Beiträge von Zauberwald

    Eine Freundin erzählte mir unlängst, dass im Rahmen der GLK beschlossen wurde, dass mit jeder Klasse jedes Jahr (also 5-13) eine mehrtägige Fahrt unternommen werden muss. Die lieben Kleinen hätten ja soviel verpasst wegen Covid… Mit den 11. Klassen geht es jedes Jahr für drei Wochen nach Australien. Dafür geht eine Schulwoche und zwei Wochen Pfingstferien drauf. Jede Lehrkraft muss 3.000€ aus eigener Tasche bezahlen. Meine Freundin hätte vergangenes Jahr mitgehen sollen, weil sie da eben Klassenlehrerin einer 11. Klasse war. Sie konnte und wollte aber nicht. Ich hab ihr dann empfohlen, sich diese Dienstanweisung schriftlich geben zu lassen. Zack, war sie raus aus der Nummer. :gruss:

    Da ist es. Es stammt von MrsPace. Wenn man genau liest, steht da, dass jede Lehrkraft 3000€ aus eigener Tasche zahlt. Vielleicht ist es für die Schüler günstiger?

    Also sorry ... Gesunder Menschenverstand. Natürlich lasse ich eine 17jährige um Mitternacht, wenn kein Zug und kein Bus mehr fährt, nicht alleine. Und offenbar ist das auch kein Schul-Beispiel, also verstehe ich's in dem Zusammenhang eh nicht. Es geht um Klassentage und sowas, die finden wohl selten zu solchen Uhrzeiten statt. Wir müssen jetzt echt keine kruden Geschichten konstruieren, die ganz offensichtlich am Thema vorbei sind.

    Es sollte ein Beispiel dafür sein, dass die unmöglichsten Dinge passieren können, mit denen niemand rechnet. Von daher würde ich Schüler, zumindest Minderjährige, nie allein von einer Klassenfahrt nach Hause schicken - es sei denn, ich habe mir vorher eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern geholt.

    Abgesehen davon, dass ich auf Klassenfahrt bzw. am Klassentag sowieso ungern mit mehreren Klassen an den gleichen Ort gehe kommt es hier doch sehr auf die Schulstufe an, mit wie vielen Lehrpersonen man gehen kann. Zu Punkt 1: Erfahrungsgemäss haben es die Klassen einfach überhaupt nicht gerne, wenn sie zu solchen Gelegenheiten nicht unter sich sind. Zu Punkt 2: Am Klassentag war ich mit 16-/17-jährigen durchaus schon ohne begleitende Lehrperson unterwegs. Ich gehe auch auf Exkursionen, auch mit Übernachtung, alleine. Wenn da einer aus irgendwelchen Gründen heimfahren muss, nimmt er halt den nächsten Zug, bei 17jährigen Jugendlichen, die jeden Tag den ÖV nutzen, habe ich da keine Bedenken, dass das schief geht. Je nachdem, wie es der Person geht, fährt noch eine zweite Person mit und ich lasse mir von unterwegs mal eine Nachricht schicken. Ins Klassenlager bzw. auf Bildungsreise gehen wir grundsätzlich nur mit 2 Lehrpersonen und bei jüngeren Schüler*innen ist das alles sowieso was ganz anderes, die kann man nicht alleine durch die Wallapampa schicken.

    Meine 17jährige Tochter wurde mal am Flughafen in Hamburg aufgehalten, weil sie unter 18 war. Sie hatte ihren Schüleraustauschpartner in Spanien besucht und das Flugzeug hatte Verspätung. Vielleicht gab es auch ein anderes Problem mit dem Flugzeug, das ist Jahre her und ich weiß es nicht mehr so genau. Es war inzwischen nach 0.00 Uhr. Alle Passagiere wurden in einen ICE verfrachtet, nur sie durfte nicht, weil sie unter 18 war und nachts nicht allein unterwegs sein durfte. Man nötigte sie dazu, im Flughafenhotel zu übernachten. Dafür musste sie einen längeren Weg zurücklegen. Wie sie das machte, war ihr Problem. Zum Glück ??? bekam ein anderer Reisender alles mit und sie durfte mit ihm zusammen das Taxi nehmen, das er sich gerade bestellt hatte. Er war zum Glück einer von den "Guten." Hätte aber auch anders ausgehen können. Ich habe mich total aufgeregt. Über die Handhabe am Flughafen UND über meine Tochter. Ich habe ihr schon als Kleinkind beigebracht, nicht zu Fremden ins Auto einzusteigen und es war mitten in der Nacht. Am nächsten Morgen ging es ähnlich weiter... Rege mich immer noch auf.

