Da kann man doch sachlich bleiben und muss einem nicht gleich Vermessenheit oder Selbstüberschätzung vorwerfen
Zumindest wenn es darum geht Anfangsunterricht nach einer 4-wöchigen Schulung machen zu wollen halte ich an meinen Aussagen fest, so unangenehm dies für dich verständlicherweise auch ist. Wenn wir von Sozialkundeunterricht im Sek.I oder Sek II-Bereich sprechen- weniger sensible Lerngruppe + Studienkenntnisse vorhanden- ist das noch einmal etwas völlig anderes. Da wäre ich zwar immer noch kein Fan eines Quereinstiegs, zumindest wären da aber echte Kenntnisse da, so dass du nicht zuletzt dank deiner Vorerfahrungen in der Lehre wahrscheinlich tatsächlich etwas vermitteln könntest (wenngleich Lehre an der Hochschule und Schulunterricht völlig verschiedene Dinge sind und das nicht nur wegen des Alters der Zielgruppe und "etwas" zu vermitteln nicht gleichzusetzen ist mit gutem Unterricht).
(...)Und naja bei uns macht man einen 4wöchigen Vorbereitungskurs und ist dann "Lehrer". Diese pädagogisch-didaktische Schulung ist dann glaube sogar auch freiwillig. (...)
Das macht mich wirklich fassungslos! Da sind wir dann halt doch wieder bei "Lehrer kann jeder" oder jedenfalls jeder, der sich nach 4 Wochen Schulung immer noch dazu berufen fühlt. Mir ist völlig klar, dass du Lilau nicht verantwortlich für dieses System bist, sondern dieses lediglich nutzt. Ich hoffe aber dir ist bewusst, dass guter Unterricht nicht nach einem 4-wöchigen Vorbereitungskurs entsteht und dass eine pädagogisch-didaktische Schulung keinesfalls fakultativ sein kann. Immerhin geht es darum deinen Job gut machen zu lernen und nicht nur irgendwie die Stundenplan-Notversorgung zu gewährleisten.
Da geht es auch um dich und deine Bedürfnisse im Schuldienst, damit du nicht wie gerade erst wieder ein Quereinsteiger im Forum infolge von Überlastung über einen Abbruch nachdenkst. Das ist schließlich nicht nur den Kindern gegenüber unfair, sondern auch den Leuten, die man im Rahmen so eines Quereinstiegs ein paar Jahre (oder Jahrzehnte) lang ausbrennt, bis man sie durch Lehrkräfte mit voller Lehrbefähigung ersetzen kann. Lehrer als "Wegwerfartikel" der Konsumgesellschaft wenn man so will.
Das macht mich einfach wütend, wenn ich lese, was manche Politiker für zumutbar halten und wie wenig Wertschätzung sie angesichts derartiger politischer Entscheidungen nicht nur für die Arbeit von Lehrern haben, sondern vor allem auch für die Bildungsrechte und -bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen.
Das ist mit ziemlicher Sicherheit nicht persönlich gemeint.
Das Problem ist, dass du als Grundschullehrkraft oft alle Fächer unterrichtest und ein paar Grundlagen legst, die auf keinen Fall schief gehen dürfen.
In Mathe ist das zum Beispiel die Zahlvorstellung und das 1x1. Erfahrungsgemäß schließen sich da irgendwann Lernzeitfenster. Das heißt, wenn das in der Grundschule nicht richtig vermittelt wurde, dann ist die gesamte Schullaufbahn stark gefährdet.
Die Grundschullehrer tragen deshalb eine sehr hohe Verantwortung für den weiteren Lebensweg ihrer Schüler.
Daher ist es extrem wichtig, dass dort Leute unterrichten, die das studiert haben und die wissen, welche fachspezifischen Fallstricke es gibt und wie man mit ihnen umgeht/sie vermeidet.
(...) Gerade weil solche Zusammenhänge vielen Erwachsenen nicht bewußt sind oder sie unterschätzt werden, ist es wichtig, dass gut ausgebildete Lehrkräfte in der Grundschule unterrichten.Deshalb sind auch in den meisten Bundesländern Studienanteile in Mathe/Deutsch für Grundschullehrer Pflicht.
Danke für deine Beiträge Kodi, die ich einfach noch einmal hervorheben möchte. Mir fehlt der Überblick in der GS, so dass ich das nicht wie du hätte darstellen können. Wie wertvoll und unersetzlich die frühen Lernzeitfenster sind und welche besondere Verantwortung dem Anfangsunterricht innewohnt sollte eigentlich jedem Lehrer klar sein.