Beiträge von Tom123

    Verstehe ich das richtig: Schüler und Eltern stimmen mit über die Noten anderer Schüler ab? Über deren Nachteilsausgleich oder Klassenwiederholung? Ggf. gar über deren Versetzung oder Abschluss? Und man wundert sich hier darüber, dass das manche für seltsam halten?

    Nein, du verstehst es nicht richtig. Es wurde bereits oben ausführlich dargestellt. Die Eltern haben (sofern nicht persönlich betroffen) ein Rederecht und wirken an der Beschlussfassung mit. Sie können Fragen stellen, Argumente nennen, Informationen beisteuern. Ein Stimmrecht haben sie nicht in allen Bereichen. Das ist ein paar Beiträge vorher genau beschrieben. Und selbst da, wo sie ein Stimmrecht haben, können die Lehrkräfte sie immer überstimmen. Ich habe in meiner Klasse 6 Lehrkräfte und 3 Elternvertreter. Dazu noch der Schulleiter als Vorsitzender. Schülervertreter gibt es in den Grundschulen nicht. Wenn natürlich die Lehrkräfte sich nicht einig sind, können die Eltern das Zünglein an der Waage sein. Aber warum nicht?

    (Damit du nicht nachlesen muss. In Zeugniskonferenzen haben die Elternvertreter kein Stimmrecht sondern beraten nur:

    1. Grundsätze der Leistungsbewertung und Beurteilung,
    2. Zeugnisse, Versetzungen, Abschlüsse, Übergänge, Überweisungen, Zurücktreten und Überspringen,
    3. allgemeine Regelungen für das Verhalten in der Schule (Schulordnung) und
    4. Ordnungsmaßnahmen (§61)

    Bei Punkt 2 hat nur Stimmrecht, wer den Schüler planmäßig unterrichtet. Alle anderen Mitglieder beraten nur. Bei den anderen Sachen haben Eltern auch Stimmrecht.)

    Viele Lehrkräfte (ich schließe mich selbst ein) sehen das problematisch oder als unkollegial, weil es diejenigen Kolleg*innen, die nicht zu so einem Schritt bereit sind, unter Zugzwang setzt oder setzen könnte ("Die Nachbarklasse fährt aber!"). Ich finde, da ist es Aufgabe des Lehrerrates, das Problem zu thematisieren, und der Schulleitung, solche Dienstreisen nicht zu genehmigen (da in NRW auch der Satz gilt, dass Fahrten nicht genehmigt werden dürfen, deren Finanzierung nicht gesichert ist).

    Also das Argument höre ich öfters, finde das aber nicht wirklich nachvollziehbar. Da sollte man doch drüber stehen, oder? Meine Kollegin backt immer tolle Muffins für ihre Klasse. Ich kann nicht backen. Darf ich ihr das jetzt verbieten? Bei unserem letzten Durchgang haben die Eltern der Nachbarklasse eine tolle Abschlussparty organisiert. Können wir denen das auch verbieten?

    Ich hatte schon mal geschrieben, dass ich auch im Sport aktiv bin. Wir bieten das auch als Schulsport an. Dafür habe ich verschiedene sehr teure Fortbildungen gemacht. Ich habe die zum Teil selbst bezahlt, da ich sie auch privat auch spannend fand. Nach deiner Darstellung wäre das auch verboten.

    Wie gesagt, ich würde kaum eine Klassenfahrt selber bezahlen. Aber wenn ich den Wunsch habe, warum soll man mir das verbieten? Was kommt als nächstes? Ich darf nur noch die Stifte benutzen, die das Land mir zur Verfügung stellt? Oder gehen wir einen Schritt weiter. Dann sollte das Land doch auch verbieten, dass man andere Geräte als die Dienstgeräte für die Unterrichtsvorbereitung benutzt. Sonst fühlen sich Kollegen noch genötigt sich einen guten PC für zu Hause zu kaufen.

    Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, es ist niemand neidisch darauf, dass du Geld mit zur Arbeit bringst.

    Ich würde es auch nicht machen. Aber anscheinend hat CDL ein Problem damit, wenn Kollegen eine Klassenfahrt selber zahlen damit sie stattfinden kann. Ich finde immer, dass das jeder selbst entscheiden muss. Wenn jemand meint sein Geld so auszugeben, so what? Von einer studierten Lehrkraft erwarte ich, dass sie das frei entscheiden kann.

    Ja, da gab es zwei oder drei, die wollten unbedingt eine Fahrt machen, die höhere Fahrtkosten für die Lehrkräfte verursacht hätte, als noch für ihre Klasse im Topf war und deshalb einfach privat zahlen. Die waren schwer enttäuscht, als ihnen das seitens der Schulleitung schlichtweg untersagt wurde, weil das inzwischen in BW nicht mehr zulässig ist glücklicherweise Fahrten zu bewilligen, für die keine Kostenerstattung durch das Land möglich ist.

