Zusätzlich zu vielen Punkten, die ich auch kenne (und die jemand, der der Minderheit angehört, die Karriere machen konnte, vielleicht nicht (alle) kennt), gibt es zwei für mich bedeutende Aspekte, die noch nicht zur Sprache gekommen sind.
Zum einen ist das das unsägliche Hin und Her unausgegorener Ad-hoc-Reformen, die enorm Kraft und Lebenszeit gekostet und bei vielen Lehrkräften ein Gefühl von Sinnlosigkeit, Vergeblichkeit und Fremdbestimmung erzeugt haben. Das war manchmal unglaublich absurd. Ich sollte zum Beispiel mehrmals schuleigene Arbeitspläne zu Lehrplänen schreiben, die es noch gar nicht gab, sondern nur ein grobes Konzept auf einem Din A4-Blatt, sie währenddessen mit allen Gremien absprechen und gleichzeitig bereits umsetzen.
Zum anderen hat die je nach Willigkeit des Schulleiters deutlich oder heftig in den Schulbetrieb durchschlagende Einflussnahme der Wirtschaft in den vergangenen 20 Jahren mich zurückhaltender gemacht. Ich habe an verschiedenen Schulen immer und immer wieder erlebt, wie gewachsene Schulprojekte zugunsten von Projekten außerschulischer "Partner" abgeräumt wurden und ständig neue von außen lancierte Projekte ohne frühzeitige Information und ohne ausreichende Diskussion installiert wurden, immer wieder auch mit manipulativer Kommunikation und unter Missachtung von Mitsprache- und Gestaltungsrechten. Oft wurde die Gesamtkonferenz einfach umgangen und nur knapp informiert. Typisch sind auch vorgeschobene hehre Ziele wie Bildungsgerechtigkeit, Begabtenförderung, Umweltschutz, Demokratieerziehung etc., wer hinschaut, nimmt aber wahr, dass es im Kern eher um HR geht oder um Marketing oder um Datensammelgelüste.
Wer nicht zu allem Ja und Amen sagt, ist kein verlorenes Schaf, sondern vielleicht einfach kein Schaf. Es gibt viele gute und engagierte Lehrkräfte, die eben die Dinge tun, die sie richtig und wichtig finden, die ihre Arbeit mit viel Freude machen, die anderen das Rattenrennen überlassen, die den Jüngeren ihre naive Begeisterung gönnen und soweit verantwortbar einfach die Klappe halten, die manches ausgleichen ohne was zu sagen, was andere verbockt haben usw. Diese Kollegen sind das Salz der Erde und halten den Laden zusammen. Lob oder besondere Wertschätzung sind nicht das Motiv. Trotzdem ist die Leitung gut beraten zu wissen, was sie an diesen Kollegen hat.