    Nur, um mal zu zeigen, was passieren kann, wenn man mal Minderjährige allein in den nächsten Zug setzt.

    Achso, in der Schweiz sind die ja vermutlich pünktlich und man kommt vor Mitternacht an.

    Ich weiß gar nicht mehr, wer das mit der 3000€ teuren Klassenfahrt geschrieben hat. Aber was ist eigentlich mit denen, die das nicht bezahlen können? Tritt da der Förderverein ein? Bei uns tut er das in Ausnahmen, aber so viel Geld hätte unserer gar nicht, um da ein paar Kinder zu unterstützen. Das muss eine Privatschule sein mit lauter gutsituierten Eltern und einzelne trauen sich vermutlich nicht zu sagen, dass sie eigentlich kein Geld dafür haben.

    Wenn Du eine Klasse hast, die komplett von der Stütze lebt, ist das gar kein Problem. Ob ich jetzt beim Sozialamt eine Klassenfahrt für 200 oder 3.000€ einreiche, ist der gleiche Arbeitsaufwand.

    Das wäre mal interessant zu wissen, ob das Sozialamt tatsächlich 3000€ übernimmt. Davon abgesehen glaube ich kaum, dass alle Eltern, auch wenn sie "werktätig" sind, sich mal eben diese 3000€ leisten können. Haste noch ein Kind, das ein paar hundert Euro für die Klassenfahrt braucht, ist vmtl. der Familienurlaub gestrichen.

    Wenn man viel schreibt, macht man mehr Fehler, als wenn man wenig schreibt. Von daher finde ich es schwierig, freie Texte mit einer knallharten Rechtschreibnote zu belegen. Wörter zählen? Krimmelpickerei in meinen Augen. Wir kommen durch andere Tests auf die Rechtschreibnote und bei freien Texten zählt sie in etwa 10%. Und das v.a. weil die SuS immer fragen: "Zählt Rechtschreibung? " und ich sage dann jedes mal: "Ja."

    Also ich beziehe mich hier auf Grundschule. Unsere Zeugnisnote ergibt sich aus den Bereichen Sprache, Rechtschreibung, Lesen und Leseverständnis, Texte verfassen, mündlicher Sprachgebrauch. In allen Bereichen bis auf den letzten schreiben wir Arbeiten. Ausserdem zählen auch wie überall mündliche Leistungen (Mitarbeit).

    Also in BaWü ist es genauso. Bei 10 Klassen an meiner Schule bräuchten wir 20 Lehrkräfte für einen Ausflug, der am selben Tag stattfinden würde. Wir haben 12. Das hat mit schlechter Organisation einfach gar nichts zu tun. Es sind 13, habe die Fachlehrerin vergessen.

    Wer macht denn so etwas????

    Ich kann das gar nicht glauben. Den Schülern was von Verantwortung für die Umwelt erzählen und dann sowas. Mir käme auch im Leben nicht in den Sinn, für eine Reise mit Schülern 3000€ auszugeben. So eine teuere Reise, also 3000€ pro Person, habe ich noch nie unternommen.

    Was zahlen die Schüler? Können sich doch gar nicht alle leisten. Was bitte muss man da alles vorbereiten? Impfungen usw...

    Ich würde das verweigern. Ich habe Höhenangst. In bestimmten Fällen.

    Australien als Klassenfahrt für drei Wochen? Das steht, neben allen anderen Gründen warum das Irrsinn ist, im kompletten Widerspruch zur Leitperspektive des Bildungsplans für nachhaltige Entwicklung (BNE) in BaWü. Was kommt als nächstes, mal eben schnell für ne Woche nach New York mit der Englischklasse? Kollegien die sowas abnicken müssen echt alle zuviel Geld haben und latent masochistische Züge.

    Wo bleiben denn die Klimaaktivisten? Achso, um den halben Erdball fliegen, aber vegane Butter kaufen.

