Beiträge von Meerschwein Nele

    Deswegen würde ich auch zu den gängigen Honoraren keine Universitätskurse geben. Ich bin promovierter Fachwissenschaftler mit zwei Staatsexamina und über einem Jahrzehnt Berufserfahrung und Beamteneinkommen. Wenn mir interessierte Fachbereiche ihre Gehaltsvorstellungen für einen Lehrauftrag erzählen, dann lachen wir einmal gemeinsam darüber und dann suchen sie sich jemand anderen.

    *Schulterzuck*


    Wahlversprechen sind bedeutungslos, das weiß doch jeder. Bildung hat ihre Bedeutung in den Sonntagsreden und sonst nirgendwo. Das weiß auch jeder, der schon mal eine Bildungseinrichtung und ihre Versorgung aus der Nähe gesehen hat.


    Also, was soll es? Jedes Wahlversprechen jeder Partei ist gleichermaßen wertlos. Wahltaktisch ist die Bildungspolitik für Parteien ein Metier, in dem man nur verlieren und niemals etwas gewinnen kann. In der Profession werden wir sehen, was kommt und arrangieren, was uns zugemutet wird. That's it.

    Die Sache ist doch sehr einfach. Alle Welt will, dass die Primarschulen so gut wie möglich sind. Sämtliche Studien zeigen, dass wissenschaftlich gebildete Primarlehrerinnen und -lehrer besser sind als solche mit schlechterer Ausbildung.


    Die zwingende Konsequenz ist die universitäre Ausbildung von Primarlehrerinnen und -lehrern.

    Versetzungen sind klar rechtlich geregelt - stimmt die Schulleitung nicht zu, passiert es eben nicht. Dabei muss man auch ganz klar sagen, dass die Unterrichtsversorgung für einen Schulleiter aus guten Gründen eine höhere Priorität hat als eine persönliche Lebensplanung.


    Nicht versetzt zu werden, ist nicht weiter ungewöhnlich. Dir wird nichts anderes übrig bleiben, als wieder und wieder Versetzungsanträge zu stellen, bis es eben klappt.

    Du möchtest in einem Oberstufenkurs Spielchen spielen?
    Meine 9.Klässler (Haupt-und Förderschulniveau) würden sich kringelig lachen.

    Klar mach ich das - ab und an. Meine erwachsenen Schüler haben ihren Spaß dran. Aber die müssen normalerweise ja auch nicht mehr cool sein. :)


    Abgesehen davon - auch wenn der Originalposter 11 Jahre später schon den einen oder anderen weitern LK gemacht haben wird - ein LK ist nix anderes als ein GK mit mehr Zeit. Plus der lästigen Aufgabe, mehr Klausuren korrigieren zu müssen.


    Nele

    Nein, ich glaube daran, weil ich es bei uns in der Kirchengemeinde erlebt habe, dass das so funktioniert

    Das liegt daran, dass sich Kirchengemeinden leider immer noch regelmäßig über das Recht stellen können, weil sie als "irgendwie religiös" einen illegalen Sonderstatus erzwingen (i.e. "Kirchenasyl"). Wird Zeit, dass das abgestellt wird. Ein anderer Ort, wo sich religiöse Organisationen über das Recht stellen ist z.B. das kirchliche Arbeitsrecht, in dem Arbeitnehmern die üblichen Arbeitnehmerrechte verweigert werden.


    Nele

    Übrigens soll es durchaus vorkommen, dass sich während eines Studiums die Lebensperspektiven und -ziele völlig ändern. Studiere, was dir am besten liegt. Die Kombinationen, die du im Sinn hast, hören sich doch sehr vernünftig an und böten auch Möglichkeiten außerhalb der Schule.

    Vielleicht werden einige Menschen hier sagen, ich sei inkompetent, musste aber 5 Theoretiker vorbereiten und didaktisch reduzieren. Die hat man im Studium nie bzw. kaum behandelt und ich bin in der Sondersituation, dass ich das Fach nie selbst als Schülerin hatte

    Und weil so etwas immer passieren kann, und vor allem bei Junglehrern regelmäßig passieren wird, braucht man ein funktionierendes Kollegium, dass sich jederzeit mit Material und Hilfe gegenseitig zu unterstützen bereit ist. Ich habe einen ganzen digitalen Sack voll Materialien, Einheiten und Klausuren, die ich absolut jedem in die Hand drücke, der ihn haben will - von Praktikanten bis zu langjährigen Kollegen. Mit der Hilfe von erfahrenen Mitlehrern ist auch eine überraschende Klassenübernahme zu bewältigen.


