Realschullehramt/Hauptschule - warum so negativ?

  • War es vielleicht ein Versehen, Marmelaedchen verkürzt zu zitieren, CDL ? Ich habe es so verstanden, dass du den Begriff kritisierst, den der TE hier eingebracht hat.

    (...)

    Ja, eindeutig geht es zuallererst um die Begriffsverwendung des TE, im Beitrag von Marmelaedchen hat mich dieser dann einfach erneut massiv angetriggert, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn z.B. ein paar simple Anführungszeichen deutlich gemacht hätten, dass die Begriffsverwendung nicht einfach "blind" erfolgt, sondern kritisch reflektiert wurde, nicht geteilt wird und die Wiederaufnahme des Begriffs lediglich der inhaltlichen Auseinandersetzung mit eben diesem dient. Anders als Mr.Jules bin ich nunmal der festen Überzeugung, dass Sprache unser Verhalten, unsere Haltungen beeinflusst und verändert und nicht einfach nur passiver Ausdruck derselben ist. Danke karuna für deine Nachfrage und auch deine reflektierte Argumentation zum Aspekt der Haltungen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir geht es darum, dass wahre Moral eben gerade nicht dadurch erwächst, dann man sie einfach übernimmt, gewisse Begriffe einfach nicht verwendet, weil jemand anderes sinngemäß sagt: "Das ist böse, das darfst du nicht!", sondern durch eigene Auseinandersetzung mit etwas. Wenn man moralische Vorstellungen einfach übernimmt, ohne sie jemals zu hinterfragen, ist dies als pathologisch anzusehen und kann massive negative Folgen für die eigene psychische Gesundheit haben.

    Das verstehe ich nicht. Was ist pathologisch und negative Folgen für deine Gesundheit?


    Ich mach mal ein Beispiel: in Portugal leben viele Menschen aus den ehemaligen Kolonien Angola und Mosambik. Ich habe mit einem Portugiesen über irgendwas gesprochen und wollte dabei den Begriff "Schwarze" i.S.v. "dunkelhäutige Menschen" benutzen und habe das ins Portugiesische frei mit "pretos" übersetzt. Darauf sog der Angesprochene erschrocken die Luft ein und sagte sinngemäß "das geht gar nicht! Der Begriff ist ganz negativ besetzt, du musst "negros" sagen."


    Nun also zwei Möglichkeiten:

    Antwort a) "Oh, sorry, wusste ich nicht. Ab sofort sage ich das Wort natürlich nicht mehr in diesem Zusammenhang, wenn es aus historischen Gründen negativ besetzt ist. Ich will selbstredend niemanden verletzen oder beleidigen."


    Antwort b) "Nein, schwarz ist schwarz, was interessieren mich eure Begriffe. Ich habe auch keinen blassen Schimmer davon, wie es ist, in einer europäischen Gesellschaft zu leben, die noch in den 70ern des letzten Jahrhunderts einen Krieg geführt hat, um ein kolonialisiertes Land an seiner Befreiung zu hindern und über all die vielen anderen Folgen für die direkt Betroffenen weiß ich noch viel weniger. All das ist mir auch egal, ich lasse mich nicht in ein pathologisches Korsett zwängen, da könnte ich massive negative psychische Schäden davontragen."


    Welche wäre deiner Meinung nach die angemessene?

  • Ich denke, dass es da auch darauf ankommt, mit wem man spricht. Womöglich erzürnt sich eine Bevölkerungsgruppe, die eigentlich gar nicht betroffen ist, mehr über die Verwendung eines Begriffes als die eigentlich betroffene Bevölkerungsgruppe. Ich erinnere mich dabei z.B. an einen dunkelhäutigen Gastronom, der sich rechtfertigen musste, warum sein Restaurant "Zum Mohrenkopf" heißt. Auch spannend: Die Countryband Lady Antebellum benannte sich um in Lady A, weil der Begriff "Antebellum" mit der früheren Sklavereivergangenheit des amerikanischen Südens asoziiert wird. Dass die seit langem unter dem Künstlernamen Lady A auftretende dunkelhäutige Sängerin dann aufgrund von Namensrechten verklagt wurde, störte die Band weniger.


