Beiträge von CDL

    Der Amtsarzt ist ARZT. Bring den Befund mit, den kann er schon selbst beurteilen.

    Klingt in der Theorie gut, würde ich in der Praxis von abraten wenn eine Diagnose im Raum steht, die man so oder so bewerten kann je nach Sachlage. Zum Einen hat der Amtsarzt nicht unbedingt die passende Facharztausbildung, um jedes Detail so einzuordnen wie ein Facharzt das machen würde, zum Anderen überlässt man damit die Beurteilung komplett dem Amtsarzt. Ein fachärztliches Attest aus dem hervorgeht, dass mit einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit nicht zu rechnen ist stellt eine Hürde da, über die ein Amtsarzt nicht einfach hinwegkann und erhöht die Gelassenheit der TE bei der Untersuchung sicherlich als Dreingabe.


    Hallo zusammen,

    inzwischen habe ich meine OP gut überstanden und auch die Sicherheit, dass der Knoten gutartig war.
    Ich habe den Arzt um eine schriftliche Bestätigung für den Amtsarzt gebeten, dass wegen des Knotens bzw. der OP nicht mit einem erhöhten Risiko für eine vorzeitige Dienstunfähigkeit zu rechnen ist. Er meinte, dass er das auf jeden Fall bestätigen kann, bittet mich aber, den Text selber vorzuformulieren (vielbeschäftigter Chefarzt ). Wie schreibt man sowas denn am besten, habt ihr Tipps?

    Danke!

    Glückwunsch zur überstandenen OP und vor allem dem erfreulichen Befund.

    Der Arzt soll die saubere Diagnose nennen, die OP und den Befund der Pathologie (oder du formulierst das mit Hilfe des Entlassberichts selbst vor). Und dann einfach ergänzen, dass keine gesundheitliche Einschränkung für den Zielberuf besteht und mit einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit als Folge von Diagnose X/Behandlung Y nicht zu rechnen ist. Das sind nur ein paar Sätzchen, mehr braucht es nicht meiner Erfahrung nach.

    (...)Eben jene delegierte Person hat auf mich im Kennenlerngespräch schon einen recht unsympathischen Eindruck gemacht (vermutlich war das beidseitig) - und dann kam der Unterrichtsbesuch, in dem die Person zwar überwiegend sachlich korrekte Kritik anbrachte, aber dies in einem Tonfall, als säße an meiner Stelle ein Grundschulkind (und nichtmal einem solchen Gegenüber verhält man sich so): Aufstehend, von oben auf mich herabmeckernd und schimpfend; es gab auch keine für mich tatsächlich verwertbaren Verbesserungstipps.
    Erstaunlich: Die Fachleitung saß beinahe schon apathisch daneben und traf keine Aussagen.
    Das traf meine innersten Nerven, da ich leider vorher keine harte, äußere Schale entwickeln konnte. Inzwischen befinde ich mich aufgrund der Situation in einem seelischen Tief und nehme täglich beruhigende Mittelchen zu mir
    Möglichkeiten: Mit der Person sprechen? Sicher! Aber allein der Gedanke daran erzeugt Panikattacken und löst Heulkrämpfe aus. Diese Möglichkeit ist so also erstmal nicht gegeben.
    Heute tauchte die Person wegen eines anderen Ref. an meiner Schule auf. Gestern wurde ich vorgewarnt. Folgen: Kopfschmerzen, Schwindel, Bluthochdruck. Heute sogar so schlimm, dass ich alles abbrechen und krank nach Hause fahren musste. :(
    Ich hoffe, ihr könnt mir einen Rat geben und bin für jede Hilfe wirklich dankbar.

    1. Durchatmen, dir deine Stärken bewusst machen, bewusst machen, dass diese Beratungmomente im Ref für alle Referendare enorm anstrengend sind (selbst bei sehr guten UBs hatten die LBs bei mir immer unglaublich viel anzumerken, der Fokus verschiebt sich dann einfach auf andere Details).

    2. Die sachlich korrekte Kritik annehmen und zwar erstmal egal, wie sie geäußert wurde. Das ist der einzige Weg dich zu entwickeln, dazuzulernen, am Ende zu bestehen. Verbesserungstipps die gegeben wurden ernstnehmen, mit deinen Mentoren an der Schule selbst besprechen und dann je nach Art des Hinweises umsetzen, auch wenn du meinst es bringe dich nicht weiter. Man lernt überraschend viel dadurch, dass man offen dafür ist derart neue Wege auszuprobieren, die auf den ersten Blick nicht zielführend wirkten. Nicht immer, aber oft wissen LBs/Mentoren, was sie ihren Refs raten und wollen einen mit ihren Verbesserungshinweisen- ganz unabhängig von Sympathie oder Antipathie- gut beraten und voran bringen.

    3. Dir bewusst machen, dass manche Ausbilder nicht daran gewöhnt sind gleichaltrige Refs vor sich sitzen zu haben und nicht jeder souverän damit umgehen kann. Habe diesbezüglich selbst ein Thema mit einem meiner Mentoren. Die Zeit ist endlich, du schaffst das!

