Das geht recht einfach...
Ich unterrichte an einem Gymnasium in einer Großstadt im Ruhrgebiet.
Okay, es ist nicht Marxloh, oder Dortmund-Mitte, es gibt also "schlimmere Ecken", aber es ist schon... "bunt".
Und gerade dadurch kann ich denke ich beurteilen, wie muslimische SuS, und da vornehmlich Schülerinnen (liegt an den Fächern/Kursen), so "ticken".
Die hier oftmals so genannte "Klientel" ist nämlich um einiges differenzierter.
Wirklich "radikal konservative" Moslems sind lange nicht so häufig wie die Medien einen vielleicht glauben machen wollen, aber sie sind eben "laut" - die vernünftig integrierten fallen eben nicht auf.
Dann... die "konservativen" Vertreter sind idR auch gleichzeitig die "bildungsfernen" welchen, von daher eher seltener am Gymnasium anzutreffen (und spätestens nach der 6. Klasse so gut wie gar nicht mehr). Btw ist "Moslem" hier alles andere als synonym mit "Türke", die kommen aus allen möglichen Ländern, ich habe hier weit häufiger persische, libanesische, syrische, jordanische etc. SuS.
Öfter habe ich schon Gespräche mit deren Eltern geführt, in denen es auch um "Werte" ging - mit einer Ausnahme (die kein sonderlich konstruktives Gespräch war, sondern eine Art Befreiungsaktion, nach der die Tochter in eine Wohngruppe kam und der "Vater" einen ausgedehnten Schwedenurlaub verordnet bekam) waren diese durchaus erfolgreich - im Sinne der Kinder (es ging bisher ausschließlich um Mädchen - wen überrascht das), weil es mir offenbar gelungen ist, so manche Vorurteile, die die Eltern gegenüber der westlichen Gesellschaft hatten, auszuräumen. Vor allem war es (bei Schwimmunterrichtsdiskussionen) wichtig, ihnen klarzumachen, wie wichtig für Kinder die Akzeptanz in ihrer sozialen Peergroup ist - und die hat ein Teeniemädel nun mal im "coolen" Bikini, nicht in einer Art Ganzkörperkondom.
Insofern sehe ich es als eine Notwendigkeit und auch irgendwo meine Pflicht an, den Mädchen zu ermöglichen, später ein Leben als gleichberechtigte, emanzipierte Frau führen zu können und sich nicht in ihren Rechten einschränken zu lassen. Das sind gesellschaftliche Werte die zur westlichen Gesellschaft nun einmal zwingend dazugehören, und wer das anders sieht, der ist hier mMn falsch. Wenn also eine Schülerin Hilfe braucht, sich gegen solche falsche Ideologien zu wehren, kann sie gerne in meine Sprechstunde kommen (wie jede andere auch). Und das wird auch immer mal wieder genutzt.
(btw - wen es interessiert... ich bin nach heutigen Grenzen gerade mal zu 1/4 deutsch, und nicht monotheistisch. Und trotzdem liebe ich meinen Kohlenpott bunt wie er ist. Nur Leute, die mental irgendwo im Ostanatolien des 15. Jhdt oder so steckengeblieben sind - die brauche ich hier nicht.)