Beiträge von Morse

    Wo ist die Feierstunde im Bundestag zum 100-jährigen Jubiläum der ersten Republik, zu dieser Sternstunde der Demokratie?

    Ich finde das war überhaupt keine Sternstunde der Demokratie, ganz im Gegenteil!
    Die SPD hat sich gegen die neuen demokratischen Kräfte entschieden und statt dessen mit alten Monarchisten paktiert, mit denen sie gemeinsam militärisch die Herrschaft an sich rissen.
    Stichwort "Geburtsfehler".

    Kein Kapitalismus, schön und gut … aber was sonst? Andere Systeme haben sich als untauglich erwiesen – vor allem, weil sie die Natur des Menschen ignorierten. Denn leider gehören Egoismus, Neid und Missgunst zur Natur des Menschen und das ganz unabhängig vom vorherrschenden Wirtschafts- oder Gesellschaftssystem. Auch eine auf Gemeinwohl ausgerichtete Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung würde an den Menschen scheitern, da bin ich leider pessimistisch.

    Teilst Du denn die Kritik am Kapitalismus soweit?

    Nein, ich denke nicht, dass der Spruch die Richtige Schlussfolgerung ist.

    Ich sehe das Sprichwort nicht als Schlussfolgerung, sondern als Beschreibung der Realität. Findest Du es nicht zutreffend? Weshalb nicht?


    Und was ist dir ein wichtiges Anliegen? Bei mir kommt an: Kapitalismus ist scheiße und solange dieses System besteht, gucken wir eben zu. Gemeinschaftsgärtnereien sind Spenden und solange die Näherin weiternäht will sie es wohl nicht anders.

    Ganz bestimmt nicht! Meines Erachtens will die Näherin es sicher ganz anders, aber hat keine andere Wahl. Dieses ausgeliefert sein bringt ja auch das Sprichwort zum Ausdruck.



    Vielleicht wäre eine emotionale Regung oder wenigstens persönliche Sicht hilfreich, um dich zu verstehen.

    Ich halte das bei dieser ernste Sache eigentlich nicht für angemessen, zumal ich dessen Verständnis für relativ abstrakt und deshalb nicht leicht verständlich halte. Aber ich versuch's mal: Wie die meisten hier in unserem Forum, wenn nicht sogar alle, halte ich die Schäden für Mensch und Natur, die der Kapitalismus mit so sich bringt, für schlecht. Soweit herrscht meines Erachtens Konsens. Worüber m.E. kein Konsens besteht ist, inwiefern diese Schäden im Rahmen des Kapitalismus gemildert oder gar beseitigt werden können. Ich bin der Meinung, dass bestimmte Maßnahmen, die diese Schäden lindern sollen - wie z.B. "Fair"-Trade oder Mindestlohn - nur Symptome bekämpfen und im großen Ganzen auch nur scheinbar. Die Ursache der Schäden sehe ich im - meiner Auffassung nach - Kapitalismus per se, z.B. im Prinzip des maximalen Profits oder Kapital als Erwerbsquelle. Aus meiner Sicht kann man diese Schäden nicht lindern oder verhindern, ohne mit diesem Grundprinzip zu brechen.
    Ich verstehe gut, dass viele angesichts der Schäden aktiv werden um etwas dagegen zu tun. Nicht tatenlos zusehen! Aber leider ist das, meiner Meinung nach, nur sehr schwer möglich. Die genannten Maßnahmen halte ich persönlich für eine Selbsttäuschung. Nicht nur darüber, dass man selbst zu den Guten gehört, im gegensatz zu anderen, denen es egal ist - sondern vor allem über die eigene Machtlosigkeit gegenüber diesen Bedingungen.

    Das achte Gebot lautet "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" und ist kein generelles Verbot zu lügen, sondern bezieht sich auf Falschaussagen vor anderen Personen, die schwerwiegende juristische Konsequenzen für die Person haben konnten über die falsch Zeugnis abgelegt wurde.

    Der liebe Gott weiß alles, aber Valerianusder Jesuitenpater weiß alles besser!

    ;)

    Wolltest du das global verhindern, müsstest du... achtung, entschuldige die Ausdrucksweise, in einigen Ländern hingehen und sämtliche "Schwanzträger" dort exekutieren, da dieses absolut unmenschliche Verhalten dort eben "usus ist"...

    Ist denn Vergewaltigung von "Gastarbeitern" in Spanien usus? Ist das eine kulturelle Eigenart, oder eine Geschlechtsspezifische? Oder gar eine regionale?

