Beiträge von Morse

    Ja, er hat Schwierigkeiten, gehört aber lange nicht zu den Schlechtesten. [...]

    So. Wie bring ich der Mutter bei das er bestimmt nicht Dyskalkulie hat?

    Die Antwort hast Du schon selbst gegeben!


    Anträge auf sog. "Nachteilsausgleich" müssen in meinem Bundesland von einer Klassenkonferenz beschlossen werden. Wenn offensichtlich ist, dass keine angebliche "Dyskalkulie" vorliegt, wird da gar nicht erst diskutiert.

    Randnotiz: ich hatte mal eine Schülerin, die nicht nur nicht die schlechteste war, sondern sogar zu den drei besten der Klasse in Mathe gehörte, die einen Zettel vom Arzt mit "Dyskalkulie" hatte.

    Über die Konsequenzen bzw. evt. folgende Abordnung aufgrund einer Rückkehr von Teil- in Vollzeit kann die SL die Lehrkräfte vorher informieren, die dann ggfs. Ihren Entschluss ändern - oder auch nicht.

    Der Witz ist doch, dass sie diese Wahl gar nicht mehr haben!

    Wg. "Grundproblem":

    die Teilzeit wurde nicht gestrichen, weil zu hohe Fluktuation herrscht, sondern wg. Personalmangels bzw. um Kosten zu sparen. (An mancher Schule würde man "Fluktuation" gerne in Kauf nehmen, wenn dafür überhaupt mal bestimmte Stellen/Fächer besetzt würden.)

    Das ist das "Grundproblem" und nicht der vermeintliche Egoismus einzelner Kollegen ( "eigenen Tellerrand der individuellen Teilzeitbedürfnisse").

    Diejenigen, die durch den Personalmangel geschädigt werden, durch Mehrarbeit wie Vertretungen, soll hier auch noch der Schwarze Peter zugeschoben werden.

    So siehts leider aus :daumenrunter: und dann hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man schraubt das Niveau so weit runter, dass zumindest die meisten mitkommen und hat am Ende Abschlüsse und Zeugnisse, die nicht das Papier wert sind auf dem sie gedruckt sind. Oder man behält ein angemessenes Niveau bei und der Großteil der Klasse kommt nicht mit.

    Es gäbe noch Möglichkeit drei, nämlich so zu differenzieren, dass "jeder da abgeholt wird, wo er steht". Die Möglichkeit besteht jedoch nur in der Theorie, weil dafür die Heterogenität zu hoch ist, man zu viele Klassen hat und keine Zeit.

    Ich behelfe mir meist mit einer Mischung aus Möglichkeit eins, zwei und drei indem ich [...]

    Was Du beschrieben hast machen ja die meisten KuK so, bzw. so ist der Großteil der Klassen.

    Ich meinte aber schon Fälle, wo wirklich gar nichts geht, z.B. weil SuS kein Deutsch können (egal ob Migranten oder vermeintlich deutsche Muttersprachler).

    Ich befürchte, dass das in Zukunft noch viel schlimmer werden wird, insbes. durch die Einsparung der Sonderschulen und Entwicklungsstörungen bei SuS durch Smartphones schon im Baby-Alter.

    Also mal salopp gesagt: Ich mache unterricht, ob sie was mitnehmen ist egal. Besonders Mühe gegeben wird sich nicht.

    In manchen Klassen gibt es so viele Schüler, die nicht die Voraussetzungen haben überhaupt etwas mitzunehmen, dass ein normaler Unterricht nicht mehr möglich ist.

    Das demotiviert nicht nur alle SuS, u.a. die, die gerne richtigen Unterricht hätten, sondern auch die Lehrer, deren Gesundheit dieser systembedingten Frustration langfristig ausgesetzt ist.

    Eigener Thread, weil nicht wichtig, und vielleicht Worklauberei, eher so eine Rechthabensache.

    :lach: Da fallen mir gleich noch ein paar weitere süffisante Highlights aus dem Gorgias ein!


    Wenn "Angebot und Nachfrage" nur metonymisch gebraucht wird für "der Arbeitgeber zahlt so wenig, wie möglich, um die erwartete Leistung zu kriegen", dann stimme ich zu, und der Rest hier ist unnötig. Wenn damit gemeint ist, dass Angebot und Nachfrage die Bezahlung regeln, dann nicht.

