Beiträge von Morse
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Die Vorstellung, dass Regierungen die Umstände gestalten anstatt ihnen hilflos hinterher zu laufen, ist naiv.
Ich weiß nicht, ob wir nicht aneinander vorbei reden. Kannst Du das ein bisschen ausführen?
(Ich habe das anders formuliert, aber in meinem Beitrag läuft gewissermaßen - angelehnt an Deine Formulierung - eine Regierung auch Umständen hinterher, nämlich denen der sich ändernden kapitalistischen Produktionsweise.)
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Ich denke unser Hauptproblem ist, daß wir in D keine klare Vorgabe haben, was unsere "Kultur" ist.
Auf jeden Fall nicht den Rasen betreten!

Für was steht Deutschland? Könnte das mal jemand klar umreißen?Die Frage ist ironisch gemeint, oder?
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Z. B. das mit der Staatskundeprüfung und dem Sprachdiplom. Wäre ja der Theorie [...] zufolge gar nicht nötig.
Ich denke diese Prüfung soll ein gewisses Maß an Bildung und Anpassungsfähigkeit prüfen, die sich letztlich Positiv in der Kosten-Nutzen-Bilanz niederschlägt.
Die Regierung verteilt ja nicht die einzelnen Bewerber auf Arbeitsplätze, sondern die werden legitimiert an der Konkurrenz um Arbeitsplätze teilzunehmen. Sicherlich gibt es viele Berufe, bei denen Sprache kaum oder fast gar nicht nötig ist, aber generell steht jemand, der die Sprache nicht spricht und mit den Gepflogenheiten des Landes nicht vertraut ist, dem Arbeitsmarkt nur mit gewissen Einschränkungen zur Verfügung.
Aber: auch hier liegt es eben an der aktuellen Lage, am aktuellen Bedarf - dem Interesse - ob das gefordert ist oder nicht.
Ich weiß nicht, ob die ersten Gastarbeiter in der BRD Sprachtests- und Staatskundeprüfungen bestehen mussten - es würde mich überraschen, wenn dem so wäre. Deren Verwendungszweck war womöglich ein anderer als dies heute der Fall ist - veränderte Bedingungen und dadurch angepasste Gesetze.
By the way: im ersten Anwerbeabkommen hat der italienische Staat mal eben vier Millionen seiner Staatsbürger mehr oder weniger umgesiedelt für seine Handelsbilanz. Da wird deutlich, welchen Zweck die Einwohner für einen Staat haben.
(Ich hoffe das klingt nicht all zu komisch, wenn ich ab und zu von "Herrschaft" usw. schreibe. Das soll keine polemische Kritik sein, sondern zeitlich allgemeingültig klingen, also nicht nur für die Epoche der Nationalstaaten.) -
Also dient das ganze Gewese schlussendlich nur dazu, den Volksfrieden zu wahren?
Ich weiß nicht genau, was Du mit Gewese meinst. Ich meine, dass die Ausländer- und Einwanderungspolitik einer Nation von materiellen und nicht ideellen Interessen geleitet wird. Um es kurz zu machen: dem kapitalistischen Prinzip von maximalem Profit. D.h. jeder Reform geht eine Kosten-Nutzen-Rechnung vorraus.
(Das heißt nicht, dass diese Rechnung immer aufgeht. Aber Integration ist aus meiner Sicht seitens einer Regierung kein Selbstzweck, oder wird gar aufgrund einer Moral oder "Werten" betrieben, sondern materieller Interessen - auch wenn das nicht in jedem Fall so offensichtlich ist, wie z.B. bei der "Entwicklungshilfe" oder beim sich zuständig Erklären für ferne Länder in der Flüchtlingskrise.) -
Wenn das so ist, warum nur haben dann ungefähr alle Nationen dieser Welt so ein emotionales Problem mit der Einbürgerung ausländischer Mitbürger?
Eine Herrschaft teilt Menschen in zwei Gruppen ein: die, die dazu gehören (über die sie herrscht) und die, die nicht dazu gehören. (Manchmal erklären sich Staaten auch zuständig für Menschen außerhalb ihres Herrschaftsbereichs, dies ist ein Anspruch auf eine Ausdehnung der Herrschaft (Imperialismus, international "Verantwortung übenehmen", unsere (!) Freiheit am Hindukusch verteidigen etc.))
