Beiträge von CDL

    Da kann man doch sachlich bleiben und muss einem nicht gleich Vermessenheit oder Selbstüberschätzung vorwerfen ;)

    Zumindest wenn es darum geht Anfangsunterricht nach einer 4-wöchigen Schulung machen zu wollen halte ich an meinen Aussagen fest, so unangenehm dies für dich verständlicherweise auch ist. Wenn wir von Sozialkundeunterricht im Sek.I oder Sek II-Bereich sprechen- weniger sensible Lerngruppe + Studienkenntnisse vorhanden- ist das noch einmal etwas völlig anderes. Da wäre ich zwar immer noch kein Fan eines Quereinstiegs, zumindest wären da aber echte Kenntnisse da, so dass du nicht zuletzt dank deiner Vorerfahrungen in der Lehre wahrscheinlich tatsächlich etwas vermitteln könntest (wenngleich Lehre an der Hochschule und Schulunterricht völlig verschiedene Dinge sind und das nicht nur wegen des Alters der Zielgruppe und "etwas" zu vermitteln nicht gleichzusetzen ist mit gutem Unterricht).

    (...)Und naja bei uns macht man einen 4wöchigen Vorbereitungskurs und ist dann "Lehrer". Diese pädagogisch-didaktische Schulung ist dann glaube sogar auch freiwillig. (...)

    Das macht mich wirklich fassungslos! Da sind wir dann halt doch wieder bei "Lehrer kann jeder" oder jedenfalls jeder, der sich nach 4 Wochen Schulung immer noch dazu berufen fühlt. Mir ist völlig klar, dass du Lilau nicht verantwortlich für dieses System bist, sondern dieses lediglich nutzt. Ich hoffe aber dir ist bewusst, dass guter Unterricht nicht nach einem 4-wöchigen Vorbereitungskurs entsteht und dass eine pädagogisch-didaktische Schulung keinesfalls fakultativ sein kann. Immerhin geht es darum deinen Job gut machen zu lernen und nicht nur irgendwie die Stundenplan-Notversorgung zu gewährleisten.
    Da geht es auch um dich und deine Bedürfnisse im Schuldienst, damit du nicht wie gerade erst wieder ein Quereinsteiger im Forum infolge von Überlastung über einen Abbruch nachdenkst. Das ist schließlich nicht nur den Kindern gegenüber unfair, sondern auch den Leuten, die man im Rahmen so eines Quereinstiegs ein paar Jahre (oder Jahrzehnte) lang ausbrennt, bis man sie durch Lehrkräfte mit voller Lehrbefähigung ersetzen kann. Lehrer als "Wegwerfartikel" der Konsumgesellschaft wenn man so will.


    Das macht mich einfach wütend, wenn ich lese, was manche Politiker für zumutbar halten und wie wenig Wertschätzung sie angesichts derartiger politischer Entscheidungen nicht nur für die Arbeit von Lehrern haben, sondern vor allem auch für die Bildungsrechte und -bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen.

    Das ist mit ziemlicher Sicherheit nicht persönlich gemeint.
    Das Problem ist, dass du als Grundschullehrkraft oft alle Fächer unterrichtest und ein paar Grundlagen legst, die auf keinen Fall schief gehen dürfen.
    In Mathe ist das zum Beispiel die Zahlvorstellung und das 1x1. Erfahrungsgemäß schließen sich da irgendwann Lernzeitfenster. Das heißt, wenn das in der Grundschule nicht richtig vermittelt wurde, dann ist die gesamte Schullaufbahn stark gefährdet.


    Die Grundschullehrer tragen deshalb eine sehr hohe Verantwortung für den weiteren Lebensweg ihrer Schüler.
    Daher ist es extrem wichtig, dass dort Leute unterrichten, die das studiert haben und die wissen, welche fachspezifischen Fallstricke es gibt und wie man mit ihnen umgeht/sie vermeidet.

