Das stimmt, ich wäre in solch einem Moment auch überfordert, da man all die Quellen sozusagen mit nach Hause nehmen müsste, sich damit auseinandersetzen müsste und dann schauen müsste wie man damit weiter umgeht.
Würden Sie dafür einige Unterrichtsstunden opfern, um mit den SuS darüber zu diskutieren und Ihnen das überprüfen von Quellen noch einmal näher zu bringen?
Da man ja einem gewissen Zeitdruck ausgesetzt wird, in einem bestimmten Zeitraum „tausend“ Themen durchzugehen, würde mich persönlich interessieren, ob Sie so etwas mit nach Hause nehmen würden und versuchen würden mit in den Unterricht zu nehmen, auch wenn es vielleicht nur 1-2 Unterrichtsstunden wären, die sozusagen geopfert werden.
Das klingt als Student*in so einfach, mal eben 1-2 Stunden für Thema x spontan einzusetzen. Ihr solltet euch aber bewusst machen, dass SuS clever sind, gerne mal vom eigentlichen Thema ablenken und wenn sie merken, dass sie damit Erfolg hatten, das SEHR ausführlich zu wiederholen suchen (habe ich selbst als Schülerin nicht anders gehandhabt, wenn ich mich im eigentlichen Unterricht gelangweilt habe). Man MUSS so etwas schlichtweg begrenzen als Lehrkraft, sei es, in dem man sich den Teil gezielt herauspickt, der sich mit dem aktuellen Fachunterricht verknüpfen lässt, sei es indem man auf KuK verweist, die fachlich passendere Studien- und Unterrichtsfächer zur Frage haben (Details zur Wirkung von Impfungen diskutiere ich nicht mit meinen SuS, gebe ihnen aber den Hinweis, wenn sie das wirklich interessiere könnten sie den Biolehrer ansprechen- damit erledigen sich zumindest Verzögerungsmanöver meist sofort), sei es indem man SuS erst einmal den Auftrag erteilt selbst zu Thema X zu recherchieren und seriöse Informationen zu ihrer Fragestellung zu suchen (und sich dann zu melden mit gezielten Nachfragen).
Es ist auch nicht Teil meines Auftrags jeden x-beliebigen Verschwörungsmythos in meinem Unterricht auszudiskutieren. Wir arbeiten in der Schule mit dem sogenannten exemplarischen Lernen (Klafki lässt grüßen). Ich muss insofern meine SuS auch in die Pflicht nehmen, bereits Gelerntes selbstständig anzuwenden, indem sie Quellen auf ihre Seriösität überprüfen, indem sie sich Gedanken darüber machen, welche Interessen der Autor eines Artikels hat bzw. welche Ziele er verfolgt, indem sie sich bewusst machen, dass ein Kommentar bei Facebook/Twitter/Instagram etwas anderes ist, als ein Tagesschau-Beitrag oder ein Leitartikel in einer seriösen Zeitung. Ich kann Themen punktuell aufgreifen (und mache das gerade in GK natürlich immer wieder), muss aber auch auf zumindest potentiell vorhandenes Vorwissen verweisen und dessen Anwendung als ersten Schritt einfordern. Wer zeigt, dass er/sie ein Thema ernsthaft zu durchdringen sucht, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten und seines Vorwissens nicht weiterkommt bekommt natürlich Hinweise und Unterstützung von mir.
Man muss auch einfach immer wieder aufs Neue ganz deutlich unterscheiden, zwischen SuS, die tatsächlich verhärtete Positionen, Haltungen und (Vor-)Urteile zu einem gesellschaftlich hoch kontroversen Thema haben und dabei selbst im Sinne des GG höchst problematische Positionen vertreten und denen, die sei es aus Unwissen/Unsicherheit, sei es aus Provokation (irgendwie müssen unsere Pubertiere sich schließlich auch in der Pandemie die Hörnlein abstoßen) etwas wiedergeben, was sie in den sozialen Medien aufgeschnappt haben. Die erste Gruppe wird man nicht überzeugen können, muss aber umgekehrt darauf achten, diesen kein Forum zu bieten, um anderen SuS nicht das Gefühl zu vermitteln, es könnte in Ordnung sein z.B. menschenverachtende Äußerungen vorzunehmen oder z.B. Gewalt gegen Vertreter der Presse auf Demonstrationen zu verüben im Namen der Meinungsfreiheit usw. Die zweite Gruppe ist diejenige, mit der es gilt Gespräche zu führen, wo nötig und möglich. Diese Gespräche führe ich aber nicht nur im Rahmen meines Unterrichts, sondern auch darüber hinausgehend, wenn ich das für sinnvoll und erforderlich halte und beziehe ggf. KuK mit ein oder auch Eltern und außerschulische Partner, mit denen gemeinsam ich in "normalen" Schuljahren ggf. auch ein zusätzliches Bildungsangebot plane und anbiete, wenn ich den Eindruck habe, dies könnte sinnvoll oder erforderlich sein (wobei zumindest die Präventionsangebote der Polizei auch digital angeboten werden- manches kann es also auch in diesem Jahr geben).