Ein Nationalstaat nutzt seine Bewohner für seine Interessen. Dies kann mal angenehmer, mal unangenehmer ausfallen für die Bewohner. (Angenehmer hieße z.B. Lohnarbeit und durch Fortpflanzung und Erziehung Arbeitskraft reproduzieren, unangenehmer z.B. Verwendung im Krieg)
Ich spule mal vor zum Thema Fußball als Nationalsport: um eine Herrschaft/Produktion möglichst frei von Störungen zu halten - wie sie die unterschiedlichen Interessen eine Gesellschaft zwangsweise hervorbringen (z.B. Kriminalität) - bedarf es nicht nur Gewalt (Staatsgewalt), sondern einer präventiven Ideologie.
Die nationalistische Ideologie besagt, dass sich ein Volk natürlich zusammenfindet und sich eine Herrschaft gibt, die ihre Interessen lenkt. (Also ganz anders, als die tatsächlich künstlichen Gebilde an Nationen.) Alle Bewohner der Nation, ob arm, ob reich, verschmelzen zu einem "wir" mit scheinbar gleichen Interessen: denen der Nation! (Vgl. "Volkswille" etc.)
Alle ziehen an einem Strang, gemeinsam, zum Wohl der Nation - so die Ideologie. Wer da nicht mitmacht, ist ein "Volksverräter".
"Für sein Land" tut und erträgt man so einiges, und wenn es nur das Bezahlen von Steuern ist, und im Umkehrschluß darf man auch erwarten, dass sich der "eigene" Staat um einen kümmert. Schließlich ist man ja Teil eines großen "Wir" - man bringt gemeinsam Opfer für ein gemeinsames Ziel, das Wohl der Nation. Geht es der Nation gut, geht es auch einem selbst gut. Das eigene Schicksal wird identisch mit dem der Nation.
Ausländer haben diese Opfer nicht gebracht - und sowiso gehören sie nicht zur Nation, denn diese sei ja ein natürliches Gebilde. Es seien gemeinsame Geschichte, Sprache, Werte - ja, ein eigener nationaler Charakter - das die Nation bildet und nicht die Interessen einer Herrschaft, die eine Nation als künstliches Gebilde, als Herrschaftsraum, definiert (z.B. durch Gesetze).Wenn nun ein Staat Ausländern etwas vermeintlich Gutes tut (finanzielle Ausgaben), dann ist das in den Augen von Nationalisten eine Leistung zu ihren Ungunsten, die Ausländer nicht verdient haben. Eine Regierung, die sich so benimmt, hat in ihren Augen keine Legitimation mehr, da sie nicht das eine Interesse ihres Volks, den Volkswillen, umsetzt.
Einbürgerung ohne Ansehen von Hautfarbe, Sprache, Kultur usw. ist in den Augen von Nationalisten etwas unnatürliches, etwas künstliches. Das passt nicht zur Ideologie der Nation als etwas natürlichem, als einem Volk mit gleichem Interesse.
Der Nationalist, der erkennt, dass Einbürgerung durch eine Regierung keine Wohltat ist, sondern deren Interesse dient, mag erkennen, dass das Interesse eines Bürgers und dem seiner Regierung nicht deckungsgleich sein muss. Die Ideologie bekäme an dieser Stelle einen Riss, wenn nicht eine solche Regierung kurzum als "Volksverräter" und illegitim erklärt wird.
Es ist schon ein bisschen spät - ich hoffe es ist halbwegs verständlich geworden, was ich sagen will.
Nochmal in Kürze: Ausländerhass im Nationalismus halte ich für keine Wucherung, sondern für systemimmanent.Warum muss man dann im Regelfall eine Staatskundeprüfung ablegen und Sprachkenntnisse auf einem bestimmten Niveau vorweisen können? Es würde dann ja die berufliche Qualifikation völlig ausreichen um dem Staat nützlich zu sein und so den entsprechenden Pass zu bekommen.
Die Regelungen dazu sind ganz Unterschiedlich, je nach dem Interesse der jeweiligen Staaten.
