interesse am Neubau von Kernkraftwerden hat, im Gegenteil, die haben alle schon vorsorglich abgewunken und selbst Merz hat im Rahmen der CDU-Positionsfindung zur Energie schon eingeräumt, dass Kernkraft nicht mehr in Frage kommt, weil es schlicht niemanden gibt, der Kernkraftwerke bauen möchte.

    (Ich will übrigens gar nicht ausschließen, dass sich das bei zukünftigen Kraftwerkstypen ändert, aber das ist keine Lösung für die nächsten 10-20 Jahre.)

    Die "aus dem Ruder gelaufenen" Kosten des AKWs liegen laut Wikipedia bei Vollkosten von 11-12 ct/kWh. Das liegt weiter unter dem Garantiepreis, den wir unseren Solar-Betreibern zahlen. Dieser lag 2022 bei 21,3 ct/kWh. Wir zahlen immer noch Solaranlagen ab, die über 30 ct/kWh kosten.

    Das Ding arbeitet aber nur zeitweise unter Vollast, entscheiden sind die Erstellungskosten pro GWh und die sind bei dem Kraftwerk etwa 10 mal so hoch, wie bei Windkraft und etwa 3 mal so hoch wie bei Windkraft + Gaskraft als Backup für die Zuverlässigkeit.

    Selbst die 11-12 ct/kWh im Optimalfall der Vollast wären übrigens kein annähernd konkurrenzfähiger Preis, Durchschnittspreis an der Strombörse lag 2024 bei 7,8 ct/kWh, teurer für den Endverbraucher wird es durch Steuern und Netzentgelte, die auf den Atomstrom genau so anfallen. Garantierte Einspeisevergütungen gab es für Windenergie im letzten Jahr gar nicht mehr, im Gegenteil, der deutsche Staat hat einige Milliarden durch Flächenvergabe für Offshore-Projekte eingenommen. Für Solarkraft ist die Einspeisevergütung für Überschüsse bei Neuanlagen aktuell nach Anlagengröße gestaffelt zwischen ca. 6 und 10 ct/kWh.

    Es gäbe die relativ einfache Möglichkeit einfach grundsätzlich alle Einkommensarten steuerlich gleich zu behandeln, also auch Kapitalerträge.

    (Nachteil: dann müsste man auch Verluste vollumfänglich Gegenrechnen können, was zu stärkeren Schwankungen der Steuereinnahmen führen wird.)

    Sozialabgaben auf Kapitalerträge halte ich für Unsinn, jemand, der wirklich von seinen Kapitaleinkünften lebt, ist privat versichert und muss dann auch keine GKV zahlen, und das Rentensystem wird nicht dadurch stabilisiert, dass man Mehreinnahmen generiert, die in gleichem Maße dann auch zu Ansprüchen führen.



    Interessant wird, welche Parteien über die Grundmandatsklausel in den Bundestag kommen. Sollte die CSU in Bayern mit derzeit 5,2% (bundesweit) unter die 5% rutschen, wird das sehr spannend - auch für Merz. Letztendlich entscheidet die Zahl der Köpfe im neuen Bundestag.

    Die CSU wird stand jetzt jeden einzelnen Wahlkreis in Bayern gewinnen und dann natürlich mit der ihr prozentual zustehenden Zahl Sitzen in den Bundestag einziehen, da wird gar nichts spannend. Du fantasierst dir Dinge auf Basis von Wunschdenken zusammen.

    Wo wir gerade am rechnen sind - bei meiner Warnung davor, dass eine Wahl von Weidel zur Kanzlerin nicht mehr ausgeschlossen ist, haben glaube ich viele nicht realisiert, dass das wirklich möglich ist: nach dem gestrigen Tag kann die AfD durchaus Richtung 25% gehen. Dann reicht noch ein weiterer Anschlag, eine weitere dümmliche Eskalation zwischen den übrigen Parteien oder sonst etwas in der Richtung und die AfD landet bei der Wahl bei 27%, CDU und Rot + Grün bei je 26%. Dann weigern sich SPD und Grüne mit Merz zu koalieren, beide Lager meinen, die Jeweils anderen müssten der Demokratie wegen nachgeben und halten als Scholz bzw. Merz als Kandidaten fest, dann reichen Weidel im 3. Wahlgang die 27% zur Wahl. Der Weg ist nicht mehr so weit, dass man sich in Sicherheit wiegen könnte.

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    Gleichwohl zeigt das hier gepostete Diagramm sehr deutlich, dass eine solche Koalition keine Mehrheit im Bundestag hätte. Auf Stimmen der Opposition darf man da nicht hoffen.

    Natürlich hätte sie das, im kommenden Bundestag werden 41-44 % der Stimmen für die absolute Mehrheit der Sitze reichen, je nachdem wie viele Parteien einziehen. In der oben gepostet Umfrage hätte schwarz grün, 43 % gegenüber 41 % der übrigen vertretenden Parteien.

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