    Ich steige ein in den doch schon älteren Thread und komme damit auf die Frage zurück ("Worüber ich mich heute freuen kann..."). Große Freude - und noch mehr Vorfreude - ist tatsächlich angesagt: Ich habe heute gekündigt! Volle Stelle, feste Stelle, unbefristet, lukrativ... am Ende war's alles wurscht. Eine von unzähligen Anekdoten, die es für mich klargemacht haben:

    In der vergangenen Woche hat das Kollegium meiner Schule im Rahmen einer Dienstbesprechung zwei Tagesordnungspunkte abgehandelt:

    Zum einen haben wir für die weitere Gestaltung der im Rahmen der andauernden Flüchtlingskrise eingerichteten DaZ-Klassen und ihre an unserer Schule dringend notwendige konzeptionelle wie ganz praktische Neuausrichtung keine fünf Minuten benötigt. Ein Kollege ist neben dem Schuldienst seit 25 Jahren als Uni-Dozent im Fachbereich „Deutsch als Fremdsprache“ sowie zertifizierter TELC und TestDaF-Prüfer in Integrationsmaßnahmen tätig und hat einmal mehr versucht, hier konstruktiv und sehr professionell Einfluss zu nehmen. Seine Hinweise wurden gehört und wie in der Vergangenheit ohne weitere konkrete Zielsetzung ins Protokoll aufgenommen: Sie bedeuten schlicht, dass zum Wohle der Kinder Personal und Zeit investiert werden müssten. Daran besteht in unserer Einrichtung eher weniger Interesse. Der übliche Textbaustein hier: „Wir nehmen das in den Blick.“ Bedeutet: Alle Flüchtlingskinder, die ihre Erstförderung an unserer Schule absolviert haben (meint: die den Zeitraum ihrer Erstförderung in einem ehemaligen Abstellraum abgesessen haben), werden wie in der Vergangenheit ohne Erreichen eines messbaren Sprachniveaus ans Berufskolleg und/oder die umliegenden Hauptschulen weitergereicht. Hier beginnen die Kinder in den IFK (Int. Förderklassen) wieder bei Null.

    Der zweite TOP, die Planung und sehr lebhafte Diskussion des Lehrerausflugs (in der Sprachregelung der Schule neckisch „digitaler Studientag“ genannt), insbesondere die Organisation des „Squaredance-Workshops“ für das Kollegium – eine teambildende Maßnahme - sowie die launige Kommunikation der Speisekarte einer angemieteten Gastronomie, nahm satte 45 Minuten in Anspruch.

    Also habe ich nach drei Jahrzehnten im Schuldienst quer durch alle Schulformen vor „Dienstbesprechungen“ wie dieser und vor allem anderen final kapituliert: vor hoffnungslos überfüllten Klassen, massivem Unterrichtsausfall, vor kleinen und großen Kindern mit bunten Tablets, vor Eltern, die höchste Ansprüche formulieren und gleichzeitig grundlegende Erziehungsaufgaben bereits delegieren, vor Netflix und Tiktok, vor heute kranken und morgen tanzenden Kolleginnen und Kollegen, vor Fortbildungsstrategen, die von „digitaler Transformation“ reden und keinen Satz mehr sprachlich sauber zu Papier bringen, vor Schulbüchern ohne Text und mit QR-Codes, vor einer Schulverwaltung ohne ansatzweise Ahnung, wie Schulen heute aussehen... Folgerichtig habe ich die Auflösung meines Arbeitsvertrages durchgesetzt. Das Gefühl, in diesem absurden Theater „entbehrlich“ (John Rambo) zu sein, empfinde ich als Kompliment. Ich werde in Kürze an anderer Stelle wieder mit dem anfangen, was einmal bei meiner Berufswahl entscheidend war: Zeit für Menschen und ihre Bildung zur Verfügung zu stellen, hatte ich doch das Glück einen großen Arbeitgeber zu finden, der die Sache ähnlich sieht und für meine altmodischen Vorstellungen vom Lernen und Lehren auch noch deutlich mehr bezahlen will. Wohl, weil ihm mehr am Menschen liegt.

    Beileidsbekundungen und - wie in diesem Forum oft zu finden - kluge Ratschläge gerne, aber ich werde sie nicht mehr lesen, sondern meine Zeit der neuen (alten i.S. von eigentlichen) Aufgabe widmen. Euch ebenfalls viel Glück!

    Du hast was vergessen. Die Flüchtlingskinder brauchen nicht nur DAZ-Förderung, sondern auch therapeutische Hilfe, die nicht stattfindet. Ansonsten: Respekt!

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