    (...) Gerade weil solche Zusammenhänge vielen Erwachsenen nicht bewußt sind oder sie unterschätzt werden, ist es wichtig, dass gut ausgebildete Lehrkräfte in der Grundschule unterrichten.Deshalb sind auch in den meisten Bundesländern Studienanteile in Mathe/Deutsch für Grundschullehrer Pflicht.

    Danke für deine Beiträge Kodi, die ich einfach noch einmal hervorheben möchte. Mir fehlt der Überblick in der GS, so dass ich das nicht wie du hätte darstellen können. Wie wertvoll und unersetzlich die frühen Lernzeitfenster sind und welche besondere Verantwortung dem Anfangsunterricht innewohnt sollte eigentlich jedem Lehrer klar sein.

    Nennen wir es "bedächtig" und das sind sie eben tatsächlich. Während der Deutsche oft direkt das verbale Maschinengewehr anlegt, muss der Schweizer erst mal nachdenken, bevor er sich äussert. Das sind real existierende Mentalitätsunterschiede, die durchaus ein gewisses Konfliktpotential bergen.
    (...)Bei der SBB habe ich es wahrhaftig schon erlebt, dass von Basel bis Zürich im ganzen Wagon kein Wort gesprochen wurde weil alle entweder mit Arbeiten, 20 Minuten lesen oder Schlafen beschäftigt sind. Dafür hatte ich auch noch nie Würstchen- oder Krisengespräche. Nie. Man quatscht doch nicht einfach so wildfremde Leute im Zug voll, wo kommen wir da hin.

    Lebe unweit der Schweizer Grenze und bin immer sehr erleichtert, wenn ich in einem dieser besonders ruhigen SBB-Züge fahren kann. Manchmal sind meine Landesgenossen einfach seeeeeeeehr laut und anstrengend. Du hast aber mit der Kehrseite tatsächlich auch recht. Habe noch nie darüber nachgedacht, aber Smalltalk mit Fremden gibt es wirklich nur, wenn ich deutsche oder andere internationale Sitznachbarn habe.
    Bei dem Wörtchen "bedächtig" musste ich gerade schmunzeln. Eine Tante ist mit einem Schweizer verheiratet. Dieses Wort beschreibt seine Persönlichkeit in vieler Hinsicht perfekt. Nur wenn es um deutsche Autobahnen und das dort teilweise erlaubte und mögliche Tempo geht wird der Mann plötzlich wieselflink. :lach:

    Ihr Vielzugfahrer in Deutschland, klärt mich bitte auf – ist das wirklich gerade die neueste Mode?

    Leider ist das bereits seit Jahren so und kommt - genau wie das Klatschen nach der gelungenen Landung eines erfahrenen Piloten scheinbar niemals aus der Mode. :hammer: Muss man aber ja nicht unbedingt mitmachen...

    Und ohne jetzt objektiv belastbares Material zu haben, scheint Frankreich schon mehr Probleme mit religiösem Fundamentalismus zu haben. Ob das


    a) stimmt
    b) am Laizismus liegt
    c) an der kolonialen Vergangenheit liegt


    kann ich nicht beurteilen.

    Frankreich hat auf jeden Fall selbst verursachte Probleme durch die eigene koloniale Vergangenheit, die bis heute in Form von Ausgrenzung in die frz.Gesellschaft hineinwirkt. Darüber hinaus fehlt an einigen Stellen die Bereitschaft die eigene Geschichte und historische Verantwortung selbstkritisch aufzuarbeiten, was eine Möglichkeit wäre sich auch mit vergangenem Rassismus, Kolonialismus oder auch Antisemitismus und daraus folgendem Unrecht auseinanderzusetzen.


