Wichtigste Frage zuerst: Hast du im Praktikum keine Mentorin? Was sagt die denn zu deiner Planung? Was schlägt sie vor? Wie wird sie an der Stunde beteiligt sein?
Zweite Frage: Ist das deine erste allein zu unterrichtende Stunde? Rechne mit Unvorhergesehenem. Rechne mit mehr Zeit. Habe immer eine Zeitreserve. Und am besten eine "Mist-die-Stunde-ist-schon-um"-Reserve. Bitte sieh zu, dass du nie eine Stunde beendest, in der die Kinder irgendetwas ausgeschnitten und halb aufgeklebt haben.
Meine Einschätzung:
Du scheinst viel sprechen zu wollen. Kann man machen, kann gut funktionieren, kann die sichere Variante sein - besonders, wenn die Kinder es von ihrer Lehrerin gewöhnt sind. Wird im Referendariat nicht gerne gesehen. Wie es im Praktikum ist, kann ich nicht einschätzen und auch nicht inwiefern deine Dozenten (oder wer auch immer dein Praktikum von der Uni aus betreut) das beurteilen.
Hinzu kommt, dass die Anfangs- und Endaktivitiäten nur wenige Kinder beschäftigen, der Rest muss "aufpassen". Das kann in der 2. sehr unruhig werden. Diese Phasen sollten daher Tempo haben und nicht zu lange dauern.
Im Einzelnen:
Zu 1) / 2): Das In-den-Sitzkreis-Kommen sind die Kinder gewöhnt und das klappt?
Wie sollen die Kinder was über die Ernährung des Jungen erfahren?
Könntest du das "erfahren" (ich denke, du willst sprechen) weglassen und gleich nach dem körperlichen Zustand des Jungen den Einkaufskorb als stummen Impuls hinlegen? Die Kinder sollten darauf kommen, was das Problem ist und sie werden höchstwahrscheinlich an der Stelle bereits die Lösung benennen, v.a. wenn bereits Gemüse behandelt wurde.
Dauer inklusive Stundenbeginn, jeder geht an seinen Platz, wird leise, der letzte kommt vom WC zurück etc. pp.: Mit eintrainiertem Sitzkreis ca. 10 min, ohne 20.
3) Wie sieht die Pyramide aus? Wenn da noch keine Lebensmittel drin sind, erkennt man sie als Ernährungspyramide? Wenn das gesichert ist: In Ordnung. Lass ruhig die Kinder zu Wort kommen, aber lass sie nicht vom Thema abschweifen. 5 min
4) Hier ist die Kernfrage, wie du es machen willst. Ich habe im 2. Halbjahr der 3. Klasse Ernährungspyramidenteile ausschneiden und aufkleben lassen. Dabei waren keine einzelnen Lebensmittel auszuschneiden, sondern quasi Puzzleteile: Jede Zeile war in 2 Teile zerteilt und diese mussten auf eine Vorlage geordnet werden. Die Aufgabe hat bei den meisten zwischen 15 und 30 Minuten gedauert und es hatten wider Erwarten Kinder Probleme mit dem Zusammensetzen. (Überwiegend sehr leistungsschwache Schüler im Brennpunkt.) Für den Anfang der 2. Klasse würde ich hier + 10 bis 15 min rechnen gegenüber der 3.
Wenn du gar nur einzelne Lebensmittel zum Ausschneiden hast, wird es auf jeden Fall noch mehr, denn dann haben die Kinder keine Orientierung, wo die einzelnen Lebensmittel hinkommen.
Und: Was machen die Kinder, die nach 15 Minuten fertig sind, wenn die Klassenkameraden 40 min brauchen?
Oder willst du nur verbinden lassen? Dann würde ich 10 min ansetzen.
5) Wenn ihr nun vergleicht und einige Kinder haben sie falsch? Was genau tun diese dann? Und wenn es nur ein Pro-Forma-Vergleich ist nach dem Motto: "Toll, wir haben alle richtig und jetzt schauen wir mal, ob es diese Pyramide auch im Buch gibt." - Was ist der Sinn des ganzen?
Ich würde versuchen, die Erfolgswahrscheinlichkeit bei Punkt 4 auf ein nahezu sicheres Niveau zu bringen (leistungsstarke Schüler neben die mit Problemen, Praktikantin und Mentorin helfen den Kindern mit großen Problemen, alternativ für diese ein leichteres Blatt) und das Buch da rauszulassen. Das Buch könnte man in der Folgestunde zur Wiederholung einsetzen. (Mal abgesehen davon, dass "Buch aufschlagen" am Anfang Klasse 2 mit gewissen Risiken bzgl. Seitenzahl, weinender Kinder infolge vergessener Bücher, lange zu suchender Bücher verbunden ist.)
Ich würde direkt zu Schritt 6 kommen und die Kinder die Pyramide selber ordnen lassen. Meldekette: Jeder ordnet ein Lebensmittel ein und ruft das nächste Kind auf. Vereinbare ein Zeichen dafür, wenn die Kinder nicht einverstanden sind: Melden mit beiden Händen z.B. - dann muss es eine kurze Begründung des Einordnens geben und eine kurze Diskussion. Auch hier 10 min
Sitzkreis und Einkaufskorb füllen: 10 min
Aufräumen des Arbeitsplatzes: 5 min
Insgesamt wären das nach meiner Einschätzung und Erfahrung zwischen 50 und 85 min. Vielleicht sind eure Zweitklässler ja viel schneller als unsere Schüler und meine Einschätzung ist falsch. Das weiß ich natürlich nicht sicher, denn ich kenne die Klasse nicht. An deiner Stelle würde ich mich absichern, denn eine der ersten eigenen Unterrichtsstunden, die unabgeschlossen irgendwie schnell beendet werden muss, weil Sport ist und noch die Tische gewischt und die Hände gewaschen werden müssen und das Zeug zusammen gepackt werden muss, ist frustrierend.
Gibt es die Möglichkeit, dass du etwas überziehen darfst? Dann würde die Variante mit dem Verbinden möglich sein. Sonst besprich bitte mit deiner Mentorin, wo es kürzer und knapper geht.
________________________________________
Ich würde es mit unseren Schülern eher so machen:
1 / 2) Sitzkreis: Körperliche Situation des Jungen, Einkaufskorb, Vermutungen - 10 min
3) wie beschrieben, Pyramide ist als E-Pyr. erkennbar. - 5 min
4) Du + Mentorin gehen mit Karton/Säckchen etc. herum: Jedes Kind zieht eine Lebensmittelabbildung und überlegt sich, wo diese in die Pyramide gehört. Einordnen der Lebensmittel, Meldekette, Sofortkorrektur durch Schüler - 10 min
5) Sitzkreis, Einkaufskorb, Kinder füllen ihn neu (mit darum herumliegenden Abbildungen von Lebensmitteln, jedes Kind wählt eine aus). Jedes Kind begründet seine Wahl in einem ganzen Satz. Wenn ein Kind das nicht kann, darf der Nachbar helfen. - 5 bis 10 min, je nach Fähigkeiten der Kinder
6) Spiel im Kreis, z.B. "Ich gehe einkaufen und nehme...." mit (a la "Ich packe meinen Koffer...)
Oder "Gemüsesalat" (a la "Obstsalat") - verbleibende Zeit
Dieser Punkt ist der "Notfallpunkt", den man weglassen kann, wenn irgendwo anders mehr Zeit benötigt wird oder etwas Unvorhergesehenes passiert.
Arbeitsblatt zur Pyramide entweder als Hausaufgabe oder in der Folgestunde.