Beiträge von Gymshark

    Hier auch. Wir hatten einmal einen Mann im Kollegium, da habe ich meine Mails schon angepasst und statt "Liebe Kolleginnen" einfach "Liebes Kollegium" geschrieben.

    War der Mann Quereinsteiger oder regulär ausgebildeter Grundschullehrer? Wenn letzteres, ist er ja durchaus gewöhnt, mit vielen Frauen zusammenzuarbeiten. Jeder Mann ist da anders, aber vielen ist es denke ich relativ egal, wie sie angesprochen werden. Aus Höflichkeit kann man natürlich fragen und im Zweifelsfall eine Alternative finden, mit der alle zufrieden sind.

    Während es nachweislich eine Minderheit ist, die die gegenderte Sprache befürwortet, sind Vertreter dieser Minderheit (vor allem Journalisten/Medienvertreter, Politiker, geisteswissenschaftliche Akademiker) einflussreich und ausdauernd. Bestünde diese Gruppe aus Mitgliedern anderer Bevölkerungsschichten, könnte dein Vorschlag, und sei er ironisch gemeint, sicher anders bewertet werden.

    Wenn man hört, dass jüngere Personen ohne Probleme den Glottis-Schlag einbauen, um "Lehrer:innen" von "Lehrerinnen" abzusetzen

    Beißt sich das nicht mit der Auffassung, dass die Lese- und Schreibkompetenzen von jungen Leuten immer schwächer werden?

    Ich denke, hier müsste stärker unterschieden werden, aus welchem Elternhaus diese jüngeren Personen kommen. Dass junge Personen aus dem ludwigshafener Problemviertel hiermit keine Probleme haben, würde ich zumindest anzweifeln.

    Meine Lateinkenntnisse sind sehr überschaubar, aber müsste das dann nicht für die meisten Berufsbezeichnungen gelten? Irgendeine Bezeichnung brauchen wir ja und da klingt Student oder auch Hochschüler für mich passender als Studierender oder Hochschullernender.

    Müsste ich den Begriff einer Pflanze, die Fleisch frisst, neu erfinden, sprich gäbe es ihn nicht, würde ich möglicherweise eine Variante ohne Partizip wählen. Andererseits gibt es den Begriff bereits lange und er ist zudem reichlich selten. Das letzte Mal als ich den Begriff irgendwo hörte oder las ist schon einige Jahre her.

    Gibt es die "Lehrperson" nicht im schweizerischen Sprachgebrauch bereits länger?

    "Studierende" ist noch recht neu, aber irgendwie scheint den Verwendern dieses Begriffs noch nicht aufgefallen zu sein, dass er grammatikalisch häufig falsch verwendet wird, da er voraussetzt, dass jemand just in dem Moment studiert - und das ist bereits dann nicht der Fall, wenn jemand zwar sein Buch aufgeschlagen hat, aber statt zu lesen/lernen mit Quatschen, Comic zeichnen oder Tagträumen beschäftigt ist.

    Wenn man weiß "OK, die Person verwendet immer das generische Femininum.", kann man denke ich als Dritter einigermaßen damit umgehen. Schwieriger ist es eher, wenn man eine Person nicht kennt und daher nicht weiß, wie ein Ausdruck gemeint ist, oder die Verwendung von einer Person kommt, die diese Sprachform normalerweise nicht verwendet.

    Hier lässt sich fürchte ich keine allgemeingültige Lösung finden, da von einer Personengruppe das generische Maskulinum als rein grammatikalisch geschlechtlich und daher semantisch geschlechtsneutral empfunden wird und die Gegenseite wiederum mit movierten Substantiven argumentiert.

    Hatten wir es nicht letztens wieder davon, dass Kinder Sprachen wie ein Schwamm aufnehmen und es daher gar nicht genug Sprachen sein können? Irgendwie beißt sich die Katze bei der Argumentation in den Schwanz.

    Es ist schlichtweg nicht möglich, alle Missstände, die scheinbar ein immer größer werdender Teil der Eltern innerhalb der privaten Erziehung, in der Schule aufzuholen. Daher bleiben nur zwei Möglichkeiten: Lehrpläne kürzen oder mehr Aufgaben zurück ans Elternhaus geben.

    DFU

    Dass einen die weibliche Form irritiert, die männliche aber nicht, zeigt doch aber anschaulich, wie wenig selbstverständlich es ist, dass man bei einer generischen Form an alle denkt.

    Ich glaube, hier werden grammatisches und biologisches Geschlecht gerade etwas vermischt. Gerade im Deutschen wird ja deutlich, dass viele Artikel nicht aus der Semantik abgeleitet wurden, sondern vor allem sprachlogischer bzw. -historischer Natur sind. Die Sonne ist im Deutschen weiblich, im Französischen männlich. Beim Mond ist es genau andersherum. Hat die Sonne jetzt besonders feminine und der Mond besonders maskuline Eigenschaften? Warum können grüne Scheine sowohl sächlich (das Geld) als auch maskulin (der Zaster) und feminin (die Kohle) sein? Und heißt es jetzt der, die oder das Nutella?

    Wer wirklich versucht, Form und Inhalt in Zusammenhang zu bringen, müsste die deutsche Sprache von Grund auf neu gestalten.

