In Studien wurden SuS mit schlechter Schulleistung verglichen, die ein Jahr wiederholten und solche mit gleichen Leistungen, die man noch ins nächste Jahr gehievt hat. Ihre Leistungen waren nach einem Jahr nicht besser. Vielleicht liegt das auch am psychischen Stress des Klassenwechsels oder an den gleichen individuellen Lern- und Leistungsbedingungen des Jugendlichen oder an ganz anderen Faktoren, das weiß ich nicht, behaupte ich deswegen auch nicht einfach ins Blaue.
Ja, das ist eine der wenigen Fakten, die ich über diese Studien auch herausgefunden habe. Und da sieht man eigentlich schon, wie fragwürdig diese Studien sind.
(1) Kinder, bei denen die Lehrkräfte entschieden haben, sie in die nächste Klasse zu versetzen, wurden offensichtlich von den Lehrkräften anders beurteilt, als diejenigen, die man hat sitzen lassen. Somit ist nicht klar, dass die hier verglichenen Gruppen vergleichbar sind.
(2) Es ist nicht nur die Auswirkung auf die sitzenbleibenden Kinder zu berücksichtigen, sondern auch die Auswirkung auf den Rest der Klasse. Wenn es für schlechte Noten keine Konsequenz gibt, wird sich keiner mehr um Noten kümmern. Ja, sitzenbleiben ist scheitern und scheitern tut weh. Ein Kind kann daran erst mal zu knabbern haben und erst langsam wieder einsteigen. Deshalb können wir das Scheitern nicht aus dem Leben eliminieren. Wenn niemand mehr scheitert, braucht sich keiner mehr anstrengen.
(3) Sind wir bei der Frage "sitzenbleiben ist schlecht im Vergleich wozu". Das Kind ist nach dem Sitzenbleiben mit der Niederlage und der Integration in einen neuen Klassenverband beschäftigt. Bei einer Abschulung gilt das noch viel viel mehr. Es kann aber auch durchaus passieren, dass ein Kind gerade diesen Wechsel positiv erlebt und sich spürbar entspannt. Vielleicht ist das auch einer der Schlüsselfaktoren, warum es manchmal klappt und manchmal nicht.