Beiträge von Morse

    es ist eher eine Frage des wie. Natürlich "lernt" man Vokabeln, aber ich habe die Erfahrung gemacht (gilt für alle Sprachen, sehe ich im Spanischen genauso), wer "aus dem Kontext" die Vokabeln lernt, behält sie besser. Denn man weiß dann etwas mit ihnen anzufangen. Eine Liste quasi "runterzubeten" ist ziemlich hirnlos, und wird idR nicht so behalten.

    Sollte man meinen, aber warum lernen dann fast alle der besten Schüler genau so ihre Vokabeln? (Auch wenn die Abfrage keine Tabelle, sondern mit Kontext ist!)
    Die Erklärung, dass die Schüler eben nicht wüssten, was effektiver sei oder zu faul dafür" finde ich nicht überzeugend.
    Diejenigen Schüler, die mit z.B. mit Hilfe von selbstgemalten Bildchen lernen oder Kontext bzw. sich den Text nochmals durchlesen, sind meiner Erfahrung nach eine absolute Rarität. Ist das bei Dir/Euch anders?


    Off-topic:

    Führe dir immer wieder vor Augen - Sprachen leben davon gesprochen zu werden. Also, willst du eine Sprache lernen, setze dich ihr aus. Kommuniziere, wenn die Möglichkeit besteht, mit Muttersprachlern, höre Musik und schaue Filme in dieser Sprache, lese Bücher - aber keine "Wörterbücher".

    Ist das an mich gerichtet oder Deine Schüler? ;)
    In einem Punkt will ich aber widersprechen: meines Erachtens "lebt" Sprache auch schriftlich. Ich finde es schade, dass das geschriebene Wort teilweise nur als toter Abglanz des Gesprochenen gilt. Ich empfinde das ganz anders! Manch geschriebenes Wort ist nicht tot, sondern unsterblich! Aber das liegt natürlich auch an der Auswahl der Texte...

    (Mal ganz davon abgesehen, werden üblicherweise die Noten sogar im Fremdsprachenunterricht hauptsächlich aus schriftlichen Leistungen gebildet werden - ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Aber das Fass der Bildungspläne und didaktischem Trend zur Fehlertoleranz lasse ich mal zu.)

    tabellarische Vokabeltests, also "Hier ist eine Liste, bitte übersetzen" bevorteilen höchstens "Auswendiglerner". Die lernen aber wirklich das, also auswendig, und nicht die Sprache.
    Das Lernen wie auch die Kontrolle im Gesamtgefüge ist imho deutlich sinnvoller, immerhin sollen die SuS die Sprache lernen, und nicht als wandelndes Wörterbuch kandidieren.


    Mir ist schon bewusst, dass das als veraltet bzw. als Tabu gilt - aber gerade deshalb möchte ich das mal kritisch hinterfragen.

    Ist Vokabeln lernen - trotz kontextualisierenden Techniken - etwa kein Auswendiglernen?
    Und weshalb soll Auswendiglernen per se (!) etwas schlechtes sein?
    Ist ein gewisses Maß aus Auswendiglernen nicht sogar die Bedingung für weiteren Kompetenzerwerb? (Auch die Namen von Buchstaben mussten einmal auswendig gelernt werden.)

    (Ich spiele deshalb hier den advocatus diaboli, weil meine Befragungen von Berufsschülern im Fach Englisch immer wieder den Eindruck erwecken, dass die guten Schüler "altmodischen" Unterricht hatten, bei dem sie immer wieder regelrecht "gedrillt" wurden, bis die Formen sitzen (z.B. der Klassiker "he/she/it das 's' muss mit") und sehr viele Vokabeltests (oftmals 'noch' als Tabelle) stattfanden. Manche Schüler hörten in ihren Klassen sogar immer wieder Audios an, bei denen schlicht die grammatischen Formen runtergebetet werden; sie sollten dabei zuhören oder mitsprechen - dass es sowas noch gibt, hatte ich gar nicht für möglich gehalten.
    Das ist natürlich keine repräsentative Statistik und die Aussagen der Schüler sind natürlich auch nicht immer für bare Münze zu nehmen, aber wie gesagt der Grund, warum ich mir diese Gedanken mache.)

