@Wollsocken80 und @Midnatsol - ich sehe das auch in vielen Punkten ähnlich wie ihr beide. Allerdings sehe ich ja sowohl wie der Sportunterricht bei uns verläuft, wie auch die SuS Sportkurse in der Oberstufe wählen, und wenn ich da mal reflektiere wie das "bei uns" lief, also in meiner Schulzeit, dann hat sich da nicht allzuviel verändert - liegen ja nur 25 Jahre dazwischen...
Zu meiner Schulzeit... hatten wir getrennten Sportunterricht in der 9 und 10. Das habe ich nicht als nachteilig empfunden, und meine Mitschülerinnen wenn eher als Vorteil. Der Grund waren schon da die "Extremtypen" unter den Jungs, die heute mMn noch zahlreicher geworden sind, und es noch weniger "durchschnittliche" gibt. Das eine extrem ist sehr sportlich, aber hat auch eine entsprechende Testosteronüberdosis, und benimmt sich oft sehr machohaft - dementsprechend Mädchen davon bestenfalls genervt, schlimmstenfalls eingeschüchtert. Das Gegenextrem ist sehr unsportlich, hat dementsprechend an Sport eher kein Interesse und ist froh, wenn die Stunden vorbei sind oder sie ein Attest haben. Diese sind dann in Gegenwart von Mädchen erst recht nervös und eder Scheiss ist ihnen peinlich...
Ist umgekehrt bei den Mädchen auch nicht viel anders - gerade die "unsportlicheren" wollen niemanden bei ihrem (ja verpflichtenden) Sport möglichst wenig andere dabeihaben, und schon gar keine Jungs...
In der Oberstufe konnten wir dann wählen, in welchen Kurs wir gehen - ähnlich ist es auch jetzt an meiner Schule. Da ist kein Geschlecht vorgegeben, aber trotzdem können Jungs- oder Mächenkurse entstehen. Als ich Schülerin war, war ich in unserem "richtig gemischten" Kurs, es gab noch einen "Mädchenkurs" und einen "quasi-Jungenkurs", in den zwei Mädchen reingewechselt sind - Volleyball-Vereinsspielerinnen, die vom niedrigen Niveau des Mädchenkurses gefrustet waren, dann aber in den beiden anderen Sportarten (Hockey und LA/Ausdauer iirc) etwas unter die Räder kamen (was aber auch am Lehrer gelegen haben mag). Ich hatte da einen Sportlehrer, der zwar "knochenhart", aber fair war - ich mochte diesen gemischten Sportunterricht, aber das lag auch an den Fächern.
Heute habe ich tatsächlich bisher durch die Bank "Mädchenkurse" gehabt, bei Mittelstufenkursen, weil so vorgesehen, bei Oberstufenkursen wegen der entsprechenden Wahlen. Es mag tatsächlich an den angebotenen Sportarten liegen - Fußball und Basketball stehen bei Jungs hoch im Kurs, beides habe ich nicht im Angebot - oder eben am Geschlecht. Ich habe bei Kurskombinationen, wo ich Karate angeboten habe, schon erlebt, wie Jungs, die am Sport Interesse gehabt hätten, dann sagten, sie wollen keinen Unterricht bei einer Frau. Warum auch immer, vielleicht haben sie ja Angst, sich da irgendwie zu blamieren? Im Endeffekt habe ich aber sehr oft von den Mädchen erfahren, wie gut es ihnen gefällt, ohne Jungs Sport zu haben - gerade von den weniger sportlichen. So a la "Die Mädchen lästern schon genug, dann noch Jungs - das geht gar nicht." es ist hier also mMn weniger ein Problem des "Rollenverständnisses", sondern eher eines der "Peinlichkeit vor dem eigenen und erst recht dem anderen Geschlecht", geschuldet oft mangelndem Selbstbewusstsein.