Das gleichzusetzen ist das Problem.
Das ist die selbe Argumentationsschiene wie "auch nur eine demokratisch legitimierte, wählbare Parte". Rein technisch stimmt das. Warum es gleichzeitig nicht stimmt, haben wir hier hinreichend erörtert. Man wählt die demokratiereduzierende/feindliche Struktur, die sich dann ausbreitet. Wie "damals".
Natürlich gibt es auch Soziopathen und Empathiefreie in anderen Parteien. Thilo Sarazzin ist meiner Erinnerung anch SPDmitglied. Wenn die Struktur dessen, was die Partei vertritt, aber an sich eher inklusiv/sozial/... ist, gibt es kein oder weniger systematisch befördertes, unterstütztes und strukturell akzeptiertes Zusammenspiel zwischen empathielosen Personen, die versuchen, den Rest sozialen Miteinanders gegen eine klare exklusive Gruppen-gegen-Gruppenpolitik immer weiter nach rechts auszudehnen, den Diskurs auszuweiten auf "die Nazis waren nur ein Vogelschiss in der Geschichte", "Demokratie ist am Ende und der Alleinherrscher muss und wird kommen (Höcke in seinem Buch mit viel Applaus der AfD), auf Flüchtlinge darf an der Grenze geschossen werden, Seenotretter sollen absaufen, absaufen, absaufen, Klimawandel ist nicht menschengemacht und darf keinen Einfluss auf Konsum haben, Schwule sind krank, Transgendermenschen gibt es überhaupt nicht wirklich - kurz: all die Diskurse, in denen andere Menschen entmenschlicht, entwürdigt, nicht anerkannt, marginalisiert werden, in denen Verantwortungsbewusstsein für andere mit Begriffen wie "Gutmensch" als irre dargestellt wird - und vieles mehr - das geht eben NICHT innerhalb jeder Partei im selben Maße und in der Härte, Schärfe, Kombination und Konsequenz: es gibt politische Denk- und Parteistrukturen, die eignen sich eher mehr für ganz bestimmte Persönlichkeitsmerkmale mehr als andere. Nicht ausschließlich, aber mehr. In der AfD kann man diese Haltungen haben und bekommt von großen Teilen der Partei Applaus, in anderen Parteien gibt es einzelne Personen, die einzelne dieser Haltungen tendenziell auch haben, aber sie bekommen keinen/weniger Applaus, viel Gegenwehr und setzen sich nicht flächendeckend durch. Diese feinen Unterschiede muss man schon machen. Es ist nicht alles irgendwie "dasselbe".
Ich finde es kommt auf die Kriterien an, mit denen man das beurteilt.
Die von Dir genannten Beispiele fanden sich vor nicht all zu langer Zeit doch auch bei der Union und wie Du selbst sagst teilweise immernoch auch bei anderen Parteien, auch wenn es eine Minderheit ist.
So gesehen scheint die AfD mit vielen Positionen den anderen eher konservativ-rechten Parteien um Jahre hinterherzuhinken - aber (meiner Meinung nach) sich nicht grundsätzlich zu unterscheiden.
Auch gibt es in der AfD (mittlerweile) geoutete Homosexuelle und seit neuestem ja auch die "Juden in der AfD", was so manche Irritationen ausgelöst hat, weil dies doch einvereinbar mit der Politik der Partei scheint.
Man merkt: die Bürgerliche Gesellschaft mit ihrer Liberalität was früher ausgegrenze Minderheiten angeht, macht auch vor der AfD nicht halt. Was übrig bleibt, sind die Ausländer, die, die nicht zum "Volk" gehören, dass ein Nationalstaat für sich definiert. In dieser Unterscheidung unterscheidet sich die AfD nicht von anderen Parteien, nicht nur in der BRD, sondern in jedem Nationalstaat.
Um an der Grenze zu schießen braucht's keine AfD, dass machen die Grenzer ggfs. auch von alleine und die EU selbst (!) bekämpft Seenotretter, man denke nur mal an die Aquarius usw. Für brennende Asylantenheime und staatlich vertuschte Mordserien brauchte es auch keine AfD.
Der große Unterschied ist natürlich die Rhetorik die das ganze begleitet. Da sehe ich schon einen Unterschied.
Ausländer werden in den nationalen Arbeitsmarkt integriert um die Lohnkosten zu senken. Der eine Politiker sagt, es sei aus Nächstenliebe, der andere sagt, es sei zum Wohle der nationalen Wirtschaft, oder gar der Bevölkerung. Die Begründung richtet sich nach der jeweiligen Klientel.
Insofern macht es natürlich vom politischen Klima in einer Gesellschaft schon einen Unterschied und da hätte ich schon eine Präferenz.
So gesehen wäre es ein "kleineres Übel". Aber ein Übel ist ein Übel und sich dafür zu entscheiden legitimiert dieses Übel und setzt es fest und weiter fort.
Wenn einer Gewalt über mich hätte und mir zur Wahl stellte, ob er mir eine scheuert, oder mir in den Hintern tritt, fände ich beides schlecht und wöllte, dass es aufhört.
Alle Jahre wieder besonders merkwürdig: jeder Wähler weiß, was es mit sog. Wahlversprechen auf sich hat, aber das scheint komischerweise niemand davon abzuhalten.
Gewählte Regierungen an ihren Wahlversprechen zu messen gilt irgendwie als naiv und pöbelhaft, man wisse doch ganz genau dass Wahlkampf eben Wahlkampf sei, so der onkelhafte Erklärbär aus der SZ, Der ZEIT, oder der FAZ. Das soll aber bitte niemand als Einwand gegen das beliebte Abwägen und Gegenüberstellen von Positionen, geschweige denn gegen das Wählen selbst verstanden wissen.
/rant 