Beiträge von elCaputo

    Ich bin persönlich davon überzeugt, dass es einfach viel zu vielen Leuten völlig schnuppe ist, ob die Kinder was können oder nicht.

    Hauptsache, alle haben ihre Ruhe. Eltern wollen keine Konflikte mehr mit ihren Kindern ausfechten (HA's erledigen, Vokabeln lernen, schreiben u lesen üben) u machen Druck auf die Lehrer. Die Lehrer wollen keine Konflikte mit den Eltern und auch nur ihre Ruhe haben u die Politikverantwortlichen wollen wiedergewählt werden....


    Woher ich das weiß? - 20 Jahre Privatschule.....

    Wie lange aber kann eine Gesellschaft es aushalten, dass ein nicht unerheblicher Teil eben dieser Gesellschaft, seine Probleme und ungeliebten Aufgaben an andere abtritt? Wie lange sind diejenigen, die mit den Folgeproblemen konfrontiert sind und die die Verweigerung der Vorgenannten kompensieren müssen, dazu bereit? Wann erkennen die gutmeinenden Hilfsbereiten und Verständnisvollen, dass ihre Ressourcen erschöpflich sind, nicht aber das Loch, das sie zu füllen versuchen?

    Das ist es doch, was aktuell seismisch auch ohne sensible Geräte spürbar ist. Wir sind da an einem Scheideweg.

    Würden Schüler, die es möchten und können, zu Hause lernen dürfen, könnte das aber durchaus einen positiven Effekt auf Lerngruppengrößen, Lehrer-Schüler-Relation und damit letztlich Schüler mit Lernschwierigkeiten haben. Die pauschale Ablehnung verstehe ich daher nicht so recht.

    Also geht es um Schüler, die gern lernen, nur eben lieber zu Hause.

    Sind das unsere typischen Problem-Kids? Also bei mir nicht. Sorry, aber ich halte das für ein Orchideen-Problem. Schön, aber selten.

    Können wir bitte feststellen, dass die messbaren und von vielen von uns auch ganz konkret erlebbare Verschlechterung sehr viele Ursachen hat, ABER dass die allgemeine Schulpflicht nicht dazugehört.

    Übrigens eine Schulpflicht, die wir am unteren Ende der sozialen Leiter faktisch gar nicht umgesetzt bekommen. Viel zu langfristige Prozesse, Einbindung der Bez.Reg., lachhafte Bußgelder, die dann nicht gezahlt werden - ohne Konsequenz. Bei Totalverweigerung durch Schüler und Eltern können wir nur ohnmächtig zuschauen.

    Wer ist wir? Bei dir steht SEK I und II, also Gymnasium. Ist das so, dass Kinder mit LE-Status in NRW sich einfach im Gymnasium anmelden können? Hier würden das die Eltern nie machen. Es gibt zu großen Respekt vor Gymnasium und Realschule. Würde jetzt nach den neuen Bestimmungen auch gar nicht mehr gehen.

    Auch wir an den Gesamtschulen NRWs bieten Sek I und II an. Wie das mit den Anmeldungen beim Gymnasium läuft, wenn bereits ein Förderstatus LE festgestellt ist, weiß ich nicht. Ich gehe davon aus, dass dies ein Ausschlusskriterium sein dürfte. Insgesamt, so meine Wahrnehmung, ziehen die Gymnasien sich aus der Inklusion heraus - zumindest aus der Masse.

    Der Förderstatus wird übrigens häufig erst bei uns festgestellt, die AOSF Verfahren erst bei uns eingeleitet. Aus den Grundschulen heraus passiert da erschreckend wenig. Aber klar, die Verfahren dauern oft genug so lange, dass Ergebnisse noch während der Grundschulzeit ausbleiben. Dazu der Aufwand...

    Ich hatte mal eine Inklusionsfortbildung, bei der gesagt wurde, dass Förderschwerpunkt Lernen gar nicht so sehr von genetischen Faktoren abhänge, sondern bei der Mehrheit der Kinder mit entsprechendem Förderbedarf von Aspekten wie Frühförderung und Förderung des Lernens in der Familie. Deswegen hätten diese Kinder bei guter schulischer Begleitung oftmals auch gute Chancen, später noch einen Regelschulabschluss erwerben zu können.

