CDL
Du magst da anderer Meinung sein. Für mich scheidet die TAZ als seriöses Medium aus. Um unterschiedliche Blickwinkel zu untersuchen bzw. als Negativbeispiel für fehlende Objektivität, ja (was ich in der Sek 1 aber für schwierig umsetzbar halte), aber nicht, um damit thematisch zu arbeiten.
Ich habe mal im Studium eine qualitative Analyse von Artikeln der TAZ und einer anderen Zeitung während der Flüchtlingskrise durchgeführt. Dies hat mir absolut die Augen geöffnet für die Unbrauchbarkeit dieses Mediums. Beiträge von Herrn Yücel und dieser kaputten Tante, die die Polizei entsorgen möchte - ohne dass sich die Redaktion nachträglich davon distanzierte - haben mich weiter in dieser Erkenntnis bestärkt.
Nochmal: Ich setze bestimmte Zeitungen/Artikel nicht aus meiner persönlichen politischen Haltung heraus ein, sondern um meinem unterrichtlichen Auftrag gerecht zu werden. Dazu gehört es nicht, meinen SuS vorzugeben, was sie bitte gefälligst für Käse zu halten haben. Ich gebe ihnen bei Bedarf mit dem GG Werte an die Hand, bearbeite mit ihnen Aufgaben/Funktionen von Medien, gehe mit ihnen passende Beispiele durch, um zu verstehen, wie man eine Informationsfunktion beispielsweise von einer Unterhaltungsfunktion nicht nur theoretisch abgrenzt, sondern woran man fließende Grenzen erkennen kann, ehe sie dann eigene Beispiele finden, bearbeiten und vorstellen. Mir persönlich ist die Taz an vielen Stellen deutlich zu polemisch und dadurch zu unsachlich, was sie aber für viele unterrichtliche Zwecke perfekt einsetzbar macht, denn Polemik ruft nunmal Emotionen hervor, wie deine Beiträge und deine Fixierung auf die Taz recht nachdrücklich zeigen. Auch die BILD ist aus ähnlichen Gründen für passende unterrichtliche Zwecke hervorragend geeignet, weil ihre populistischen Zuspitzungen sich eben perfekt eignen, wenn man beispielsweise zur Menschenwürde arbeitet (ein Wort, dass die BILD meines Erachtens höchstens zufällig und versehentlich korrekt zu schreiben vermag).
Meine SuS sind auch schon in Klasse 7 (denn da mache ich das mit meinen Hasen) im Regelfall fit genug, um selbst entscheiden zu können, ob eine Zeitung ein seriöses Medium ist, welche politische Partei wohl ähnliche Positionen vertritt und vor allem verstehen sie weitestgehend problemlos, ob ein Artikel polemisch, emotional aufgeladen, unsachlich ist oder aber halbwegs ausgewogen versucht beide Seiten eines Standpunkts darzustellen, auch wenn eine persönliche Gewichtung erkennbar ist. Das muss ich meinen SuS auch in der Sek. I sicherlich nicht vorgeben, insofern halte ich es für bedenklich, wenn ich lese, dass für dich aufgrund deiner persönlichen Einschätzung und Haltung heraus die Taz als seriöses Medium von vornherein ausscheidet. Das kratzt am Beutelsbacher Konsens, was dir, solltest du Politiklehrer sein, nicht gleichgültig sein sollte. Trau deinen SuS da bitte mehr zu und gib ihnen den Raum dich zu überraschen mit dem, was sie bereits wissen und vermögen.
(Und nur so am Rande: Wenn du den Artikel von Hengameh Yaghoobifarah als menschlich unsäglich empfindest, solltest du dir selbst die Mühe machen, die Frau nicht als "kaputte Tante" zu bezeichnen, sondern namentlich zu nennen. Andernfalls sind deine Ausführungen nämlich nicht wesentlich respektvoller, als es der unsägliche und respektlose Kommentar der Journalistin war. )