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Dann möchte ich dich mal sehen, wenn du mit Fieber, eiternden Wunden und Tilidin samt Opiaten am Tropf im Krankenhaus liegst, dir die Ärzte sagen, dass die Stellen, die die Schwerpunkte sind eigentlich inoperabel sind und dir ein Typ von der Uni vor den Kopf haut "Sie sind ja noch nicht komatös, dann könnten Sie theoretisch auch die Leistungsnachweise machen." und noch andere unschöne Sachen.
Und dann nicht von Schikane zu sprechen ist schon sehr durch die rosa Brille. Aber scheinbar warst du noch nicht in so einer Situation und kannst das daher nicht einschätzen. Ja, auch Studierende können schon schwer krank sein. Ist sicher selten, aber ich bin leider das lebende Beispiel, dass es das gibt.
Ich bin selbst schwerbehindert, war das auch schon im Studium, welches sicherlich kein Spaziergang war gesundheitlich gesehen. Die aggressive "du verstehst ja nicht, wie schlecht es einem gehen kann"-Rhetorik kannst du dir also sparen. Ich weiß, wie schlecht es einem gehen kann und neige eher selten zu einem Mangel an Empathie. Ich lasse mich aber nicht beeindrucken von Totschlagrhetorik, die den eigenen gesundheitlichen Zustand instrumentalisiert, um das Gegenüber mundtot zu machen, nur um sich nicht mit Kritik auseinandersetzen zu müssen.
Wenn du möchtest, dass Menschen deine gesundheitlichen Grenzen nicht vergessen, mitmenschlich reagieren und dich nicht nur auf formaler Ebene verwalten, musst du ihnen entsprechend höflich und respektvoll begegnen. Deine Beiträge in diesem, wie auch deinem anderem Thread lassen mich vermuten, dass das zumindest so, wie es dir aktuell geht, eine echte Herausforderung für dich darstellt. Sollte das deinem gesundheitlichen Zustand geschuldet sein, dann tut mir das ehrlich leid für dich. Ich weiß aus eigener Erfahrung was es bedeutet, wenn man so jenseits seiner Kräfte ist, dass man beginnt sich wesensfremd zu verhalten. Ich weiß aber auch, dass wenn ich etwas will von meinen Mitmenschen, ich imstande sein muss den ersten und im Zweifelsfall auch den zweiten und dritten Schritt zu machen, weil einem niemand etwas hinterherträgt in dieser Welt.
Wenn dein Attest nicht ankommt, dann musst du selbstverständlich ein Attest nachreichen, denn nein, deine Uni weiß sonst nicht, dass du immer noch zu krank bist, um zu studieren, bzw. kann dich nicht entschuldigen für Prüfungsabsenzen, wenn du später Lehrerin bist, wirst du das umgekehrt genauso von deinen Prüflingen verlangen müssen. Wenn dein Hausarzt so einen Terz macht wegen eines Attestes, dann ist zunächst mal nicht die Uni der blöde Arsch, weil die das Attest verlangen, sondern du hast einen nachhaltigen Hinweis erhalten, warum es sinnvoll sein könnte den Hausarzt zu wechseln, denn den Extrastress, den der Hausarzt bei dir damit auslöst kannst du sicherlich nicht brauchen. Wenn die Attestpflicht dich überfordert, weil du faktisch gerade gar nicht studieren kannst, dann lass dich beurlauben und nimm dir zuerst die erforderliche Zeit für deine Gesundheit, statt Kraft darauf zu verschwenden, dich über formale Vorgänge zu ärgern, die nicht erschaffen wurden, um dich persönlich zu schikanieren, auch wenn es sich gerade so für dich anfühlt und der wenig empathische Umgang des Unimitarbeiters dieses Gefühl durchaus nachvollziehbarerweise verstärkt.
Ja, der Mensch von der Uni, der den Komaspruch rausgehauen hat ist in etwa so empathisch wie in Holzklotz. Dennoch hat er ganz nüchtern betrachtet blöderweise nicht ganz unrecht: Wenn du mit der Uni telefonieren kannst, um mitzuteilen, dass du nicht kommen kannst, dann kann man dort nicht nachvollziehen, ob du tatsächlich gerade nicht studierfähig bist oder vielleicht doch. Dass denen dann keine einfache ärztliche Bescheinigung über den KKH-Aufenthalt reicht, nur ein Attest klingt allerdings tatsächlich problematisch und nach etwas, was ich mit einer Schwerbehindertenvertretung klären würde. Diese scheint mir insgesamt die naheliegendere Stelle zu sein, an die ich mich wenden würde, denn selbstverständlich sind die Schwerbehindertenvertretungen auch kompetente Anlaufstellen für schwerkranke Studierende ohne GdB. An den Gleichstellungsbeauftragten würde ich mich weder mit dieser Thematik wenden, noch angesichts des von dir geschilderten Umgangstons diesen ohne Not weiter einbeziehen wollen.
Ich kenne eine Art Chronifierzierungsbescheinigung für den Nachweis der verringerten Zuzahlungen als gesetzlich Versicherte gegenüber der Krankenkasse. Die haben dafür entsprechende Formulare. Da ich nicht genau weiß, wofür du diesen Nachweis einsetzen möchtest, könnte eine solche Bescheingung das sein, was du suchst oder zumindest ein Ausgangspunkt sein, um eine entsprechende Bescheinigung zu erhalten. Besprich das vielleicht je nachdem, wofür du die Bescheingung benötigst wahlweise mit deiner Krankenkasse oder der Schwerbehindertenvertretung.