Beiträge von Arianndi

    Ich kenne jemanden, die erheblich Steuern nachzahlen musste, weil das Finanzamt die Excel-Tabelle nicht akzeptieren wollte. Deshalb wurde geschätzt.

    Ich habe nicht gesagt, dass Excel die Buchhaltung macht, sondern dass jeder kaufmännische Angestellte besser Excel kann als meine Kollegen. Siehe Beitrag eins weiter oben.

    Arianndi - Entschuldigung, aber Excel als Tool für Buchhaltung?!

    Vor 25 Jahren war das üblich, heute ist es das jenseits von kleinen Familienbetrieben definitiv nicht mehr. Unternehmen arbeiten in der Regel stark arbeitsteilig. Es wäre nicht nur unwirtschaftlich, tiefergehende IT-Kenntnisse und Berechtigungen in der Belegschaft breit zu streuen, sondern für die Datenkonsistenz riskant.

    Selbst für kleine Familienbetriebe gibt es Standardsoftware von SAP und Co, die für wenig Geld und revisionssicher die Buchhaltung im engeren Sinne, Einkauf, Lagerhaltung und Bestandskontrolle bis hin zu Vertrieb und Service unter einer Oberfläche abdecken. Inklusive Schnittstelle zur Bank und damit zum Betriebskonto. Die Rollen der Nutzer sind klar definiert, um die Wahrscheinlichkeit für unbeabsichtigte Datenverluste zu verringern. Falls doch mal was schiefgeht, kann "intelligent" rückgesichert werden (- ohne sonstige zwischenzeitliche Änderungen zu verlieren). Formale Vorgaben für Betriebsprüfungen sind berücksichtigt. Die Datenhaltung erfolgt standardmäßig in der Cloud des Anbieters, und damit in jeder Hinsicht besser abgesichert, als kleine Unternehmen das hausgemacht hinbekommen.

    Ich hab ja nicht gesagt, dass Excel die Buchhaltung macht. Das war auch vor 20 Jahren nicht erlaubt. Natürlich ist die Buchhaltung in SAP. Ich habe nur gesagt, jeder Buchhalter kann Excel und zwar besser als meine Kollegen.

    Die Buchhaltung ist nicht nur für das Finanzamt da, sondern der Datenlieferant für so ziemlich jede strategische Frage, die ein Unternehmen haben könnte. Und die Datenübergabe und das Rechnen findet in der Regel in Excel statt.

    Es ist natürlich richtig, dass Pisa nicht zu besseren Schulen führt. Aber Pisa gibt uns zu mindestens einen Hinweis, wo wir aktuell stehen.

    Das wäre richtig, wenn wir wüssten, was gefragt wurde und was unsere Schüler genau nicht konnten.

    Tatsächlich sind die Fragen nicht öffentlich, es ist nicht klar, ob die Fragen sinnvoll sind und ob wir die abgefragten Inhalte nach deutschen Lehrplänen überhaupt unterrichtet haben (siehe die an anderer Stelle diskutierten Pisa-Beispielfragen in Mathematik).

    Auch bei Ergebnissen wie: 70 % deutscher Schüler können Fakten nicht von Meinungen unterscheiden, bei den Amerikanern sind das nur 30 %, würde ich gern sehen, wie die Fragen aussahen. Wenn dieses Testergebnis belastbar ist, ist es alarmierend. Solange ich die Fragen nicht kenne, kommt es mir wie die entsprechenden kommunistischen Tests vor, wo man abgefragt wurde, wie Zeitungsmeldungen richtig zu beurteilen sind.

    Einfache (!) Office-Kenntnisse sind das einzig Konkrete, was für Nicht-IT Jobs in der Regel erwartet wird. Weiterhin eine schwer fassbare generelle Medienkompetenz (- wie präsentiere ich, wie nutze ich KI, wie erkenne ich Fakes). Jenseits dessen kommt man schnell zu Anforderungen, die ausgeprägt unternehmensspezifisch sind und ohnehin geschult werden müssen.

    Jeden halbwegs aufgeweckten Berufseinsteiger kann man mit einem einzigen Schulungstag auf ein Excel-Level bringen, das die Kenntnisse von 99% üblicher Office-Angestellter hinter sich lässt. Der Aufwand ist so gering, dass es nicht lohnt, ernsthaft ein Thema daraus zu machen. IT-Defizite dieser Art lassen sich sehr viel einfacher beheben als beispielsweise Lücken in Englisch oder Mathe.