    Ich habe vor etwa zwei Jahren einen Blick in ein in ganz Frankreich verwendetes Geschichtsbuch der Mittelstufe geworfen: Während der 2.Weltkrieg sehr ausführlich behandelt wurde, die Resistance einen großen Teil- mehrere Seiten- eingenommen hat, wurde die deutlich verbreitetere Kollaboration mit den Deutschen auf etwa einer Viertelseite dargestellt (Widerspruch zu frz.Selbstverständnis), französische Kriegsverbrechen und Kriegsverbrecher wurden komplett tot geschwiegen. Leute wie Papon konnten dabei auch nach dem Krieg ihr Unwesen fortsetzen und während des Algerienkriges erneut Unrecht begehen, ein Touvier konnte u.a. mit Unterstützung der katholischen Kirche und der frz.Polizei bis in die 80er Jahre versteckt in Frankreich leben, ehe ihm dank des jahrzentelangen Engagements der Klarsfeds endlich doch noch der Prozess gemacht wurde. Auch der Algerienkrieg wurde sehr unkritisch und unter Beschönigung der eigenen historischen Rolle dargestellt.


    Eine Gesellschaft die eigenes Unrecht nicht anerkennt und die eigene Historie glorifiziert, beraubt sich selbst der Chance dazulernen zu können.



    Mit der kolonialen Vergangenheit einher gehen Probleme mit Arbeitskräften aus ehemaligen Kolonien die lange marginalisiert wurden, die Bildung ghettoartiger Banlieus, die vor dem Hintergrund des an vielen Stellen sehr elitären und hierarchischen frz.Bildungssystems enorme Auswirkungen auf die Stabilisierung von Ungleichheiten haben (kennen wir doch in Deutschland auch). Eine Adresse in einem Banlieu senkt erwiesenermaßen und notenunabhängig die Wahrscheinlichkeit eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu erhalten.
    Religion wird vor dem Hintergrund kostant erlebter Ausgrenzung oft zu einem wichtigen verbindenden Faktor und einem Weg sich, wenn man doch sowieso nicht Teil der Mehrheitsgesellschaft sein kann, selbst abzugrenzen und zu definieren, wer man stattdessen sein möchte. Das ist ja auch in Deutschland ein sehr mächtiger Wirkmechanismus gerade unter ehemaligen Gastarbeiterfamilien: Viele meiner früheren Schützlinge- in D geboren und aufgewachsen, selbst nur dt.Pass, Eltern und Großeltern auch nur dt.Pass- bezeichnen sich inzwischen dennoch der Einfachheit halber als Türken (und obwohl sie umgekehrt in der Türkei "die Deutschen" sind), dass sie Deutsche sind wird einfach konstant in Zweifel gezogen. Mädchen in bestimmten Familien beginnen bereits mit 10 Jahren das Kopftuch zu tragen, während ihre eigenen Mütter sich oft erst mit Anfang 20 für das Tragen des Kopftuchs entschieden hatten.
    In einer laizistischen Mehrheitsgesellschaft ist eine entsprechend offensive Religionsausübung eine Möglichkeit Selbstabgrenzung zum Politikum zu machen. Dafür reicht es mit Kopftuch in die Schule zu gehen oder mit Burkini an bestimmte öffentliche Strände in Frankreich: Wenig Einsatz, große Wirkung inklusive lautem Beifall entsprechender Kreise. Mit Religiosität hat das meiner ganz persönlichen Auffassung nach nur sehr wenig bzw.in den seltensten Fällen zu tun, sondern vor allem mit Macht und Politik.

    Die christlichen Kirchen sind mächtige Mitspieler im deutschen Bildungsbereich. Angesichts der Rechte die sie im schulischen Rahmen haben, der Vielzahl vor allem muslimischer Schüler und dem Bedürfnis beispielsweise den Islamunterricht nicht Moscheen mit unklarer ausländischer Finanzierung/strittigen Wertvorstellung die nicht vereinbar sind mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung/Ditib-Moscheen unter der Führung der türkischen Religionsbehörde zu überlassen, ist eine Implementierung des Religionsunterrichts weiterer religiöser Bekenntnisse aber sicherlich weniger ein "geschickter Schachzug" oder ein "Ablenkungsmanöver" der christlichen Kirchen, als vielmehr Ausdruck eines deutschen Bedürfnisses Religionsunterricht staatlich zu organisieren. Zumindest die Vermittlung demokratiefeindlicher Werte im Rahmen des Religionsunterrichts kann dadurch verhindert werden.
    Ganz nebenbei ist es auch ein Ausdruck von Integration und Ankommen: Menschen die mit ihren Familien seit Jahrzehnten in diesem Land leben und arbeiten fordern für sich und ihre religiösen Vorstellungen ähnliche Privilegien ein, wie die christlichen Kirchen sie traditionell genießen. Ich finde das durchaus begrüßenswert.

