Beiträge von Morse

    Wir hatten mal einen Kaiser, der Kolonialismus völlig okay fand. Das war gerade erst, meine Oma hat da schon gelebt. Trotzdem herrscht heute ein anderer Konsens über das Menschenbild. Eine Partei, die wieder Deutsch-Südwest haben will, wäre also nicht unterstützenswert, selbst wenn sie noch nicht verboten wäre :aufgepasst:

    Früher hieß es unser "Platz an der Sonne", heute "unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt".

    "Entwicklungshilfe" klingt natürlich toll. Sie baut die Abhängigkeit der ehemaligen Kolonien von den reichen westlichen Staaten weiter aus, z.B. um deren Ressourcen auszubeuten. Das nennt man dann Neo-Kolonialismus.
    Das Menschenbild ist schon ein anderes, das stimmt, aber es ist doch nur ein Mittel zum Zweck, eine aktuelle Legitimation für die gleiche Politik.

    Welche genau?

    Na z.B. gegen Homosexuelle. "Lieber ein Kalter Krieger als ein warmer Bruder" - Strauß, und der vor kurzem ja hochumjubelte Helmut Schmidt der später abstritt "Ich bin doch nicht Kanzler der Schwulen" gesagt zu haben, weil er sich "nie mit der Sache befasst“ hätte usw. Auch Anfang der 90er wurde das Thema in der CDU z.B. noch aktiv unterdrückt, obwohl sich schon einige in der Partei geoutet hatten und das dort Salonfähig machen wollten.
    Ich denke für "exklusive Gruppen-gegen-Gruppenpolitik" fänden sich auch viele Beispiele, man denke nur an die "Kinder statt Inder"-Kampagne von Rüttgers. "Das Boot ist voll!", "Leitkultur" usw.

    Was ich eigentlich meinte, war, dass eine kapitalistische und multikulturelle Gesellschaft immer Kritiker der beiden vorgestellten Adjektive haben wird (beim Kapitalismus sind es die Linken, beim Multikulturalismus die Rechten) und dass das auch persönlichkeitsbedingt sein kann.

    Bei Wagenknecht fanden ja unlängst diese beide Positionen zusammen: Arbeitsmigration stoppen um die nationale Bevölkerung vor der verschärften Konkurrenz am Arbeitsmarkt zu schützen.

    Der Hass der Leut' richtet sich immer auf die Konkurrenten, aber nie auf die, die sie dieser Konkurrenz aussetzen.

    Das gleichzusetzen ist das Problem.

    Das ist die selbe Argumentationsschiene wie "auch nur eine demokratisch legitimierte, wählbare Parte". Rein technisch stimmt das. Warum es gleichzeitig nicht stimmt, haben wir hier hinreichend erörtert. Man wählt die demokratiereduzierende/feindliche Struktur, die sich dann ausbreitet. Wie "damals".

    Natürlich gibt es auch Soziopathen und Empathiefreie in anderen Parteien. Thilo Sarazzin ist meiner Erinnerung anch SPDmitglied. Wenn die Struktur dessen, was die Partei vertritt, aber an sich eher inklusiv/sozial/... ist, gibt es kein oder weniger systematisch befördertes, unterstütztes und strukturell akzeptiertes Zusammenspiel zwischen empathielosen Personen, die versuchen, den Rest sozialen Miteinanders gegen eine klare exklusive Gruppen-gegen-Gruppenpolitik immer weiter nach rechts auszudehnen, den Diskurs auszuweiten auf "die Nazis waren nur ein Vogelschiss in der Geschichte", "Demokratie ist am Ende und der Alleinherrscher muss und wird kommen (Höcke in seinem Buch mit viel Applaus der AfD), auf Flüchtlinge darf an der Grenze geschossen werden, Seenotretter sollen absaufen, absaufen, absaufen, Klimawandel ist nicht menschengemacht und darf keinen Einfluss auf Konsum haben, Schwule sind krank, Transgendermenschen gibt es überhaupt nicht wirklich - kurz: all die Diskurse, in denen andere Menschen entmenschlicht, entwürdigt, nicht anerkannt, marginalisiert werden, in denen Verantwortungsbewusstsein für andere mit Begriffen wie "Gutmensch" als irre dargestellt wird - und vieles mehr - das geht eben NICHT innerhalb jeder Partei im selben Maße und in der Härte, Schärfe, Kombination und Konsequenz: es gibt politische Denk- und Parteistrukturen, die eignen sich eher mehr für ganz bestimmte Persönlichkeitsmerkmale mehr als andere. Nicht ausschließlich, aber mehr. In der AfD kann man diese Haltungen haben und bekommt von großen Teilen der Partei Applaus, in anderen Parteien gibt es einzelne Personen, die einzelne dieser Haltungen tendenziell auch haben, aber sie bekommen keinen/weniger Applaus, viel Gegenwehr und setzen sich nicht flächendeckend durch. Diese feinen Unterschiede muss man schon machen. Es ist nicht alles irgendwie "dasselbe".

