Wo bleibt der Ausbau der Stromtrassen?
Oh, wir bauen Stromtrassen ...
Zum Beispiel den Nordlink, eine Gleichstromtrasse nach Norwegen, die 2021 den Regelbetrieb aufgenommen hat. Eine zweite Trasse nach Skandinavien wird gerade gebaut.
Es kostet eine Menge Geld und wird noch viel mehr kosten. Nach einer Studie von McKinsey vom Januar 2024 werden die Netzentgelte bei Weiterverfolgen der derzeitigen Stromerzeugungsstrategie bis 2035 von derzeit 9ct auf 24ct steigen, was zu einem Anstieg der Haushaltskundenpreise auf 48 ct/kWh führen wird.
Künftige durch die Energiewende notwendig gemachte Investitionen in den Ausbau der Stromnetze bezifferte der Bundesrechnungshof bis 2045 auf mehr als 460 Milliarden Euro (mehr als viermal so viel wie im Zeitraum 2007 bis 2023 angefallen waren). Zur Orientierung: Das ist soviel wie der jährliche Bundeshaushalt insgesamt. Dabei liegt der Ausbau der Übertragungsnetze mehr als 6000 km hinter dem Zeitplan.
Derzeit bestehende Netzengpässe, die den Transport von Strom zum Verbraucher verhindern, werden durch sogenannte Redispatch-Maßnahmen gemanagt. Dabei veranlasst der Netzbetreiber das zwangsweise Hoch- oder Herunterfahren einer Erzeugungsanlage gegen eine regulierte Entschädigung. Im Jahr 2022 meldeten die Übertragungsnetzbetreiber Redispatchmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund 22.000 Gigawattstunden. Im Jahr 2014 waren es noch 4.249 GWh. Im selben Zeitraum stiegen die Kosten für diese Maßnahmen von 186,7 Millionen Euro auf 589,7 Millionen Euro (siehe Wikipedia). Kosten für Redispatch-Maßnahmen werden über die Netzentgelte umgelegt.
Um das Netz bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien betreibbar und stabil zu halten, braucht es weiterhin nicht nur Netzausbau, sondern wie die Übertragungsnetzbetreiber betonen auch systemstabilisierende Maßnahmen wie den großflächigen Einbau sogenannter Stromrichter. Denn die konventionellen Kraftwerke mit ihren rotierenden Schwungmassen stabilisieren das Netz. Das nennt man Grid-forming, eine Eigenschaft, die erneuerbare Kraftwerke nicht besitzen.
Windstrom steht zur Verfügung, wenn der Wind weht. Weht er zuviel, wird der Strompreis negativ, d.h. wer den Strom abnimmt, kriegt noch Geld dazu. Die Anzahl Stunden mit negativen Preisen wird hier gelistet. 2015 waren es 126 Stunden, 2023 gab es 301 negative Stunden + 24 Stunden, zu denen der Strompreis an der Börse Null war.
Der Ausbau des Netzes wird im Übrigen nicht durch einen Anstieg des Stromverbrauchs erforderlich, sondern dient ausschließlich dazu, einen höheren Anteil erneuerbarer Stromerzeugung verkraftbar zu machen. Der Anteil Strom am Endenergieverbrauch liegt in Deutschland seit eh und je bei 20%.