    Davon aber abgesehen, muss ich @MrJules Recht geben, dass sich in den letzten paar Jahren eine Bevölkerungsgruppe selbst zur Aufgabe machte, dem Rest der Gesellschaft zu sagen, welche Begriffe sie zukünftig bitte schön nicht mehr zu nutzen habe. Die sozialen Medien verstärken das Phänomen sicher noch, aber ich finde da den Begriff "Sprachpolizei" durchaus passend.

  • Ich denke, dass es da auch darauf ankommt, mit wem man spricht. Womöglich erzürnt sich eine Bevölkerungsgruppe, die eigentlich gar nicht betroffen ist, mehr über die Verwendung eines Begriffes als die eigentlich betroffene Bevölkerungsgruppe. Ich erinnere mich dabei z.B. an einen dunkelhäutigen Gastronom, der sich rechtfertigen musste, warum sein Restaurant "Zum Mohrenkopf" heißt. Auch spannend: Die Countryband Lady Antebellum benannte sich um in Lady A, weil der Begriff "Antebellum" mit der früheren Sklavereivergangenheit des amerikanischen Südens asoziiert wird. Dass die seit langem unter dem Künstlernamen Lady A auftretende dunkelhäutige Sängerin dann aufgrund von Namensrechten verklagt wurde, störte die Band weniger.

    Es gibt genug Schwarze, die sich an diskriminierenden Begriffen stören. Dass es auch welche gibt, die das nicht tun, mag sein, ändert aber nichts daran, dass die Begriffe negativ konnotiert sind.



    Davon aber abgesehen, muss ich MrJules Recht geben, dass sich in den letzten paar Jahren eine Bevölkerungsgruppe selbst zur Aufgabe machte, dem Rest der Gesellschaft zu sagen, welche Begriffe sie zukünftig bitte schön nicht mehr zu nutzen habe. Die sozialen Medien verstärken das Phänomen sicher noch, aber ich finde da den Begriff "Sprachpolizei" durchaus passend.

    Welche Bevölkerungsgruppe soll das denn sein?

    Wenn ich sage "Ich möchte nicht, dass Begriff X verwendet wird", dann hat das nichts mit "Sprachpolizei" zu tun, sondern fällt unter Meinungsfreiheit. Es steht natürlich jedem frei, den Begriff (sofern nicht beleidigend) zu verwenden, was ich wiederum kritisieren darf. Wo ist denn das Problem?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Fallen Angel: Im Internet gibt es tatsächlich einen Begriff für diese Gruppe, der zugegebenermaßen kontrovers betrachtet wird, aber bei dem die Meisten sofort wissen, wer gemeint ist: Social Justice Warriors. Für diejenigen, die diese nicht kennen: Das sind Menschen, die häufig sehr weit links im politischen Spektrum anzuordnen sind, nach außen vorgeben, sich um die sozialen Belange benachteiligter Mitmenschen zu kümmern, dies auf sehr radikale Weise kommunizieren, und gleichzeitig gesellschaftliche Handlungen, die von ihren Idealen abweichen, lautstark kritisieren. Häufig lässt sich bei diesen Menschen eine Doppelmoral erkennen, weil sie für sich von den nach außen vertretenen Prinzipien doch Ausnahmen machen (Beispiel aktuell: Sarah-Lee Heinrich).

  • Sarah-Lee Heinrich hat als 14 Jährige einen Scherz gemacht, der zugegeben nicht besonders lustig ist. Sie scheint daraus gelernt zu haben, vielleicht hat sie damals auch noch nicht dieselben politischen Ansichten gehabt wie heute. Da erkenne ich keine Doppelmoral, sie bereut ihre Aussage. Wer hat in dem Alter keine Witze gemacht, die unter der Gürtellinie waren? Als ich in dem Alter war, wurden ständig "Witze" über die NS-Zeit gemacht, die ich heute nicht mal annähernd lustig finde.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • Hallo Leute,


    Ich hatte den Begriff verwendet, weil ich ihn in einem der vorausgehenden Threads glaubte, gelesen zu haben. Im Sinne von alles andere als Gymnasium ist Rest.

    Beim Nachlesen finde ich den Begriff aber nicht mehr.