    Ich meine ich meinte (sic) es nur metonymisch, aber bin mir mittlerweile gar nicht mehr ganz sicher bzw. will herausfinden, wo die Differenzen liegen, denn Deiner Umschreibung, insbesondere "die erwartete Leistung", würde ich mich so erstmal voll anschließen!

    (Kleiner Rückgriff nicht für Dich, sondern die anderen Foristen: Das "erwartete" war für mich in der früheren Diskussion wichtig, weil ich darauf hinaus wollte, dass ein Arbeitgeber nicht immer diejenigen einstellen will, die eine Tätigkeit am besten beherrschen, sondern die, die das beste Verhältnis vön Können und Lohn bieten.
    Die Qualifikation ist also nicht absolut, sondern relativ! "Sogar" Bildung, ein "hohes Gut", wie häufig konstatiert wird, das für viele Lehrer sogar ein Selbstzweck ist, ist für den Arbeitgeber kein Selbstzweck, sondern zweckgebunden und unterliegt entsprechenden Kosten-Nutzen-Rechnungen.

    An dieser Stelle ein kleiner Einschub:

    Nö, die hat er nicht, wer behauptet denn sowas? dass der Freistaat, der mich bezahlt, kein Firmenchef ist, dessen Wohl und Wehe direkt von mir abhängt ist ja klar. Natürlich schlafen meine Landesminister*innen nicht schlechter, wenn Unterricht ausfällt oder schlecht gemacht ist, sondern eher, wenn mehr Lehrer eingestellt und bezahlt werden müssen...

    Aber das ist ja genau der Punkt: wir sind kein Betrieb, keine Aktiengesellschaft, wir erwirtschaften nichts, deswegen regelt der Lehrermangel auch nicht die Bezahlung. Zur Not stellt man halt Pensionäre und Seiteneinsteiger ein. Also nein, unserem AG dürfte es wurscht sein, wie super wir ausgebildet sind, oder ob der Klassenteiler bei 22 liegt. Den Eltern ist es aber nicht wurscht, wenn überhaupt muss man es denen recht machen, die wählen nämlich.

    Ob Eltern oder nicht eher die Verbände der Wirtschaft größeren Einfluss auf die Bildungspolitik haben sei mal dahingestellt.
    Aber: die Schule "erwirtschaftet" durchaus, wenn auch nicht direkt bzw. nur mittelbar. Wofür werden Schulabschlüsse denn gebraucht? Sind die ein Selbstzweck? Das ganze Bildungswesen ist neben dem Aspekt der Sozialdisziplinierung letztlich ein Zulieferer für die Wirtschaft. Deshalb mischen sich deren Verbände auch so häufig in die Bildung ein. Da fragt ja auch niemand "Wie? Was hat den jetzt die Wirtschaft mit der Bildung zu tun? Ob die jetzt mehr Musik oder Mathe machen geht doch die Automobilbranche nichts an!")


    Jetzt aber mal zurück zu "Angebot und Nachfrage" und/oder(!) "der Arbeitgeber zahlt so wenig, wie möglich, um die erwartete Leistung zu kriegen":

    Mein aktuelles Gegenbeispiel war: In Bayern ist das Angebot an Grundschullehrkräften gerade gering; die Nachfrage sehr hoch (wenn auch die eines mehr oder weniger Monopol-Arbeitgebers). Diese Änderung an Angebot und Nachfrage wirkt sich aber nicht auf die Bezahlung aus. Stattdessen müssen Grundschullehrkräfte eine Wochenstunde mehr arbeiten und auf einem Arbeitszeitkonto parken, bis sie diese Stunde später wieder zurückkriegen. (War bei Gymnasium vor einigen Jahren auch so. 5 Jahre lang Mehrarbeite, die danach auch 5 Jahre lang zurückbezahlt wurde. Schummelmöglichkeit nur bei wissenschaftlich/nicht wissenschaftlichen Fächern; anderes Thema.)


