Hast du dich mit Feuerbachs Thesen mal beschäftigt?
Es steht dir frei, diejenigen seiner Thesen, die du für relevant hältst, anzubringen. Dann können wir uns gerne darüber unterhalten. Das Name-Dropping hingegen beeindruckt mich nicht.
Gerade als Atheist müsstest du bei ihm sehr viele Anknüpfungspunkte finden.
Womöglich. Das hält mich aber nicht davon ab, selbst zu denken.
Das geht völlig an dem vorbei, was ich gesagt habe.
Trifft aber dennoch zu.
Ich kann es komplett nachvollziehen, wenn Menschen angesichts ihrer Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen die Hoffnung haben, dass ihre Liebe stärker ist als der Tod.
Ich auch. Und jetzt?
Die immanente Welt oder "Realität", wie du es nennst,
Genau. Ich nenn' das nämlich nur so. Es gibt gar keine Realität oder zumindest keine eindeutige. Vielleicht ist alles ganz anders. Nichts ist wahr, alles ist erlaubt? So in etwa?
Sorry, nee, auf das schmale Brett komme ich nicht mit. Wir haben wissenschaftliche Erkenntnisse, die vieles in der Welt erklären. Wir können die Realität in weiten Teilen beschreiben. Das mit einem Handstreich und ein paar Anführungszeichen wegwischen zu wollen, wird der Entwicklung unserer Gesellschaft zu diesem Maß an Erkenntnis nicht gerecht.
ist oft ein kalter, brutaler und grausamer Ort.
Womöglich. Wir können aber etwas dafür tun, dass diese Welt ein besseres Ort wird. Wir haben ein Maß der Fähigkeit, unseren Lebensraum zu beeinflussen, das allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten überlegen ist. Die können wir nutzen. Zu verstehen, wie die Welt funktioniert, hilft dabei ungemein.
Das Hoffen darauf, dass eine fiktive Person das schon für einen regeln wird, womöglich erst nach dem Tod, ist nicht mehr als ein Selbstbetrug. Um uns dem Ausgangspunkt dieses Threads wieder zu nähern: Arbeitgeberinnen, die von ihrem Personal verlangen, junge Menschen dazu anzuleiten, sich an diesem Selbstbetrug zu beteiligen, halte ich nicht für unterstützenswert. Bei einer solchen Einrichtung wollte ich auch nicht arbeiten.
Hoffen wir doch lieber auf uns selbst und aufeinander, auf unsere Vernunft und auf unsere Fähigkeiten. Und auf einen ethischen Rahmen, der uns ermöglicht, diese Fähigkeiten in die richtige Richtung zu lenken. Aber auch den müssen wir uns erarbeiten. Hoffen allein wird nicht reichen. Aber die Hoffnung kann der Ausgangspunkt dafür sein, die Geschicke der Welt in die eigene Hand zu nehmen.
ist oft ein kalter, brutaler und grausamer Ort.
Diese Sichtweise ist mir allerdings zu einseitig. Die Welt hat auch so viel schönes zu bieten, wie ich auf der heutigen Waldrunde mal wieder festgestellt habe. Und das ist alles real.
Zu hoffen(!), dass die Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Sinn nicht völlig ins Leere geht, hat mit Phantasiewelten rein gar nichts zu tun, sondern ist eine zutiefst menschliche Angelegenheit.
Eben. Dazu braucht es keine fiktiven Hilfskonstrukte. Die Klarheit, welche Umstände wir aktiv ändern können und welche wir hinnehmen müssen, erlaubt es uns in einer Form zu hoffen, die Aussicht auf Erfolg hat.
Daraus lässt sich natürlich nicht ableiten, dass es einen Gott oder ein Jenseits wirklich gibt. Das habe ich aber auch nicht behauptet.
Aber Religionen behaupten das. Und aus diesen Behauptungen leiten sie ab, wie andere Menschen sich zu verhalten haben. Und aufgrund der Substanzlosigkeit ihrer Ideologie eben mit einem reichlichen Maß an Beliebigkeit.
Deine Reaktionen zu diesem Thema sind oft sehr einseitig und völlig kompromisslos.
Wie sieht er aus? Dein Kompromiss zwischen der Realität und der Flucht davor? Ich habe Toleranz zu bieten. Wie ich mehrfach erwähnte, ist Glaubensfreiheit ein hohes kulturelles Gut. Dieser fühle ich mich verpflichtet. Es gibt keinen Grund, jemanden etwas nicht glauben zu lassen, ihm seinen Glauben auszureden oder gar verbieten zu wollen.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Glaubensfreiheit in einem sekularen Staat bzw. in einer sekularen Gesellschaft besonders einfach zu haben ist. Die Bevorzugung einzelner Glaubensrichtungen durch den Staat, macht es aber den anderen entprechend schwerer.
Ich Vermutung geht sogar soweit, dass man beim Kodifizieren der Regelungen zum Religionsunterricht und zu Bekenntnisschulen, keine neutrale Haltung zu den Religionen hatte, sondern vielmehr die Sonderbehandlung bestimmter christlicher Ausprägungen beabsichtigt hat.
Vielleicht ist das der Grund, warum manche User hier schon gar nicht mehr antworten?
Möglich. Oder sie haben schlicht nichts zu sagen, findes es nicht so wichtig, haben gerade etwas besseres zu tun, sind gerade besoffen oder ihr Computer ist kaputt. Was weiß wer.
Ich kann mich zu dem äußern, was gesagt wird. Spekulationen über die Motivation, nichts zu sagen, halten für mich keinen Erkenntnisgewinn bereit.
Wer etwas zu sagen hat, soll es tun. Die anderen lassen es.