    Das kann ich nicht bestätigen. Meine Berufserfahrung ist eher: jeder Depp, der in einer kaufmännischen Abteilung arbeitet (inklusive ehemaliger Realschüler mit kaufmännischer Ausbildung) hat umfangreichere Excelkenntnisse als meine sämtlichen Lehrerkollegen. Sehr viele davon haben auch umfangreiche Datenbankkenntnisse.

    Das sehe ich auch schon bei Elterngesprächen. Die Schüler sagen: "Wozu brauch ich das". Die Mama, die in der Buchhaltung arbeitet, sagt: "Natürlich braucht man das, ich arbeite auch mit Datenbanken."

    Natürlich wird der souveräne Umgang mit absoluten und relativen Bezügen, verschachtelten Formeln, SVerweis + Nachfolger und anderen DB-Funktionen, Pivottabellen, Datenbankverbindungen usw. in jeder Controlling- , Buchhaltungs-, Zahlungskontrolle-, Backoffice- usw. -abteilung erwartet. Und gerade kaufmännische Angestellte mit Realschulabschluss und Ausbildung werden oft an ihren Excelkenntnissen gemessen.

    Mal ganz abgesehen davon, dass fast alle Unternehmen selbst ihre Mitarbeiter regelmäßig in Excel schulen. Das gehört immer zu den regulären Posten der Weiterbildungskataloge.

    Kanada liegt hinter der Schweiz, die ein dezentales 3-stufiges Bildungssystem hat. Frankreich ist schon immer schlecht, obwohl es das zentralisierteste Bildungssystem Europas hat. Estland ist europäischer Sieger und hat ein sehr konventionelles Gesamtschulsystem mit großen Klassen, alten Lehrern und Frontalunterricht:

    https://deutsches-schulportal.de/expertenstimme…tal-wunderland/

    An der Spitze sind die Asiaten, die einfach mehr arbeiten. (Was nach dem Artikel zu urteilen auch das Geheimnis Estlands ist).

    Die Pisa-Studie äußert sich auch nicht allzuviel zu der Systemfrage. Das einzige, was ich gefunden habe ist ein Abschnitt wie folgt: Erfolgreiche Länder haben i.a.

    " ... kürzere Schulschließungen, weniger Hindernisse für den Distanzunterricht, Gewährleistung der Sicherheit in den Schulen und einer größeren Disziplin,konsequente Einbeziehung der Eltern in das Lernen der Schüler*innen, spätere Aufteilung der Schüler*innen, Verringerung der Klassenwiederholungen, gute personelle und materielle Ausstattung der Schulen, Förderung von Peer-Tutoring und eine Kombination aus Schulautonomie und Verfahren zur Qualitätssicherung. ..."

    Eine Untersetzung mit Daten gab es nicht dazu und es wird auch kaum weiter ausgeführt. Insbesondere bei den Klassenwiederholungen stellt sich die Frage, wierum da die Kausalität ist.

    Die Interpretation der Pisa-Ergebnisse und besonders ihrer möglichen systemischen Ursachen wird im Großen und Ganzen der Phantasie und den persönlichen Meinungen von Journalisten, Politikern und Lehrern überlassen.

    Es stimmt zwar, dass in den USA im Allgemeinen eine duzende Atmosphäre vorherrscht und "you" in den meisten Situationen verwendet wird ...

    Natürlich existiert im englischsprachigen Raum keine Höflichkeitsform. Entsprechende Distinktionen sind auch ins Englische unübersetzbar, wie z.B. der französische Song "voulez-vous couchez avec moi ce soir" zeigt.

    Das Lustige ist aber, dass you ursprünglich eine Pluralform und die Höflichkeitsform war. Die informale Form thou ist ausgestorben, bzw. wird nur noch vom lieben Gott verwendet: Thou shalt not kill.

    Die Schweden haben dagegen die Höflichkeitsform in den 60er-70er-Jahren per Parlamentsbeschluss abgeschafft.

