Kris24: Mir gefällt die politische Kommunikation der letzten Monate nicht. Es wird seit Monaten auf dramatischste Art und Weise von großem Unheil gesprochen, das aber bei den Vorsichtigen noch zu mehr Panik führt und bei den Laissez-Faire-Leuten noch mehr Lockerheit scheinbar. Ich weiß noch, dass im Oktober erste Gerüchte eines Lockdowns aufkamen und meine Familie privat wie beruflich noch stärker auf diese dämlichen Maßnahmen achteten, um den Lockdown als Kollektivstrafe doch noch irgendwie verhindern zu können. War am Ende alles umsonst...
Ich habe noch Mitte Dezember einem Freund sarkastisch gesagt: "Wirst schon sehen, auch der harte Lockdown wird nichts bringen. Ich hoffe, dass die Zahlen weiter steigen, dass die Politiker endlich umdenken.". Hätte ich nur falsch gelegen damit!
Im Oktober hätte nur ein härterer Lockdown, den Merkel u. a. wollten, noch etwas bringen können, aber zu viele Menschen inkl. Ministerpräsidenten wollten nur ein light.
Im Oktober war es bereits zu spät, einen Lockdown zu verhindern, aber im September wurde Merkel für 19200 an Weihnachten ausgelacht (sie hat als Physikerin im Gegensatz zu ihren Kritikern Ahnung von Exponentialfunktionen).
Unsere Infektionszahlen wurden im Sommer begonnen, ich bin immer mit Maske auf meine Mitmenschen zugegangen. Aber mir wurde ständig noch im September erklärt, dass Corona vorbei sei. Wenn sich jemand aufregen darf, dann ich (und andere die seit Frühjahr alle Maßnahmen eingehalten haben).
Die 50 auf 100 000 haben einen Grund. Nur bis dahin kann das Gesundheitsamt einigermaßen alle Kontakte benachrichtigen und damit Ketten unterbrechen.
Aber erstens gibt ein Mensch, der Mickey Mouse im Restaurant einträgt, nicht zu, dass er im Restaurant gelogen hat (die anderen werden also nicht gewarnt und alleine deshalb sind offene Restaurants für Corona problematisch, manche Wirte haben die Adresslisten auch nicht ernst genommen) und
zweitens, wenn man die Zahlen unter 50 halten will, darf man nicht erst bei 50 bremsen (man hat noch nicht mal dann gebremst).
Ich habe es in Baden-Württemberg gesehen. Mitte Oktober waren es 35, es kam zur Maskenpflicht an Schulen. Keine Woche später waren es 50 und noch eine Woche später (und die waren alle bei 35 bereits infiziert) 100.
Die Maßnahme Masken an Schulen oder Fitnessstudien (immer) hätte bei 20 vielleicht gereicht. Aber das wurde als Zumutung gesehen. Wir leben in keinem Polizeistaat, wenn der Bürger nicht mitzieht, kann die Politik nichts ändern. Aber derselbe Bürger, der vorher von Zumutung sprach, schimpft jetzt auf Merkel. Sie sah im Oktober bei einer Pressekonferenz sehr müde aus, sie wusste wie viele (ich auch), dass es nicht reicht. Beschwere dich bei den anderen, die frühere wirksame Maßnahmen verhindert haben, nicht bei ihr.