    Für mich ist das kein Gegenbeispiel zum Prinzip oder beiden genannten Prinzipien.
    Die erhöhte Nachfrage befriedigt Bayern, ohne die Bezahlung zu erhöhen, das stimmt schon. Das ist möglich, weil das Land das durch die Erhöhung des Deputats diese erhöhte Nachfrage quasi selbstmächtig senkt.
    Ich meine aber, dass dies nur scheinbar außerhalb der Prinzipien des Markts stattfindet, denn: es ist ein Eingriff in die Arbeitsbedingungen, in die zu erbringende Leistung bzw. dessen Verhältnis zur Bezahlung. Die GS-Lehrer werden de facto mehr arbeiten müssen für ihr Geld und/oder die Qualität des Unterrichts etc. sinkt, durch diese Mehrbelastung.
    Der Eingriff in die Arbeitsbedingungen betrifft also nicht nur die Arbeitnehmer einseitig, sondern auch den Arbeitgeber auf der Seite, was "hinten rauskommt".
    Übertreibung um das Prinzip deutlicher zu machen: wenn das Deputat auf 40 Std. hochgesetzt wird, sinkt die Nachfrage an Lehrkräften deutlich - aber vermutlich nicht sehr lange.
    Die veränderten Bedingungen haben also Auswirkungen - und zwar auf den Arbeitsmarkt!

    Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass man als Gegenbeispiel zum Gegenbeispiel diejenigen Länder aufführen, die genau das gemacht haben, was Bayern nicht macht: mehr Geld bezahlen ("A13 für alle", diverse Zulagen).


    Für mich steht also die Bayern-Methode nicht außerhalb des Prinzips des Markts. Vielleicht hast Du Recht und "Angebot und Nachfrage" war einfach zu verkürzt oder mißverständlich und daher rührt der Dissenz? (Oder auch nicht! Ich bin gespannt was Du zu meinem Senf bzgl. Bayerns Änderung der Arbeitsbedingungen als (meiner Meinung nach) langfristigen(!) Teil des Prinzips Angebot und Nachfrage sagst.


    Die Lohnhöhe ist in Gesetzen (oder Verordnungen? festgehalten, die letztlich von Volksvertretern festgelegt werden. Die müssen zum Beispiel auf Wählerwillen oder Wiederwahlwillen schauen und Haushalt. Angebot und Nachfrage ist ja sicher, oder zumindest vielleicht, ein Faktor, aber beileibe nicht der einzige. Tradition ist ein weiterer wichtiger. Und vor allem: womit man halt durchkommt. Manche Berufe sind gesellschaftlich weniger respektiert und kriegen weniger bezahlt - traditionell Berufe mit hohem Frauenanteil. Das ändert sich nur langsam.

    Die Tarifautonomie ist ein ganz schön großes Fass. Welche Gesetze oder Verordnungen meinst Du da konkret? Sowas wie Mindestlohn? Oder speziell bei uns Beamten?
    Ich möchte dazu jetzt nur sagen, dass Wirtschaftswachstum das Ziel des Staats überhaupt ist. (Bei samus Beitrag und meinem Kommentar dazu, von der Zweckmäßigkeit des Schulwesens, klang ja schon der Übergang von der Bildungs- zur Wirtschaftspolitik an.)

    Wg. Tradition:
    Ich glaube grundsätzlich nicht, dass eine Tradition weiter lange fortbestehen kann, ohne, dass es dafür aktuelle Gründe gibt.
    Das gilt auch für die Diskriminierung von Frauen. Das ist m.E. keine gemeine Angewohnheit aus früheren Tagen, die bei ewig gestrigen als schlechte Charaktereigenschaft weiterbesteht, sondern hat auch in unserer heutigen Gesellschaft ihre sachlichen/materiellen Gründe.

    Wg. Respekt:
    Ich meine, dass Berufe v.a. wegen ihrer Bezahlung respektiert werden oder eben nicht - also in umgekehrter Reihenfolge.
    Blödes Beispiel: die Eltern freuen sich womöglich mehr über einen Schwiegersohn der als Müllmann 10 000 € verdient, als einen Arzt mit 1400.