    Insb. in der Informatik erlebe ich es immer wieder, daß die Schüler noch so gerade eben die Versetzung ins zweite Jahr der dreijährigen vollschulischen Ausbildung schaffen, dann aber im zweiten Jahr scheitern, weil ihnen die Grundlagen aus dem ersten Jahr fehlen. Die Lerninhalte bauen aufeinander auf und es gibt in den drei Jahren keinen Cut, an denen die Schüler erneut einsteigen könnten. Diese Schüler wiederholen dann das zweite Jahr, aber scheitern erneut, weil der komplette Unterbau aus dem ersten Jahr fehlt.

    Das kann ich bestätigen. In Klasse 8 werden Funktionen eingeführt. Der Schüler wird gegen Rat und Urteil des Mathematiklehrers versetzt, weil er irgendwo noch eine 4 bekommt, wo eigentlich per Notenschnitt eine 5 gestanden hätte. Im nächsten Jahr gibt es quadratische Funktionen. Der Schüler versteht von Anfang an nichts, bleibst sitzen und hat im nächsten Jahr auch keine Chance.

    Nein, nicht alle Kinder mit schlechten Noten brauchen einfach nochmal denselben Sermon ein zweites Mal, um sich dann halt genug feste anzustrengen und das Jahr erfolgreich abzuschließen.

    Diesen Punkt habe ich an keiner Stelle abgestritten. Er ist nur wie oben begründet, nicht der einzig relevante. Ich diskutiere diesen Punkt aber jetzt:

    Warum sollte ein Wiederholungsjahr nicht erfolgreich sein (derselbe Sermon), ein Förderunterricht aber super erfolgreich?

    Betrachten wir den (am Gymnasium eher untypischen) Fall, dass ein Kind sitzen bleibt und nicht bereits ,individuelle Nachhilfe bis zum Exzess und bis zur Erschöpfungs- oder Rebellionsgrenze erhalten hat.

    Ich gehe dann mal vom Matheunterricht aus, wir haben Förderunterricht und ich mache ihn auch gelegentlich. Natürlich erkläre ich da zu einem Gutteil der Zeit Inhalte noch mal, die die Kinder im regulären Matheunterricht nicht verstanden haben (derselbe Sermon). Doch siehe da: gelegentlich verstehen sie es dann. Natürlich ist der Erfolg nicht 100%. In Klasse 6 würde ich sagen, ist der Erfolg ca. 1/3, der Rest geht in die Hauptschule.

    Im Wiederholungsjahr haben die Nachsitzer einen anderen Mathelehrer. Der erklärt ihnen alles noch mal ganz von vorn, aber er wird es ein bisschen anders machen, denn wir haben selber alle einen unterschiedlichen Zugang zum Verstehen. Gibt es überhaupt eine andere Chance, als es noch einmal einen anderen Lehrer versuchen zu lassen? Läuft nicht in Wirklichkeit alle Förderung auch nur darauf hinaus?

    Wenn du so argumentierst: Wer denkt eigentlich an die aufnehmende Klasse, die sich um ein neues Kind mit Lernproblemen kümmern und es ins soziale Gefüge integrieren muss?

    Auch die aufnehmende Klasse ist natürlich Teil der Gesamtheit und muss mitberücksichtigt werden. Somit ist die Frage, ob sitzenbleiben ein sinnvolles Instrument ist oder nicht, auch nicht so einfach statistisch zu beantworten.

    Nur die Tatsache, dass dem Sitzenbleiber selbst sitzenbleiben nicht viel bringt, heißt nicht, dass er berechtigt ist, den Lernerfolg anderer zu behindern oder endlos Ressourcen für sich abzuziehen. Und nur, dass der Sitzenbleiber selbst nicht profitiert, heißt nicht dass nicht das Gesamtsystem profitiert, z.B. indem

    • Mindestanforderungen klar kommuniziert sind auch für die, deren Lebenseinstellung es ist, sich auf den letzten Plätzen abzuwechseln, nach dem Motto: "ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss"
    • Das Niveau der Abschlüsse erhalten bleibt und vergleichbar bleibt
    • Das Lernklima sich verbessert und Disziplinprobleme geringer werden
    • Das Leistungsspektrum einer Schulklasse beherrschbar und dadurch der Unterricht effizienter wird
    • die Leistungsgerechtigkeit gegenüber den jeweils darunter liegenden Schulformen erhalten bleibt

    .... weil meiner Erfahrung nach:

    • einerseits die Kinder mit den akademischen Helikoptereltern ,
    • und andererseits die Kinder von Alleinerziehenden/ Eltern mit Migrationshintergrund/ Eltern mit Bezug von Transferleistungen

    sehr unterschiedliche Möglichkeiten haben, sich "mal ein bisschen anzustrengen". Solange das so ist, halte ich das Sitzenbleiben für ein unangemesses Mittel, weil es eben in der Regel nicht von gleichen Voraussetzungen ausgehen kann, also mehr als ungerecht ist.

