Ich habe im Referendariat in [...] Geschichte hauptsächlich damit zu tun, unmotivierte Klientel davon zu überzeugen, dass Geschichte auch spannend und erhellend sein kann
Moin,
also als Schüler bin ich damals in Geschichte ausgestiegen, als es um das 3. Reich ging und welch wahnsinnige Schuld wir alle auf uns geladen hätten. Was kann ich dafür, daß ich mit einem deutschen Paß geboren wurde und das die Generation meiner Großeltern im Namen einer Regierung, die die Gerneation meiner Ur-Großeltern zur Macht verholfen hat, in den Kreig ziehen mußte? Sippenhaft qua Staatsangehörigkeit?
Ähnlich ging es mir in SowI und Religion aber auch. Da wurde thematisiert, wie schlimm doch im Zusammenhang mit dem Krieg die Vergewaltigungen und die hohe Anzahl an getöteten Zivilisten war. Die Anzahl getöteter Soldaten war hingegen irgendwie nebensächlich. Warum das so ist, erschließt sich mir heute noch nicht. Soldat wird doch niemand freiwillig. Da hat Mann nur die Alternative zu kämpfen und vom Feind erschossen zu werden oder sich zu weigern und von den eigenen Feldjägern standrechtlich exekutiert zu werden. Das Ergebnis ist das Gleiche. Im ersten Weltkrieg ist auch niemand freiwillig aus dem Graben geklettert und in das feindliche Maschinengewehr-Feuer gestürmt. Die wußten alle ganz genau, daß sie nur eine kleine Chance haben zu überleben, wenn sie stürmen. Wenn sie nicht stürmen, werden sie von der eigenen Grabenpolizei erschossen.
In Religion habe ich es damals wohl reichlich provokant auf den Punkt gebracht: "Warum regen sich alle über die Vergewaltigungen überhaupt auf? Die Frauen hatten doch immerhin das Glück und durften weiterleben. Die Männer wurden einfach erschossen." Da konnte dann auch der Religions-Pauker nicht mehr antworten.
Aber kann auch sein, daß das Thema in den 1990ern einfach viel zu intensiv im Hinblick auf die Schuldfrage und die "Kultur des Erinnerns" abgeklopft wurde. Da müßten wir jetzt mal die Geschichts-Kollegen hier fragen, ob sich da was geändert hat.
Ich war jedenfalls froh, als ich im Ausland erfahren habe, daß ich als Deutscher tunlichst nicht so in Sack und Asche gehen solle von wegen "Erinnerungskultur", wie sie es mir in der Schule in praktisch allen Fächern über 3 Jahre lang eingetrichtert haben. 
Ach ja, dieses Video hier habe ich das erste Mal in einem neuseeländischen Museum gesehen. Vielleicht wäre das ja was für den Geschichtsunterricht:
--> https://www.youtube.com/watch?v=DwKPFT-RioU