Das Asylrecht der BRD ist eigentlich ein Relikt aus dem Kalten Krieg - Stichwort individuelle Verfolgung. Deshalb gibt es auch in der Flüchtlingskrise diese Probleme ("sichere Herkunftsländer") und deshalb wird es wohl reformiert werden à la Kanada.
Weg von "wirst Du individuell politisch verfolgt, können wir Dich propagandistisch (DDR etc.) oder als imperialen Anspruch (Naher Osten etc.) nutzen?" zu "sorgst Du für Wachstum in der heimischen Produktion?".
Die Ansätze von letzterem sind ja schon lange Erkennbar, man denke nur an die Forderungen von Handwerkskammern und Industrieverbänden bzgl. des Asylrechts und Ausnahmen vom Mindestlohn etc. -
Ich finde es einfach eine seltsame Sache aus rein ökonomischen Gründen eine bestimmte Nationalität anzunehmen.
Ok. Warum seltsam? In der Geschichte der Staatsbürgerschaft bzw. des Bürgerrechts ist das doch ganz normal. Man denke nur mal an das antike römische Bürgerrecht.
Dass jemand aus anderen Gründen eine bestimmte Nationalität annimmt, ist meines Erachtens die seltene Ausnahme.Ebenso seltsam finde ich es, dass für solche Leute erleichterte Einbürgerungsbedingungen gelten, der entsprechende Staat seine Pässe also auch unter ökonomischen Gesichtspunkten vergibt. Ich weiss ja nicht wie das in Deutschland ist (abgesehen von den erleichterten Einbürgerungsbedingungen), aber den schweizer Pass kann man sich offiziell auch kaufen.
Z.B. Ende der Neunziger gab es Sean Dundee, der per "Eilverfahren" in die dt. Elf eingebürgert wurde.
Den Preis für eine dt. Staatsbürgerschaft habe ich auf Anhieb nichts gefunden, aber mit genügend Geld geht letztlich alles.
"Auf Zypern sind es zwei Millionen Euro, auf Malta 1,15 Millionen, in Bulgarien eine Million, in Portugal, dem Pass-Discounter , reichen schon 500.000 Euro."
(https://www.tagesschau.de/ausland/passhandel-101.html) -
Man sollte nicht vergessen, dass Özil nur wegen des eigenen Geldbeutels sich für die deutsche Nationalmannschaft entschieden hat.
Er ist Türke, der den deutschen Pass nur hat um viel Geld zu verdienen. Das kann er aber auch in irgendeinem Verein, dafür hätte er nicht in der deutschen Nationalmannschaft spielen müssen.
Ist das bei Euch eine Feststellung, oder eine Kritik, dass er des Geldes wg. in der dt. Nationalelf spielt? -
Die Türkei wurde 1952 in die NATO aufgenommen, nur weil da jetzt (hoffentlich) kurzzeitig ein Autokrat an der Macht ist, kann man die nicht einfach rauskegeln.
Ja, denn dazu gäbe es auch gar keinen Grund. Welche Form die Herrschaft dort hat - Diktatur, Demokratie, Monarchie - spielt für derlei Bündnisse schlicht keine Rolle.
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Diejenigen, denen komplett egal ist, wie die intellektuelle (bzw. allgemeine) Zukunft Deutschlands aussieht und die sich nur um ihr persönliches Prestige kümmern: kurzsichtige Sesselpupser und Politiker.
Das Lehramt gehört reformiert, scheint sich aber keiner do richtig rantrauen zu wollen

Ich stelle mal die Gegenthese auf und behaupte, dass die Dinge, die uns allen hier mißfallen, keine Betriebsunfälle sind, sondern dem Interesse derer entspricht, die es so gestaltet haben.
Dieses Interesse hat als Grundlage seiner Reformen sicher kein Humboldtsches Bildungsideal, sondern die Anpassung an die derzeitige Produktionsweise. -
Die spanische Hymne hat gar keinen Text. Vielleicht sollte Mesut Spanier werden.

Es gab immer wieder verschiedene Texte für die spanische Hymne. Der letzte Versuch, einen Text zu etablieren, scheiterte vor zehn Jahren mit Placido Domingo
Unter Franco wurde gesungen, also bis '75.By the way: der Faschismus in Spanien war für die demokratische BRD kein Problem.
