Ich verstehe nicht, dass immer nur gegen die Frauen gewettert wird, dass sie keinen Bock auf Arbeiten hätten und es ihre eigene Entscheidung sei, dass der Partner in die Care-Arbeit nicht mehr einbezogen wird. Sowas solle man gefälligst zu Beginn der Beziehung klären bzw. bevor man Kinder in die Welt setzt.
Sicherlich mag es solche Frauen geben, jedoch gibt es auch genügend Männer, die sich noch beim 1. Kind voller Tatendrang um Nachwuchs, Familie und Haushalt kümmern und dabei feststellen, dass das nicht das Ihre ist. Stattdessen schieben sie nun gerne ihre Arbeit vor, die ja ach so wichtig ist und all ihr Engagement braucht. Zu Beginn kämpft die Frau noch um mehr häusliche Mitarbeit, später streiten sie deshalb viel und irgendwann gibt die Frau nach. Wenn außer dieses Themas die Beziehung in Ordnung ist, wird sie sich nicht trennen.
Das sehe ich genauso. Mein Mann und ich haben zwar vorher grundlegend darüber gesprochen, und ich wollte auch in Elternzeit und zunächst in Teilzeit gehen, allerdings hat er auch ganz klar gesagt, dass er das nicht möchte (Teilzeit). Damit gab es jetzt auch nicht so viele andere Möglichkeiten, für die ersten Jahre war es also erstmal soweit klar. Wie es nach den ersten Jahren weitergeht, darüber haben wir (leider) nie gesprochen (bis jetzt).
Was wir allerdings nicht wussten, war, was uns da erwartet (und keiner kann mir erzählen, dass er/sie das vorher genau wusste!) und wie es ist, Job und Familie unter einen Hut zu bringen, dass es nicht so einfach ist, einen Kitaplatz zu bekommen, war mir auch klar, aber dass man so dermaßen abhängig ist und überhaupt keine Handhabe hat darüber, wann man einen Platz bekommt (hier: völlig intransparent, wer wann unter welchen Umständen und für welche Buchungszeiten einen bekommt), wie man sich selbst in der neuen Rolle entwickelt oder darin aufgeht (oder auch nicht), wie die Beziehung sich entwickelt mit einem, zwei oder mehr kleinen Kindern, wie sich der eigene Job entwickelt und welche Möglichkeiten sich da ggf. anbieten - ganz viele Dinge kann man vorher einfach überhaupt nicht absehen.
Auch bei uns hat sich dieser Fehler eingeschlichen, dass ich, "weil ich ja (eher) zu Hause bin" viel mehr Hausarbeit gemacht habe, obwohl ich ja für die Kinder in Teilzeit gegangen bin, nicht, um seine Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Das ist mir zum Glück irgendwann bewusst geworden (nach jahrelangem Frust) und wir hatten einen langen Weg (und der geht noch weiter), dass es wirklich gleichberechtigt ist, denn ich hätte seit Jahren mehr arbeiten wollen und weniger Haus-/Carearbeit machen wollen. Ziel ist es, alles 50/50 aufzuteilen (aktuell sind wir vielleicht bei 40 (m)/60 (w)), jetzt, wo die Kinder viel größer sind und selbst 8 Stunden täglich mit Schulischem beschäftigt sind, möchte ich auch bald wieder auf Vollzeit gehen. Er arbeitet Vollzeit auch nur ein paar Stunden mehr als ich in Teilzeit und vor allem nicht am Wochenende. Für uns war das ein langer Weg und hat auch zu ein paar größeren Krisen geführt... Heute weiß ich vieles besser, das wusste ich aber vor 14 Jahren eben nicht bzw. hatte einfach keine Vorstellung.