    Sorry, ich hab deine Frage jetzt erst gelesen.

    Ich frage Vokabeln nicht in der klassischen Tabelle ab, meint: Schüler sollten nicht nur die direkte Übersetzung kennen, sondern stattdessen nehme ich zumeist Texte aus dem Buch, ändere diese leicht ab und füge Lücken hinzu. Somit müssen die Schüler aus dem Kontext auf die Vokabel schließen. Das klappt ganz ordentlich und das finde ich didaktisch wesentlich angemessener.

    Dass das Lernen von Vokabeln durch kontextuelle Verknüpfungen effektiver ist, ist klar. Aber inwiefern ist die Abfrage "didaktisch angemessener"?
    Weil die Einbindung von Kontext eher einer realen Situation entspricht?
    Weil es dadurch nicht nur eine Abfrage-, sondern gleichzeitig auch Übung ist?

    (Eine Abfrage mit Kontext halte ich auf jeden Fall für leichter als eine ohne.)

    Ein Vorteil einer "nackten" Tabelle ist der geringe Vorbereitungsaufwand, gerade auch wenn Abschreiben ein Thema ist: nicht nur A und B Varianten, sondern auch zufällige, indivudelle Tests werden dadurch möglich.

    Ich frage mich, ob dieses Abstrakte einer "nackten" Tabelle nicht auch eine Qualität sein kann, die ihren Wert und Platz hat. Bisher halte ich es aber nur für eine besonders anspruchsvolle Abfrage der Vokabeln, die dadurch, dass sie quasi ohne Kontext beherrscht werden, für alle Kontexte gelten und nicht nur für einen bestimmten bzw. dem einen, mittels dessen sie gelernt wurden.

    Gehaltszulage, wenn Bewerbermangel herrscht? Eine Selbstverständlichkeit, die in der "freien" Wirtschaft gang und gäbe ist, ist jetzt auch endlich beim Staat angekommen? Naja, im IT-Bereich macht der Staat es schon seit Jahren, wird endlich Zeit, dass auch auf die Lehrer zu übertragen, statt immer größere und dubiosere Quer- und Seiteneinsteigerprogramme auszurufen.

    Wenn der Staat es Ernst meint mit der Bekämpfung des Lehrermangels, dann sollte er allen Lehrer 1000€ Gehaltszulage zahlen. Dann steigt auch wieder die Attraktivität des Berufs und es studieren auch wieder mehr Männer auf Lehramt.

    Momentan probiert unser Arbeitgeber ja diverse Alternativen zu dieser Lohnerhöhung aus. Der Erfolg dieser Maßnahmen wird darüber entscheiden, ob Lohn erhöht wird, oder nicht - oder womöglich sogar gesenkt!

    Ob die Personen, die den Unterricht abdecken, männlich oder weiblich sind, spielt unmittelbar keine Rolle.

    Bezüglich des Betreuungsproblems: Hast du ein Mangelfac? Ich habe mal von einem Fall gehört, wo diejenige ans Schulamt geschrieben hat, dass sie aufgrund der fehlenden Betreuungslage ihr Deputat reduzieren muss. Da hat sich das Schulamt wohl gekümmert und es gab einen Platz für den Schützling.

    Ist das nicht illegal? Ich bin ja kein Jurist, aber für mich klingt das nach Korruption bzw. Vorteilsgewährung.

    Das heißt, in Zukunft gibt's dann nur noch Deutsch und Geschichtslehrer auf dem Markt. Und für die anderen Fächer nehmen wir dann in der "freien" Wirtschaft gescheiterte Quer- und Seiteneinsteiger (also Dauerkranke, Nicht-Belastbare und aus anderen Gründen für die "harte" Wirtschaft Ungeeignete...)


    Unter den Seiteneinsteigern scheint der Unterschied gar nicht so groß zu sein wie ich annahm:

    Quelle: https://www.kmk.org/fileadmin/Date…ug_EvL_2017.pdf

    Das Problem ist aber doch, dass diese Teilzeit nur gewährt wird, "wenn dienstliche Belange nicht entgegenstehen". Und die Tatsache, dass ich diesen Kurs jetzt habe, zeigt doch, dass es bzgl. meiner Wenigkeit zumindest in diesem Fach ein "dienstliches Belangen" gibt. So kommt die Kuh nicht vom Eis.