    Meine Erfahrungen zeigen das Gegenteil. Wir fahren mittlerweile mit durchschnittlich sicher 3 LE Kindern pro Klasse, ergo 12 pro Jahrgang. Mir ist ein Kind bekannt, das einen Regelschulabschluss vor 2 Jahren erlangt hat. Ist einmal der Förderstatus anerkannt und durch Kind und Eltern akzeptiert, erlischt zumeist jeder Ehrgeiz (vor allem bei den Kids).

    Auch ich bin skeptisch, was Inklusion angeht. Inbesondere in ihrer deutschen Ausformung, die nur der Maxime folgt, dass es weder Geld noch Ressourcen kosten darf.

    Und da Bildung auch im pol. Diskurs keine Rolle spielt, muss ich davon ausgehen, dass nichts besser, sondern nur schlechter wird.

    In dem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass wir mittlerweile ganze Dynastien von förderbedürftigen Kindern (zumeist LE) beschulen. Das fünfte Förderkind aus derselben Familie ist keine Seltenheit. Wie ist das statistisch möglich? Kennen auch andere das Phänomen und war das schon immer so?

    Hierin könnte, so es sich um neuere Entwicklungen handelt, ja auch ein Teilaspekt des hier diskutierten Problems liegen.

    elCaputo : An sich ist es schon sinnvoll, wenn ein möglichst großer Teil der Schülerschaft einen Schulabschluss erwirbt. Das muss jedoch nicht zwangsläufig mit gesenkten Standards einhergehen, da es ja nicht den Schulabschluss gibt. Die Konsequenz muss eher sein, dass noch genauer geschaut wird, auf welchem Leistungsniveau ein Schüler oder eine Schülerin arbeitet, um die passende Schulform zu wählen, auf der dann der infrage kommende Abschluss erworben (=/= verschenkt) werden kann.

    Wir bewegen uns thematisch ja am unteren Ende dessen, was man an Zeugnissen in Deutschland erwerben kann. Um es deutlich zu sagen, geht es hier häufig um den HSA nach Klasse 9, der jetzt in NRW nen neuen fancy Namen hat. Beratungsspielräume gibt es da nicht wirklich.

    Die Standards und Anforderungen sind nachweislich immer weiter abgesenkt worden. Selbst für den HSA nach Klasse 10 giltmz.B. mittlerweile Englisch nicht mehr als Hauptfach, weil ansonsten die Quoten drastisch schlechter ausfallen würden.

    Mal sehen, wann grundsätzlich die Unterscheidung in Haupt- und Nebenfächer fällt, damit es statistisch nicht ganz so schlimm aussieht. Dieser Schritt wäre nur stringent. Ich rechne fest damit.

    Meine Tochter hat in der Grundschule eine Art Lernbüro-Light. Die erste Stunde ist sog. Selbstlernzeit, in der die Kinder selbständig an Ordnern mit Arbeitsblättern arbeiten sollen. Diese Ordner bekommen wir zu Hause nie zu sehen. Nur kurz vor den Ferien heißt es plötzlich, dass da noch 40 Seiten zu machen sind.

    Das heißt, mein Kind nutzt (zugegeben wenig überraschend) die Selbstlernzeit nicht oder nur ungenügend. Wir in der weiterführenden Schule fahren ein deutlich diffizileres, im Prinzip aber ähnliches System. Das Problem bleibt dasselbe.

    Kinder, die aufgrund ihres Lerntyps oder ihrer Persönlichkeit diese Selbstlernzeiten nicht nutzen oder gar nur deren scheunentorgroßen Lücken suchen und nutzen, fallen hinten über. Weder wir, noch die Grundschule hält ein Backup-System vor, das in diesen Fällen effektiv greift. Systemisch tun wir so, als gäbe es das Problem nicht. Klar, es bedürfte wieder Doppelstrukturen mit festen Klassenarbeitsterminen und festgelegten/verbindlichen Etappenzielen - zumindest zeitweise (eine Art Bewährungszeit).

    Ich möchte nicht wissen, wie hoch der Anteil der schlechten schulischen Leistungen ist, die sich aus dem durchaus gut gemeinten Konzept des Selbstlernens und der Nicht-Adressierung des o.g. Problems ergeben.

    Seit Jahren fahren wir in NRW das Programm Keiner ohne Abschluss. Dieser Politik gewordene Anspruch ist ein Anspruch, der sich primär ans System wendet. Nicht an Schüler oder Eltern. D.h. das System stellt sicher, dass Abschlüsse erreicht werden. Und da Zauberei keine Option ist, muss das über die Absenkung von Standards und Anforderungen passieren. Wenn man das dann ein paar Jahre laufen lässt, nivelliert sich das Ganze immer weiter nach unten.