    Ich würde es nicht machen. Aber wenn ein Lehrer das selber zahlen möchte, warum soll er das nicht machen? Bei meiner ersten Klasse hätte ich sicherlich auch selber bezahlt. Heute würde ich das nicht mehr machen. Andererseits hatte ich auch einige extrem teure Fortbildungen, die für mich auch privat interessant waren. Da habe ich auch mit dem Chef vereinbart, dass die Schule nur einen Teil der Kosten trägt. War für mich in Ordnung, da ich auch privat profitiert habe. Nach deiner Argumentation wäre das auch nicht mehr möglich. Weiß nicht, warum darüber glücklich sein soll, dass man bestimmte Sachen nicht mehr darf. Kommt mir wie eine Neid-Debatte vor.

    Ja, weiß auch nicht. Vielleicht weil es in erster Linie nicht um Vertrauen sondern um Expertise und Unabhängigkeit geht? Aber warum überrascht mich nicht, dass gerade du denkst, alle Menschen seien die größeren Experten für deinen Job als du selbst?

    Wie kommst Du darauf, dass ich das denke? Ich glaube aber, dass Eltern eine weitere Perspektive einbringen können. Die meisten Eltern sind eher zurückhalten. Aber ich bin halt auch nicht mehr so nah dran wie die Eltern. Da passiert es durchaus das die Eltern Aspekte einbringen, die uns als Lehrkräfte nicht aufgefallen sind. Oder Ideen haben, die wir nicht hatten. Oder Hilfsangebote kennen, die wir nicht kennen.

    Hast du dafür Belege, dass das die Ursache dafür ist? Oder wird die Lehrerschaft ggf einfach älter - oder arbeitet länger, wo statistisch gesehen die Zahl der Krankheitstage sowieso steigt?

    Gestern kam im Radio eine Meldung, dass der Krankenstand allgemein auf einem neuen Rekordniveau ist (in Nds). Vielleicht liegt es an einer Überalterung der Gesellschaft, vielleicht sind es Folgen von Corona ...

    Hier ist die Meldung:

    https://www.ndr.de/nachrichten/ni…ankschreibungen.

    Während der Pandemie hat unser Schulträger auf Druck von außen mobile Luftfiltergeräte für jeden Klassenraum angeschafft. Die Dinger konnten nur auf Stufe 2 von 4 betrieben werden, alle höheren Stufen hätten zu viel Lüftungslärm verursacht.

    Die Dinger haben damals durchaus Sinn gemacht. Immerhin konnte man damit eine Zeit lang relativ sicher Unterricht machen. Ein Problem ist es natürlich, wenn sie nicht sinnvoll betrieben werden können. Wir haben auch in bestimmten Räumen Luftfilter benutzt und wenn damit Infektionen verhindert werden können, ist das sicherlich sinnvoll. Der Ausfall einer Kollegin, mit Behandlungskosten und Kur für sagen wir mal ein halbes Jahr kostet sicherlich schon das doppelte. Da rede ich noch nicht mal von den Kosten, wenn Eltern zu Hause bleiben müssen weil ihre Kinder krank sind oder selber angesteckt werden.

    Und wir Lehrer sind nicht bedürftig - daher ist es auch nicht nötig, Freiplätze anzunehmen.

    Warum denn - damit das Land bei Klassenfahrten spart?

    Ich finde es nicht legitim, wenn Lehrkräfte entscheiden, dass Schüler A und B auf Kosten der Allgemeinheit eine Ermäßigung (Freiplatz) erhalten. Lehrer sollen natürlich auch vom Land bezahlt werden. Aber nach deinem letztem Beitrag ist das anscheinend auch bei euch nicht rechtens, dass einzelne Schüler gefördert werden.

    In BaWü ist es so, dass Freiplätze, die von Veranstaltern angeboten werden,

    Schüler*innen zugute kommen müssen, die finanziell schwach aufgestellt sind.

    Was natürlich auch richtig ist.

    ...

    Freiplätze sollten diesen Fehler nicht auffangen. Die sind für sozial schwächere Schüler da.

    Ich finde es genauso verwerflich wie das Geld für Lehrkräfte zu verwenden. Für sozialschwache Schüler müssten das Sozialamt oder ähnliches die Kosten übernehmen. Die Argumentation aus Niedersachsen war, dass die Freiplätze durch alle TN erwirtschaftet werden und entsprechend auch allen TN zugute kommen müssen. Warum sollen die anderen Eltern dafür zahlen, sozialschwache zu finanzieren? Und wer entscheidet das nach welchen Gesichtspunkten.

    Es wird immer besser. Ihr redet mit Eltern anderer Kinder über die möglichen Gründe der Notenverschlechterung dieser Kinder? Die Vorgabe, die das erlaubt, will ich sehen.

    Vielleicht solltest Du erstmal das Niedersächsische Schulgesetz lesen. Wie klommst Du darauf, dass das nicht legal ist? Wenn Du es gelesen hast, kannst Du dich aufregen. Die Elternvertreter haben in den Konferenzen ähnliche Rechte wie die Lehrkräfte. Sie werden natürlich belehrt, dass sie zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Dann gibt es noch ein Mitwirkungsverbot, wenn eigene Kinder betroffen sind. Teilweise haben Sie auch kein Stimmrecht. Aber ansonsten nehmen sie ganz normal an den Konferenzen teil.