    Ich dachte weniger Stunden wären für Dich eine Entlastung, auch wenn es nicht dieser Kurs wäre, der wegfällt.
    Wenn Du aufgrund Deines Kinds oder pflegebedürftige Eltern auch kurzfristig Teilzeit durchsetzen könntest, könnte das wie gesagt auch die SL motivieren eine Lösung zu finden. Oft setzt sich ja der durch, der am lautesten schreit, am meisten nervt, etc.

    Das Geld wäre mir derzeit zweitrangig. Aber diese Reduktion der Stundenzahl ist dann doch Zukunftsmusik, weil es erst das nächste Schuljahr betreffen würde. Das wäre ja kein Problem, weil dann vorerst - dieses Jahr - alles gelaufen ist. Oder verstehe ich das falsch...

    Teilzeit kann aus bestimmten Gründen auch ganz kurzfristig gewährt werden.
    Wenn der Schulleiter das auch will, ist das überhaupt kein Problem.
    Ob Du sie in Deinem Fall einfordern kannst, oder wie da die Chancen stehen, weiß ich nicht. Da würde ich mich mit dem ÖPR, BPR oder einem Verband/Gewerkschaft kurzschließen.

    Das geht aber nur so lange gut, bis die Schüler Abschlussprüfungen o.ä. schreiben müssen. Dann heißt es auf einmal "Bei dem haben sie ja nie was gelernt, wie konnte die Schule das nur zulassen ... ". :sterne:

    Ich sehe da gar kein Problem.
    Die Kultusministerin hat „vollstes Vertrauen in die Lehrkräfte, dass sie ihren Ermessenspielraum bei der Korrektur verantwortungsvoll und ausgewogen ausschöpfen werden".
    Dass immer die gleichen Noten rauskommen ist ja weder Zufall noch Zauberei - und wo die Noten nicht gleich bleiben, werden sie besser und nicht schlechter.


    Natürlich muss man bei "krank" unterscheiden, ich denke dabei immer an die "üblichen" Dinge (Erkältung..) und nicht solche mit schwerwiegenderen Sachen. Letztere machen nur Sachen, die ihnen zuzumuten sind (Fehleranaylse, Referat, Hausarbeit bei längerem Fehlen, theoretische Inhalte zu Unterrichtseinheiten wie z. B. Regeln und Anfängeraufstellungen beim Volleyball..).

    Können auch nicht-schwerwiegend-kranke Kinder zu diesem Ersatz- oder "Theorie"-Anfoderungsprofil wechseln?

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe. Du hast ja geschrieben:

    Richtig, die kranken kinder bekommen Aufgaben je nach Erkrankung (Zeiten Stoppen Runden zählen, messen oder aber auch je nach Fähigkeiten gestaffelte Beobachtungs-/Sicherungs-/Kontrollaufgabe)

    Für mich klang das wie Ersatz-Aufgaben für die eigentliche praktische/sportliche Performance.

    Mit Deinem letzten Beitrag verstehe ich Dich nun so, dass auch kranke Kinder für eine Eins den praktischen Teil machen müssen und dabei gleich benotet werden wie die nicht-kranken. D.h. für Einser-Schüler gilt das gleiche Anforderungsprofil und keinen Unterschied zwischen kranken und nicht-kranken. Ist das richtig?

    Falls ja: Was ist mit den Schülern die keine Eins wollen?

    Morse:
    Richtig, die kranken kinder bekommen Aufgaben je nach Erkrankung (Zeiten Stoppen Runden zählen, messen oder aber auch je nach Fähigkeiten gestaffelte Beobachtungs-/Sicherungs-/Kontrollaufgabe) Die 1er-Kandidaten müssen die Sonderaufgaben erfüllen (von denen habe ich aber auch nicht so viele, 3-5 pro Klasse).Und sie freuen sich darauf, zeigt es Ihnen doch, dass ich ihnen viel zutraue und erwarte, eine Aufwertung. Einige der sehr guten Schüler sind oft in anderen Fächer schwächer, da ist das sehr willkommen, wenn sie auf diese Weise Anerkennung bekommen auch vor ihren Klassenkameraden!

