Beiträge von roteAmeise

    besser die Arbeit mit der eigentlichen Wortbedeutung der Noten im Sinne von z.B. "ungenügend <-> erhebliche Mängel, die in absehbarer Zeit nicht behebbar sind

    Genau! Auf diese Wortbedeutung würde ich mich im Zweifelsfall auch berufen.
    Vielleicht wäre eine erneute Diskussion in eurer Fachschaft sinnvoll, mh?

    Du könntest auch zu einer Sachsituation zunächst eine kleine Auswahl möglicher Rechenaufgaben vorgeben und mit den Kindern diskutieren, welche Rechnung sinnvoll ist.
    Das Entwickeln eigener Lösungen fällt manchmal schwer, weil die Kinder gar nicht wissen, worauf das Ganze hinauslaufen soll, also was die Lehrerin sehen möchte.
    Auf diese Art ist zumindest die erwartete Struktur vorgegeben und am nächsten Tag fällt dann das selbständige Lösen leichter, weil die Kinder schon einige gute Beispiele gesehen haben.

    Auf dem Bildungsserver von Sachsen-Anhalt habe ich unter
    "Leistungsbewertung und Beurteilung an allgemeinbildenden Schulen und Schulen des Zweiten Bildungsweges der Sekundarstufen I und II"
    gefunden:


    "8.1 Zur Bildung der Zeugnisnoten werden alle Noten eines Faches unter Berücksichtigung der jeweiligen Notentendenz sowie der Leistungsentwicklung im Verlaufe des Schuljahres und der Schwerpunkte der Leistungsfeststellung zu einer Note zusammengefasst."


    Da ist zwar nicht ganz so deutlich von pädagogisch begründeter Notenvergabe die Rede, aber die Wörter "Notentendenz" und "Leistungsentwicklung" deuten doch zumindest etwas Spielraum an.

    Die niedersächsische Landesschulbehörde sagt aktuell dazu:


    "Je nach Unterrichtsfach und Jahrgang werden die einzelnen Bewertungen für schriftliche, mündliche oder sonstige fachspezifische Leistungen in unterschiedlichen Gewichtungen zu einer Gesamtnote pädagogisch zusammengefasst. Die einzelnen Gewichtungen werden von der jeweiligen Fachkonferenz einer jeden Schule festgelegt. Zur Verdeutlichung sei darauf hingewiesen, dass nach diesen Anteilen keine einfache Berechnung erfolgt, sondern dass vielmehr unter Berücksichtigung aller individuellen Umstände eine umfassende Gesamtnote von der Fachlehrkraft festgesetzt wird."


    In den neuen Keicurricula ist die Gewichtung der Leistungsbereiche für die Zeugnisnote relativ deutlich beschrieben und die Fachkonferenzen sollen Genaueres regeln. Ein "pädagogisches Auge" wird trotzdem im obigen Zitat eingefordert.
    Damit kann zum Beispiel gemeint sein, dass bei einem unklaren Notenbild bestimmte Einzelnoten stärker oder weniger stark berücksichtigt werden. Z.B. schreibt ein Kind normalerweise durchgängig gute Mathearbeiten und verhaut dann mal eine nach längerer Krankheit. Oder ein Kind führt seine Mappe nicht gut und verarbeitet Unterrichtsdokumentationen zu Schmierpapier, liefert aber später eine wunderhübsch von Muttern gestaltete Mappe ab.

    Nun muss ich diesen alten Thread nochmal hervorholen:



    Kind unvermittelt zu mir: "Frau roteAmeise, mit wem schläfst du?"


    Ich: ...*perplex gucken*


    Kind: "Schläfst du mit Frau Sowieso?"
    *Mir dämmert, dass das Kind von der Zimmereinteilung während der Klassenfahrt spricht.*


    Ich: "Nein, die Lehrerinnen haben Einzelzimmer."


    Kind, quer durch die Klasse zu einem anderen rufend: "Boah, stell dir vor, die Lehrer MÜSSEN auf Klassenfahrt GANZ ALLEIN in ein Zimmer!"

    Das überrascht mich allerdings. Ich höre immer wieder: Sie dürfen das nicht, bei Frau XY machen wir das auch und so was.



    Daher hätte ich gesagt: Entweder finden alle Kollegen einen gemeinsamen Weg, oder ich passe mich halt an.

    Es geht ja nicht um völlig unterschiedliche Regelwerke und allzu viele verschiedene Lehrer haben Grundschüler meist noch nicht.
    Die Kinder sind bestimmt in der Lage zu verstehen, dass Herr Th0r5ten in Musik etwas strenger ist, was die Haltung und das Aufstehen anbelangt. Du musst deine Wünsche halt klar kommunizieren und ggf. häufiger daran erinnern. Wenn du das den Kindern gut begründest, nehmen sie die Besonderheit des Musikunterrichts sicher auch wahr.


    Es ist sicher schwieriger, schulweit einheitliche Regelungen zu finden, wie die Kinder auf ihren Stühlen sitzen sollen, allein schon, weil sich in anderen Fächern die Notwendigkeit gar nicht ergibt. Dann weichen solche Regeln schnell wieder auf.

    Nach dem Unterricht zieht sie sich ewig nicht um.

    Klappt das denn vor dem Unterricht zügig? Kann sie alles andere zügig? (Anziehen für die Pause, Ranzen packen, ...)