    Kaum. Die Situation betrifft wohl eher die unteren Besoldungsstufen.

    O contraire. Auch Lehrer sind von dieser Regelung betroffen, weil so die Bemessungsgrenze kleingerechnet wird. Diese wiederum ist die Ausgangsgröße für alle weiteren Besoldungsstufen (über das Abstandsgebot).

    Darüber hinaus wird hier am Alimentationsprinzip gerührt, das bei allen Beamten gilt. In letzter Konsequenz könnte hier das Tor geöffnet werden hin zu einer Alimentation, die fiktiv oder konkret das Partnereinkommen mit einbezieht.

    Betrifft im Kern nicht nur NRW, weil andere Länder ähnliche Regelungen evenfalls eingeführt haben. Mit teils sogar höher angesetztem fiktiven Partnereinkommen.

    Da sind bereits Klagen anhängig, weshalb der Beamtenbund NRW derzeit auf ein eigenes Verfahren verzichtet.

    Die verantwortliche derzeitige Landesregierung NRW ist übrigens eine Koalition aus CDU und Grünen. Nur so zur Info.

    Zunächst wäre einmal ein Ausgleich des derzeit erhöhten Preisniveaus (selbst, wenn die Inflationsratet gegen Null ginge, würden die Preis ja hoch bleiben) nötig und dann eine Dynamisierung (entsprechend der Inflationsrate oder vl. 1% höher) der Nettoeinkommen.

    Also ich für meinen Teil habe jegliche Hoffnung verloren, dass Gewerkschaften und ihre Tarifergebnisse aus diesem Jammertal führen. Ich setze nur noch auf Gerichte und die gesetzlichen Vorgaben zu amtsangemessener Alimentierung, Abstandsgebot bzw. Mindestabstandsgebot. In Kombination mit dem steigenden Bürgergeldniveau sehe ich dort die größeren Chancen auf Reallohnsteigerungen.

    Tja, sowas kommt von sowas.

    So lange Gewerkschaften Lösungen akzeptieren, die windige Konstrukte wie Einmalzahlungen oder befristete Sonderzahlungen beinhalten und damit nicht tarifwirksam (gaaanz wichtiger Begriff) sind, so lange kommt es zu solchen Erweckungsmomenten bei den Betroffenen.

    Nehmt Euch Eure GEW- oder Philologen-Vertreter zur Brust und besteht auf Lösungen, die einzig und allein aus unbefristeten prozentualen Lohnerhöhungen bestehen.

    Aber auch hier finden sich ja Vertreter, die Einmalzahlungen u.ä. zu den realen Lohnerhöhungen hinzurechnen oder sich gar über Bruttolohnzuwächse freuen, unabhängig davon, was davon hängenbleibt.

    Ein Zeugnis ist aber auch kein Brief ans Kind, sondern eine offizielle Urkunde.

    Wer hätte anderes behauptet? Natürlich ist ein Zeugnis kein Brief und natürlich ist es eine offizielle Urkunde.

    Dennoch kann ich doch fehlende Schülerzentrierung bemängeln bzw. mir wünschen, dass derartige Zeugnisse kindgerechter, verständlicher gestaltet werden. Oder aber man ergänzte die Urkunde um ein entsprechend gestaltetes Blatt. Da gibt es sicherlich noch mehr Möglichkeiten.

    Das Zeugnis für das erste Schuljahr an der Schule meiner Tochter in NRW besteht aus der Frontseite mit den Noten zum Arbeitsverhalten. Das füllt die Seite.

    (Wobei "Noten" so nicht stimmt. Auch hier stehen hinter den einzelnen Punkten vier Felder, von denen eins angekreuzt ist.)

    Die beiden Innenseiten und die hintere Seite beinhalten die verschiedenen Fächer mit jeweils 4 bis 7 Bewertungsparametern. Hinter dem jeweiligen Parameter gibt es vier Felder, von denen eines angekreuzt ist. Das erste Feld entspricht - so lese ich es - einer 1, das letzte Feld entsprechend 5 bis 6. (Ja, ich weiß. Die Transferierung in Noten halten viele für unzulässig oder in die Irre führend)

    Auf der letzten Seite finden sich natürlich noch Siegel und Unterschriften.

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