    Mit nicht einem GS-relevanten Fach infolge des Lehrermangels dennoch GS-Lehrer werden zu wollen halte ich für reichlich vermessen. In BaWü kann man zwar ergänzend zum Sachunterricht auch ein Fach wie Politik studieren für GS-Lehramt, das ist aber wie gesagt nur die Ergänzung. Komplett fachfremd in allen Fächern, ohne einschlägiges Fachstudium, ohne Vorkenntnisse in Pädagogik und Fachdidaktik, ohne Referendariat direkt unterrichten zu wollen- für mich klingt das nach Selbstüberschätzung, zumindest, wenn das Ziel lautet künftigen Schülern guten Unterricht angedeihen zu lassen.


    Ich würde mich lamaison anschließen: Was spricht gegen ein Neustudium? GS-Lehrer werden auch in 4-5 Jahren noch händeringend gesucht werden, wenn du tatsächlich qualifiziert sein wirst für den Beruf? Irgendwann ist diese Mangelphase im GS-Bereich auch wieder beendet und die KMs können es sich leisten weniger gut qualifizierte Lehrkräfte nach und nach zu ersetzen durch Lehrkräfte mit voller Lehrbefähigung.

    Hallo hai.di,


    wenn es deinem Empfinden nach "dein" Beruf ist, du was dir fehlt noch lernen kannst und es die aktuelle Belastung ist, solltest du dir selbst die Chance geben dich an diese zu gewöhnen. Ich bin selbst schwer krank, kann also absolut verstehen, wie unfassbar anstrengend das Ref sein kann wenn man gefühlt an körperliche und mentale Grenzen kommt. Dies gesagt ist es für alle Referendare eine extrem anstrengend und belastende Zeit, mit diesem Gefühl bist du also nicht allein.
    Es wird besser und auch leichter werden im Laufe der Monate. Körper und Geist gewöhnen sich schrittweise an die neuen Herausforderungen und Belastungen. Für mich war der erste Ausbildungsabschnitt besonders belastend, da ich an den Stundenplänen meiner Mentoren hing und dadurch an einzelnen Tagen 10 Stunden an der Schule war. Mit dem eigenständigen Unterricht ist das deutlich besser geworden. Versuch vielleicht, dir den Weg in kleine Etappen aufzuteilen: Das erste Ziel ist das Wochenende, dann die jeweils nächsten Ferien mit dem Ziel dich zunächst einmal bis zu den Sommerferien vorzuarbeiten. Bis dahin wirst du dich bereits deutlich besser an die Belastungen gewöhnt haben (ganz ehrlich: ich habe zu Beginn jeden Tag gedacht, dass ich das Ref aufgrund der Belastungen nicht abschließen können werde. Das hat sich erst nach einem halben Jahr gelegt.) . Nach den Sommerferien kannst du dann mit neuer Kraft wieder starten in dem Wissen, dass die Ziellinie in Sicht ist.


    Vielleicht kannst du mit deiner Schule über Entlastungen sprechen (weniger Stunden pro Tag oder alternativ drei bis vier knackige Tage, um einen Tag pro Woche komplett frei haben zu können). Gerade Berlin sucht derart händeringend gut qualifizierte Lehrkräfte, dass deine Schulleitung und dein Seminar ganz bestimmt gesprächsbereit sein werden.
    Such´ in jedem Fall das Gespräch mit deinen Ausbildern ehe du abschließend über einen Abbruch entscheidest. Ein offenes Gespräch über bestehende Belastungen kann helfen.

