Beiträge von BlackandGold

    Meine Fächer sind Physik und Chemie. Ich habe in Physikdidaktik promoviert. Ich habe Lehramtsstudenten aus dem Sek1-Bereich betreut, Vorlesungen über E-Lehre gehalten, etc. Und in meiner beruflichen Praxis unterrichte ich die sogenannten Ausbildungsvorbereitung im Fach Naturwissenschaften. Die SuS dort sind quasi der harte Teil deiner Erfahrung, die meisten davon nämlich trotz besuchter Hauptschule ohne irgendeinen Schulabschluss.


    Also ja! All die Dinge, über die du dich beklagst, sind mir bekannt und ich komme sehr tief aus dem NW-Bereich.


    Und zu dem letzten Satz im Satz: Du hast nur einen Master, warum eigentlich nicht mehr? Komm bitte von dem hohen Ross runter, zu glauben, dass deine Fächer schwerer zu unterrichten oder inhaltlich anspruchsvoller als andere Fächer. Wenn ich mir anschaue, was die Sprachenkollegen für Dinge beibringen müssen, dann habe ich den allerhöchsten Respekt vor denen.


    Dazu mal ein wichtiger Hinweis: Naturwissenschaftlicher Unterricht ist nicht automatisch besser, wenn er vollgestopft mit Schülerexperimenten ist. Der tatsächliche Fachwissenszuwachs ist genauso gut, wenn man ein paar gut erklärte Lehrerexperimente macht. Vielleicht solltest du dir mal überlegen, ob der starke Fokus auf "gefährliche" Experimente der einzige sinnvolle Weg ist.

    Und inwiefern ist das anders als an Sek2-Schulen? ;)


    Mal im Ernst: Ja, Unterricht kann schwierig sein. Aber bitte nie vergessen: Classroom Managment will gelernt sein und da ist noch nichtmal das Referendariat alleine ausreichend. Ich lerne immer noch, das Jahr seit der UPP hat mir weiterhin nur aufgezeigt, wieviel ich noch lernen kann/muss. Ein M.Sc. hilf da alleine gar nicht.


    (Wobei: In den Fächern des Threaderstellers finde ich die Probleme ja überschaubar. Man kann ja durchaus spannenden Experimental-/Projektunterricht machen.)

    Ich hätte mir professionelles Lehrerverhalten gewünscht. Zurückblickend muss ich sagen, dass ich auf einer Resterampe-Schule war (auf die KuK bezogen!). Das andere Gymnasium im Ort habe ich dank meiner wissenschaftlichen Tätigkeit später auch noch kennengelernt, das waren Welten.


    Lehrer, die ihre feministisch/anti-feministischen Kleinkriege mit der Kollegin vor der Klasse ausbreiteten... Lehrerinnen, die rassistisch-persönlich beleidigend wurden (mir persönlich gegenüber sogar)... Physiklehrer, denen man ansah, dass sie nur aus Not Lehrer geworden sind...

    Meine kleineren Geschwister haben die Schule gewechselt (da war ich bereits in der 11, lohnte nicht mehr), das war die beste Entscheidung gewesen.


    Ich bin tatsächlich Lehrer geworden, um es besser zu machen als meine eigenen Lehrer. Und ich arbeite daran, dass nicht in 30 Jahren einer meiner Schüler dasselbe über mich denkt, was ich über meine eigenen Lehrer denke.

    Ich weiß ja nicht, ich trage einfach das, was ich einigermaßen farblich passend finde, nicht zu eng ist (bei meiner amtsärtzlich mit hochgezogenen Augenbraue kommentierten Leibesfülle nicht unwichtig) und sauber ist. Und natürlich festes Schuhwerk, das hat man sich als Chemielehrer so angewöhnt. Allerdings sind bei uns an der Schule auch keine Banker oder so, sondern quasi alles Handwerker (Metalltechnik). Und Sicherheitskleidung machen unsere Werkstattslehrer bzw. die Ausbilder im Betrieb.