    Man könnte auch mal überlegen, welche materiellen Bedingungen dazu führen.

    Ich sehe kein Zitat, dafür fehlt eine Quelle. Wow, dass jemand so einen Satz ersinnen kann. Wow, weil Sprachlosigkeit.
    Ich las neulich über marokkanische Erdbeerpflückerinnen in Spanien (Mütter, damit sie auf jeden Fall wieder zurückgehen), die in Baracken ohne Duschen wohnen und regelmäßig vergewaltigt werden. Aber klar, Folter ist immer noch besser, als zu verhungern.

    Wg. "kein Zitat": Ich weiß nicht, wer den Spruch zum ersten Mal gebracht hat. Eigentlich ist er ja ein Sprichwort, aber ich glaube nicht sehr verbreitet - deshalb habe ich die Anführungszeichen gesetzt.

    Semi-Off-Topic / etwas persönlich:
    Du scheinst ja auch der Meinung zu sein, dass der zynische Spruch der Realität entspricht, aber ich bin nicht ganz sicher, ob Du es auch von mir pietlos fandest ihn zu schreiben. Es tut mir leid, falls ich Dir auf den Schlips getreten bin. Das war natürlich nicht meine Absicht.
    Wenn ich mich zu dieser Thematik einlasse, versuche ich das möglichst sachlich zu machen, auch wenn das den Eindruck erzeugen kann, dass mich das alles emotional nicht berühren würde. Das ist natürlich nicht so. Ich hoffe man merkt auch an der Frequenz oder Verbissenheit, mit der ich das tue, dass mir das Thema ein wichtiges Anliegen ist.

    Powilehrer, TUT bitte was!! ;)

    Ne, im Ernst: mich gruselt.


    Auch wenn das ein Scherz war, frage ich mich schon, inwieweit Powilehrer dazu beigetragen haben.
    In der Praxis scheint es mir, dass auch die subtile Abwertung betroffener Schüler oder parteipolitische Belehrungen von Kollegen teilweise nach hinten losgehen.

    Dumme Randnotiz: gegen die Zustimmung zu autoritäter Führung ausgerechnet Beamte ins Felde zu führen hat auch was! Teufel, Belzebub und so...

    War bei mir im 1. Schuljahr aber auch so. Donnerstags 12 Stunden bis abends 21 Uhr und freitags gleich nochmal vormittags 8 Stunden hinten drauf.

    Alter Schwede... Das ist ja echt Wahnsinn! Wer, um alles in der Welt, lässt sowas zu?

    Hattest Du damals um Änderung gebeten oder wg. Probezeit etc. die Füße still gehalten?


    Wahl der ersten Planstelle nach dem Ref. extrem wichtig ist, weil man unter Umständen viele Jahre an diese Stelle gebunden sein wird?
    Das heißt es wäre nicht klug, eine Stelle nach dem Ref. anzunehmen, die man nicht gut findet (aus welchen Gründen auch immer), sondern evtl. lieber erstmal eine Vertretungsstelle und dann im nächsten Halbjahr nochmal zu probieren, in der Hoffnung auf eine bessere Planstelle?
    Quasi: lieber noch eine Weile keine sichere Beamtenstelle anstatt eine zwar sichere aber ungünstige Stelle, von der man ewig nicht mehr loskommt.

    1. "Wahl der ersten Planstelle" ist gut... Viele haben keine Wahl, sondern bekommen quasi einen "Marschbefehl". Meist liegt die Stelle aber in der gewünschten Region.

    2. Ich kenne nicht viele Fälle, sondern nur ein paar, aber glaube, dass Vertretungsstellen eine Sackgasse sein können, aus der man nicht mehr herauskommt bzw. keinen Fuß mehr in die Beamten-Tür kriegt.

    Ich hab mit einer Klasse mal einen Artikel gelesen oder Doku geschaut, in der eine solche Näherin gesagt hat, dass sie hoffe die Leute würden die Kleidung weiter kaufen. Wenn alle fair Trade wollten würde sie arbeitslos werden und könnte ihre Familie nicht ernähren. Das gab eine interessante Diskussion in der Klasse.

    "Was ist schlimmer als ausgebeutet werden? Nicht ausgebeutet werden!"

    Gilt nicht nur für die 3. Welt.


    Oder sehe ich das zu schwarz, und es ist gar nicht so schwer später die Schule zu wechseln?


