Ich bin an einer großen Grundschule in Bayern und eine ältere Kollegin,
die mit der LA aufgewachsen ist und diese auch jahrelang (auch
zwischendurch in Klasse 1) unterrichtet hat. Nach meiner Einschätzung sind beide Argumente nicht richtig.
Mein Bauchgefühl: ca 50/50 in Bayern, da beide Schriften ihre Nachteile habe, gerade ältere Kollegien waren sich schnell einig, dass sie die VA (und damit alle alten Arbeitsblätter) behalten wollen.
Ehrlich gesagt, ist es auch im digitalen Zeitalter kein Argument,
dass man die VA beibehalten will, weil man alte Arbeitsblätter hat. Es
kostet wenig Zeit, die ABs in die aktuelle Schrift umzuwandeln. Dafür
haben wir ja die Schriftprogramme auf dem Computer. Wer vorgefertigte
ABs nimmt, der hat sie von den Verlagen, die diese aktualisiert haben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Grundschullehrerinnen in der
Mehrheit so denken.
Ach! Ich hätte gedacht, dass die ganz älteren Kollegien gerne zur SAS wechseln, weil die der lateinischen Ausgangsschrift ja sehr ähnlich ist, die die alten Lehrer und Lehrerinnen noch gut kennen. Aber ja, das ist schon über 20 Jahre her, da gibt es vielleicht nicht mehr so viele.
Das Argument, dass wir die Schrift vorziehen würden, die wir selbst einmal gelernt haben, ist mir völlig fremd.
Zu den Schriften und wie wir schlussendlich auf die SAS kamen:
Zuerst mussten wir nach der LA die VA nehmen. Diese war ca. ab dem Jahr 2000 für ca. 15 Jahre die einzige Ausgangsschrift. Als die Schrift neu war, habe ich mir diese Schrift so angewöhnt, dass ich sie für mich geübt habe, zumal ich zu der Zeit 3. Klassen übernahm, die mit der VA zu mir kamen. Die Erstklasskolleginnen üben die Schrift automatisch mit der Einführung mit.
Bald merkten wir die Vor- und Nachtteile der VA: leichteres Erlernen, aber zu schnell eine schnelle Schrift und in Klasse 4 so langsam bei einigen unleserlich.
Die Betrachtungsweise bei der Entscheidung zwischen VA und SAS war bei uns ausschließlich analytisch:
Als wir beim LehrplanPlus die Wahl haben, haben wir uns argumentativ mit den beiden angebotenen Schriften auseinandergesetzt. Die Kolleginnen - egal ob jung oder älter - aus 3/4 waren schwerpunktmäßig für die SAS, weil wir gegen die Unleserlichkeit der VA sozusagen täglich zu kämpfen hatten. Die Kolleginnen aus 1/2 sahen die Schriften aus dem Blickwinkel der Erlernbarkeit und haben zusätzlich die einzelnen Buchstaben und Buchstabenverbindungen angeschaut. SAS und VA haben unterschiedliche Ansätze. Die VA arbeitet viel mehr mit Sprüngen zwischen den Buchstaben und dem auffälligen Aufstrich, während die SAS auch mal Bewegungen hat, die vor- und zurückgehen. Einzelne Buchstaben hatten uns bei der VA besser gefallen, andere bei der SAS.
Letztendlich haben wir uns mit ca. einer 2/3 Mehrheit für die SAS entschieden, weil wir hier die Hoffnung hatten, dass die Schrift nicht zu sehr verkommt, was sich letztlich bewahrheitet hat.