    Das ganze mit der Stammelf im Fußball zu vergleichen, ist halt Äpfel und Birnen und so....

    Bei der Stammelf im Fußball performen auch Kinder von Sportlereltern durchschnittlich besser. Die Gründe, warum es nicht für die Stammelf reicht, bleiben da jedoch außen vor und interessieren keinen, denn es zählt der Erfolg des Teams, in diesem Fall der Stammelf.

    Bei der Frage, ob gewisse Maßnahmen wie Sitzenbleiben oder Abschulen berechtigt sind, ist der Maßstab die Auswirkung auf das Schulsystem insgesamt. Um eine (willkürliche und fragwürdige) Messgröße zu nennen: Sind wir mit oder ohne diese Instrumente im Pisatest insgesamt besser.

    Bei dieser Frage darf der Erfolg der Stammelf, also der übrigen Klasse nicht außen vor bleiben. Es ist nicht der einzige Gesichtspunkt, was für den Sitzenbleibenden besser ist, sondern wichtiger - weil es um mehr Leute geht - ist, was für die Performance der übrigen Klasse besser ist.

    Auch die Gerechtigkeitsfrage muss die Restklasse mitberücksichtigen: Auch diese Schüler wollen ihr maximales Potential erreichen und sie haben einen gleichen Anspruch auf die Ressourcen des Bildungssystems wie der potentielle Sitzenbleiber: Warum soll ein ganz unproportional großer Anteil dieser Ressourcen immer nur dem unteren Ende zugute kommen?

    Und gänzlich ungerecht: Warum soll der Schüler, der es ins Gymnasialsystem geschafft hat (und somit über seine Laufbahn ohnehin schon immer mit mehr Ressourcen bedacht wurde, als der durchschnittliche Realschüler) mit noch mehr Geld und Ressourcen im System gehalten werden, während der Von-Vornherein-Realschüler mit gleichem Leistungsniveau von Anfang an billiger mit Bildung versorgt wurde.

    in meinem Unterricht kam es kürzlich zu einer heftigen Diskussion über den Klimawandel. Viele der Schüler zeigten sich wirklich besorgt über die Zukunft! Einige haben vor allem die "Boomer" für die Klimakrise verantwortlich gemacht und forderten, dass diese zur Verantwortung gezogen oder gar bestraft werden sollten.

    All protest movements in America are nothing more than excuses for middle-class young white people to get together and smoke dope and feel morally superior to their parents. - John Updike, Roger's Version 1986

    Wo bleibt der Ausbau der Stromtrassen?

    Oh, wir bauen Stromtrassen ...

    Zum Beispiel den Nordlink, eine Gleichstromtrasse nach Norwegen, die 2021 den Regelbetrieb aufgenommen hat. Eine zweite Trasse nach Skandinavien wird gerade gebaut.

    Es kostet eine Menge Geld und wird noch viel mehr kosten. Nach einer Studie von McKinsey vom Januar 2024 werden die Netzentgelte bei Weiterverfolgen der derzeitigen Stromerzeugungsstrategie bis 2035 von derzeit 9ct auf 24ct steigen, was zu einem Anstieg der Haushaltskundenpreise auf 48 ct/kWh führen wird.

    Künftige durch die Energiewende notwendig gemachte Investitionen in den Ausbau der Stromnetze bezifferte der Bundesrechnungshof bis 2045 auf mehr als 460 Milliarden Euro (mehr als viermal so viel wie im Zeitraum 2007 bis 2023 angefallen waren). Zur Orientierung: Das ist soviel wie der jährliche Bundeshaushalt insgesamt. Dabei liegt der Ausbau der Übertragungsnetze mehr als 6000 km hinter dem Zeitplan.

