Beiträge von Tom123

    Ich frage nochmal: Warum nicht nur ein wenig länger warten und die Zahlen aus Österreich oder Dänemark beobachten und dann hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen

    Dann müsstest du nach dem Start mind. 14 Tage warten. Da werden die Entscheidungen früher fallen. Die Frage ist ja welche Prioritäten du setzt. Schutz vor Infektion oder nur Überlastung des Gesundheitssystem vermeiden?

    Wir reden aber beide schon von dem österreichischen System?!?

    Dort sollen ja als erstes die kleineren Läden aufmachen, die haben aber keine Kinderbetreuung und sind und waren nicht systemrelevant, also ist die Frage, wie das funktionieren soll.

    Mir sind viele Fälle bekannt oder wo eben auch Grundschüler 1./2. Klasse dann mehrere Stunden unbetreut zuhause sind oder wo eben doch Oma, Nachbarn usw. zur Betreuung kommen

    Reden wir nun von Österreich oder Deutschland? Ich kenne die österreichische Notbetreuung nicht genau. Da kennst du dich anscheinend bessser aus. Ich habe nur gelesen, dass es gelobt wurde.

    Die Fälle aus der 1./2. Klasse würden in Nds. anders gehandhabt. Wenn du deinen Job verliertst, weil du keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung hast, dann darfst du zur Notbetreuung. Du sollst nur erstmal andere Möglichkeiten finden. Bei uns haben wir zum Beispiel kaum Kinder in der Notbetreuung. Die berufstätigen Eltern haben sich anders organisiert.

    Ich kann dir aber sagen, dass alleine ich 3 Familien im Bekanntenkreis habe, die von den Schließungen betroffen sind. Alle drei haben massive Existenzängste. 2 eigene Geschäfte, ein Mitarbeiter beim lokalen Autohändler. Die haben das Problem, dass sie seit Wochen null Einnahmen und weiter Ausgaben haben. Der Autohändler hat angekündigt, dass bis Ende Mai Schluss ist, wenn keine Einnahmen entstehen. Die Kinderbetreuung ist für die das kleinste Problem.

    Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass du deine eigenen häuslichen Erfahrungen zu Grunde legst. Das ist aus Sicht einer Mutter vielleicht verständlich, aber ich denke dass die Situation bei anderen Familien nicht so kritisch ist. Ihr scheint euch da ja mit der Schule nicht ganz grün zu sein. Bei uns freuen sich zwar viele Kinder wieder auf die Schule aber ich habe bisher keine Fall, wo es wirklich Probleme gibt. Eher im Gegenteil. Ich würde gerne mehr über mögliche Probleme hören aber laut Eltern läuft alles. Es ist bei uns allerdings auch freiwillig.

    Ich habe es schon mal erwähnt (Quelle habe ich jetzt nicht wieder zur Hand):

    70% der deutschen Arbeitnehmer arbeiten im Augenblick mehr oder weniger normal.

    Das mag ich momentan nicht wirklich glauben. Luftfahrt, Touristik, Gastronomie und große Bereiche des Einzelhandelns sind mehr oder weniger komplett raus. Viele große Unternehmen haben auf Kurzarbeit umgestellt oder die Produktion eingestellt. Viele Menschen im Homeoffice. Behörden arbeiten teilweise in Schichten. Ich kann mir auch vorstellen, dass man das nicht wirklich nachvollziehen kann.

    Wie kommst du denn darauf, dass die Firmen zu sind, bloß weil Läden zu sind, es gibt ja da wohl noch viel mehr Firmen und vorzubereiten gibt es gibt ja auch in Läden vermutlich einiges wieder vorzubereiten bevor man aufmacht. Wie sollen aber die Läden aufmachen, wenn die Kinder nicht betreut sind und nein, die Notbetreuung hilft da gar nicht, denn wie man sieht waren oder sind die alle nicht systemrelevant!

    Was willst du denn im Einzelhandel wochenlang vorbereiten? Es geht hier als erstes um kleine Geschäfte und dann um größere Läden und Restaurant. Da geht es eher um Stunden als Vorbereitungszeit und nicht um Tage oder Wochen.

    Die meisten größeren Betriebe dürfen doch auch jetzt geöffnet haben. Mir sind auch nicht wirklich Fälle bekannt, wo Menschen aufgrund fehlender Notbetreuung nicht arbeiten können. In Nds gibt es dafür dann auch eine Härtefallregelung. Wenn größere Firmen geschlossen sind, liegt es oft an den unterbrochenen Logistikketten bzw. an fehlenden Absatzmöglichkeiten. Bei uns z.B. VW und Airbus. Die Frage ist ja, wer leidet momentan am meisten. Und neben der Touristik stehen da auch Gastronomie, Dienstleistungen und teilweise der Einzelhandel ganz oben.

