Das Problem in Deutschland ist auch, dass die Situation oft überzeichnet und zu schlecht dargestellt wird. So lautete die fette Schlagzeile auf der Titelseite unserer regionalen Tageszeitung "Gschwätz"* vor einigen Tagen:
"513.000 Asylanträge im ersten Halbjahr" - Eine erschreckend hohe Zahl!
Erst nach einigen Absätzen im Artikel stellt sich heraus, dass sich diese Zahl auf ganz Europa bezieht - auf ein Gebiet mit 464 Millionen Einwohnern. Der Anteil Deutschlands mit 124.000 Anträgen liegt - relativ bezogen auf die Einwohnerzahl - sogar unter dem anderer Länder Europas.
Die Schlagzeile hätte auch anders lauten können: "30.000 Asylanträge weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres!"
Schade, dass ein Haudrauf wie Merz nun Kanzlerkandidat der CDU geworden ist, der die Rhetorik der AfD nur wiederholt - und damit "adelt" - genauso wie manche Schreiberlinge der Presse.
Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte Merz geraten, es sei nicht gut, immer nur draufzuhauen und das Land schlechtzureden - manchmal sogar schlechter, als es ist. Es sei sogar brandgefährlich, ständig nur schwarz zu malen. Hat er Recht.
Von "der Politik" erwarte ich, dass nicht nur rhetorische Worthülsen und "Haudraufgeschrei" in die Welt geblasen wird, sondern konkrete Vorschläge für die Lösung der wirklichen Probleme unseres Landes genannt und diskutiert werden:
Wie lässt sich unsere Infrastruktur erhalten und sanieren? Wie kann der Klimawandel gebremst werden? Wie werden Arbeitsplätze geschaffen und erhalten? Wie gestalten wir eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder?
Migration ist nicht unser Hauptproblem. Es ist nur ein prächtiges Wahlkampfthema.
* Schwäbische Zeitung