    Können auch nicht-kranke Kinder auf dieses Anforderungsprofil für die kranken Kinder wechseln?

    Richtig, mache ich da ebenso! Alle 1er-Kandidaten müssen da durch und haben ein hohes Anforderungsprofil. Z. B. wenn Sprungwurf im Handball geübt wird, heißt es: Schau dir XY and und sage mir, ob der Ablauf stimmt, was falsch ist und was er ändern muss (vorher muss man natürlich selbst 2-3 Durchgäne selbst gesehen haben, um geeignete Kandidaten zu haben). Und gerade die 1er-Kandidaten finden das klasse, weil sie neben dem Praktischen auch theoretisch gefordert weren und viel über Zusammenhänge (Handlungsketten, Ursachenfolgen..) lernen.
    Kranke Kinder bekommen je nach Leistungsstand angepasste Aufgaben. Ich hatte zuletzt einen Jungen, der hatte wegen Knieproblemen 3 Monate Sportverbot, da wurde es dann anstrengend.

    Aber bei den kranken Kindern ist diese Aufgabe doch gar nicht zusätzlich, wie bei den nicht-kranken, sondern Ersatz für die praktische Leistung - oder habe ich das falsch verstanden?

    Ich war nach meinem Ref. auch erst einmal 1,5 Jahre auf Hartz 4 in NRW, obwohl ich mich auf alle Stellen in Ganz NRW beworben habe. Also das NRW in den MINT-Fächern einen Bewerber-Mangel haben soll, braucht mir keiner zu erzählen. Diesen Mangel gibt es nicht.


    Warum jmd. neu als richtigen Lehrer anstellen oder womöglich sogar verbeamten, wenn es doch Übergangslösungen gibt, die das Land so viel billiger kommen?

    Na ja, mit kurzen Sachen hinsetzen, dann geht das, habe ich auch öfters bei kranken Kindern.
    Warum ist das Schreiben mühsam? Gibt es da auch Einschränkungen? Dann kann man ihr z. B. Beobachtungsaufgaben geben, zu denen sie nur Stichworte aufschreibt. Bei Kindern, die eine 1 haben wollen, mache ich es so, dass sie neben mir stehen und bei Übungen andere Kinder beoachten und mit mir Fehleranalysen machen. Geht ohne Schreiben, schärft das Verständnis und macht den meisten sehr viel Spass, da sie zu "Experten" werden.

    Können auch nicht kranke "Kinder, die eine 1 haben wollen" auf dieses Anforderungsprofil wechseln?

    50 shades of Lehrermangel:

    Hauptsächlich geht es beim Thema darum, dass es nicht genügend Bewerber gibt.
    Teilweise auch darum, dass es Bewerber gibt, die aber keine richtige Stelle bekommen oder trotz Personalmangel gar nicht eingestellt werden.
    Hier ist so ein Fall:
    Jmd. den ich kenne hat mit 1. Examen, aber vor (!) dem Ref. als Aushilfslehrer gearbeitet hat, weil das RP sonst niemand gefunden hat.
    Nachdem die Person das Ref. mit guten Noten abgeschlossen hat, hat sie jetzt im ganzen Bundesland keine Stelle bekommen.
    Vor dem Ref. als billige Aushilfskraft gut genug auch für Prüfungsklassen und dringenst gebraucht - nach dem Ref.: kein Bedarf, nirgendwo.

    Das ist natürlich nur ein Einzelfall, aber die Fälle, in denen man sich fragt "Wie kann das eigentlich sein?" häufen sich.

    Vielleicht ist aus der Not - unqualifizierter aber billiger Lehrer-Ersatz - mittlerweile eine Tugend geworden. Man denke an die Begeisterung von Kultusministern über Quereinsteiger, was da doch für tolle Typen dabei seien usw.
    So würde Lehrermangel zum Alibi für noch weitere Einsparmaßnahmen.

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