    An der Stelle sehe ich aber auch die Eltern in der Pflicht. Wenn ich schon weiß, dass mein Kind möglicherweise Probleme beim Lesen haben könnte, sei es, weil es sprachliche oder kognitive Probleme hat, ein familiär sozioökonomisch schwacher Hintergrund besteht, oder ähnliches, hole ich mir entsprechende Hilfe, sodass das Kind nicht bereits im Anfangsstadium des Lesenlernens komplett abgehängt wird. Selbst arbeitslose Eltern und solche mit geringen Deutschkenntnissen finden in der Regel den Weg zu den Behörden, und sei es, um Bürgergeld zu beantragen, da ist es kein Ding der Unmöglichkeit, sich gleichermaßen Hilfe beim Jugendamt zu holen, statt davon auszugehen, dass sich das Problem irgendwie "verwächst".

    Antimon: Die Sängerin P!nk hatte gerade zu Beginn ihrer Karriere durchaus auch ein eher burschikoses Auftreten: kurze Haare, selbstbewusst - der Typ Frau, der eher mit Kerlen abhängt und gerne ein Bier trinkt, um mal bei den gängigen Klischees zu bleiben. Inzwischen ist sie mit einem Mann verheiratet, hat zwei Kinder. Es würde mich nicht überraschen, wenn damals gemutmaßt worden wäre, dass sie aufgrund ihres Auftretens und Aussehens auf Frauen stehen könnte - du kennst ja selbst die Klischees. Gleichzeitig war sie sicher für viele junge Mädchen eine Art Vorbild, die sich von Gleichaltrigen unterschieden und sich daher fragten: "Bin ich richtig so?".

    Im Idealfall steht man über irgendwelchen Klischees und provokanten Sprüchen durch Gleichaltrige. Nicht jeder Heranwachsende hat jedoch dieses Selbstbewusstsein, daher sehen sich viele betroffene Jugendliche in Rechtfertigungszwang. Das "Drüberstehen" ist sehr schwierig, oft gibt man bei Hänseleien irgendwann doch nach, verheimlicht Interessen und passt sich dem an, was vermeintlich von einem erwartet wird. Wenn man als Junge mehrfach scherzhaft gefragt wird "Bist du ein Mädchen?", kann das in manchen Fällen soweit führen, dass die Betroffenen selbst irgendwann an ihrer Geschlechtsidentität zweifeln. Nicht immer erfolgt das jedoch aus Böswilligkeit. Eine zweite Möglichkeit ist auch, dass Freunde und Familie aus falsch verstandender Toleranz einen mit dem Thema konfrontieren, denn "wir möchten ja nur dein Bestes". Das kann bei nicht gefestigten Persönlichkeiten durchaus verunsichern.

    Schmidt : Gleichermaßen gibt es natürlich auch das gegensätzliche Phänomen, sprich etwas femininere Jungen oder maskulinere Mädchen, die von ihrem Umfeld belächelt werden und mit Sprüchen à la "Bist du ein Mädchen/Junge?" provoziert werden. Für diese Mädchen und Jungen ist es natürlich dann erst Recht schwer, nach außen zu argumentieren, dass sie trotz eines etwas feminineren/maskulineren Aussehens dennoch vollwertige Jungen/Mädchen seien. Für diese Jungs oder Mädchen ist es in den letzten Jahren sogar schwerer geworden, da die öffentliche Wahrnehmung zugunsten einer größeren Repräsentanz von Transidentität weniger Raum für Menschen aufzeigt, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, aber sich von einer klischeehaften Repräsentation bzgl. Aussehen, Interessen oder Verhalten hiervon distanzieren.

    Im Nachbarort gibt es tatsächlich einen Mann, der beruflich Haare schneidet und mit einer Frau verheiratet ist. Der dazugehörige Vater ebenso. Aber gut, vielleicht weißt du ja etwas, was die Beiden nicht wissen ;).

    Klaas Heufer-Umlauf ist übrigens auch gelernter Friseur (oder gelernte Friseurin?).

    Vielleicht nutzte der Sprecher ähnlich wie O. Meier das generische Femininum und innerhalb dieser Sprachlogik macht "männliche Friseurinnen" Sinn. Die Friseurinnen ist erst einmal eine Anzahl an mehreren, nicht näher geschlechtlich (oder auch sonstwie) spezifizierten Menschen, die dem Friseurhandwerk nachgeht, und die Spezifierung dieser großen Gruppe erfolgt durch vorangeschobenes Adjektiv, hier "männlich".

    Es gibt so viele Fehlvorstellungen bei Eltern, es ist unglaublich. Sowohl was den Übertritt Grundschule-weiterführende Schule angeht, als auch Unterricht an der Förderschule, Wahl Ausbildung/Studium und natürlich jetzt Fremdsprachenwahl am Gymnasium. Es gibt definitiv Gymnasiasten, denen ich eher Latein als eine moderne Fremdsprache empfehle. Wer sich in Englisch schon schwer tut, wird in Französisch bzw. Spanisch zu 95% eher nicht ganz plötzlich aufblühen. Womöglich hat derjenige, vor allem mit einem Hang zum analytischen Denken, aber ein Händchen beim Erlernen einer alten Sprache - solche Kinder gibt es und es ist auch gut, dass es sie gibt.

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