    Darf ich fragen, warum du den dänischen Weg sinnvoller findest?

    Bei den Österreichern würde ich sinnvoll finden, dass man erstmal die Sachen mit wenig Risiko öffnet und gleichzeitig den Geschäften die Möglichkeit gibt, wieder Geld zu verdienen. Soweit ich verstehe, gibt es in Österreich parallel dazu ja auch eine Notbetreuung.

    Argumente für den dänischen Weg fallen mir schwer zu finden. Bei Kita und Grundschule sollten ein paar Wochen schulfrei kein großes Problem im Bezug auf die Lernziele sein. Ok, dass sind Gruppen, die oft nicht schwer erkranken. Aber dafür übertragen Sie das Virus wiederum. Und was hilft es den Eltern, wenn die Kinder betreut sind aber die Firmen noch zu haben?

    Das ist ja im Bezug zu den Schulen genau umgekehrt. Österreich öffnet erst kleine Geschäfte, dann größere und Restaurants und dann die Schulen. Alles mit Fragezeichen, ob es klappt.

    Dänemarkt erst die Schulen.

    Irgendwie finde ich Österreich sinnvoller ...

    Zauberwald: Erstmal war Grippesaison 2017/18 die schlimmste seit vielen Jahren. Außerdem waren viel mehr Menschen an der Grippe erkrankt als an Corona. Wenn wir davon ausgehen, dass Corona vielleicht 10mal so tödlich ist wie die Grippe, hätten wir alleine dadurch schon 250.000 Tote bei gleichen Fallzahlen. Dazu kommt aber noch, dass es keine Möglichkeit der Impfung gibt. Ggf. auch das Corona sich leichter überträgt. D.h. Bei einem vergleichbaren Geschehen wie bei der Grippe also ohne großartige Gegenmaßnahmen wären wir wahrscheinlich bei 1 Mio Tote. Guck dir Italien an. Trotz weniger Einwohner und Gegenmaßnahmen haben sie auch schon 16.000 offizielle Tote. Die wirklichen Zahlen sind dort wie auch bei uns natürlich höher. Wenn jemand zu Hause an Corona stirbt, wird man das nicht unbedingt richtig zuordnen. Daher auch die Frage sind 25.000 Tote geschätzt also inklusive Dunkelziffer oder per Labor festgestellt. Ist natürlich alles nur geschätzt. Es soll nur deutlich machen, warum einmalig 25.000 Grippetote nicht mit Corona vergleichen kann. Über die Zahlen kann man mit Sicherheit diskutieren. Habe gerade keine Lust alles genau nachzuprüfen. Aber von der Tendenz sollte es hinbekommen.

    Naja, man kann es ja mal einfacher machen. Die aktuellen Daten zur Infektionswegen legen sehr nahe, dass in der "klassischen" Schulsituation die Gefahr der Übertragung groß ist. Wir wissen, dass es durch Husten geschieht. Wir wissen, dass es ein Problem ist, wenn viele Menschen auf wenig Fläche kommt. Wir wissen, dass geschlossene Räume ein Problem sind. Außerdem kommt ja gerade der Aspekt der Übertragung durch die Atemluft hinzu. Vielleicht kannst du ja mal deutlich machen, warum du glaubst, dass die Schule kein besonders hohes Risiko darstellt?

    Ich hatte, als es zu den Schulschließungen kam und einige große Panik hatten, hier im Thread gefragt, ob auch nur ein Fall einer Übertragung im normalen Schulbetrieb (also nicht Klassenfahrt) bekannt wäre. Man konnte mir damals nicht einmal einen einzigen Fall verlinken; mir ist auch nach wie vor keiner bekannt.

    Wie viele andere Fälle außer der üblichen Rückkehr aus Risikogebieten sind dir denn bekannt? Also mir ist kein einziger Fall bekannt, wo ich den genauen Infektionsweg kenne bzw. der im Internet veröffentlicht wurde. Kannst du Fälle verlinken, wo jemand sich im Kino angesteckt hat? In der Regel wird doch so etwas nicht veröffentlicht. Es geht ja auch nicht um Superspreader. Mir geht es darum, dass Schulen stärker als andere Orte zur Verbreitung beitragen. Und wir werden doch davon ausgehen können, dass ein infiziertes Kind durchaus mehrere weitere ansteckt? Das reicht doch schon. Da brauchst du keine 200 Fälle. Die kommen schon von alleine hinterher.

