Vielleicht noch mal zur Verdeutlichung, warum "die paar Tage" so wichtig sind:
Aktuell kommen über 80% der Toten aus der Risikogruppe der pflegebedürftigen Heimbewohner. Die umfasst in Deutschland aber nur 800 000 Personen, mit dem effektiven Schutz einer sehr kleinen Gruppe kann man also schon mal einen gewaltigen Unterschied bei den schweren Verläufen erreichen.
In Zahlen:
Durch den Impfschutz der Hochrisikogruppe werden etwa 2/3 der Todesfälle (und vermutlich 1/3 der Krankenhausaufenthalte) verhindern. Natürlich nicht von heute auf morgen - es gibt eine zeitliche Verzögerung durch die notwendige Zeit zum Aufbau des Impfschutzes, den aktuellen Patienten nützt es nichts, etc. Das gilt bei einer späteren Impfung aber genau so, in der Summe bleibt der Effekt also der gleiche.
Bei einem optimalen Impfstart mit genügend Dosen zumindest für diese Gruppe, hätte man diese in 1-2 Wochen überwiegend impfen können, bei zügiger Zulassung und Verteilung also bis Ende Dezember. Aktuell spricht Herr Spahn von "Ende Januar", gegenüber einem optimalen Impfstart, verlieren wir also durchschnittlich 3 Wochen.
Bei der aktuellen Mortalität reden wir also etwa von 6 000 - 8 000 Menschenleben, die ein optimaler Impfstart gegenüber dem, was wir aktuell haben, gerettet hätte.
Dem kann man jetzt entgegenhalten, dass diese Menschen Hochrisikopatienten sind, die auch ohne Corona nicht alle überlebt hätten, dass sich die Zahl zwar nach viel anhört aber in D jedes Jahr 100 mal so viele Menschen sterben und man nicht beliebig hohe Kosten an einer Stelle in Kauf nehmen kann ohne die Probleme zu sehen, die sich an anderen Stellen ergeben, etc.
Das ist auch alles sachlich richtig an anderen Stellen habe ich selber ähnlich argumentiert (wenn auch nirgends, wo diese Todeszahlen die Folge gewesen wären).
Aber: im Gegensatz zu vielen anderen Maßnahmen in der Pandemie, hätte es hier weder härtere Lockdownmaßnahmen noch mehr Geld gebraucht, sondern lediglich bessere Entscheidungen und bessere Organisation.
Und eine Sache ist ganz klar: wenn man den aktuellen Impfstart gelassen sieht, dann muss man konsequenterweise definitiv dafür sein, die Schulen umgehend wieder im Normalbetrieb zu öffnen. Denn - Diskussion über "Treiber der Pandemie" hin oder her - alles was wir in den Schulen zur Eindämmung der Pandemie beitragen können ist ein lauer Furz im Wind gegen die Wirkung der Impfung der Hochrisikogruppe. (Oder man sollte halt so ehrlich ein, sich einzugestehen, dass einem der Infektionsschutz in Schulen wichtig ist, weil einen das selbst betrifft und die Situation der Hochrisikogruppe eben nicht.)