    Man muss es einfach so sehen, wie es ist. Normalerweise bereiten einem die Unterrichtsplaner keine bösen Überraschungen, weil sie einen ärgern wollen. Je größer ein System ist, desto mehr Fluktuation und Unwägbarkeiten gibt es. Wir sind eine Schule mit 110 Lehrern in bunter Altersmischung. Natürlich werden da regelmäßig Frauen schwanger oder es kommt zu langwierigen Erkrankungen. Kann jederzeit passieren: beim Kitesurfen in den Sommerferien bricht sich Kollegin Hugendubel ein Bein und schwuppdiwups brechen die Lehrerstunden für Mathematik und Informatik weg. Oder der Vertretungslehrer Roger Wilco hat doch noch ein festes Stellenangebot erhalten und kommt nicht. Das ist alles eine Frage der Statistik.


    Am besten ist es, wenn man als Lehrer möglichst früh die Flexibilität und die Mentalität entwickelt, dass man für Geld arbeitet und zwar da, wo man hingestellt wird. Ohne Aufhebens und Ärger. Das macht den Job für einen selber einfacher.

    Gute Güte. Verschiebungen und Überraschungen in der Unterrichtsverteilung kann es immer geben. Als Lehrer mit Berufserfahrung sollte man auch einschätzen können, welche Verschiebungen einen persönlich betreffen und welche nicht. Wenn ich z.B. ein LK schon drei Semester lang geführt habe, dann ist es unwahrscheinlich, dass mir dieser LK genommen wird. Deshalb kann ich mich da ruhig in Ruhe vorbereiten. Wenn ich mit dem Gedanken spiele, einen neuen Kurs im 3. Semester oder im 1. Semester der Einführungsphase zu übernehmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass da vielleicht etwas seitens der Stundenplaner umstrukturiert werden muss.


    Abgesehen davon: die Grundinhalte und Inhaltverteilung zwischen den Semestern ändert sich doch nicht dramatisch. Die Curricula der Fächer bleiben normalerweise die gleichen. Also muss man als einigermaßen berufserfahrener Lehrer auch in der Lage sein, einen Kurs ad hoc zu übernehmen. Also wirklich. Wie lange muss ich mich in den Sommerferien vorbereiten, um zum tausendsten Mal den "American Dream" zu unterrichten oder das "lange 19. Jahrhundert"?

    Hallo zusammen,
    mit so viel Abwehr hatte ich ja gar nicht gerechnet

    Hehe. :) Naja, das, worüber du überrascht bist, ist eigentlich eine ganz gewöhnliche Angelegenheit - das ist die Konfrontation der praktischen, durch Erfahrungen gestützten Handwerkskunst mit den utopischen Idealen der universitären Didaktik.


    Die universitäre Didaktik scheitert seit Jahrzehnten an der Konfrontation mit der Realität. Dies liegt einfach daran, dass die universitäre Didaktik nur eine Pseudowissenschaft ist, vielleicht vergleichbar mit der Homöopathie, der Parapsychologie oder der Theologie. Sie versucht narrativ Realität zu gestalten, indem Zusammenhänge aufgrund von ideologischen Desideraten erzählerisch gesetzt werden. Kommt es - wie es nun einmal regelmäßig geschieht - zur Kollision mit einer anders gestalteten Wirklichkeit, wird seitens der universitären Pseudowissenschaftler gerne zum Konstrukt von einerseits "Lehrern, die aus Borniertheit die Wissenschaft nicht begreifen" gegriffen oder andererseits zum Mythos von "wir als Wissenschaftler geben ja nur Anregungen". Als ob "Anregungen" ohne empirische Grundlage etwas mit Wissenschaft zu tun hätten.


    Warum wirst du ausgelacht? Ganz einfach - weil du in deiner Umfrage nach Kenntnis über irgendwelche bombastisch theoretischen Begriffe suchst, deren Kenntnis oder Nichtkenntnis für das tatsächliche Problem der Motivation von Lernern ohne jede Relevanz ist. Du machst eine Umfrage über Sprechblasen und wunderst dich, warum ein Probandenpool von berufserfahrenen Lehrern Sprechblasen nicht ernst nehmen will. :)


    Fair enough. Als Student bist du natürlich gearscht. Du bist darauf angewiesen, Scheine und Prüfungsgutachten von Leuten zu erhalten, die vom Lehrerberuf keine Ahnung haben und musst so tun, als ob deine Tätigkeit die "Forschung" am Unterrichten weiterbrächte. Spiel das Spiel einfach mit, lass dann die Universität hinter dir und dann kannst du anfangen zu lernen, was Schule und Lernen eigentlich ist und wie das funktioniert.

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