Bundeskanzler Kiesinger soll ja ein richtiger Fan von Franco gewesen sein. (Von wegen "Autokrat"...) -
Das ist schon ein besonderes Phänomen, dass z.B. eine Regierungschefin in der Umkleidekabine einer Fußballmannschaft bringt.
Die Verbindung eines Sports (!) mit Nationalismus ist jedem so geläufig, dass sie gar nicht mehr erklärt werden muss.
Am Ende steht ein "Wir"-Gefühl: die ganze Nation als eine Einheit, in der sich mit dem gemeinsamen Ziel des Sieges alle vorhandenen Gegensätze der Gesellschaft aufheben. -
Welches Feindbild wird für uns von unserer Regierung vorgegeben?
Zum Feindbild einer Nation werden diejenigen anderen Nationen bzw. deren Führer, mit denen derzeitig eine verschärfte Konkurrenz besteht.
Im Falle der BRD wäre das zur Zeit z.B. Erdogan, Putin, Orban, Trump. (Man merkt das u.a. an der Verwendung von Begriffen wie "Autokrat", oder der Unterlassung von derlei Begriffen, obwohl sie in der Sache zutreffend wären.) Dass ein Feindbild entsteht, hat keine moralischen Gründe, sondern liegt an den jeweiligen gegensätzlichen Interessen. -
Aber ihr könnt dennoch--wenn auch mit Abstrichen--euren Kreidezeitunterricht auch mit digitalen Whiteboards durchführen. Jemand wie ich kann ohne diese nur mit Kreidetafel seinen interaktiven Unterricht nicht machen. Während Ihr euch also jeglichen Abstrich an eurem Konzept kategorisch verbittet, zwingt ihr andere, ihr Unterrichtskonzept komplett aufzugeben.
Wenn ich könnte, würde ich digitale Whiteboards komplett verbieten und jeder, der nur an sowas denkt, müsste eine Kreidetafel mit "Ich soll keine digitalen Whiteboards fordern." vollschreiben - aber mich fragt ja keiner!!!111

An den Schulen, die ich kenne, wurde das Kollegium überhaupt nicht gefragt, mit welcher Art Tafel sie unterrichten wollen. Diese Entscheidung traf jeweils die SL und/oder Träger im Alleingang. Träger heißt in dem Fall: es wird genommen, was da ist. (Oder es wird genommen, was der Schwager vom Stadtrat verkaufen kann. - kleine Unterstellung meinerseits.)
Da die Meinung derer, die damit arbeit müssen, so gut wie nicht zählt, sehe ich unsere Diskussion nicht so verbissen - obwohl ich ein vehementer, beinahe militanter, Vertreter der Kreidezeit bin.
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Was mich an der ganzen Diskussion stört, ist dass während ich den Kreidetafel-Spartanisten gar nichts weg nehmen will--sie könnten ja das DW mit leichten Abstrichen schlicht wie eine Kreidetafel nutzenFür mich, als jmd. der sich Kreidetafeln wünscht, sind das nicht nur "leichte Abstriche".
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Da Erdogan bereits angefangen hat, die Weichen für seinen unbegrenzten Machtbehalt zu stellen, wäre ich da nicht ganz so zuversichtlich.
Was mich ernüchtert, ist die Zusprache, die Autokraten derzeit bekommen, und zwar nicht nur in der Türkei. Der Wunsch nach einem starken Führer ist ja in manchen Ländern anscheinend so groß, dass diesem sämtliche Fehler, die ihm unterlaufen, von seiner Anhängerschaft bereitwillig verziehen bzw. dem Feind angelastet werden. Es ist keine sachliche, auf Fakten basierende Diskussion mit solchen Menschen möglich. Jedes rationale Argument wird hinfort gewischt, als "Fake", Lüge, von den "Gegnern" in die Welt gesetzt...
Das interessante ist doch, dass es für das Handeln einer Regierung unerheblich ist, ob in einem Land ein "Autokrat" oder Demokrat herrscht.