    Ich finde es kommt auf die Kriterien an, mit denen man das beurteilt.
    Die von Dir genannten Beispiele fanden sich vor nicht all zu langer Zeit doch auch bei der Union und wie Du selbst sagst teilweise immernoch auch bei anderen Parteien, auch wenn es eine Minderheit ist.
    So gesehen scheint die AfD mit vielen Positionen den anderen eher konservativ-rechten Parteien um Jahre hinterherzuhinken - aber (meiner Meinung nach) sich nicht grundsätzlich zu unterscheiden.
    Auch gibt es in der AfD (mittlerweile) geoutete Homosexuelle und seit neuestem ja auch die "Juden in der AfD", was so manche Irritationen ausgelöst hat, weil dies doch einvereinbar mit der Politik der Partei scheint.
    Man merkt: die Bürgerliche Gesellschaft mit ihrer Liberalität was früher ausgegrenze Minderheiten angeht, macht auch vor der AfD nicht halt. Was übrig bleibt, sind die Ausländer, die, die nicht zum "Volk" gehören, dass ein Nationalstaat für sich definiert. In dieser Unterscheidung unterscheidet sich die AfD nicht von anderen Parteien, nicht nur in der BRD, sondern in jedem Nationalstaat.

    Um an der Grenze zu schießen braucht's keine AfD, dass machen die Grenzer ggfs. auch von alleine und die EU selbst (!) bekämpft Seenotretter, man denke nur mal an die Aquarius usw. Für brennende Asylantenheime und staatlich vertuschte Mordserien brauchte es auch keine AfD.

    Der große Unterschied ist natürlich die Rhetorik die das ganze begleitet. Da sehe ich schon einen Unterschied.
    Ausländer werden in den nationalen Arbeitsmarkt integriert um die Lohnkosten zu senken. Der eine Politiker sagt, es sei aus Nächstenliebe, der andere sagt, es sei zum Wohle der nationalen Wirtschaft, oder gar der Bevölkerung. Die Begründung richtet sich nach der jeweiligen Klientel.
    Insofern macht es natürlich vom politischen Klima in einer Gesellschaft schon einen Unterschied und da hätte ich schon eine Präferenz.
    So gesehen wäre es ein "kleineres Übel". Aber ein Übel ist ein Übel und sich dafür zu entscheiden legitimiert dieses Übel und setzt es fest und weiter fort.
    Wenn einer Gewalt über mich hätte und mir zur Wahl stellte, ob er mir eine scheuert, oder mir in den Hintern tritt, fände ich beides schlecht und wöllte, dass es aufhört.

    Alle Jahre wieder besonders merkwürdig: jeder Wähler weiß, was es mit sog. Wahlversprechen auf sich hat, aber das scheint komischerweise niemand davon abzuhalten.
    Gewählte Regierungen an ihren Wahlversprechen zu messen gilt irgendwie als naiv und pöbelhaft, man wisse doch ganz genau dass Wahlkampf eben Wahlkampf sei, so der onkelhafte Erklärbär aus der SZ, Der ZEIT, oder der FAZ. Das soll aber bitte niemand als Einwand gegen das beliebte Abwägen und Gegenüberstellen von Positionen, geschweige denn gegen das Wählen selbst verstanden wissen.

    /rant ;)

    Grundsätzlich sehe ich es ja so: Erstmal steht gar keinem etwas vom Staat zu. Kinder sind zunächst einmal Privatvergnügen. Deutschland hat aber Probleme mit dem Generationenvertrag (zu viele Rentner, zu wenig Beitragszahler)

    Dieses archaische Prinzip in einer modernen Gesellschaft bzw. mit Geldwirtschaft kam mir ja schon immer etwas merkwürdig vor.

    Damals war das einfach ein Kredit an die erste Generation von Rentnern, der nie zurück gezahlt wurde, oder?

    Ich bin kein Jurist ... aber es dürfte ein großer Unterschied bestehen zwischen "wollen" und "tun". Darüber hinaus dürften manche Absichten schwer zu beweisen sein - evtl. wird die AfD bzw. Unterorganisationen gerade deshalb in einigen Bundesländern genauer beobachtet? Aber das weißt Du sicher alles, gefühlt geht es Dir hier um andere Dinge?

