Jetzt ist so viel dazwischen gesagt worden, noch einmal zu tibo: Ich kenne durchaus Projekte in denen Blinden Kunst oder Tauben Musik (vor allem durch Bässe) näher gebracht werden soll. Aber dass das nicht ansatzweise dasselbe sein kann, sollte sich doch allein daraus ergeben, dass auch eine sehende oder hörende Person daran teilhaben kann (entweder mit Zusatzsinn oder mit Einschränkungen desselben). Das hat doch ein bisschen was vom Höhlengleichnis, derjenige kann die Kunst nicht in all ihren Facetten erfahren, so sehr man ihn auch daran heranführen möchte. Warum träumen wohl nicht-blind geborene Personen trotzdem in Bildern (denen kann man sicherlich auch Kunst entsprechend näher bringen), während das blind-geborenen Personen einfach nicht passiert? Ihnen fehlt überhaupt die Möglichkeit sich so etwas auszumalen.
Und Prof. Riedel ist ein hoch anerkannter Völkerrechtler, aber das Gutachten dass du zitierst ist ein Auftragsgutachten der Landesarbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Leben" NRW, dabei handelt es sich um einen Interessenverband für Befürworter der Inklusion. Das zählt vor Gericht nicht mehr als die Einlassung einer Streitpartei und keinesfalls als unabhängig.
Es ist nicht dasselbe, aber das heißt ja nicht, dass es deswegen schlechter ist. Gerade Kunst und Musik sind so individuelle Sachen und zeichnen sich durch subjektive Erfahrungen aus. Nicht-blinde Menschen oder nicht-taube Menschen werden Kunst und Musik auch nie so wahrnehmen können wie blinde oder taube Menschen. Es ist eine andere Erfahrung, kann aber doch subjektiv für den einzelnen Menschen den gleichen Stellenwert, die gleiche Bedeutung haben und einnehmen.
Deswegen ist deine Ursprungsaussage a) weiterhin zu widerlegen und b) jetzt auch schon weiter weg von deiner ursprünglichen Aussage: "Wenn man sagt, dass eine blinde Person niemals ein Kunstwerk von Picasso oder eine taube Person die Werke Beethovens (außer vielleicht er ist genauso begabt wie Beethoven) genießen kann oder, oder, oder...dann ist das keine Diskriminierung, sondern eine traurige Wahrheit für fast alle Fälle."
Ich habe auch nie behauptet, dass es ein unabhängiges Gutachten ist. Ich vertraue da dann aber schon eher einem Experten, auch wenn dieser nicht unabhängig ist, als den Laien. Ganz davon abgesehen ist es auch in der Erklärung selber keineswegs missverständlich: "States Parties recognize the right of persons with disabilities to education. With a view to realizing this right without discrimination and on the
basis of equal opportunity, States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and lifelong learning [...]".
Riedel ist dabei ja nicht der einzige Rechtsexperte, der zu diesem Ergebnis kommt, auch wenn die anderen Personen auch nicht unbedingt unabhängig sind.