    Trotzdem fordere ich bei ihr mit Nachdruck die schulischen Dinge ein, die sie verweigert. Aber erfolglos bei ihr und bei allen anderen geht es gut.

    Also bei allen anderen Lehrern arbeitet das Mädchen?
    Oder alle anderen Kinder arbeiten gut?



    Die Beiträge hier bestätigen mich, dass meine Sorge nicht unbegründet ist und dass professionelle Hilfe her muss.

    :top: Manchmal hilft, das Problem aufgeschrieben zu sehen, um die Dramatik zu erkennen, geht mir auch oft ähnlich.

    Natürlich ist es immer gut, wenn das Kollegium an einem Strang zieht (z.B. bezüglich des Gerennes im Flur), aber gerade Sitzordnung und Sitzhaltung sind doch auch von der jeweiligen Unterrichtssituation abhängig.
    Deshalb gilt: Dein Unterricht, deine Regeln!
    Beschreibe den Kindern, worauf du Wert legst und fordere es ein. Du kannst mit den Kindern direkt üben, die Lernhaltung einzunehmen, die du dir wünschst, vielleicht im Zusammenhang mit kleinen Atem- und Entspannungsübungen zum Stundenbeginn. Bald genügt dann schon das Stichwort "Lernhaltung", um daran zu erinnern.
    Die Musiklehrerin meiner Klasse hat den Kindern vom goldenen Faden erzählt, der für eine gute Körperhaltung sorgt und hat ihnen erklärt, warum das gerade beim Musizieren und Singen wichtig ist.
    Ich selbst zum Beispiel lege viel Wert darauf, dass mich alle Kinder im Frontalunterricht ansehen und anständig sitzen. Ggf. müssen sich Kinder dafür mit ihren Stühlen umdrehen oder im Ausnahmefall auch umsetzen, aber die paar Sekunden sind es wert.
    In Stillarbeitsphasen bin ich dafür umso toleranter was das Aufstehen oder alternative Sitzen betrifft. Da kann es je nach Klasse vorkommen, dass sich die Kinder mehr oder weniger flexibel über die Stühle und den Raum ergießen.


    Die Kinder kommen gut damit klar, dass in verschiedenen Situationen unterschiedliche Regeln gelten und den goldenen Faden aus dem Musikunterricht umfängt dabei fast schon eine magische Aura, der würde in meinem Matheunterricht nicht funktionieren.

    Ich kann mich dem nur anschließen. Das klingt alarmierend und da sollten andere Fachkräfte einbezogen werden.
    Außer dem schulpsychologischen Dienst kannst du den Eltern noch nahelegen, ein sozialpädagogisches Zentrum aufzusuchen. Am besten mit Krabappels herrlich verbindlichen Formulierungen, die sind super! :top:

    Aber wieso streiten so viele Grundschullehrer dagegen?

    Tun sie das denn noch ernsthaft? In meinem Umfeld aus Kollegium und Studienfreunden war eher ein Aufatmen zu sehen. Man hatte immer einen Anflug schlechten Gewissens, weil andere so toll nach neuen Methoden unterrichten und das hatte so etwas Engagiertes. Da Skepsis zu äußern war etwas verpönt und roch nach Ewiggestern.


    Lesen durch Schreiben nach Reichen hatte seinen Auftritt, als es ins reformpädagogische Klima der Zeit passte. Mittlerweile gibt es bessere Konzepte, die sich gleichfalls im offenen Unterricht umsetzen lassen. Einige Grundschullehrkräfte brauchen offenbar den politischen Fingerzeig, damit sie Ernst nehmen, welche Probleme in den höheren Klassen dadurch ankommen. Für manchen mag die Änderung unbequem sein.

    Wählen ist kein bockiges Aufstampfen.
    Protestwähler tragen die gleiche Verantwortung wie alle anderen.
    Bei allen Mächten, bitte, mögen sie ihr gewachsen sein!

    Ganz ehrlich, ich glaube, ich habe das Problem auch noch nicht so richtig verstanden. Soll deine Schule umgestellt werden? Pausen sind doch eh selten echte Pausen für Lehrkräfte, da würde ich eher nach den organisatorischen und räumlichen Gegebenheiten vor Ort schauen, was sich anbietet.


    Und:

    Ich stelle mir gerade wieder eine Grundschule mit fünf Kollegen vor: Pro Pause werden zwei Aufsichtspersonen benötigt,

    Eine Schule mit gerade Mal fünf Kollegen hat doch aber entsprechend wenig Kinder. Sind trotzdem bei euch zwei Aufsichten nötig?

    Ein hochinteressanter Film, danke dafür!
    Ans Geld musste ich auch die ganze Zeit denken.


    Eine Sache habe ich nicht verstanden: Hieß es nicht immer, Finnlands Bildungssystem sei unter anderem wegen der Ganztagsschulen so gut? Habe ich das falsch in Erinnerung aus den Zeiten des deutschen Pisa-Schocks?


    Ansonsten muss ich da drüber schlafen. Anerkennung und Schule, die sich auf Nachhilfe verlässt, umgekehrter Unterricht und so weiter das muss sich erstmal setzen. Gute Schule ausgerechnet in den USA und nach Waldorf, mein Weltbild flackert. (Was grundsätzlich nichts Schlechtes ist.)

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