    Aber man hat doch am Anfang sofort die Schulen komplett geschlossen, wenn ein Verdacht da war. Heutzutage muss man doch bei den aktuellen Zahlen immer damit rechnen, dass irgendwo infizierte Kinder ohne Symptome in die Schule kommen. Uns es reicht doch, wenn ein Kind 5-6 weitere ansteckt. Das Ganze mit den exponentiellen Wachstum hatten wir doch schon.

    Ich glaube die Frage ist auch, ob man das aus Sicht der Mutter oder der Lehrerin sieht. Klar wünschen sich manche Eltern von gesunden Kindern, das ihre Kinder endlich wieder zu Schule gehen können.

    Das aber alle als Risikopatienten betroffene Lehrkräfte zu Hause bleiben, wird in der Regel auch nicht klappen. Bei uns würde alleine durch das Alter ein Drittel des Kollegiums fehlen. Mal ganz davon abgesehen, dass schwere Verläufe auch bei jüngeren massive Spätschäden haben können.

    Dazu kommen noch die Eltern, deren Kinder Risikopatient sind oder die einfach nur ihr Kind lieber sicher zu Hause haben wollen. Will man Eltern ohne guten Grund zwingen ihrem Kind dem Risiko auszusetzen? Was ist wenn zu Hause Mama, Papa oder Oma Risikopatient sind?

    Letztlich bleibt Schule eine Großveranstaltung und es erschließt sich mir nicht, wie man Schulen öffnen kann, solange noch der Rest des Lebens still steht. Die Gefahr beim Kleidung Einkaufen, beim Friseur oder bei uns sogar in der Waschstraße ist doch kleiner als in der Schule.

    Mein Lebensgefährte arbeitet weiterhin mit 5 Kollegen in einem 30 m²-Büro zusammen, eine gute Freundin sitzt mit zwei Kolleginnen auf ca. 15 m² zusammen, eine weitere mit über 10 KuK in einem Großraumbüro usw.

    Mir ist schon klar, dass die Anzahl der Personen in einem Klassenraum oder im Lehrerzimmer eine andere ist...

    Ich kann dir gerne von unserer Schule berichten. Wir haben 5 von 16 Lehrkräften, die alleine schon über 60 sind. In Zeiten von Lehrermangel kann ich mir nicht vorstellen, wie wir alleine das kompensieren sollen. Diese Lehrkräfte machen momentan sogar Notbetreuung. Was ja eigentlich auch gar nicht sein sollte. Wir haben momentan nur eine Lehrkraft, die als Hochrisikokfall HomeOffice macht. Unsere Vertretungslehrkraft ist übrigens auch ü60.

    Und bei uns ist die Situation überhaupt nicht mit deinem Lebensgefährten zu vergleichen. Ich habe am Tag 3-4 Klassen. Teilweise noch Hausaufgabenzeit und Ganztagsangebot. D.h. ich habe es am Tag alleine am Vormittag mit 60-100 Schülern zu tun. Bei Grundschülern kannst du es auch mit Abstand etc. vergessen. Jeder kommt mal und möchte was zeigen oder man muss selber gucken. Realistisch kommt mir jeder von denen mal näher als 1,50 m. Dazu kommen noch gut 30 Erwachsene mit verschiedenen Aufgaben. Achja und da die Lehrer ihrerseits ja auch ständig andere Klassen haben, wird das Virus auch schön verteilt. Es sollte einfach deutlich werden, dass Schulen besonders gefährdet sind solche Viren zu verteilen. Es kommt ja auch keiner auf Idee Fußballspiele abzuhalten?

    Dazu kommt noch die Frage, wie unser Dienstherr uns schützen möchte. Die Verkäufer im Einzelhandel kriegen Plexischreiben und Desinfektionsmittel. Was ist mit den Lehrkräften? Bei uns fehlt es schon an Seife und Papier. Und nein, ich glaube nicht, dass wir erstmal abwarten sollen. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, dass es mit der Ausstattung der Schulen und der Fürsorgepflicht nicht immer so gut stand. Daher macht es durchaus aus meiner Sicht Sinn, vorher Druck zu machen, dass zu mindestens mögliche Schutzmaßnahmen bedacht werden. Bei uns arbeiten auch noch einige Firmen. Aber da bekommt jeder eine Schutzmaske. Polizisten sollen ja auch welche bekommen. Wäre ja auch mal eine Idee.

