Warum ein Notenspiegel sinnvoll ist? Wenn z.B. ein sonst sehr guter Schüler "nur" eine 2 schafft, der Schnitt aber bei 3,8 liegt und der Schüler bereits zu den Wenigen mit einer 2 gehört, weiß er, dass er eine super tolle Leistung erbracht hat.
Liegt der Schnitt bei 1,4 und fast jeder hat eine 1 geschafft, könnte man dem Schüler sagen, dass es diesmal für eine 2 reichte, aber mit weniger Schusselfehlern oder mit mehr Fleiß beim Lernen das nächste Mal auch wieder die 1 drin ist.
Dir ist aber schon klar, dass ein Notenspiegel etwas anderes ist, als einfach nur den Klassendurchschnitt anzugeben, oder? Was die individuelle Rückmeldung anbelangt, so finde ich eben (und bin froh, dass mein Land das analog erwartet), dass meine SuS am meisten davon haben, wenn sie verstehen, was inhaltlich/auf Kompetenzebene gefehlt hat zu einer besseren Note (davon haben sie tatsächlich etwas, davon, wieviele 1er, 2er, etc. es bei der Arbeit gegeben hat dagegen nicht) und wie er/sie daran zielführend arbeiten kann und andererseits, wenn SuS auf individueller Ebene die Rückmeldung erhalten, wie ihre eigene Leistung vor dem Hintergrund ihrer bisherigen Leistungen, sowie ggf. vorhandenen persönlichen Herausforderungen (DaZ/DaF, Legasthenie, auditive Aufmerksamkeitstörung, Förderschwerpunkt Lernen, Todesfall im engsten Familienkreis, schwere eigene Erkrankung,...) die sich leistungsmindernd auswirken könnten zu bewerten ist. Was hat so ein Schüler davon, wenn er weiß, dass er mal wieder die einzige vier in der Klasse hatte? Zu verstehen, dass er etwas, was er bei der letzten Arbeit noch gar nicht konnte dieses Mal aber vielleicht schon fast komplett richtig gemacht hat, das hilft, um nicht den Mut zu verlieren, zu wissen, dass die Lehrkraft dieses Engagement und die kleinen Fortschritte sieht und wertschätzt, das kann Beziehung ausbauen helfen, Vertrauen stärken und auch motivieren weiterzuarbeiten. Eine "super tolle Leistung" hängt nicht vom Notenspiegel ab und wer eine 2,0 erzielt, sollte sich einfach so sagen, dass das eine gute Leistung ist, denn genau das besagt die Note, die nicht "super toll" wird, nur weil viele andere schlechtere Noten erzielt haben. Gerade in der Grundschule sollte man finde ich sehr sehr feinfühlig sein, wenn es um solche frühen Aspekte von Konkurrenzdenken ("ich bin besser als die anderen, also bin ich super toll, egal wie gut oder schlecht meine Leistung inhaltlich war, ob ich mein volles Potential abgerufen habe etc.") und dessen gezielte Ausbildung und Förderung geht. Wie gesagt: DAS schaffen unsere SuS auch ganz ohne das Zutun von uns Lehrkräften, dafür ist diese Denkweise in unserer Gesellschaft viel zu omnipräsent, um dem entgehen zu können und dazu reichen bereits die Noten an sich, den Notenspiegel verschaffen SuS sich recht erfolgreich selbst, indem sie rumrennen und alle nach ihren Noten fragen. Ich finde es gut, wenn wir als Schule auch mit ein Leistungsbewusstsein ausbilden, dieses sollte aber nicht nur Konkurrenzdenken befördern. Das trägt zu gesellschaftlichen Fehlentwicklungen bei, die ich nicht fördern möchte.