Für einen regierten Staatsbürger gelten andere Maßstäbe: dieser solle sich daran halten, was als Feindbild vorgegeben wird - obwohl sich die Regierung, die diese Feindbilder definiert, selbst nicht daran hält.Als Deutscher mit Migrationshintergrund wird von Özil ein Bekenntnis zur Nation abverlangt, damit sich die Nation sicher sein kann, dass sein Herz nur für Deutschland schlägt, seine Loyalität ungeteilt dieser Nation gilt. Wie User Frapper in Beitrag 5 bemerkt hat, ist derlei Benehmen typisch für Fußball, weil er auch hierzulande eben nicht nur eine Sportart ist, sondern Nationalsport. Auf diesem Feld gehört Nationalismus mit dazu, deshalb verwundert es auch nicht, dass gerade im Fußball Rassismus andauernd so offen zu Tage tritt.
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Man merkt:
- die Türkei als militärischen Bündnispartner haben ---> ok
- mit dem türkischen Präsidenten ein Foto machen ---> nicht okvon den dt. Rüstungsexporten nach Saudi Arabien etc. mal ganz zu schweigen - aber die Empörung über den Fußballer ist größer. Da frage ich mich schon, was hier das tieferliegende Problem ist.
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Da fallen mir als Beispiel immer die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF ein. Die haben seit einigen Jahren auch ganz moderne Nachrichtenstudios, wo dann Klaus Kleber durch virtuelle Räume und animierte 3-D-Grafiken läuft. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass durch diese technischen Neuerungen die journalistische Qualität der Nachrichtensendungen gestiegen ist, eher im Gegenteil.Besonders amüsant finde ich die Touch-Screens an Wahlabenden, wenn Jörg Schönenborn und Theo Koll mit großem Körpereinsatz drücken, ziehen und wischen.
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Ja du hast Recht. Ich fahre mal ne Runde runter.
Es sollte aber klar sein, dass die Arbeitsbedingungen unterschiedlich sind.
Sorry, falls das harsch rüber kam - das wollte ich nicht. Auch ich finde es sehr interessant zu untersuchen, wie unterschiedlich die Bedingungen sind.
Mir scheint, dass viele glauben es gäbe so etwas wie einen "gerechten" Lohn, dass manche für geleistete Arbeit "zu viel" oder "zu wenig" verdienen würden. In den Medien sieht man das häufig bei sog. "Neid-Debatten" oder wenn es um "Manager Boni" geht. Dabei werden dann alle möglichen Kategorien bemüht, die erklären (und legitimieren) sollen wie dieser oder jener Lohn zustande kommt. (Gerne mit dabei: "Verantwortung".)
Die (meist unausgesprochene) Grundannahme ist immer, dass es einen "gerechten" Lohn gäbe - und das halte ich für falsch.
Ein Arbeitgeber will so wenig wie möglich für eine bestimmte Leistung bezahlen und ein Arbeitnehmer will so viel wie möglich für eine bestimmte Leistung bezahlt bekommen.
Das ist ein grundsätzlicher Interessenskonflikt.
Diese Bemühungen, Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen, indem man dem Arbeitgeber aufzeigt wie mühselig die Tätigkeit doch sei, wie andere Berufe oder Firmen für vergleichbares mehr bezahlen usw. - das halte ich für einen moralischen Appell, der deshalb in dieser Sache zwecklos ist.
Die Höhe von Löhnen wird im Kapitalismus von Angebot und Nachfrage bestimmt und nicht von irgendeiner Moral.Bei GS-Lehrern wird teilweise der Lohn erhöht, bei bestimmten Mangelfächern im SekII Bereich auch. Ansonsten werden die Eingangsschranken gesenkt - dadurch teilweise die Löhne gesenkt!
Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen müssen sich immer daran messen, ob sie im Interesse des Arbeitgebers liegen.
Ob er dazu, zu merken was sein Interesse ist, die Hilfe von seinen Arbeitnehmern braucht, halte ich für fraglich.Viele Kommentare, auch hier im Forum, haben den Charakter, dass der Arbeitnehmer vermeintlich besser als sein Arbeitgeber wüsste, was gut für dessen Interessen sei.
Mir scheint, dass dem die Annahme zugrunde liegt, dass es zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gar keinen Interessenskonflikt gäbe, sondern ein gemeinsames Interesse. (In unserem Fall sowas wie "gute Schule".) -
Welchen Zweck hat so eine Aufrechnerei, nachdem man festgestellt hat wie unterschiedlich die Arbeitsbedingungen sind? Was soll daraus folgen? Etwa moralische Ansprüche auf mehr oder weniger Lohn?
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