    Ja. Einiges von dem, was an der AfD kritisiert wird, meine ich auch bei anderen Parteien zu erkennen - deshalb finde ich diese Kritik blauäugig oder heuchlerisch (je nachdem wer sie äußert). Das hatte ich ja bereits geschrieben.
    Davon abgesehen: mir scheint von der AfD-Diskussion ein "kleineres Übel"-Effekt auf die anderen Parteien auszustrahlen; und von dieser Einstellung - "das kleinere Übel" - halte ich persönlich nichts.

    Machtgeilheit, Narzissmus und mangelnde Empathiefähigkeit. Ist dieselbe Mischung mit unterschiedlichen Anteilsmischungen, bei allen dieser Typen, immer. Gibts interessante psychologeische Abhandlungen dazu. Die sind für Argumente übrigens auch nicht erreichbar. Denn die haben was von ihrer rechten Gesinnung: Anhänger, Applaus, Gefolge, Selbstüberhöhung, Wirksamkeit. Warum das aufgeben?

    Ich möchte nicht widersprechen, aber mal die kühne These aufstellen, dass sich diese Eigenschaften nicht nur in einer Partei finden lassen.

    Weil wir keine Diktatur sind? Weil die Meinungsfreiheit Vieles erlaubt? Weil die Mühlen - gerade bei sowas - langsam mahlen? Weil man nicht so einfach "verhaftet" wird?

    Wenn sie die Verfassung abschaffen wollen, wie manche eindeutig beurteilen, wäre es ja nicht "einfach so". Spätestens da endet die Meinungsfreiheit und findet sich im Strafgesetzbuch einiges.

    "noch dazu, wenn sie nicht verboten ist" - und auf den Zusatz habe ich mich bezogen. Und natürlich kann man überparteilich sein (die LpB kritisiert weder SPD, noch CDU, noch mittlerweile die Grünen etc - egal, wer in dem Bundesland gerade Regierungsverantwortung trägt) und gerade EINE bestimmte Partei kritisieren, weil das Verhalten dieser Partei eben nicht bestimmten Grundlagen entspricht.

    Ich weiß schon worauf Du Dich bezogen hast. Mir ging es darum herauszustellen, dass die Parteien miteinander in Konkurrenz stehen. Zur AfD stehen fast alle anderen Parteien in direkter Konkurrenz, zumindest was die bisherigen Wechselwähler anging. (Auch Interessant: vorher CDU, SPD, Linke - jetzt AfD) Beträfe die direkte Konkurrenz nur eine der Parteien, gäbe es wohl auch keinen so einhelligen Tenor - meine ich.

    Eine Insitution die zu einem Ministerium gehört ist für mich nicht überparteilich, ganz egal welche Partei das Ressort besetzt.

    Dass es sich bei deren Warnung vor einer Partei, die deren Konkurrenz ist, nur um einen idealistischen Selbstzweck handelt, weil sie die Demokratie so hoch achten, glaube ich nicht. Für mich ist das Teil des Wahlkampfes und die Reaktion des LpB eine Reaktion auf eine neue Partei, die überraschend große Wahlerfolge hatte, aber noch nicht zum Club der Alteingesessenen gehört wie mitterweile die Grünen und Linke.
    In 10-20 Jahren gehört die AfD dann zu den Parteien, die das, womit sie in ihren Anfangstagen geschmäht worden sind, an die neuen richten, wie bei den Gründen und PDS/Linke, falls es sie bis dahin noch gibt. (Man denke an die NPD im B.-W. Landtag mit knapp 10 %).

    Och, bitte jetzt aber nicht das Argument "die Partei xy ist harmlos/demokratisch, weil sie nicht verboten ist" ... die NPD ist auch nicht verboten - ist die damit demokratisch? Es gibt viele Gründe, warum eine Partei nicht verboten wird.

    Ich habe nicht beurteilt, ob die AfD demokratisch ist oder nicht, sondern inwiefern die LpB überparteilich ist, wenn sie eine Partei kritisiert.

    Ich glaube, da schätzt Du die LpB falsch ein. Es geht hier um was anderes, als politische Konkurrenz madig zu machen

    Beweisen lässt sich wohl weder das eine, noch das andere.
    Die LpB versteht sich selbst als "überparteilich". Ich weiß nicht, ob sie diesem Anspruch gerecht wird, wenn sie vor einer Partei warnt (noch dazu keiner verbotenen).

    In B.-W. gab es schon mal eine GK Abschlussprüfung in der die Prüflinge zur Politik der AfD Stellung beziehen mussten.
    Mir persönlich ist das ein bisschen zu viel des Guten (Aktualität, Bezug zur Lebenswelt der Schüler), ich finde dabei droht die Gefahr, dass die Schüler durch den Reifen hüpfen müssen, den ihnen ihr Lehrer vorhält - und sich dessen auch bewusst sind.

