Wird dann sonderpädagogischer Förderbedarf vor der Einschulung überhaupt noch festgestellt oder schenkt man sich das?
Es ist eine Entwicklung über sagen wir 10 Jahre. Sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf (SpU) wurde festgestellt. Dazu brauchte es vorher und braucht es jetzt jeweils 1 Lehrkraft der Regelschule und eine FöS-Lehrkraft (gerne mit entsprechendem Schwerpunkt, aber das passt nicht immer).
Inzwischen beschneidet das Land die Ressourcen immer weiter. Die Feststellung des SpU soll vor der Einschulung nur noch erfolgen, wenn das Kind auf eine spezielle Schule gehen soll (FöS GE, Sprachheilklasse, KME).
Das ist aber umstritten und war vorher nicht so,
- der Erlass wurde gar nicht geändert, ich bin nicht sicher, ob die Änderung wirklich vom Land oder von der örtlichen FöS kam
- der Förderstatus wirkt sich auf den Klassenteiler aus (I-Kinder werden doppelt gezählt, so kann das das Zünglein an der Waage sein). Der Klassenteiler ist mit der Inklusion von 28 auf 26 herabgesetzt worden, dabei gilt aber die Zahl zu den Sommerferien und man muss bei 26/27 Kindern einen Antrag stellen, der nicht genehmigt werden muss.
Die Zuweisung der FöS-STunden ist aber unabhängig, die Förderung ist davon unabhängig, Notengebung gibt es erst ab Klasse 3, bis dahin soll die Überprüfung erfolgen.
Wenn ja, wer macht das und gibt es Förderpläne/Pläne, nach denen die Kinder unterrichtet werden oder macht ihr das alles?
Es ist immer wieder in der Diskussion, wer die Förderpläne schreibt oder ob man sie gemeinsam schreiben soll, was an schlechten Absprachen und viel zu geringer Zuweisung der Stunden liegt.
Das Land hat es einfach nicht festgelegt, was nun zu Konflikten führt.
Das ist ein großer Nachteil und ich finde es auch ärgerlich, da kurzsichtig von der Politik und es wird auch nicht nachgesteuert, sondern eher noch mehr gestrichen.
Dazu kommt ein Lehrkräftemangel, der extrem ist und der auch dazu führt, dass die Schule die im Erlass genannte Versorgung nicht erhält, die Stunden der FöS-Lehrkräfte nicht ersetzt wird.
Aber man muss auch immer bedenken, wie es vor der Inklusion war: DIe Kinder wurden oft regulär eingeschult und es dauerte 3 Jahre, bis sie die Schule zur FöS Lernen wechseln konnten. Oft war zu hören, sie müssten die normalen Ziele erreichen.
Jetzt ist das System flexibler und man muss die Kinder nicht 3 Jahre lang beschämen und mit Regelbeschulung quälen.
Da müssen ja auch dauernd Gutachten erstellt werden, macht ihr das alles so nebenher?
Gutachten mussten zunächst vor/in der GS-Zeit geschrieben werden - und dann zur Überprüfung auch zum Übergang in die 5. Klasse eine neue Überprüfung.
Dazwischen werden bei uns keine Gutachten geschrieben.
Seit letztem Sommer sind die Überprüfungen in Klasse 4 aufgehoben worden. DAS ist eine riesige Entlastung.
Die anderen Gutachten erfolgen ja nach und nach und nicht alle auf einmal. Die musste man auch vor der Einführung in die Inklusion schreiben. Auch jetzt ist es so, dass man für Kinder im Einzugsgebiet Gutachten schreiben muss, wenn die Kinder auf eine andere Schule wechseln wollen. Vor der Einschulung ist es dann das Sammeln und Zusammenstellen der vorhandenen
Das muss man nebenher machen, ja. Man bekommt dafür keine Entlastung.
Die FöS-Lehrkräfte haben weiterhin ein geringeres Deputat. Sie übernehmen die Testungen, die Regelschul-Lehrkräfte nicht durchführen dürfen und schreiben im Gutachten zumeist die Förderempfehlungen.
Allerdings müssen diese Förderempfehlungen ja zur Schule und zur Inklusion passen. Entsprechend müssen die FöS-Lehrkräfte da auch dazu lernen und am Ende muss man Absprachen finden, was Umsetzbar ist. Da das Kind aber zuvor oft schon in differenziert beschult wurde, kann man an der bisherigen Förderung anknüpfen.
Kommen Sonderpädagogen, bzw. wo sind diese geblieben?
Die Sonderpädagog:innen teilen sich auf auf den Unterricht in der noch verbliebenen FöS Lernen und auf die anderen Schulen. Sie sind zuständig für die Schwerpunkte LE, EE und Sprache, auch wenn sie nur 2 dieser Schwerpunkte in der Ausbildung hatten (schlecht umgesetzt, war aber vorab auch schon so).
Die meisten Lehrkräfte sind an 1-3 Schulen eingesetzt, also täglich an einer anderen Schule. Das ist sicher unbefriedigend, zumal sie keine eigene Klasse haben und sich oft als Gast fühlen. Auch das hätte man sicher anders ausgestalten können, es hängt aber auch mit der geringen Zuweisung zusammen (2 Std. pro Woche pro Klasse bekommt die Schule als Grundversorgung, die Stunden sind aber nicht an die Klasse gebunden, sondern die SL teilt sie ein - oder delegiert es an die FöS-Lehrkraft). Bei 4 Klassen in einer kleinen GS sind es also 8 Stunden, die sich meist auf 2 Tage verteilen.
Ab der SekI und für SpU Hören/ Sehen/ KME/GE ist die Zuweisung anders organisiert, dann gibt es pro Kopf stunden. Aber auch dann haben die Kinder selbst kein Anrecht auf eine bestimmte Anzahl an Stunden.
Für GE-Kinder erhalten wir Stunden von der nächsten GE-FöS, zu Beginn hatte man häufig zügig eine Assistenz für diese Kinder, aber das wird zunehmend verwehrt.
Bei anderen Schwerpunkten ist es auch schwierig. Unsere Schule liegt von speziellen FöS zu weit entfernt. So kann man 1-2 mal im Jahr eine Beratung bekommen, Stunden gibt es durch diese FöS keine, aber die Schule kann Stunden für die eigenen Lehrkräfte erhalten, sodass diese mehr Zeit für die Förderung haben.