Beiträge von Morse

    Man merkt wie unterschiedlich Schulen teilweise sind:
    "Wenn ich [...] unbedingt einen Rechner bräuchte [...] dann würde ich mir eben einen vom IT-Betreuer ausleihen."
    Von solchen Möglichkeiten träumen meine Kollegen und ich schon lange.

    @Mikael: Bin kein Jurist, aber auf einer ÖPR-Schulung (in B.-W.) hieß es, dass Du selbst darüber entscheidest, ob Dein Name/Foto irgendwo veröffentlicht werden darf.
    Dies betrifft u.a. die Schul-Homepage. Zu Vertretungsplänen hieß es klipp und klar, dass dort Namen und Gründe nichts zu suchen haben. Schüler müssen wissen wo sie wann sein sollen und mehr nicht.
    (U.a. deshalb, da Vertretungspläne quasi öffentlich zugänglich.

    An meiner Schule wurde jede Lehrkraft einzeln schriftlich gefragt, ob sie einverstanden ist bzw. womit und womit nicht. Ich zitiere aus dem Formular:

    "Hiermit möchten wir im Folgenden Ihre Einwilligung einholen:
    [...]
    Hiermit willige ich in die Veröffentlichung meiner personenbezogenen Daten und Fotografien von mir
    durch die Schule in (Zutreffendes bitte markieren)
    [...]
    Die Schulleitung weist ausdrücklich darauf hin, dass die Veröffentlichung absolut freiwillig ist und dass personenbezogene Daten nicht ohne Ihre Einwilligung eingestellt werden."

    Sorry, aber wenn man z.B. für ein Halbjahr weiß, dass man alle zwei Wochen zwischen letzter Stunde und Konferenz drei Freistunden hat, dann kann man als Akademiker durchaus in der Lage sein, soweit vorzudenken und sich dann entsprechend Arbeit zu organisieren oder Unterlagen mitzunehmen.

    Und die Begründung "Keine Konzentration möglich" ist ja wohl die abstruseste Begründung, die es gibt. Ich gehe ja auch nicht zur SL und sage, dass ich gerne immer erst zur 4. Stunde hätte, weil ich mich nur Morgens konzentrieren kann.

    Zuhause habe ich z.B.
    - Ruhe
    - einen Computer
    - werde nicht von Kollegen/SL/Schulträger/Sekretärin gestört, die irgendwas von mir wollen
    In der Schule gibt es noch nicht mal ein Zimmer ohne Schüler/Kollegen aber mit PC.

    Klar kann ich Hohlstunden in der Schule auch für irgendwas nutzen und wenn andere in der Schule genau so gut arbeiten können wie zuhause freut mich das für sie.
    Aber gerade Unterrichtsvorbereitung läuft bei mir persönlich zumindest zuhause viel produktiver - deshalb sind Hohlstunden für mich unterm Strich weniger Freizeit. Wenn ich an der Schule einen Arbeitsplatz hätte, der diesen Namen verdient (Ruhe + Computer + nicht gestört werden), wäre das was anderes.

    Abgesehen davon dass ich Freitag auch für einen Kacktag für Konferenzen halte (bei uns ist es der Donnerstag) könnte man sich die Zeit natürlich auch mit arbeiten anstatt sinnlos zu warten vertreiben.

    Da stimme ich zu, aber mit Einschränkung.
    Aus so einer blöden Situation muss man das beste machen - klar - also die Zeit irgendwie sinnvoll nutzen.

    Aber:
    Je nach Umständen geht das aber gar nicht so einfach, z.B. wenn keine Konzentration möglich ist oder Arbeitsmaterial fehlt.
    Diese Art und Weise mit einer blöden Situation umgehen zu müssen wird manchmal zum Totschlag-Argument von Schulleitungen. "6 Hohlstunden an einem Tag? Ist doch kein Problem: Nutzen Sie die Zeit!
    Dann müssen Sie zuhause nichts mehr machen, ist doch super!"
    Für mich bedeuten Hohlstunden/Wartezeit einfach nur weniger Freizeit.

    Das ist etwas differenzierter, aber auch hier: Wer ist "diese Regierung"? Oder gilt das für alle Zeiten und alle Kulturen (Zentralafrika)? Aber dass der Trend zu Utilitarismus geht, ja, das sehe ich auch. Verbunden allerdings damit, dass möglichst viele Abitur machen, sie OECD, und steigende Zahlen.

    "diese Regierung" war ein Zitat von Miss Jones (Anführungszeichen) über das ich mich ausgelassen hatte.

    Deine zweite Frage ("oder gilt das" - was ist "das"?) und vor allem den Bezug zum Utilitarismus, zu dem auch noch ein Trend gehen soll, verstehe ich nicht.