    Da meine Stoffbeutel aus alten Stoffteilen nicht mehr reparierbarer Kleidungsstücke (alte Jeans, alte T-Shirts) selbst genäht sind stimmt die von dir angegebene Ökobilanz dann halt doch nicht mehr Wollsocken, dagegen kommt auch keine Papiertüte an, die mir zumindest leider viel zu schnell reißen und nur wenige Male verwendbar sind, die Gemüsetütchen sind nach maximal 2x Verwenden durch, meine alten Klamotten haben mir jahrelang am Körper gedient und führen-teilweise zumindest- ein 2.Leben als Gemüsebeutel, Brotbeutel, Stofftasche,... Aber das führt, wie Krabappel richtig sagt, zu weit weg von der Ausgangsdiskussion.

    Schöne Theorie, in der Praxis können wir hier in reichen Industrieländern selbst auf der Basis von Transferleistungen wie ALG II verdammt viel durch bewussten Konsum mitbewirken. Ich habe bei meiner letzten Arbeitsstelle gerade soviel verdient, dass ich nicht mehr ALG II aufstocken durfte. Dennoch war es mir möglich ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit zu leben. Zumindest in entsprechend wohlhabenden Gesellschaften können wir uns also nicht aus materiellen Gründen aus unserer individuellen Verantwortung herausreden. Oder wie Wollsocken schreibt: "Wir können uns das leisten!"

    Und ich finde wir machen einen Denkfehler, wenn wir mit unseren Oberstudienratsgehältern der großen Kik-"Geiz ist Geil"-Masse die Schuld an der Umweltzerstörung in die Schuhe schieben wollen, während wir im Bioladen mit reinem gewissen Fair-Trade Kaffee trinken und uns gegenseitig dafür auf die Schulter klopfen "wenn doch nur alle so bewusst wären wie wir!"

    Geht schon (auch mit einem Einkommen, dass einem lediglich ein Leben in relativer Armut (= Höhe der ALG II-Bezüge) ermöglicht) wenn man will. Die "Geiz-ist geil"-Masse umfasst Menschen aller Einkommensstufen, insofern ist Geld in unserer Gesellschaft nicht das zentrale Kriterium für wenigstens etwas bewussteren Konsum, sondern neben der Bildung zuallererst die innere Bereitschaft zu verändertem Handeln samt entsprechender, tatsächlicher Handlungen.


    Die "Oberstudienratsgehälter" haben Lehrer an GS/HS/WRS/RS (SBBZ???) übrigens nicht, da es diese Beförderungsstufe bei uns in BaWü für "Otto-und-Ottilie-Normallehrkraft" nicht gibt. Da träumen die meisten Kollegen schließlich sogar noch von A13. Wenn du polemisch werden willst ist das deine Sache, aber nachdem du aus BaWü kommst, wäre eine sachlich wenigstens annähernd zutreffende Argumentation schön, um ernsthaft miteinander diskutieren zu können.

    Ich befürchte, dass dies aber leider nicht möglich wäre, da die übrige Bevölkerung weder über die Bildung, noch das Einkommen verfügt und sich dies auch nicht ändern wird.Die Gründe hierfür sehe ich nicht in einer individuellen oder kollektiven Moral, sondern in den materiellen Bedingungen wie die Höhe ihrer Kaufkraft.
    Ausnahmen gibt es immer, z.B. Menschen, die bio kaufen und dafür auf vieles andere verzichten, oder die, die es sich locker leisten könnten, aber dies nicht tun (das hatte Wollsocken80 in Beitrag 82 kritisiert).

    s.o.: Bildung bin ich bei dir, Einkommen ist in unserer Gesellschaft selbst auf der Basis von Transferleistungen kein Ausschlusskriterium: Gerade wer wenig Geld hat, hat naheliegenderweise ein Interesse daran nicht konstant Dinge neu erwerben zu müssen, wenn sie mal wieder defekt sind. Weniger zu konsumieren und dafür einzelne, etwas langlebigere Artikel zu erwerben, die sich bei Bedarf auch noch reparieren lassen (was ja -leider- heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich ist), ist tatsächlich in vielen Fällen sowohl die wirtschaftlichste, als auch die ökologischere Alternative. Natürlich kann die Oma mit 700€ Rente sich nicht den Fairtrade-Bio-Kaffee leisten. Aber defekte Kleindungsstücke nähen, keine Plastikbeutel um jede Kiwi wickeln sondern Stofftaschen fürs Obst und Gemüse mitnehmen, nur 2x wöchentlich Fleisch und das vielleicht dann aus regionaler Produktion (selbst wenn diese konventionell sein mag) oder auch saisonales und regionales Gemüse und Obst vom Wochenmarkt sind durchaus realistische, kleine Beiträge, die sich aus Gründen der Sparsamkeit sowieso empfehlen.