    Ich finde das siehst Du genau richtig.


    Als Beamter lässt Dich Deine SL evt. nicht ziehen, wenn Bedarf ist. Und wenn, kannst Du Dir kaum aussuchen, wohin Du kommst. ("Aber mein Versetzungsantrag war doch nach Stadt X!" "Naja, jetzt sind sie ja immerhin 10 km näher dran!)"

    Als Angestellter wärst Du da freier und könntest vom Lehrermangel profitieren, aber nicht am Gym. und nicht mit diesen Fächern.

    Ja red ich denn an die Wand? Das mag man im Wirtschafts-Proseminar so lernen, aber wir (meine Mitgenossen und ich) zahlen unseren Gärtnern 3000 Euro brutto, weit über marktüblich, weil wir das wollen. Dass das nicht überall geht und nicht jeder will und nicht nachhaltig, kann man drüber reden, von mir aus, aber so pauschal "egal wo, egal wann" ist nun mal durch ein einziges Gegenbeispiel widerlegt.


    Es gibt ja viele Genossenschaften dieser Art, inbes. seit dem urban gardening Trend, genau so, wie es auch einzelne gibt, die sich auf dem Balkon Tomaten ziehen. Das ist aber keine Subsistenzwirtschaft.
    Ich kann mir auch selbst einen Pulli stricken - aber profitiert davon die Näherin in der 3. Welt, weil sie es nicht tun muss, für einen Hungerlohn, oder schadet es ihr, weil sie nicht mal einen Hungerlohn kriegt?
    Je nachdem wie viel Freizeit ich habe, kann ich es mir "leisten" den Pulli zu stricken, obwohl meine Arbeitskraft womöglich viel wertvoller wäre und ich nur viel weniger arbeiten müsste, zeitlich, damit ich mir davon 3 Pullis kaufen kann, die jemand anders für mich gestrickt hat. Meine Freizeit reicht für einen Pulli, vielleicht auch noch für die eigenen Tomaten. Aber irgendwann ist Schluss. Wegen meiner "richtigen" Arbeit bzw. Lohnabhängigkeit.

    Bei einem Liebhaberprojekt mehr Lohn bezahlen als nötig wäre, weil man in diesem Bereich (Liebhaberprojekt) nicht konkurrieren muss, geht auch nur, wenn man das entsprechende Geld zur Verfügung hat.
    Letztlich ist das eine Spende. Jährlich spenden Millionen von Menschen Millionen von Euro an Afrika und sonstwohin. Grundlegend ändert sich durch die ganze Spenderei nichts, weil die Gründe, die für die Armut bzw. die "Schere" sorgen, dadurch nicht aufgehoben werden, sondern höchstens zeitweilig gemildert, oft sogar nur scheinbar.
    Wenn jede (!) Näherin in Bangladesh 10 % mehr Lohn bekäme, würden die Preise anziehen, die wieder dafür sorgen werden, dass sie sich eben nicht "mehr" leisten, sondern nur ihre Arbeitskraft reproduzieren kann, und mehr nicht. (Randnotiz: die Arbeitskraft einer Näherin wird sie reproduzieren können, ihre Kinder wird sie nicht auf eine Elite-Uni schicken könnne. Um die Arbeitskraft eines deutschen Lehrers zu erhalten braucht es da z.B. schon ganz andere Mittel. Aber auch hier gilt: nicht mehr als nötig! (Von Arbeitgeberseite aus))

    Für diejenigen, die "fair" kaufen usw. ist das natürlich ein gutes Gefühl. Wenn man einem Bettler Geld gibt, ist das auch ein gutes Gefühl, und diesem einzelnen Bettler bringt das auch kurzfristig etwas wenn ihm von einem einzelnen etwas gespendet wird - aber, und das ist eben das große "aber", es ändert nichts an den Produktionsbedingungen die Fälle wie ihn, Armut in der 3. Welt, Lohnabhängige hierzulande usw. systemimmanet hervorbringen.

    Wieso sollte es unmöglich sein, Firmen, die in Deutschland Klamotten verhökern dazu zu verpflichten, den Weg der Kleidung und von mir aus auch der Rohstoffe nachzuweisen?
    Neues Gesetz: "Kleidung darf nur verhökert werden, wenn der lückenlose Nachweis der nach Richtlinie XY erfüllten Bedingungen vorliegt."

    Klar können da 107 Argumente gefunden werden, die dagegen sprechen. Es könnten aber auch Wege gefunden werden. Nichts ist unmöglich.

