Ihr seid dann sicher ein "Sonderfall", die meisten könnten sicher so wohnen, dass sie wenig pendeln/mit ÖPNV/Fahrrad pendeln können.
Ob das tatsächlich am Ende "die meisten Menschen" wären wage ich- aktuell jedenfalls- ehrlich gesagt zu bezweifeln angesichts des teilweise doch SEHR lückenhaften ÖPNV-Netzes zumindest, wenn man die Taktung bzw. Fahrzeuganzahl zu Stoßzeiten betrachtet. Im ländlichen Raum fehlt an vielen Stellen neben der vernünftigen Taktung für so einen Umstieg auch tatsächlich das flächendeckende Angebot von Bus und Bahn, im städtischen Raum- wenn ich gerade unsere Schulsituation zur 1. bzw. 6.Stunde vor Augen habe- oftmals eine ausreichende Anzahl an Fahrzeugen zu Stoßzeiten, um neben den Schülermassen auch noch Pendler in entsprechender Zahl befördern zu können. Ich weiß von unserem ÖPNV-Anbieter, dass dieser zu diesen Zeiten bereits sämtliche verfügbare Fahrzeuge und Fahrer einsetzt, um abzufedern, was möglich ist, dennoch reicht es noch nicht einmal, um zuverlässig alle SuS zur 1.Stunde zur Schule zu befördern, wenn diese nicht auf deutlich frühere Abfahrtzeiten ausweichen. Vor allem neue Fahrer findet man nicht so leicht, so dass das Problem bereits seit mehreren Jahren besteht (und kaum besser wurde in der Coronalage, da weniger als eine Handvoll Schulen im Umkreis wie wir auf einen gestaffelten Beginn umgestellt haben). Ich bin insofern tatsächlich gespannt, wie meine Landesregierung (BW) den ÖPNV jetzt tatsächlich so ausbauen möchte, dass dieser gerade auch für viele Pendler, die aktuell kaum auf das Auto verzichten können attraktiv genug wird. Absichtserklärungen dazu gibt es bereits einige. Mehr als Pläne den Autoverkehr gezielt weniger attraktiv zu gestalten konnte ich bislang aber noch nicht wirklich erkennen, denn am Ende hängen viele Umsetzungen vor allem von den Kommunen ab und nicht direkt vom Land.
Dies geschrieben, gibt es doch sehr viele Menschen, die den ÖPNV oder auch das Fahrrad häufiger nutzen könnten. Ich selbst hatte erst Ende 30 ein Auto, als ich das angesichts der miserablen Nahverkehrsanbindung im Ref tatsächlich dringend benötigt habe, davor waren es ÖPNV, Fahrrad oder bei Bedarf mal ein Carsharing-Wagen für mich. Viele junge Menschen, gerade auch Studierende, haben jedoch völlig selbstverständlich auch im städtischen Raum ein eigenes Auto. Mehrere meiner Nachbarn haben Kinder im Studium. Die haben- völlig selbstverständlich- seit dem 18.Lebensjahr ein Auto, für das die Eltern im Studium aufkommen, trotz Studiums/Wohnung mitten im städtischen Raum mit hervorragend ausgebauten ÖPNV (z.B. Karlsruhe oder Freiburg), fordern aber umgekehrt von ihren Eltern, diese mögen sich doch bitte vegan ernähren aus Gründen der Nachhaltigkeit. Das ist natürlich erstmal nicht repräsentativ, allerdings gibt es Studien, die zeigen, dass wenn es z.B. um nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln geht junge Menschen im Vergleich zu älteren Menschen deutlich schlechter abschneiden. Insofern scheint die Generation, die sich global betrachtet des Klimawandels bewusster sein dürfte als vorhergehende Generationen tatsächlich noch einen besonders hohen Nachholbedarf zu haben, wenn es um persönliche Konsequenzen der eigenen Forderungen und Haltungen geht. Insofern bin ich ein großer Fan davon, erstmal bei sich selbst anzusetzen, zu schauen, was man tatsächlich bei sich nachhaltiger gestalten kann, wo man umstellen kann, ehe man Forderungen an Mitmenschen stellt (die dann aber unter Einbeziehung von deren tatsächlichen finanziellen oder auch gesundheitlichen Möglichkeiten erfolgen sollten).