    Ich habe selber schon an Förderschulen und Hauptschulen hospitiert und kann daher sagen, dass dort sehr gute Arbeit geleistet wird und auch SuS sind, die sehr motiviert ans Lernen herangehen. Andere schwache und weniger diszplinierte SuS gibt es auch, ich würde sie trotzdem nicht als Rest, im Sinne von weniger wert als Menschen bezeichnen.

    Genaus wenig sind SuS und Lehrer an Realschulen

    Rest - meine Schulform - bzw weniger als Gym. was ja die ursprüngliche Frage war, oder ?


    Vielleicht meinte der Thread Starter auch nicht Rest, sondern so etwas wie Rütlischule, wers noch kennt, auch das stimmt hier bei mir und den Schulen anderer Schulformen, die ich selber kenne, nicht.

    Wars das jetzt, oder muss ich noch etwas machen ?

  • P.S.: Was mir gerade noch dazu eingefallen ist:


    SuS, die undiszipliniert sind, zu Hause Probleme haben, geschlagen worden sind, zu Hause Trinker und abhängige Eltern sehen, gemobbt wurden von anderen SuS, psychische Probleme haben uvm.

    Alles das gibt es an jeder Schulform.

    Das Gymnasium schützt davor nicht und ich glaube auch nicht, dass es dort weniger häufig ist, als zB an einer Real- oder Hauptschule.


    In meiner Schulzeit, auch am Gymnasium, gab es dort viele "grosse Schweiger".

    Viele Jahre später habe ich mehr von ihnen erfahren und was alles in ihrer Schulzeit passiert ist. Als Kind haben sie nicht darüber gesprochen.


    Gruss,

    M.

  • @karuna


    Wenn man sich mit den Empfindungen der anderen auseinandersetzt und das auf seine Berechtigung hin reflektiert, dann ist doch schon viel gewonnen.


    Was ich kritisiere, ist eine unreflektierte Übernahme von Sprech- und Denkverboten, die meist von außenstehenden Dritten ausgehen.


    Der Sprache-beeinflusst-das-Denken-Ansatz, der in bestimmten Kreisen propagiert wird, geht grob gesagt davon aus, dass wenn man bestimmte Begriffe einfach nicht mehr verwendet, man diese auch nicht mehr denkt und irgendwann dadurch das Problem verschwindet. Ein Beispiel wäre die Vorstellung, dass Rassismus verschwindet, wenn keine vermeintlich rassistischen Begriffe mehr verwendet werden.


    Ich halte diese Theorie für äußerst simplifizierend, sie erinnert mich an die drei Affen (nichts hören, nichts sagen, nichts sehen).

    Besonders problematisch dabei ist die Frage danach, welche Instanz vorgibt, welche Begriffe okay sind und welche nicht. Und hier sehe ich eben eine große Gefahr, wenn diese Verantwortung vom Individuum weggenommen wird bzw. es diese abgibt, und eine nicht klar definierte soziale Masse für Regelung und Sanktionierung zuständig ist. Das bestimmte Verhaltens- und Ausdrucksweisen je nach gesellschaftlichem Bereich mehr oder weniger akzeptiert und ggf. sanktioniert werden, das ist nichts Neues und weitgehend normal. Man muss jedoch sehen, wie sich diese Mechanismen mittlerweile in ihrer Dynamik, Härte und Reichweite verändert haben, Stichwort: Cancel Culture.

    Ich sehe hier ganz klare Tendenzen dazu, dass eine nicht klar definierte Gruppe, die für sich selbst einen elitären Status erhebt, versucht, im Sinne ihrer ideologischen Vorstellungen weitreichenden Einfluss auf das Denken und Empfinden des Einzelnen auszuüben.


    Ich sehe jedoch jede Form der Kollektivierung in dieser Form kritisch, da ich sie als illiberal und in weiten Zügen als faschistoid ansehe.


    Der Versuch, dem Individuum das Denken abzunehmen oder es dazu anzuregen, sein eigenes Denken zu manipulieren, kann in meinen Augen nie eine gesunde Auseinandersetzung mit etwas bedingen, sondern fördert Konformitätszwang und blinden Gehorsam.



    PS: Alleine, dass du das Wort, das von der Gegenpartei als diskriminierend empfunden wurde, hier nennst, würde schon einen Verstoß gegen den Sprache-beeinflusst-das-Denken-Ansatz darstellen, denn laut diesem sind bestimmte Wörter einfach komplett Tabu - egal in welchem Kontext.