    Weil wieder einmal über eine vermeintliche "Lohngerechtigkeit" diskutiert wird:

    In einer Marktwirtschaft wie der unseren sind Arbeiter gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Die Arbeiter wollen möglichst viel Lohn, die Kapitalisten möglichst geringe Lohnkosten. Es gibt eine Konkurrenz unter den Arbeitern um Arbeitsplätze und Lohn, sowie eine Konkurrenz unter den Kapitalisten um Arbeiter und Lohnkosten.

    Daraus ergibt sich die Höhe bestimmter Löhne.

    "ob von der Gesellschaft ein ernsthaftes Interesse besteht, dass diese Berufe höher bezahlt werden" spielt hier schlicht keine Rolle - das sind planwirtschaftliche Vorstellungen.

    Es liegt wohl daran, dass es (zumindest aktuell in unserer Gesellschaft) in allen hochdotierten Berufen und Tätigkeitsbereichen keinen Mangel gibt: Wenn ein Manager, ein Raketenforscher oder ein Professor gesucht werden, findet man in Windeseile jemanden, der auch die nötige Qualifikation und Leistungsbereitschaft mitbringt, weswegen innerlich jeder weiß, dass es diese Menschen brauche, auch wenn es nie zu einem Anlass kommt, diesen Satz aussagen zu müssen.Bei dem Nageldesigner, dem Zeitungsverteiler, der Putzfrau oder dem Brötchenverkäufer sieht es hingegen anders aus, weil es schwerer ist, diese Jobs zu besetzen.


    Das ist ja eine ganz schön moderne Gesellschaft in der wir da leben, in der sich schneller ein Raketenforscher finden lässt als eine Putzfrau.

    @Miss Jones: ich weiß nicht, ob Du mich richtig verstanden hast.
    Wenn Du sowas sagst wie "dummes Volk für diese Regierung" denke ich an vertuschte politische Skandale usw., aber nicht daran, dass es das Ziel des Bildungsystems (!) sei, die Leute zu verdummen.
    Ich formulier's mal anders: Meiner Ansicht nach sollen die Leute genau so dumm oder eben auch schlau werden, so viele oder wenig Abiturienten "produziert" werden, dass es sich rentiert. Es ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung, Bildung eine Ware.

    Nochmal anders formuliert: viele Menschen, insbesondere Lehrer, haben ein Bildungsideal, halten Bildung per se für einen unmittelbaren ideellen Wert. Ein Staat hat dies nicht, für ihn ist Bildung seines Warencharakters nach auch wieder ein Produktionsmittel ("Wirtschaftswachstum"). Wie viel von welcher Bildung nötig ist, liegt daran wie/was produziert wird.
    (Etwas theoretischer: Kinderarbeiter in Afrika holen nicht das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen weil sie kein Abitur haben, sondern weil sie das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen holen, brauchen sie kein Abitur.)

    Ich habe einen sehr großen Rucksack, den ich bequem in den Fahrradkorb lege.
    Auf den Fahrradkorb passt sogar ein Getränke-Sixpack, da könnte ich auch 6 Laptops im Rucksack mitnehmen.

    By the way: bevor ich jeden Tag (!) ein Laptop hin und herfahre, würde ich mir einen zweiten zulegen und in der Schule lassen, falls das wirklich nötig ist.

    Früher habe ich auch immer ganze Ordner durch die Gegend getragen, heute nehme ich nur noch die Kopiervorlagen für den aktuellen Tag mit.

    Es ist grundsätzlich erstrebenswert, wenn eine Gesellschaft langfristig einen höheren Grad an Bildung ausprägen kann. Der Denkfehler dabei ist, dass eine Zunahme an höheren Bildungsabschlüssen nicht mit einer Zunahme an höherer Bildung einhergeht, wenn gleichzeitig das Bildungsniveau dieser Bildungsabschlüsse gesenkt wird. Ein sinnvolleres Vorhaben wäre da meiner Meinung nach, wenn die Prozentsätze gleichblieben, aber z.B. ein Realschulabsolventen mehr weiß, mehr Fertigkeiten und Kompetenzen besitzt als ein Absolvent vor sagen wir mal 10 oder 20 Jahren. Meine bisherige Erfahrung und den Berichten hier im Forum zufolge hätte ich jedoch eher das Gefühl, dass es umgekehrt der Fall ist. Schlagzeilenträchtig formuliert: Unsere Gesellschaft wird dümmer. Und das wäre keine gute Entwicklung...
    Bevor also eine Frau Schavan also fordert, dass 40% eines Jahrgangs studieren sollen, sollen eher sagen wir mal 25% studieren und diese dafür einen hohen Grad an Wissen, Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten und grundsätzlich "Wissensdurst" mitbringen - und wenn das der Fall sei, können wir immer noch weiterreden...