    Grundsätzlich gehöre ich aber eh zu den Leuten, die zwar gute Kleidung ganz schön finden (und auch mehrere Sakkos im Schrank haben) aber besonders viel Wert lege ich nicht drauf. Und da für mich Fachkompetenz das entscheidende Kriterium ist, gebe ich auch bei anderen Leuten nix drauf. Mein Versicherungsmakler ist mein Alter, läuft mit langen Haaren und entsprechenden Klamotten rum.


    Wo ich inzwischen tatsächlich drauf achte, ist wenn ich mich in Bereichen bewege, wo man "konservativ" bzw. "altmodisch" ist. Deutlicher: Zu Veranstaltungen meiner Partei gehe ich im Sakko. Allerdings bleibt sowohl Pferdeschwanz erhalten als auch Vollbart.

    Wir haben das bei uns. In den Räumen stehen Rechner auf RaspberryPi-Basis, man kann sich auch übers Internet anmelden, das ist bei uns Untis-basiert. Ich kann, was Übersichtlichkeit angeht, den anderen Kollegen zustimmen, da ist das Papierbuch besser. Bei uns ist allerdings das Papierbuch nur noch durch KuK benutzbar, die Schüler dürfen das "wegen Datenschutz" nicht mehr bekommen.


    Besonders praktisch empfände ich es in den Klassen, wo die SuS-Zahl stark fluktuiert (da kommt es allerdings erst kommendes Jahr), also in den Klassen der Grundbildung (BK). In anderen Klassen erschließt sich mir der Sinn nur insofern, als man sich das Papier spart und Fehlzeiten (zum Teil sehr deutlich) leichter berechenbar sind.

    Ich habe schonmal "Was ist falsch mit dir!" rausgehauen. Fand der Schüler angemessen. Er hat aber auch entgegen meiner eindeutigen Anweisung eine Säure ins Waschbecken gekippt...


    Sowas hängt immer von dem jeweiligen Binnenverhältnis ab. In diesem speziellen Fall scheint mir eine mangelnde Distanzierung zur eigenen Rolle als Lehrer vorzuliegen. Das ist doof, passiert aber mal. In jedem Fall empfehle ich dir, einfach ingesamt mehr Ruhe zu bewahren, auch hier. Fehler sind kein Weltuntergang, es geht um den Umgang damit.

    Bei uns am BK gibts das auch und nein, darum gerissen wird sich nicht. Es ist wohl auch streckenweise anstrengend. Aber die SL ist um jeden froh, der dahin geht.


    Ich habe lustigerweise einen Verwandten, der in der uns betreuten JVA als JV-Beamter gearbeitet hat. Der hatte über meine Kollegen die eine oder andere Anekdote zu erzählen. Und wir Lehrer sind ihm viel zu pädagogisch. :D

    Nein. Auftragsbeschaffung und strategische Firmenentwicklung ist nicht das, womit sich ein Lehrling in der Ausbildung beschäftigen müsste. Berufsanfänger sollten sich damit beschäftigen, ihren Beruf erst einmal sorgfältig zu beherrschen.

    Dem möchte ich widersprechen... Ich fand die Thematisierung der Schulgröße an meiner Ref-Schule schon sehr interessant. Eine ähnlich offene Einstellung der SL erkenne ich an meiner jetzigen Schule nicht wieder. Da habe ich von meiner ehemaligen SL schon einiges mitgenommen.

    [...]aber bei einer sowieso schon zu schwach entwickelten Kritiktoleranz gesellt sich bei mir leider durch sehr unangenehme Berufserfahrungen auch noch ein sehr schwacher Selbstwert dazu, was dazu führt, dass ich mittlerweile in fast jeder Beobachtungssituation auch Angst bekomme, schlecht bewertet zu werden und mir reicht dann schon der Gedanke, dass jemand nur Schlechtes von mir verbal unter das Kolegium streut.

    Hier möchte ich kurz ansetzen: Eine schwache Kritiktoleranz ist im Referendariat sehr, sehr kritisch. Ich habe einige Fehler gemacht und musste ein Reflektionsgespräch auch mal mit einem kurzen Spaziergang verdauen, aber bei schwacher Kritiktoleranz hätte ich wahrscheinlich abgebrochen. Hol dir an der Stelle bitte Unterstützung, durch positives Feedback deiner Mitreferendare oder durch dein soziales Umfeld. Das ist wirklich wichtig!