    Derzeit bestehende Netzengpässe, die den Transport von Strom zum Verbraucher verhindern, werden durch sogenannte Redispatch-Maßnahmen gemanagt. Dabei veranlasst der Netzbetreiber das zwangsweise Hoch- oder Herunterfahren einer Erzeugungsanlage gegen eine regulierte Entschädigung. Im Jahr 2022 meldeten die Übertragungsnetzbetreiber Redispatchmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund 22.000 Gigawattstunden. Im Jahr 2014 waren es noch 4.249 GWh. Im selben Zeitraum stiegen die Kosten für diese Maßnahmen von 186,7 Millionen Euro auf 589,7 Millionen Euro (siehe Wikipedia). Kosten für Redispatch-Maßnahmen werden über die Netzentgelte umgelegt.

    Um das Netz bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien betreibbar und stabil zu halten, braucht es weiterhin nicht nur Netzausbau, sondern wie die Übertragungsnetzbetreiber betonen auch systemstabilisierende Maßnahmen wie den großflächigen Einbau sogenannter Stromrichter. Denn die konventionellen Kraftwerke mit ihren rotierenden Schwungmassen stabilisieren das Netz. Das nennt man Grid-forming, eine Eigenschaft, die erneuerbare Kraftwerke nicht besitzen.

    Windstrom steht zur Verfügung, wenn der Wind weht. Weht er zuviel, wird der Strompreis negativ, d.h. wer den Strom abnimmt, kriegt noch Geld dazu. Die Anzahl Stunden mit negativen Preisen wird hier gelistet. 2015 waren es 126 Stunden, 2023 gab es 301 negative Stunden + 24 Stunden, zu denen der Strompreis an der Börse Null war.

    Der Ausbau des Netzes wird im Übrigen nicht durch einen Anstieg des Stromverbrauchs erforderlich, sondern dient ausschließlich dazu, einen höheren Anteil erneuerbarer Stromerzeugung verkraftbar zu machen. Der Anteil Strom am Endenergieverbrauch liegt in Deutschland seit eh und je bei 20%.

    2) also ist Sitzenbleiben für dich eine Strafe und Konsequenz für faule Kinder, noch unwissenschaftlicher und noch

    Du wirst gerade sehr emotional, wissenschaftlich hat in der Regel was mit Statistik zu tun, da sollte man Abstand wahren.

    Die Frage ist, wie steigert man die Performance des Schulsystems insgesamt, d.h. die Leistung aller Schüler. Sind da Abschulen oder Sitzenbleiben sinnvolle Instrumente.

    Wenn man das prüft, ist es ein methodischer Fehler, dabei nur die Auswirkung auf die Schüler, die abgeschult werden oder sitzen bleiben zu betrachten. Die Existenz dieser Maßnahmen hat auch eine Wirkung auf alle anderen Schüler und den Klassenverband, die ebenfalls berücksichtigt werden muss.

    Eine Argumentation, die das vernachlässigt, ist etwa so sinnvoll, wie zu fordern, Entlassung müssten grundsätzlich und unter allen Bedingungen verboten werden. Fiktive Begründung: Nachweislich braucht ein Arbeitnehmer sehr lange um eine Entlassung zu verarbeiten und seine Performance sinkt in der Regel in Folge dauerhaft. Studien zeigen, dass der entlassene Arbeitnehmer in einem neuen Job nicht besser performt als ein Kollege mit vergleichbar schlechten Leistungen, den man im alten Job weiter wurschteln lassen hat.

    Ich weiß nicht. Eigentlich geht es ja nicht um die Leistung in der Grundschule. Die hat mit den Anforderungen des Gymnasiums nur begrenzt zu tun. Es geht um eine Einschätzung von Potential. Und die ist, besonders in einem so jungen Alter, immer mit einer sehr hohen Fehlerquote behaftet. Ich glaube auch nicht, dass Grundschullehrer stille Mädchen hochraten, wie oben behauptet wurde. Diese Mädchen waren einfach in der Grundschule gut und sind es später nicht mehr.

    Ein kleines Kind von 9 Jahren versteht die Bedeutung von Prüfungen noch nicht voll und eine Zentralprüfung hat dann einen hohen Zufälligkeitsfaktor (siehe meine persönliche Erfahrung damit oben).

    Vielleicht könnte man eine Zentralprüfung machen, die etwas wie 25 % zählt und gleichzeitig den Grundschulen eine Rückmeldung gibt, wo sie im Spektrum so liegen. Die Rückmeldung kann man bei Bedarf mit freundlichen Rückfragen der Schulbehörde an ausgewählte Grundschulen, man würde nicht verstehen, warum ... verstärken.