    4. Sympathie ist etwas wirklich Schönes in der Ausbildung, aber keine Voraussetzung für eine funktionale Beratung im Ref, von der man als Referendar enorm profitieren kann. Sympathie oder zumindest Respekt kann man sich auch erarbeiten, indem man den LBs zeigt, dass man den Job machen will, sich reinhängt, Verbesserungshinweise umsetzt und sich entsprechend entwickelt zwischen den UBs.

    5. Wenn dieser bestimmte LB deine "innersten Nerven" trifft und dich dermaßen antriggert ist dein erster Ansprechpartner du selbst. Warum macht das soviel mit dir? Ist es die Machtposition des Ausbilders über dich? Warum löst der Gedanke mit der Person als Erwachsene die du bist zu sprechen bzw,sie zu treffen derartige Angstreaktionen in dir aus? (Das sind keine Fragen, zum Beantworten hier im Forum, nur für dich selbst.) Versuch dich selbst besser zu verstehen, warum du in dieser Situation, bei diesem Menschen und dieser Art von Kritik (die ja offenbar nicht inhaltlich unsachlich war, nur vom Tonfall her von dir als "von oben herab" empfunden wurde) so stark angetriggert wirst. Dich selbst besser zu verstehen hilft dir, dich besser zu schützen. Beruhigungsmittel zu benötigen und mit derart starken psychosomatischen Symptomen zu reagieren macht eine Vorbelastung zumindest wahrscheinlich (ob es diese wirklich gibt, weißt nur du selbst).

    6. Such zunächst das Gespräch mit deinem Mentor (ich nehme an, das ist die Fachleitung, die mit drin saß). Sprich an, dass du dir nicht sicher bist, wie du die Verbesserungshinweise tatsächlich zielführend verwerten kannst (aber zeig deine Bereitschaft eben das zu tun). Sprich an, dass nicht der Inhalt, aber der Gesprächston der Beratung sehr hart für dich klang, wie der Mentor das wahrgenommen habe. Mit anderen Worten gleich deine Wahrnehmung mit der Wahrnehmung einer weiteren anwesenden Person ab. Gerade nachdem du so sensibel reagierst wäre es möglich, dass von außen betrachtet der Tonfall des LBs klar, deutlich und hart, aber angemessen war. Diese Beratungssituationen sind wirklich sensible Momente, weil es um etwas geht (gerade im 1.Halbjahr, wenn die Versetzungsentscheidung getroffen wird). Dazu ist ein sehr begrenztes Zeitfenster, dass die LBs maximal nutzen wollen für die Beratung, so dass diese Beratung oft etwas schroff wirkt.

    7. Falls sich durch das Gespräch mit dem Mentor (Fachleiter) ergibt, dass der Tonfall der Beratung grenzwertig war, überleg dir, mit welchem Ziel du das Gespräch mit dem LB suchst, was du wie vorbringen möchtest. Ich hatte selbst so ein Gespräch mit einem meiner LBs im ersten Halbjahr. Das war wirklich hart, aber hat etwas gebracht. Die Person hat sich am Ende entschuldigt und es hat sich deutlich etwas geändert im Umgang in der Folge.

    8. Überleg dir, was du an Ressourcen hast, um dich innerlich zu stärken und was du machen kannst, um deinen Ängsten nicht soviel Raum und soviel Macht über dich zu geben. Autogenes Training/Meditation können da helfen oder eine mentale Übung wie den "Sicheren Ort" um einen besonders ängstlichen Selbstanteil vor einer beruflichen Herausforderung bewusst in Sicherheit zu bringen und damit aus dem Gespräch herauszuhalten (das erfordert Übung, "das innere Team" nach Schultz von Thun kann dafür ein erster Anhaltspunkt sein).

    (...) das, was typischerweise unter PTBS zusammengefasst wird, ist meist der Zustand, der durch ein Ereignis, wie eine Naturkatastrophe oder ein Krieg ausgelöst wird. (...)

    Das stimmt eigentlich zumindest für die BRD nicht ganz. Klammert man mal Flüchtlinge aus, sind die "typischen" PTBS-Opfer hier in Deutschland heutzutage Menschen die Opfer gewaltsamer Übergriffe (z.B. wiederholte physische Gewaltanwendung, sexuelle Übergriffe) wurden, sowie Unfallopfer/Unfallzeugen/Ersthelfer. Dabei werden allgemein bei Traumata verschiedene Arten der PTBS unterschieden, die sich sowohl der Natur/Häufigkeit ihres auslösenden Ereignisses nach unterscheiden, als auch in der Folge unterschiedliche Heilprognosen haben. Grob gibt es Traumata infolge von Einmalereignissen (v.a. Unfälle, Naturkatastrophen, einmalige Übergriffe), Traumata infolge von Mehrfachereignissen (z.B. wiederholte Schläge oder sexueller Missbrauch, Kriegserfahrungen) und schließlich Mehrfachtraumatisierungen bei denen wenigstens zwei traumatisierende Erfahrungen zu verschiedenen Lebenszeitpunkten erfolgen. Wenigstens eines der Ereignisse findet typischerweise bereits in der Kindheit statt. Typ I hat eine gute Heilprognose, Typ II bei entsprechender Behandlung und Veränderung äußerer Lebensumstände eine ordentliche Heilprognose. Typ III-Betroffene haben als oft schwerst mehrfach Traumatisierte die am stärksten begrenzte Heilprognose.