    Schule und der Politikunterricht sind immer ein Spiegel ihrer Zeit.

    In einer Musteraufgabe zum neuen Gemeinschaftskunde Bildungsplan in B.-W. sollen die Schüler mit dem Grundgesetz begründen, weshalb Homosexuelle nicht verfolgt werden dürfen.
    Dass der Staat mit dem gleichen Grundgesetz selbst Homosexuelle verfolgt hat... Sei's drumm.

    Ich glaube, dass Politik keine moralischen Grundlagen hat, aber jede Politik eine Moral, die sie rechtfertigt.
    Dass es im LpB wirklich ehrliche "Überzeugungstäter" gibt, glaube ich schon, aber auch, dass die Parteien, die dort vertreten sind, ihre Konkurrenz nicht aussen vor lassen.

    Früher hieß es immer in den Elefantenrunden "mit allen demokratischen Parteien" - damit war die PDS/Linke gemeint, bzw. dass diese Partei eben nicht demokratisch sei, wie die anderen.
    Heute hört man die Äußerung immer noch, diesmal ist die AfD gemeint.

    Mittlerweile ist die Linke auch eine Regierungspartei geworden und für andere, die sie früher noch als undemokratisch abgelehnt haben, ist es opportun mit ihr zu koalieren.
    Nun verwenden selbst Politiker der Linken diese Formel "mit allen demokratischen Parteien" die früher gegen sie selbst genutzt wurde.

    Mit den Grünen war es ähnlich.
    Auf dem Weg zur Regierung und spätestens dort unterschied sich die Programmatik immer weniger von denen der Etablierten.
    Ob es der AfD und der nächsten neuen erfolgreichen Partei auch so ergehen wird?

    Naja, wir sind aber nicht in den 70ern, sondern im hier und jetzt. Ich finde es wenig brauchbar, 40 Jahre in die Vergangenheit zu greifen ("ah, die haben damals aber auch (nicht) ..." - nur weil ich damals etwas nicht getan habe, heißt es ja nicht, dass man es heute auch nicht tun sollte), um heutiges dummes Verhalten zu entschuldigen (relativieren?). Eigentlich müsste die Menschheit sich ja weiter entwickeln, aus Fehlern lernen, eigene Dummheit/Beschränktheit/Borniertheit zurück fahren ... danach sollten wir streben.-

    Da stimmt ich Dir zu. Ich wollte nicht sagen, dass die Kritik heute unterbleiben sollte, weil sie damals (womöglich) auch unterblieben ist.

    Mir ging es darum, dass Parteipolitik im Unterricht, vor allem von einer Regierung gegen die Opposition, ein G'schmäckle hat - das des Wahlkampfs.

    Ich halte die von einer LpB geäußerte Kritik einer Oppositionspartei vor allem für ein Mittel zu dem Zweck, die politische Konkurrenz madig zu machen.
    (Das heißt nicht, dass an der Kritik nichts dran ist oder ich sie nicht womöglich teile.)

    Ich muss immer daran denken, wie ich das fände, wenn die andere Partei an der Regierung wäre und ihre Agenda in den Unterricht bringt bzw. die Lehrer das dann ausführen müssen.


    Die Reaktion der Eltern im vorliegenden Fall zeigt mir die typische Elternhilflosigkeit angesichts der Tatsache, dass der Junior bockt und ihre (!) Träume vom Abi des Jungen den Bach hinuntergehen.

    Das war auch mein Gedanke, denn das Kind ist sicher nicht das einzige, dass in der 9. Klasse in der Pubertät ist und mangelnde Motivation hat.



    Was macht ihr mit solchen Schülern, die gar nichts mehr tun, um sie zum (Nach-)Arbeiten und Mithalten zu bewegen?

    Versuchen Erfolgserlebnisse zu schaffen.
    Irgendwann einsehen, dass mein Einfluss begrenzt ist.

    Mich besorgt, dass die Aufsicht von der Beratung abgekoppelt wird und dass der einzele Kollege im Unterricht noch stärker unter Druck stehen wird, bestimmte Niveaus zu erzielen (übergreifende und zentral gestellte Arbeiten). Auch eine Entlastung von der Verwaltungsarbeit sehe ich nicht.

    Kannst Du das ein wenig ausführen?

    Ich kenne bisher auch nur vage Absichtserklärungen wie die im Ausgangsposting, aber keine konkreten Maßnahmen bzgl. des Refs.

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