    Ich finde das ja durchaus amüsant: Welcher Kollege ist denn so "mutig", jemandem, der sich eh verabschieden will, noch eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übertragen?
    Selbst wenn es geht, ich würde durchaus mal fallen lassen, dass deine Arbeitsleistung eventuell nicht die üblichen 150% beträgt.

    Naja, die Ärzte, die ich kenne und die Ritalin oä verschreiben, sehen das kind in der Regel ein einziges Mal und verlassen sich dann auf die Aussagen der Eltern. Ich dagegen hocke stundenlang mit den Kindern im Raum...

    Das macht uns aber auch nicht zu Ärzten. Ich hatte heute in der Notenberatung auch einen Schüler, bei dem ich eine Vermutung zu ADHS äußern könnte. Aber ich bin eben auch kein Arzt und ich enthalte mich einer solchen Diagnostik.


    Aber ich kenne halt zuviele Kollegen, die sich in Mutmaßungen über die psychische Gesundheit ihrer SuS ergehen. Da bin ich ein wenig gebranntes Kind.

    Probleme gibt es bei mir vor allem bei den schweigsamen SuS und/oder denen, die keine greifbare Ausstrahlung haben. Da weiß ich dann z.T. auch nach einem Jahr oft nicht, wer da gerade vor mir steht. Keine Ahnung, ob das nur mir so geht...

    Oh ja! Vor allem jetzt, wo die Quartalsnoten anstehen...


    Zum Thema: Schülerfotos zum Namen lernen gehen meiner Meinung nach nicht ohne Einwilligung der SuS bzw. der Eltern. Genau das habe ich auch in einer Fortbildung zum Datenschutz für Referendare weitergegeben. Ich baue diese Meinung auf mein Verständnis der DSGVO, sofern ihr da neuere/andere Erkenntnisse habt, höre ich das gerne!

    Hach, die Herren Geisteswissenschaftler... Im vorliegenden Fall war es doch im Werkraum, da lässt sich doch was Besseres finden.
    In meinen Räumen wären die 1,2-Meter-Stativstangen (aus massivem Stahl) meine erste Wahl. :P

    OT: Was ist denn beim Musikhören der Unterschied zwischen Menschen mit und ohne ADHS?Zu den von @BlackandGold genannten Nachteilen: "Repetitiv" finde ich (ohne ADHS) bereits, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in Musik die gleichen Musikwerke und Lieder zu unterrichten. 8)

    Repetitive Aufgaben sind für mich ja schon das Üben eines Musikinstrumentes. Weswegen ich Schwierigkeiten habe, über ein bestimmtes Grundlevel zu kommen... :D Obwohl ich echt gerne was spielen können würde.

    Ich persönlich habe gefühlt (!) eigentlich nur folgende Vorteile:
    1. Ohrwürmer greifen bei mir nicht.
    2. Ich kann feststellen, wenn in der letzten Reihe gequatscht wird.


    Folgende Nachteile habe ich persönlich erlebt, die in der Form stärker zu sein scheinen als bei anderen Menschen:
    1. Repetitive Aufgaben habe ich in sehr kurzer Zeit satt.
    2. Bereits leise Gespräche meiner SuS lenken mich exorbitant ab.
    3. Ich bin kaum in der Lage, ohne Zeitdruck Aufgaben rechtzeitig zu erledigen (bspw. in den Ferien Unterricht planen).
    4. Längere Konzentrationsaufgaben (Schachspiele über 10 Minuten bspw.) sind für mich nicht möglich.


    Und ich habe nachweislich ADHS, allerdings eine leichtere Ausprägung (sie wurde auch erst mit 16 diagnostiziert und nicht behandelt, weder medikamentös noch per Therapie). Das ich trotzdem ein zweites StEx und eine Promotion gemacht habe, ist auch viel Glück gewesen.


    Daher, ganz persönlich anekdotisch: Die Gabe von Medikamenten kann einen Leidensdruck stark verringern und die Lebensqualität des Menschen erhöhen. Ich wünsche mir manchmal, dass ich damals auf eine Therapie bestanden hätte. Aber da dachte man ja noch, dass sich das auswächst.

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