    9 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Fallen Angel: Da es nur am Rande um Frau Heinrich geht, nur kurz dazu (sonst gerne mehr per PN): Dass viele Leute Jugendsünden haben, ist normal, und auch wenn ich viele ihrer Jugendsünden mit Bezug auf ihr Amt grenzwertig finde, finde ich es problematischer, wenn man sich selbst zum Hüter der Moral erklärt und dann bei genauerem Hinschauen doch nicht so moralisch handelt wie man es von Anderen erwartet. Das stelle ich bei einigen ihrer Parteikollegen und bei dem einen oder anderen Klimaaktivisten fest.

  • @Lindbergh


    Das ist m.E., weil die Leute nie so perfekt sein können werden, wie sie gerne sein möchten, und deshalb irgendwann zwangsläufig selbst über ihre menschliche Imperfektion stolpern.

  • Was ich kritisiere, ist eine unreflektierte Übernahme von Sprech- und Denkverboten, die meist von außenstehenden Dritten ausgehen.

    Es gibt keine Denkverbote (wie soll das auch gehen? Niemand weiß, was ein anderer denkt) und auch keine Sprechverbote. Man kann aber dafür kritisiert werden, was man sagt, das ist durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • Fallen Angel: Da es nur am Rande um Frau Heinrich geht, nur kurz dazu (sonst gerne mehr per PN): Dass viele Leute Jugendsünden haben, ist normal, und auch wenn ich viele ihrer Jugendsünden mit Bezug auf ihr Amt grenzwertig finde, finde ich es problematischer, wenn man sich selbst zum Hüter der Moral erklärt und dann bei genauerem Hinschauen doch nicht so moralisch handelt wie man es von Anderen erwartet. Das stelle ich bei einigen ihrer Parteikollegen und bei dem einen oder anderen Klimaaktivisten fest.

    Wer sagt denn, dass diese Menschen sich zum Hüter der Moral machen? Wenn ich Person x dafür kritisiere, dass sie y tut, mache ich mich dann zum "Hüter der Moral"?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Um das sinnvoll zu beantworten, hängt es zu sehr vom Kontext ab: Was wurde kritsiert, wie wurde kritisiert, in welcher Häufigkeit wird kritisiert.

  • Es gibt keine Denkverbote (wie soll das auch gehen? Niemand weiß, was ein anderer denkt) und auch keine Sprechverbote.

    Vielleicht sollten wir nicht über den Sprache-beeinflusst-das-Denken-Ansatz diskutieren, wenn du diesen nicht kennst?



    Es geht nicht darum, dass man etwas nicht kritisieren darf; es geht darum, dass man sagt, bestimmte geistige Konstrukte dürfe es nicht geben, wie hier die "Resteschulen".

  • Vielleicht sollten wir nicht über den Sprache-beeinflusst-das-Denken-Ansatz diskutieren, wenn du diesen nicht kennst?

    Natürlich kenne ich den Ansatz. Was hat der denn damit zu tun, dass dir niemand das Denken von irgendetwas verbieten kann? Oder anders gefragt: Wer verbietet dir denn, x zu denken? Und wie stellt er das an?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • @MrJules , ich zitiere den Beitrag, auf den du dich beziehst:

    ... gibt es nicht. Einfach mal über kurz einen Moment Zeit nehmen und über das Menschenbild nachdenken, das man bereits durch die Verwendung eines solchen Ausdrucks als angemessen betrachtet und setzt, hilfsweise Artikel 1 GG mal wieder zu Gemüte führen.

    Das ist eine deutliche Aufforderung, über eine Abwertung nachzudenken, die jemand benutzt hat. Wenn er oder sie also ganz unbedarft (im besten Falle), einen Begriff benutzt, der für andere abwertend ist, dann hilft es, darüber nachzudenken, falls man das leider noch nicht getan haben sollte.


    Was stört dich daran, ist es der Ton? Muss man jeden mit Samthandschuhen anfassen, der andere (wissentlich oder nicht) beleidigt? Wie soll das deiner Meinung nach aussehen?


