Nicht unbedingt. Ich habe es schon erlebt, dass bei besonderer Eigen- und/oder Fremdgefährdung ohne eine besondere Diagnostik eine Schulbegleitung bewilligt wurde. Muss allerdings von den Eltern beantragt werden. Und die Kinder befanden sich in benannten Fällen bereits in psychologischer Behandlung.
Bei uns hat mal ein Busfahrer einen Erstklässler nicht mehr mitgenommen, weil er während der Fahrt andere Kinder attackiert und gebissen hat und er da natürlich nicht dazwischen gehen konnte. Es war auch schon viel passiert, auch für das Kind selbst gab es genug leidvolle Erfahrungen (niemand lud es ein usw....), bis die Eltern sich mal auf den Weg machten. Erst in der 3. Klasse gab es eine Schulbegleitung und das war ein Segen. Sie musste auch mit in die Pausen, weil er da sehr oft andere Kinder ohne Grund angriff.
Es dauert oft viel zu lange, bis Eltern bereit sind, sich Hilfe zu holen. Da hat das Kind schon längst seinen Ruf weg und es wird für seine Entwicklung wertvolle Zeit verplempert. Ich habe in meiner 3. mehrere auffällige Kinder sitzen, bei denen die Eltern die Probleme seit der ersten Klasse ignorieren trotz vieler Gespräche mit der Lehrerin in Klasse 1/2 und auch mir. Nur wenn ich diesen gemeinen Satz "Ich weiß gar nicht, in welche weiterführende Schule ich ihr Kind guten Gewissens empfehlen kann," fallen lasse, fangen die Räder an zu rattern. Bei uns erhalten die Kinder die Grundschulempfehlung mit dem Halbjahreszeugnis in Klasse 4, also nach dreieinhalb Jahren. Wenn man dann plötzlich aufwacht, um Hilfe zu finden, muss man feststellen, dass die Wartezeiten an den entsprechenden Stellen hier angeblich bis zu einem Jahr sind. Dann ist in meiner Klasse die Grundschulzeit fast vorbei, Kind und MitschülerInnen, sowie alle Lehrpersonen hätten eine schönere Grundschulzeit gehabt, wenn man beizeiten bereit gewesen wäre, sich professionelle Hilfe zu holen. Wobei ich da nicht automatisch die Gabe von Ritalin meine, was aber auch tatsächlich Wunder bewirken kann.