    Das würde auch Grundschulen den Rücken stärken, die (berechtigterweise) keine oder zu viele Gymnasialempfehlungen herausgeben.

    Was es bräuchte, sind landesweit einheitliche, zentral gestellte Eingangsleistungstestungen und einen klaren Zugangsscore.

    Gab's mal. Ich musste 1980 zur Aufnahme aufs Gymnasium eine Zentralprüfung schreiben. Da habe ich ein bisschen rumgerechnet und rumgeschreibselt, am Ende noch eine Blume draufgemalt. Die Bedeutung war mir in keiner Weise bewusst. Erst durch die etliche Tage anhaltende Besorgnis meiner Eltern wurde mir im Nachhinein klar, dass das wohl irgendwie wichtig gewesen war.

    Bei meinen Geschwistern war das abgeschafft. Es zählten die regulären Noten.

    Natürlich sind die Anforderungen bei einer Zentralprüfung objektiver, aber man kann ein 9-jähriges Kind keine Zentralprüfung schreiben lassen.

    gäbe es die bindende (und ehrliche!) Schulformempfehlung, bliebe Kindern und Gymnasien einiges erspart.

    Grundschullehrer können nicht hellsehen und die Aussage der Schulformempfehlung ist gering. Dass Grundschullehrer eher zugunsten des Kindes irren wollen, ist nur angemessen.

    Im Übrigen ist es eine wissenschaftlich gut untersuchte Tatsache, dass Expertenurteile von Personen, die nie zurückgemeldet bekommen, ob sie mit ihren Entscheidungen richtig lagen, nicht besonders treffsicher ausfallen.

    Wie schon oben gesagt, in Hamburg wird am Ende der 6. Klasse abgeschult, wenn ein gewisser Schnitt nicht erreicht wird. Eine kleine Anfrage der AFD in Hamburg zeigt: Kinder mit und ohne Empfehlung scheitern bis zum 6. Schuljahr. Die Quote ist bei Kindern mit Empfehlung im Mittel etwas geringer, aber die Unterschiede sind nicht überragend und auch bei den Kindern ohne Empfehlung schaffen es in allen ausgewiesenen Schulen über 80%:

    https://afd-fraktion-hamburg.de/wp-content/upl…gef%C3%BCgt.pdf

    Im Zusammenhang damit, dass Sitzenbleiben angeblich nichts bringt, wird oft behauptet, dass es sinnvoller wäre, stattdessen mehr individuell zu fördern.

    https://www.spektrum.de/frage/ist-sitz…t%20h%C3%A4tten.

    Ein wissenschaftlicher Beleg wird für diese Behauptung nicht angeführt. Auch die dort getätigte Aussage, in den Riesenschulen der USA würde mehr gefördert, halte ich für überprüfungsbedürftig.

    Ein großer Teil deutscher Schüler (auch Realschüler) erhält regelmäßigen Nachhilfeunterricht. Dafür wird bundesweit seitens der Eltern (aber auch diverser Förderinstitutionen, auch unsere DaZ-Schüler erhalten sämtlich Nachhilfeunterricht) viel Geld ausgegeben. Nach einer Bertelsmann-Studie:

    Eltern in Deutschland geben jährlich 879 Millionen Euro für private Nachhilfestunden aus. Pro Monat investieren sie für ihre Kinder durchschnittlich 87 Euro in außerunterrichtliche Fördermaßnahmen.

    ...

    Mit dem Wechsel von Grund- zu weiterführenden Schulen steigt der Nachhilfebedarf: Erhalten in der Grundschule knapp 5 Prozent der Kinder Nachhilfe, sind es in den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe I insgesamt rund 18 Prozent. Am häufigsten verbreitet ist die Lernunterstützung an Gymnasien: Fast jeder fünfte Gymnasiast (18,7 Prozent) nutzt Nachhilfe.

    Warum sollte noch mehr individuelle Förderung hier noch einen Erfolg bringen? Warum sollte eine staatliche Förderung durch die Schule fachlich erfolgreicher sein, als die Nachhilfeinstitute, deren Geschäftsmodell das seit Jahrzehnten ist? Warum sollte der Schüler sich dieser Mühsal noch unterziehen, wenn die Sanktion des Abschulens und Sitzenbleibens entfällt?

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