    "womit man halt durchkommt" finde ich eine sehr schön zugespitzte Charakterisierung zur Lohnhöhe, darauf können wir uns auf jeden Fall einigen! :lach:

    Und beim wiederholten Mal eine Einladung zur Vorstellung beim Amtsarzt. Natürlich aus reiner Fürsorge für die so oft erkrankten Kolleginnen oder Kollegen.


    Sowas blüht womöglich dann denen, die offensichtlich nur an bestimmten Veranstaltungen abends oder wochenends, krank oder "krank" sind.

    Wer gleich 1-2 Wochen ganz fehlt ist über diesen Zweifel erhaben und der Ehrliche der Dumme.

    Ist deine Empfehlung wirklich, bewusst eine Burnout-Erkrankung zu riskieren? Oder ist die Empfehlung eher, den Dienstpflichten nicht mehr nachzukommen? Dann war es das nämlich auch schnell mit der Unkündbarkeit.
    Ich bin aber voll bei dir, dass man sich nicht alles bieten lassen muss. Die Antwort darauf ist aber professionelles Arbeiten, Erfüllen der Dienstpflichten und die Signalisierung von Überlastungen in persönlichen Gesprächen und in zweiter Stufe durch formale Überlastungsanzeige.
    Was ich damit sagen möchte: es gibt auch einen rechtlich sauberen Weg ohne Dienstpflichtverletzung.

    Den gibt es, aber in der Praxis wird der m.E. kaum begangen. (Der Hauptgrund dafür ist m.E. die mangelnde Solidarität unter Lehrern.)
    In der Praxis läuft es darauf hinaus was Firelilly nannte: Pflicht erfüllen und krank werden, oder Pflicht nicht erfüllen und gesund bleiben.
    Man nehme nur das Thema "Anwesenheitspflicht am Tag der offenen Tür [am Wochenende]" neulich hier:
    die einen sind engagiert dabei und sagen, das Mehr an Arbeit sei gar keine Mehrarbeit, weil der Arbeitgeber es so definiert, und fühlen sich von denen im Stich gelassen, die diese Mehrarbeit nicht mitmachen und einfach zuhause bleiben.

    An vielen Schulen gibt's kaum Möglichkeiten für einen Kompromiss. Oft scheitert es schon an der Kommunikation zwischen Kollegium/ÖPR und SL.
    Mancher Kollege hat selbst schon erlebt, dass "nein" sagen bzw. der SL zu erklären, warum es dieses Mal nicht geht oder zu viel ist, gesundheitlich, kaum möglich ist.
    Diese Ehrlichkeit, zu sagen, dass es einem zu viel ist, wird häufig bestraft - wer sich gleich komplett krankmeldet bekommt dagegen gute Besserung gewünscht und keine weiteren Fragen gestellt.

    Es ist schon ein Unterschied Menschen und ihr Handeln als Verbrechen zu bezeichnen

    oder inhaltlich aufzuklären und innovative Ideen zur Verbesserung zu liefern.

    Letzteres hat Meidinger nicht getan und die News haben es in Radio und TV

    in der Kurzfassung übernommen.

    Meidingers Forderung bzw. Idee zur Verbesserung - mehr Lehrer einzustellen - ist wirklich alles andere innovativ.


    Sie ist trotzdem richtig.

    ...sondern? Einen ausgehandelten Lohn? Oder ist Lohn auch schon ein falscher Begriff?

    So ist es! (Ob der Lohn mit einzelnen oder tariflich ausgehandelt wurde ist egal)

    (Wenn man das Verhältnis von Arbeitnehmer und - geber kritisch sehen möchte, könnte man auch von einem erpressten Lohn sprechen, weil der Arbeitnehmer grundsätzlich in einer schlechteren Verhandlungsposition ist, denn er muss seine Arbeitskraft für Lohn verkaufen, um überhaupt Leben zu können (quasi), bei einem Unternehmer liegt das etwas anders).


    doch, im Schuldienst werden sie gleich bezahlt in dem Sinne, dass der Mathelehrer A13 bekommt und die Mathelehrerin auch.