    Lohnabhängige Konsumenten können nicht die Produktionsweise bestimmen, da sie nur konsumieren können, wofür ihr Lohn ausreicht.

    Schöne Theorie, in der Praxis können wir hier in reichen Industrieländern selbst auf der Basis von Transferleistungen wie ALG II verdammt viel durch bewussten Konsum mitbewirken. Ich habe bei meiner letzten Arbeitsstelle gerade soviel verdient, dass ich nicht mehr ALG II aufstocken durfte. Dennoch war es mir möglich ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit zu leben. Zumindest in entsprechend wohlhabenden Gesellschaften können wir uns also nicht aus materiellen Gründen aus unserer individuellen Verantwortung herausreden. Oder wie Wollsocken schreibt: "Wir können uns das leisten!"


    Firmen produzieren was wir Menschen nachfragen. Ein bewusster, kritischer Umgang mit der Kreation von Bedürfnissen durch Werbung und der damit einhergehenden Beschleunigung von (sinnlosem) Konsum kann beispielsweise helfen den eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten. Auch das Nachdenken über Emotionen und echte Lebensbedürfnisse kann helfen, damit man auf deren Realisierung hinarbeitet statt Gefühle durch Massenkonsum zu übertünchen. Der mündige Bürger existiert schließlich nicht nur als Zielvorstellung der politischen Bildung, sondern in Form des mündigen Konsumenten auch im Rahmen des Wirtschaftsunterrichts, in dem wir an vielen kleinen Stellen mit den Schülern Umgang mit Ressourcen, Interessen verschiedener Akteure, Folgen und einen möglichen individuellen/unternehmerischen/staatlichen Umgang damit thematisieren. MIt meinen 7ern habe ich zuletzt zum Thema Smartphones über seltene Erde und Rohstoffverbrauch im technischen Bereich diskutiert, mit den 8ern über das Plastikmüllproblem und Mikroplastik in den Weltmeeren oder dem Trinkwasser.


    Meinen Schülern ist da verdammt viel bereits bewusst, was ich in den Beiträgen des einen oder anderen Users in diesem Thread an Selbsterkenntnis oder Selbstkritik noch vermisse. Statt die Positionen der Schüler zu entwerten, ließe sich womöglich von ihnen etwas lernen...

    Ich würde dir dahingehend zustimmen Buntflieger, dass die Frustrationstoleranz mancher Schüler (oder ihrer Eltern) nicht so gut ausgeprägt ist, wie man das qua Alter vielleicht vermuten würde. Nicht allen Schülern oder Eltern ist bewusst, dass einen Lernweg zu beschreiten nicht bedeutet, dass man zu Beginn als Motivation erstmal gute Noten geschenkt bekommt, sondern eine ehrliche Rückmeldung zum aktuellen Wissenstand, damit man an bestehenden Schwächen gezielt arbeiten kann.


    "Bestien" hatte ich allerdings noch nie bei der Notenvergabe und habe auch von meinen Kollegen derartiges noch nicht gehört.

    Und wenn die liebe Greta meint, alle müssten die selbe große Angst verspüren wie sie selbst (wie in einem anderen Beitrag zitiert), dann ist das m.E. ein Fall für professionelle Hilfe. Ich jedenfalls verspüre keine Angst und wünsche mir für meine Schüler, dass sie auch keine verspüren.