    In Deiner Antwort wird deutlich, dass Du (und wahrscheinlich alle Lehrer) hier ganz andere Interessen als der Staat haben.

    Dann kommt die Gemeinschaftsschule als höchstes der Gefühle nicht aus der rot-grünen Ecke? Und nie Herunternivellierung des Abiturniveaus?Ja, die Industrie spielt auch eine wichtige Rolle bei dem Unsinn, aber eben nicht die einzige.


    Ja, die Gemeinschaftsschule kommt aus dieser Ecke - da stimme ich Dir zu.
    Aber die Herunternivellierung kommt nicht nur aus dieser Ecke, sondern ganz allgemein von der Politik und Wirtschaft, über Parteigrenzen hinweg.
    Z.B. die spätere Bundesministerin und damalige Kultusministerin Schavan (die ist ja nicht unbedingt 'linker Wischwasch-Pädagogik' verdächtig gilt):

    "Unser Ziel ist, dass 40 Prozent eines Jahrgangs studieren.

    Das ist keine "Nachfrage" sondern eine weitere Unterstellung. *Du* hast mit dem Thema Bezahlung angefangen. Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie Du aus der blossen Feststellung, dass es halt auch Lastwagenfahrer geben muss, damit halt einer Lastwagen fährt, ableiten willst, dass Firelilly, Lehramtsstudent oder ich denken, man könnte diesen Leuten ruhig einen Hungerlohn zahlen. Das hat absolut genau gar niemand geschrieben.

    Ja. Wenn ein Lastwagen fahren soll, braucht man auch einen Lastwagenfahrer. (Von der Logik her - von autonomen Fahren etc. mal abgesehen.)
    Dass manchen ein Hungerlohn gezahlt wird braucht man gar nicht unterstellen, das ist ja de facto so.
    Es ging um die Formulierung "Solche Menschen braucht es eben auch."

    Lehramtsstudent:
    "Nicht jeder Schüler entspricht dem Bilderbuch, indem er immer alle Hausaufgaben ordentlich im Heft stehend pünktlich vorzeigen kann. Ich weigere mich jedoch, hinzunehmen, dass einen Schüler eine 6 in einer Arbeit völlig kalt lässt und es keine Möglichkeit gibt, ihn zu mehr Ehrgeiz zu motivieren. Bei manchen Schülern funktioniert tatsächlich das Argument "Materialismus"."

    Firelilly:
    "Andererseits muss es auch Menschen geben, die eben diese Entscheidung so für sich treffen, dass sie später meine Straße sauber machen, mir beimBäcker ein Brötchen verkaufen oder meine Hecke schneiden. Solche Menschen braucht es eben auch. [...]"

    Was bedeutet diese Aussage? Es geht um Menschen die Berufe ausüben, die miserabel bezahlt werden. Manche sagen, "solche Menschen braucht es eben auch". Wie ist das gemeint? Warum braucht es das?
    Wenn eine Hecke geschnitten sein soll, braucht's jemand, der die Hecke schneidet. Wenn das Brötchen verkauft werden soll, braucht's jemand, der es verkauft. Klar.
    Aber warum kann eine Hecke nicht geschnitten und ein Brötchen nicht verkauft sein ohne, dass jemand dafür miserabel bezahlt wird? Das ist für mich der interessante Punkt und Zusammenhang hier zum Thema bzw. Lehramtsstudents Vorschlag Schüler "materiell" zu motivieren).

    Mir scheint die Formulierung, dass es solche Menschen eben auch braucht, als implizite Affirmation dieser Verhältnisse.

    Ob z.B. Du und Firelilly der Meinung seid, dass es schon gerecht sei, dass so jemand so viel oder wenig verdient, wie er es tut, weiß ich nicht. Ich würde gerne wissen wie das gemeint ist mit dem "brauchen". Da steckt doch schon eine Haltung dahinter und nicht nur der Schluß "Ohne Bäcker kein Brötchen" - glaube ich jedenfalls. (Auch wenn das womöglich gar nicht in dieser Absicht geschrieben worden war.)

    Den Spruch "Solche Menschen braucht es eben auch" hört man ja nie in Bezug auf gut verdienende, sondern stets wenn's um arme Schlucker geht. Mir erscheint das geradezu als Rechtfertigung - will das aber wie gesagt niemand unterstellen, wenn das gar nicht so gemeint war. Wenn das so rüberkam, tut es mir leid.

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