    Ein Fallbeispiel aus der Fachliteratur zu nehmen, ist glaube ich eine gute Idee für das Referat. Das ist dann ausreichend anonymisiert und fachlich aufbereitet.

    - die 50% waren übrigens grob geschätzt, sollte insgesamt aber hinkommen. Was ich immerhin sagen kann: genau 0% meiner SuS sind psychisch gesund ... :D

    An der Stelle ist es ein Glück zu wissen, dass du in der Krankenhausbeschulung bist, sonst wäre das wirklich beunruhigend zu lesen.

    Je nach Art der tatsächlichen Fragestellung kann ein Fallbeispiel aus der Literatur die beste Wahl sein oder eben auch (ergänzend) direkte Erfahrungswerte von Lehrkräften. Im Seminar haben wir uns auch damit beschäftigt, da ging es z.B. um Ansprechpartner, unterrichtlichen Umgang mit schwerst traumatisierten SuS ohne ausreichende Sprachkenntnisse die neu in die Klasse kommen etc. Da im Seminar Vertraulichkeit herrscht konnten wir dort aber natürlich auch ganz anders über Fälle sprechen und uns gegenseitig beraten bei Problemen im unterrichtlichen Umgang (soweit es diese überhaupt gab- in vielen Fällen gilt es vor allem darum sensibel für die Überanpassung Betroffener zu sein und diese als Bewältigungsstrategie zu erkennen, um ggf.Grenzen sehen zu können dieser Strategie). Was man machen kann ist letztlich äußerst begrenzt, weil man kein Arzt oder Therapeut ist (meiner persönlichen Erfarung nach die wichtigste Grenze, die man für Betroffene, wie auch sich selbst immer im Bewusstsein haben muss).

    Einen guten Einstieg in die Thematik liefert diese Broschüre des Landes BW. Ist meines Wissens nur noch digital erhältlich.

    Jap, PTBS = Posttraumatische Belastungsstörung

    EDIT: Danke für deine Ausführungen @fossi74. War am Überlegen, wie ich es formuliere und kann das nur so unterschreiben. (Wobei ich nicht 50% SuS mit PTBS habe.)

    @Kati_K : Magst du vielleicht deine Fragen konkretisieren. Evtl.ist es möglich dir so zu antworten, dass keine sensiben Details über SuS preisgegeben werden und so allgemein, dass eine Antwort tatsächlich nicht nur einen Einzelfall umschreibt, sondern verallgemeinerbar ist oder aber eine gewisse Bandbreite darstellen (wobei da Fachliteratur eine abschließendere Aufzählung möglicher Symptome liefern wird).

    Ich zweifle gerade daran, dass Sozialpolitik die beste und wirksamste Bekämpfung der Kriminalität ist. Mir scheint, sie bekämpft nur bestimmte Gründe für Kriminalität, ich nenne sie mal "Überlebenskriminalität" und vielleicht noch "Teilhabekriminalität". Aber die Kriminalität, weil Menschen nicht genug bekommen können, bekämpft sie offensichtlich ja nicht.

    Ich zitiere mich einfach mal ganz dreist selbst:

    Wer meint es besser zu wissen, möge das doch bitte belegen, statt nur vom eigenen Rechtsempfinden auszugehen.

    Nichts gegen ein gepflegtes Bauchgefühl. Fakten sehen aber anders aus.

    Doch, die Diskussion um Werte und das Fällen begründeter Werturteile in der Folge ist absolut legitim im Politikunterricht. Werturteile sind eine der Urteilsebenen, die sehr stark an die Stufen moralischer Entwicklung nach Kohlberg angelehnt sind. Detjen/Massing/Weißeno unterscheiden verschiedene Urteilsarten, darunter ganz klar auch die Werturteile die ihren Platz in der Politikdidaktik im Bereich der Urteilskompetenz haben. Den Reihenaufbau, den du schilderst findet man so auch in Ansätzen in der entsprechenden Fachliteratur um spezifisch Werturteile zu schulen.
    Vgl. http://urteilsarten (S.13)

    @CDL Das sind genau die Komplikationen, die ich meine, weswegen man nicht den Lateinunterricht als Vehikel für das Grammatikverständnis im Deutschen loben sondern lieber die deutsche Grammatik gründlicher unterrichten sollte.

    Stimme ich dir uneingeschränkt zu. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass meine Lateinlehrer die einzigen Fachlehrer waren die ausnahmslos und zuverlässig den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum kannten und lehrten. Half nur nicht genug, angesichts der Verwirrung die der eine oder andere Deutsch- oder Französischlehrer stiftete.

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