    Also sind - ganz unabhängig von Greta- Jugendliche, die sich mit hoher emotionaler Beteiligung politisch engagieren für dich generell ein Fall für den Therapeuten/Psychiater?


    Angst ist - neben der Hoffnung auf Veränderung- ein wichtiger Motivator für politisches Engagement wie ja gerade der Erfolg von Pegida bzw.der AfD sehr eindrücklich zeigen. Ob sie immer des beste Berater ist sei mal dahingestellt. Grundlegend geht mit großer Angst aber sehr oft auch großer Mut einher und die Hoffnung auf eine positive und friedliche Veränderung der eigenen Lebenswelt (man denke nur an die Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR). Verbunden mit dem Gefühl der Selbstwirksamkeit, dass die Jugendlichen, die auf die Straßen gehen und friedlich demonstrieren (anders als Pegida und Co also) ganz bestimmt motiviert, ist das weit weg von einer "German Angst". Vielmehr spricht es für eine Art von Zuversicht durch eigenes Handeln Öffentlichkeit generieren zu können, ein Thema setzen zu können, etwas bewirken zu können.
    Natürlich gehört zu diesem eigenen Handeln dann auch das private Handeln dazu und natürlich haben auch Jugendliche die mitdemonstrieren hier noch Lernfelder- wir Erwachsenen aber auch! Da kann sich jeder von uns dann einfach mal zuerst an der eigenen Nase packen, ehe wir beginnen mit dem Finger auf andere zu zeigen. Ich weiß mein ökologischer Fussabdruck ist - obwohl ich nicht in den Urlaub fliege, weitestgehend regional, bio und fleischarm einkaufe und Dinge eher repariere als neu zu kaufen- noch immer größer, als er sein sollte. Daran arbeite ich konstant weiter. Wie sieht das bei euch aus?

    Ich kann zwar nicht für die ganze Generation sprechen sondern nur für mich,aber ich will den Allerwertesten nicht mehr hochbekommen, weil ich mich von den Öko-Terroristen verschaukelt fühle. In meiner Schulzeit gab es den kalten Krieg, das Waldsterben, sauren Regen, Tschernobyl und noch viel mehr Weltuntergangsszenarien. Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie damals im Fernsehen Bilder zu sehen waren, wo Gürterzüge mit Lebensmitteln vernichtet wurden, weil alles verstrahlt war. Da habe ich damals meine Eltern gefragt, ob ich denn die Snickers noch essen dürfe oder auch wegschmeißen müsse.


    Und was ist letztlich passiert? Nichts! Wir leben immer noch. (...)

    Alles Fake News, ganz klar, :doc: weiß schließlich sogar mein Freund Donnie-Boy.

    Es ist ein Witz, dass ich, als "alter weißer Mann", hier Demokratie und Recht erklären und verteidigen muss.

    Kontroversität ist auch so ein Baustein einer gelebten Demokratie, die muss man umgekehrt dann aber auch aushalten, dort wo sie eigenen Positionen widerspricht, bzw.sich die Mühe machen um (politische) Mehrheiten zu ringen.

    So weit geht es zum Glück nicht, aber meine "Fremdsprachenlehrerehre" hatte das Bedürfnis sich auch mal zu Wort zu melden (wo sonst in diesem Forum vor allem die GK-Lehrerin ihre Spielwiese findet). :)


    Sprachpraxis als Basis fürs Sprachenlernen funktioniert für manche Menschen exzellent, hat für viele Menschen den Nachteil, dass sie gerade bei sprachlichen Registern ohne gezielte Grammatik- und Wortschatzarbeit an Grenzen stoßen. Je nachdem, in welchen Kontexten man eine Sprache verwenden will oder muss oder mit welchem Anspruch man das Erlernen einer neuen Sprache betreibt werden viele Lerner früher oder später eben doch wieder den einen oder anderen thematischen Wortschatz als Vokabeln auswendig lernen müssen (und sei es auch nur, um im neuen Land einen Ausweis beantragen oder eine Steuererklärung halbwegs korrekt ausfüllen zu können.).
    Persönlich lerne ich tatsächlich am meisten aus dem direkten Gespräch, das ist aber auch eine Frage von bevorzugten Lernwegen oder auch bestimmten Talenten, bis auf welches Niveau man sich auf einem derartigen Lernweg vorarbeiten kann. Insofern auch für den späteren Sprachlernweg nicht unbedingt verallgemeinerbar, dass Vokabeln gezielt auswendig zu lernen kein Teil des Sprachlernprozesses mehr sein muss.

