Grundsätzlich ist es kein Widerspruch, dass ein lernzieldifferentes Kind versetzt wird, ein Regelkind aber nicht, weil beide ja eben in unterschiedlichen Bildungsgängen unterwegs sind und "nur" halt im gleichen Setting beschult werden.
Wir bieten aber keine unterschiedlichen Bildungsgänge an. Wenn gewünscht ist, dass in einem Klassenraum mehrere Bildungsgänge vom selben Lehrer angeboten werden, dann können wir auch gleich noch Schüler mit Abschlussziel Haupt- oder Realschulabschluss am Gymnasien zusammen mit den Gymnasiasten beschulen. Das wäre dann eine noch schlechtere Version der Gesamtschule.
Es ist nett, dass Kollegen offenbar zuviel Zeit haben. Ich persönlich bin schon damit ausgelastet, Unterricht für Schüler anzubieten, die das Abitur machen wollen.
Davon sitzen pro Lerngruppe 30 im Kurs, für deren individuelle Förderung schon keine Zeit ist. Wo die Zeit herkommen soll, zeitgleich noch weitere Abschlüsse anzubieten, wüsste ich gerne.
Wenn also jemand eine magische Zeitmaschine hat, die es ermöglicht, in den ca. 45 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit, mehrere Abschlüsse gleichzeitig anzubieten, ein halbes Förderschullehramtsstudium nachzuholen und dabei die Regelschüler nicht zu vernachlässigen, kann er/sie ja gerne davon berichten.
Zitat
in der Praxis hatte ich leider überhaupt keine Ahnung, welche Lernziele ein GE oder LE Kind in Englisch Klasse 6 oder Erdkunde Klasse 8 hat usw. Mir wurde damals gesagt, es gäbe keinen Lehrplan und Ziele werden "individuell" festgelegt. Da kein Sonderpädagoge zur Verfügung stand, habe ich - völlig unprofessionell - die Kinder mit irgendwas beschäftigt und aus den bearbeiteten Themen und Materialien im Nachgang ein paar Lernziele abgleitet, als es um die Zeugnisformulierungen ging. Für mich besteht das Problem bei fehlendem Lehrplan mit klaren Zielen darin, dass die Kinder komplett willkürlich mitversetzt werden. Gäbe es eine ebenso klare Zielperspektive wie im Regelsystem, könnte man die Versetzungen gemessen am Lehrplan des Bildungsgangs plausibel rechtfertigen. Das planlose Durchschieben, was zumindest bei uns an der Schule der Regelfall war, ist dagegen völlig absurd.
Traurig ist, dass Förderschullehrer/Förderpädagogen offenbar so wenig von sich selbst halten, dass sie der Ansicht sind, jeder, der etwas vollkommen anderes studiert hat, könne ihre Arbeit einfach so mitmachen. Wozu gibt es den Studiengang überhaupt, wenn die 4+ Semester dediziertes Studium (Anteil Förderpädagogik im Studium), diagnostische Übungen und das Referendariat gar nicht nötig sind, weil das jeder Gymnasiallehrer einfach mitmachen kann.