Ich finde es insgesamt schwierig.
Die gezeigte Schule geht einen sehr individuellen Weg, dann muss man am Ball bleiben und für alle Kinder auf ihrem Niveau Aufgaben bereitstellen und ja auch mal etwas erklären. Es ist für mich nicht ersichtlich, wie das gemacht wird - und für mich selbst nicht klar, wie das gehen kann.
Zwar habe ich schon so unterrichtet: wenn Gruppe A übt, bekommt Gruppe B etwas erklärt,
aber das erfordert gute Planung, sehr viel Disziplin und geht nicht auf, wenn etwas dazwischen kommt, was leicht geschieht. DAzu sind es ja inzwischen nicht 2 Gruppen oder Niveaus sondern noch mehr ... und dann geht es eben irgendwann nicht mehr.
Doch auch im gemeinsamen Unterricht habe ich mehrere Kinder, die vor dem Bewältigen der Aufgaben viel zusätzliche Unterstützung benötigen. Manchmal bin ich damit noch nicht fertig, dann haben andere die Aufgabe inzwischen beendet.
Ich weiß, dass Kolleg:innen das z.B. über Wochenpläne abfedern, aber das, was früher über Pläne gut lief, scheint heute nicht mehr möglich zu sein und auch beim WoPla brauchen dann etliche Kinder Hilfe und Unterstützung.
Auch frage ich mich: ist dann alles so individuell, dass Gemeinsames nicht mehr möglich ist?
Wie kompensiert man entwickelnde Unterrichtsgespräche, Diskussionen, wann lässt man etwas erklären oder vorstellen?
Ich für mich bewege mich zwischen diesen Polen, Unterricht mit der gesamten Klasse kommt vor, dann nahezu zielgleich für alle oder zumindest so, dass alle die gleiche Aufgabe bewältigen können, auch wenn sie es unterschiedlich umsetzen,
Differenzierung für viele unterschiedliche Niveaustufen gibt es auch, aber nicht ständig und nur.
Kinder, die gar kein Deutsch können, bekommen anderes Material für Deutsch, damit sie Deutsch lernen und den Anschluss hoffentlich schaffen. Wenn Stunden da sind, gibt es auch zusätzliche Förderung in der Kleingruppe. Man hat dann aber permanent Kinder, die zieldifferent parallel zu den anderen beschult werden (vor allem in D, Ma ... und zum Teil SU).
Kinder mit Unterstützungsbedarf sind nicht immer zieldifferent, dennoch braucht es bei manchen Unterstützungsbedarfen trotz zielgleicher Beschulung besonderer Hilfsmittel, die man auch bereitstellen muss, also verwalten (Geräte warten/ aufladen) oder erstellen, in jedem Fall aber bedenken und einsetzen und den Einsatz zumindest zu Beginn erklären.
Wenn mehreres aufeinander trifft, wird es noch schwieriger, auch Kinder ohne Deutschkenntnisse können Unterstützungsbedarf haben.
Kinder mit Auffälligkeiten, die Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Lerntherapie bräuchten, habe ich auch immer dabei, aber das wird in den Schulen nicht angeboten oder aufgefangen. Man muss die Eltern schicken, sie brauchen dann ein Rezept vom Arzt, der die Therapie als notwendig erachtet. Abhängig ist man von Eltern, die sich kümmern, Ärzten, die verordnen und Therapieplätzen, die sehr rar sind.
Dass Kinder auf dem Flur arbeiten, kommt bei uns auch vor. Hätte die Schule genug Räume oder größere und ganz anders ausgestattete Klassenzimmer, wäre sicher auch anderes möglich, aber oft werden Ecken auf dem Flur mit einbezogen, um die Situation in der Klasse zu entzerren und an einer Stelle ruhigeres oder lauteres Arbeiten zu ermöglichen.