    Danke du Liebe! :prost: (Muss ja auch mal einen Vorteil haben mit fast 40 noch den beruflichen Schwerpunkt zu verändern. Mit Teilzeit werde ich mich dann auch spätestens zur Pensionierung als (fix &) fertige Lehrerin bezeichnen können. :hammer: )

    Immer alle gleich? Weil sich auch alle gleich verhalten? So'n Quatsch. Es gilt für alle das gleiche Schulgesetz, das reicht. Dieses sieht einen nicht unerheblichen Ermessensspielraum vor. Der dient dazu die Verhältnismäßigkeit sicher zu stellen.

    Einheitliche Regelungen würden ja auch dem Grundsatz widersprechen, dass SuS einen Anspruch darauf haben individuell gehört zu werden und das alle sie entlastenden Umstände angemessen berücksichtigt werden müssen. In der Folge ist dann eben für Schüler A, der Fehlverhalten a einmalig zeigt eine andere Reaktion angemessen, als für Schülerin B, die Fehlverhalten a in jeder Unterrichtsstunde zeigt.

    oh ja, ich weiß wie kräftezehrend das ist! Später zehrst du dann aber davon :troest:

    Danke, das tut gut. :) Manchmal ist Anteilnahme doch die schönste Hilfe.


    Ich mache sicherlich dank der bisherigen Berufserfahrung vieles bereits richtig in der Klassenführung, habe als Bestätigung meiner bisherigen Arbeit mit einigen besonders störungsfreudigen Gruppen auch diese Klasse übertragen bekommen ( ;( ). Als Ref muss man nunmal auch beweisen, dass man mit den anstrengenden Kalibern umzugehen versteht, die je nach Schule im weiteren Berufsleben der Regelfall werden könnten (oh Gott, bitte nicht!!! :grimmig: )


    Ich glaube mit mehr Erfahrung im Schuldienst (und weniger Bewertungsdruck als im Ref), werde ich auch gelassener werden können, was meiner Erfahrung nach viel ausmacht in der Klassenführung. Jetzt stehe ich unter Beobachtung und muss zeigen, dass ich auch dieser Belastung gewachsen bin. :zahnluecke:

    Bonjour Mathias,


    leider habe ich in diesem Schuljahr nur Schüler, die etwa ein Jahr jünger sind als deine Schüler und entspechend noch nicht ganz so viel Französisch sprechen bzw.schreiben können. Ein derartiger Austausch wäre zumindest für meine Schüler erst ab dem kommenden Schuljahr möglich (leider).


    Ich hoffe, du findest hier aber andere interessierte Kollegen. Tolle Idee, dich in einem deutschen Lehrerforum damit zu melden. :top:

    Der "Schulbus" (wenn es ein solcher ist und nicht der normale öffentliche Linienbus) ist ja ganz klar der Schule zugeordnet, insofern wäre das in BW möglich. Auch der Schulweg kann ggf. schulrechtlich relevant sein, wenn beispielsweise das Fehlverhalten in der Schule begonnen wurde oder dort weitergeführt wird oder sich auch dort auswirkt (=schulbezogenes Fehlverhalten). Wichtig wäre dür dich aber, welche schulrechtlichen Bestimmungen in Sachsen gelten Krabappel.

    Das Beispiel mit den Altenpflegern ist natürlich wirklich sehr eindrücklich, Gleichzeitig ist das aber auch eine Branche bei der Streiks natürlich nie eine Grundversorgung gefährden, sondern im Regelfall die Arbeitskräfte streiken, die keinen Dienst haben um das Leben der ihnen anvertrauten alten Menschen nicht zu gefährden.

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