    "Lieber Mitmensch, mit dem oben verwendeten Begriff festigst du das negative Bild, das von einer Schulart in der Gesellschaft geprägt wurde. Bitte denke doch noch mal darüber nach, ob du das so möchtest. Wäre es möglich, nicht über 2/3 der Deutschen so abwertend zu sprechen? Denn nein, nicht nur Gymnasiast*innen sind wertvolle Mitglieder der Gesellschaft. Im Gegenteil, Oberschüler werden unsere Gesellschaft zum großen Teil tragen, wir sind alle gleich viel wert. Finde doch bitte in Zukunft Worte, die niemanden verletzen. Namaste"


    So besser? Ganz ehrlich, wenn du dich gecancelcultured fühlst, wenn man sagt "denk an die Menschenwürde, bei dem, was du sagst" dann ist cancel culture etwas Gutes.


    Ich empfinde es übrigens als Denkverbot, wenn du mir verbietest, Partei für nicht Anwesende zu ergreifen. Voll gemein! Sprechverbot!

  • Ich sehe am dem Begriff "Rest" bei bestem Willen nichts inhärent Schlechtes.

    "Ihr drei putzt die Tafel, der Rest geht schonmal in die Pause" Damit spricht man einfach nur den bisher noch ausgesprochenen Teil einer Menge an.


    "Anna und Max werden in die Realschule gehen. Der Rest wird aufs Gymnasium gehen." Sind damit jetzt die baldigen Gymmies abgewertet worden? Mitnichten.


    "Fast alle waren schon nach Haus gegangen. Ich gehörte noch zum Rest."

    Keinerlei Abwertung.

    "Ich gehörte noch zum schändlichen Rest"

    Abwertung, aber nur wegen des Adjektivs.


    Es scheint mir so, als würde unsere kollektive gesellschaftliche Haut immer dünner werden. Das heißt natürlich dann, dass durch die kleinste Reibung gleich eine tiefe Fleischwunde hervorgerufen wird.

  • Gute Beispiele, Marsi. Aktuell scheint es so zu sein, dass in einem Teil der Gesellschaft (Das möchte ich besonders hervorheben, weil ich das Gefühl habe, dass diese Positionen nicht von einer Mehrheit im alltäglichen Leben vertreten wird.) der Grundverdacht besteht, dass Sprache abwertet, und wenn dieser Verdacht bereits vorhanden ist, ist es leichter, auch konkrete Beispiele hierfür zu finden. Habe ich jedoch eine positive Grundhaltung gegenüber unserem alltäglichen Sprachgebrauch, gehe ich davon aus, dass ein Begriff neutral bis positiv konnotiert und es müssen erst schwerwiegende Vorkommnisse passieren, dass ich meine Haltung gegenüber diesem Begriff revidiere.

    Ich denke, es hängt maßgeblich davon ab, ob ich einfach etwas einen Namen geben, oder über etwas werten will. Vlt. ist uns die Fähigkeit abhanden gekommen, aus dem Sprachkontext heraus zu erkennen, was von beiden Optionen gerade Verwendung findet.

  • Fallen Angel: Im Internet gibt es tatsächlich einen Begriff für diese Gruppe, der zugegebenermaßen kontrovers betrachtet wird, aber bei dem die Meisten sofort wissen, wer gemeint ist: Social Justice Warriors.

    Der Begriff wird nicht global "im Internet" verwendet sondern in rechten bis rechtsextremistischen Gruppierungen, denen du erneut das Fähnchen hältst mit dieser Begriffsnennung. Die einzigen Haltungen, über die wir damit gerade gesichert etwas erfahren sind deine eigenen. Das dann in einem Kontext zu verwenden, in welchem einer jungen Frau Tweets vorgehalten werden, die sie mit 13/14 verfasst hat, statt sie an ihren aktuellen Aussagen als Erwachsene zu messen halte ich aus dem Mund oder der Feder ausgerechnet einer Lehrkraft für infam. Gerade wir sollten wissen, welche Entwicklungsprozesse zwischen dem 13.Lebensjahr und Anfang 20 noch ablaufen, wie tiefgreifend sich Haltungen in dieser Phase noch wandeln, aber auch wie spontan und unreflektiert viele Pubertiere noch formulieren, denen das oft schon ein Jahr später selbst komplett peinlich ist, was sie "damals" an Unfug verzapft haben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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