    Ja, aber in ihrer Eigenschaft als Arbeitkraft, nicht aufgrund ihrer Geschlechter.
    Genau so gut könnte man auch feststellen, dass im Schuldienst blonde und schwarzhaarige gleich bezahlt werden.


    ich muss gerade an das Känguruh denken, das im Vorstellungsgespräch den Arbeitgeber wund schwätzt, dass eigentlich es der Arbeitgeber ist, weil es seine Arbeitskraft anbietet und der Arbeitgeber ja der Arbeitnehmer sei, weil der die Arbeit des Bewerbers nähme.
    Ich würde dich wirklich gern verstehen, weil dir das sehr wichtig ist und vielleicht die potentielle Lösung all unserer Probleme, aber ich brauche einfache, klare Worte.

    Wg. Känguruh: Das kommt wohl darauf an, ob man von der Arbeitskraft spricht, die der "Arbeitnehmer" dem Arbeiter abkauft gegen Lohn, oder von der Arbeitsstelle, die vom einen genommen und vom anderen gegeben wird.


    Es ist noch früh am morgen, aber ich möchte mal folgendes einwerfen, was mich wirklich umtreibt (weil Du ja auch zurecht angemerkt hast, dass mir das Thema wichtig ist):
    Dass Löhne/Gehälter nicht von einer Moral oder Gerechtigkeit etc. bestimmt werden, scheint bisher gebilligt zu werden.
    Ebenso, dass Qualifikation, "Verantwortung" und ähnliches nur mittelbare, aber keine unmittelbaren Gründe für die Lohnhöhe sind. (Falls nicht, könnten wir ja da nochmal einhaken.)
    Dann würde ich schon gerne mal die Gegenfrage stellen: woran solls denn dann liegen, wenn nicht daran und auch nicht am Arbeitsmarkt (Angebot und Nachfrage)?

    Das schreibst du immer wieder bei diesem Thema. Meine Einwände vom letzten Mal gelten noch immer. Wenn du sagst, dass da moralische Grundsätze nichts gelten und Gerechtigkeit keine Rolle spielt: ja. Aber "das Prinzip von Angebot und Nachfrage" überbeanspruchst du; es ist weit enger gefasst als das eben Genannte. Siehe letzter Thread, weißt du bestimmt noch. Aktuelles Beispiel: Bei den Grundschule sinkt das Angebot, die Nachfrage bleibt unverändert, der Preis steigt dennoch nicht

    Damals war für mich alles gesagt, auch wenn wir uns nicht geeinigt haben, aber wir können das ja wieder aufgreifen, vielleicht ergibt sich noch was bzw. eine Verständigung.
    Kannst Du Deine Einwände nochmals vorbringen oder den/die Beiträge verlinken? Vielleicht können wir das ja der Reihe nach mal durchgehen.

    Wg. dem aktuellen Beispiel:
    In einigen Bundesländern ist der Preis tatsächlich schon gestiegen (A13 für alle) - aber das ist unerheblich. Der Gedanke, dass es so sein müsste, unterstellt, dass die Länder eine bestimmte Qualität an Schule (Unterricht(deputate) einerseits und Qualifikation der Lehrer andererseits) wollen bzw. doch zu wollen hätten (Stichwort "Verbrechen an den Kindern"). Das ist ein moralischer Gedanke. Der Idealismus, was man selbst für geboten hält als "gute Schule" wird hier einfach auf den Arbeitgeber übertragen und von dessen tatsächlichen Interessen (gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung, mag sie stimmen bzw. aufgehen oder auch nicht) abstrahiert.
    In der Realität ist es so, dass diese Forderung nach guter Schule, also ausreichende Personalversorgung etc., dieser Idealismus als ständiger Mangel eintritt.

    Das ist der Punkt an dem man mal prüfen sollte, ob der Arbeitgeber tatsächlich diese unterstellten Interessen ("gute Schule") hat, oder ob es tatsächlich nicht ganz andere sind.
    Das man die Tatsachen, wie Schule real ist, immer nur als Abweichung von dem, wie es doch sein sollte, wahrnimmt, erscheint mir als beharrliches Ignorieren von einem ganz grundsätzlichen Interessenkonflikt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
    Der besteht nicht nur, aber auch im oberflächlich etwas komplizierter gelagerten Berufsbeamtentum, sondern in der gesamten Arbeitswelt bzw. der Lohnarbeit (inkl. "Gehaltsarbeit").