    Also mal ein paar konkrete Vorschläge:

    1. Teilen aller Klassen. Die eine Hälfte kommt Montags, Mittwochs, Freitags, Dienstags und dann Donnerstag.

    Die andere Hälfte entsprechend Dienstags, Donnerstags, Montags, Mittwochs und dann Freitag. Jeder zweite Tag ist schulfrei. Die Lehrer können das mit Hausaufgaben kompensieren. Innerhalb von 14 Tagen hat so jedes Kind jeden Schultag einmal durchlaufen. Dann fängt es wieder von vorne an.

    2. Streichen von Fachunterricht und (überwiegend) Klassenlehrerunterricht. Pausen klassenweise und verschoben, sodass das Aufeinandertreffen von Schülern minimiert wird. Die Kl lassen sich ggf. Material von ihren Kollegen geben. Ggf. kann man auch im kleinen Kreis tauschen. Aber es wird verhindert, dass eine Lehrkraft durch 10 Klassen geht. Mit einem gestaffelten Schulstart könnte man auch das Aufeinandertreffen der Schüler entzerren oder mit offenen Anfang und Ende.

    3. Konsequentes Nachhauseschicken kranker Schüler und Lehrer. Eventuell Temperaturkontrolle per Infrarot Fieberthermometer beim Betreten. Gibt es in Asien ja auch. Problem ist natürlich, dass die Hälfte aller Ansteckungen vor Symptomen stattfinden und andererseits, dass es auch Fälle ohne Symptome gibt. Aber man würde die Ansteckungsgefahr zu mindestens etwas reduzieren. Wir hatten letztens ein Fall mit einem Schüler, der eine meldepflichtige ansteckende Krankheit hat. Ein paar Tage später hatte die Schwester die gleichen Symptome. Sie durfte in der Schule bleiben, da die Eltern nicht glauben, dass sie auch infiziert ist und nur das Gesundheitsamt sie nach Hause schicken dürfte ... Das darf dann nicht passieren. Husten? Schnupfen? Ab nach Hause.

    4. Verpflichtender Einsatz der Handyapp für alle Schüler. Mitnahme des Handys in die Schule / Unterricht. Hat Herr Dr. Droste heute sehr schön skizziert, wie viel das bringen kann. Wäre natürlich nur für die Sek 1 spannend. Wir man aber in D nicht vorschreiben können. Dazu werden auch viele die Empfehlungen der App ignorieren und trotzdem kommen. Ist aber eine interessante Idee.

    Ich möchte damit einfach nur sagen, dass es schon viele Möglichkeiten gibt, das Infektionsrisiko zu reduzieren. Mir fehlt nur der Glaube, dass unsere Regierung sich darum Gedanken macht.

    Anderer Aspekt: Könnte man nicht eventuell bei Schulöffnungen klagen, dass der AG seine Fürsorgepflicht verletzt? Also gerade im Süden bei großen Schulen besteht ja durchaus eine größere Gefahr. Und dass das Virus nur für ältere gefährlich ist, ist ja auch erwiesen. Das RKI warnt ja eindeutig auch jüngere. Ich kann mir vorstellen, dass man in den Ländern mit hohen Fallzahlen da durchaus Potential hat. Dazu die miserablen hygenischen Zustände in manchen Schulen. Da müsste mal eine starke Gewerkschaft oder Personalvertretung Druck machen. Aber die fehlt uns ja leider.

    Normalerweise müssten die Gewerkschaften bzw. Personalräte da ordentlich Druck machen, dass vor Öffnung der Schulen grundlegende Schutzmaßnahmen eingehalten werden. In der Industrie hat teilweiser jeder eine Schutzmaske auf. Bei uns gab es noch nicht mal ausreichend Seife. Desinfektionsmittel nur begrenzt und "abgelaufen".

    Wie ist es denn mit rechtlichen Grundlagen in Niedersachsen? Unsere Schulleitung ist der Meinung, dass alles was nicht auf einem eigenen Schulserver läuft aus Datenschutzgründen verboten ist. Ich kann mich noch an die Mitteilung zu Whatsapp erinnern. Das müsste doch auf Discord auch zutreffen. Gleichzeitig das Verbot personenbezogene Daten auf mobilen Endgeräten zu verwalten. Ich finde es Blödsinn, dass wir einerseits über fehlende Digitalisierung diskutieren, uns aber andererseits die Möglichkeiten nehmen. Aber ich man kann es ja nicht ändern.

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