    Die Idee ist, dass die Elternvertreter die Sicht der Eltern mit einbringen und dadurch die Diskussion bereichern. Das klappt natürlich nicht immer aber es kann bereichernd sein. Aber das setzt natürlich voraus, dass die Eltern als Partner verstanden werden. Wenn nun über in Kind gesprochen wird, ist es deswegen sinnvoll, dass die Eltern die Diskussion mitverfolgen und ggf. eigene Aspekte beitragen.

    Externes Wissen trägt aber nichts zur Notenfindung bei.

    Und was hat das mit der Benotung von schulischen Leistungen zu tun?

    Die Festlegung der Noten ist (in Niedersachsen) alleine Aufgabe der Lehrkräfte und wird weder in den Zeugniskonferenzen diskutiert noch beschlossen.

    Neben dem AV und SV werden aber verschiedene Anträge beraten und diskutiert. Freiwilliges Zurücktreten, Förderbedarfe, ... da können Eltern durchaus die Diskussion bereichern und auch die Sicht der Eltern einbringen. Oft wissen sie auch über Hintergründe oder Beziehungen Bescheid, die ich gar nicht mitbekomme. Ist natürlich immer unterschiedlich. Oft können Eltern auch nichts beisteuern. Aber auch die Schwimmlehrerin, die die Kinder einmal in der Woche 60 min im Schwimmbad sieht, kann oft nur wenig beitragen.

    Ich sehe das etwas anders.

    Die Eltern sind vorallem als Aufsicht gedacht, gerade damit da niemand handelt.

    Es führt z.B. damals bei unseren Gutachten zu Nachfragen, wenn Kinder mit scheinbar gleichem Notenbild unterschiedliche Empfehlungen bekamen.

    Letzteres ist vollkomen richtig. Eltern als Aufsicht ist aber ein grundlegend falsches Bild von Elternvertretern. Dieses wird auch nicht durch die Verordnungen und Schulgesetzes gedeckt. Die Eltern sollen die Sicht der Eltern einbringen und nicht die Lehrer überwachen.

    Das ist echt unfassbar, redet mit den Eltern selbst und nicht während der Zensurenkonferenz mit anderen Eltern über sie!

    Natürlich redet man auch mit den Eltern selbst. Aber aus den unterschiedlichsten Gründen bekommt man nicht alles mit. Manchmal fällt es auf der Konferenz auf, dass ein Kind einfach in mehreren Fächern schlechter geworden und man weiß nicht warum. Das wissen vielleicht andere Eltern. Oder anderes Beispiel. Ich hatte ein Kind, dass im Fußballverein aktiv war. Es hat dann aufgehört, was ich sehr schade fand, da das Kind dringend Kontakte zu anderen Kindern benötigt. Die Mutter hat mir erzählt, dass es keine Lust hat. Ich habe noch versucht das Kind zu motivieren, dass es wieder hingeht. Später habe ich durch andere Eltern erfahren, dass es aufgrund eines Gewaltvorfalles rausgeflogen ist. Daran war auch ein anderes Kind aus meiner Klasse beteiligt. Zwischen den beiden Kindern gab es seitdem immer Spannungen. Ich konnte bis dahin aber nicht rausfinden, woran es lag.

    Die Belastung von Lehrkräften im Blick behalten kann man auch, wenn man nicht gegen klare Vorgaben (z.B. dass Konferenzen und Sitzungen der Fach- oder Bildungsganggruppen außerhalb der Unterrichtszeit stattzufinden haben, siehe für NDS §38 NSchG) verstößt.

    Ich hätte dir lange Zeit vollkommen zugestimmt. Aber je mehr der Lehrermangel sich ausbreitet und je mehr Aufgaben wir bekommen, wird es umso schwieriger.

    Wir sind da irgendwann bei der Quadratur des Kreises.

    Meine Lehrkräfte haben eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden. Irgendwo bei 40+x. Diese soll ich als SL einhalten. Das ist die Vorgabe des Arbeitsrechtes und verbindlich.

    Ich habe als Schule eine Anzahl X an Aufgaben, die ich verbindlich erledigen muss. (Und eine Anzahl y die mehr oder minder freiwillig sind.) Jede Aufgabe muss ich aufgrund bestimmter Erlasse, Gesetze oder Verordnungen erledigen.

    Ich darf den Unterricht nicht kürzen (zu mindestens an der GS), habe aber zu wenig Lehrerstunden um alle Stunden zu besetzen.

    Wenn ich Glück habe, bekomme ich Geld für Vertretungslehrkräfte, wofür es aber oft keine Bewerber gibt.

    Ausfall von Kollegen kann nicht kompensiert werden, da andere Schulen ebenfalls an Personalmangel leiden und keine Vertretungslehrkräfte mehr vorhanden sind.

    Was soll ich da machen? Aus Hannover kommen keine richtigen Vorgaben. Zwangsläufig muss ich irgendwo Zugeständnisse machen.

Werbung