    Ich will mal anhand dieses Beispiels beschreiben, weshalb sowas im Kapitalismus (Prinzip des maximalen Profits) nicht funktioniert (was nicht heißen soll, dass ich das gutheiße).

    -"faire" Rohstoffe sind teurer als nicht-"faire". Die Mehrkosten dafür müssten entweder vom Profit (der maximal sein soll) abgezogen werden, oder die Ladenpreise entsprechend erhöht werden.
    - die höheren Preise führen zu einem Rückgang der Kunden - die dann bei der Konkurrenz kaufen - das Label "fair" sorgt für einen Zuwachs bestimmter Kunden.
    Je nach Produktplazierung kann dies für das Unternehmen eine Erhöhung oder Senkung des Profits bedeuten.
    Problem: nur ein sehr kleiner Teil der Konsumenten kann sich höhere Ausgaben für "faire" Produkte leisten. Das Geld, dass sie mehr für "Fair"-Trade ausgeben, wird an anderer Stelle eingespart.
    Wenn Kleidung trotz der Preiserhöhung gleichbleibend konsumiert würde, und die Modebranche keine Profite einbüßt, sind es andere Branchen, die die Einbußen hätten.
    Die Konkurrenz um die Kaufkraft der Konsumenten herrscht (auch) Branchenübergreifend. Alle anderen Branchen, außer der Modebranche, hätten ein Interesse daran, dass ihre Kunden weniger Geld für Mode ausgeben.

    Wenn nun alle Branchen gezwungen wären "fair" zu sein? Die Preiserhöhungen würden dazu führen, dass Arbeiter ihren Bedarf nicht mehr decken können. Die Masse könnte, wenn, nur einzelne Produkte "fair" kaufen - für mehr reicht das Geld nicht. Die Alternative dazu, dass die höheren Lohn- bzw. Produktionskosten auf den Verkaufspreis umgelegt und stattdessen vom Profit der Unternehmen abgezogen würden, wäre ein Bruch mit dem kapitalistischen Prinzip. Das Geld, dass den nicht-"fair" Angestellten fehlt, ist bei den Unternehmern. Die allermeisten Konsumenten müssen für Lohn arbeiten. Ein Lohn, dessen Höhe sich nach Angebot und Nachfrage richtet und seitens des Unternehmers immer so gering wie möglich sein muss. Daher kommt der Zwang des Arbeiters als Konsument so billig wie möglich einkaufen zu müssen. Diese Abhängigkeit zu lösen, hieße, wie gesagt, mit dem kapitalistischen Prinzip zu brechen.

    Auch ein in Deutschland gefertigtes Kleidungsstücke garantiert nur eine faire Bezahlung der Näherinnen in Deutschland.

    Weltweit wird gleich "fair" produziert.

    Die Bedingungen unterscheiden sich z.T. erheblich, z.B. zwischen Deutschland und Bangladesh, oder Deutschland heute und Deutschland im frühen 19. Jahrhundert.
    Aber egal wo, egal wann - das Prinzip der Produktion ist stets gleich: maximaler Profit.
    Löhne - an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten - werden durch Angebot und Nachfrage gebildet.

    So etwas wie einen "fairen" Lohn gibt es nicht.

    wieMorse schrieb:Obwohl ich ja selbst diese These gegen das "Privatvergnügen" vertrete, möchte ich anmerken, dass ich das Argument bzw. Beispiel "Land ohne Kinder" nicht verstehe. Ja, wenn's keine Kinder gibt, braucht's auch keinen Kindergarten und Kindergärtner. Das als Mangel zu empfinden leuchtet mir nicht ein.


    Was wiederrum mir nicht einleuchtet. Wenn keine Deutschen mehr geboren werden, gibts kein Deutschland mehr. Das wäre zwar sicher zu verschmerzen aber irgendwie eine absurde Diskussionsgrundlage.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Dich richtig verstehe - denn genau das sagte ich doch.
    Wenn ich selbst Kuckucksuhren herstelle, verliere ich meinen Arbeitsplatz, wenn keiner mehr die Dinger kauft. Das wäre ein schlüssiger Kontext, eine mangelnde Nachfrage danach zu kritisieren.
    Aber ganz allgemein zu sagen "Es ist schlecht, wenn es keinen Bedarf an Kuckucksuhren gibt, denn dann werden keine hergestellt" - als Selbstzweck, ist für mich kein schlüssiges Argument.

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