    Mal in einfacheren Worten auf die GS zurück gekommen:

    Wenn die Personaldecke seit Ewigkeiten dünn ist, ist das schon Absicht und kein Versehen.
    Die Personalkosten werden so gering wie möglich gehalten.

    Ist mir zu philosophisch, Morse, ich verstehe dich nicht.

    Was ich geschrieben habe bzw. das Prinzip von Angebot und Nachfrage, des Arbeitsmarkts, ist eben gerade nicht "philosophisch", sondern real.

    momentan ist es halt wie es ist.

    Genau. Daran ändern auch Appelle an überirdische Mächte, Moral und Tugenden wie Gerechtigkeit nicht. (Beinahe hätte ich geschrieben "ein Begriff aus der Philosophie").

    In unserem System gibt es weder einen "gerechten" noch "ungerechten" Lohn.

    Männer und Frauen werden nicht gleich bezahlt, in dem Sinn, dass sie für "gleiche Arbeit gleiches Geld" erhalten,
    sondern sie werden gleich behandelt als Arbeitskräfte bzw. ebensolche Waren in der Konkurrenz unter- bzw. gegeneinander.

    Verstehe nach Durchsicht der von dir verlinkten Posts noch weniger, wieso du hier das Wort "Arbeitsmarkt" als den Grund für das Gehaltsniveau von Lehrkräften einwirfst. Dort wird dir ja auch erläutert, weshalb Ersatzschulen nur sehr bedingt gehaltstechnisch mit staatlichen Schulen konkurrieren können.

    Eben!
    Fehlt nur noch, dass jmd. im Forum fragt:
    "Warum verdient Kollege X an der Privatschule weniger als Beamte? "
    oder
    "Warum verdiene ich an meiner Privatschule weniger als Kollege X für 'gleiche Arbeit'?"


    Der Arbeitsmarkt regelt übrigens nicht nur die Bezahlung von Lehrern.

    Das Argument vom freien Markt hab ich bei Lehrern nie verstanden. Es gibt doch nicht X Firmen, die um die Studienabgänger konkurrieren. Der Staat hat im Grunde eine Monopolstellung, die er ausnutzt. Schaut man sich den Lehrermangel an den Grundschulen an, müssten die Gehälter eigentlich in die Höhe schießen. Stattdessen werden Seiteneinsteiger engagiert, um die Lücken zu stopfen. Dass daran das Produkt leidet und die Kunden mangelhafte Ware erhalten kümmert den Monopolisten nun mal nicht, die Kundschaft hat ja keine Wahl.


    Vergiss die Ersatzschulen nicht! Dort arbeiten viele Lehrer, die beim Land keine Stelle bekommen haben, für meist deutlich weniger Geld.

    Ansonsten gebe ich Dir Recht, dass die Länder als Arbeitgeber für Lehrer ein Quasi-Monopol auf diese Stellen bzw. Berufsgruppe haben. Das ändert aber nichts am Prinzip von Angebot und Nachfrage.
    User Mikael hat in dem Zusammenhang mal zurecht auf den Begriff
    https://de.wikipedia.org/wiki/Monopson
    verwiesen.


    U.a. an dieser Stelle haben wir das Thema schon durchgenommen:

    Gehälterdiskussion

    Es war doch nun gerade Herr Lorz, der vor wenigen Tagen einer Besoldung nach A13 für alle Lehrkräfte eine Absage erteilt hat:
    https://www.sueddeutsche.de/bildung/bildun…91229-99-288525

    Lorz: "Es hat gute Gründe, warum die großen Flächenländer, die zahlenmäßig am meisten investieren müssten, bisher sehr zurückhaltend agieren."

    -> Sachsen ist ungefähr gleich groß, Brandenburg z.B deutlich größer als Hessen.


    Lorz: "Im Moment sei es die wichtigste Aufgabe, noch mehr qualifiziertes Personal in die Schulen zu bekommen und multiprofessionelle Teams aufzubauen, damit die einzelnen Lehrkräfte entlastet würden, sagte er: "Mehr Geld ist zwar immer schön, bringt aber an der Stelle keine Entlastung.""

    Man merkt: egal wie groß oder klein - kein Arbeitgeber zahlt mehr, als er (denkt, dass er) muss.

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