CDL : An sich hast du Recht. Ich weiß von ein paar Bekannten, dass inzwischen in einigen Unternehmen eine Duz-Kultur etabliert ist, was es dann für Einzelne schwierig macht, sich dem Gruppendruck zu widersetzen. Vor allem, wenn man sich aufgrund der äußeren Rahmenbedingungen nicht aus dem Weg gehen kann und zur Kommunikation verpflichtet ist.
Auch im Freizeitbereich (Vereine o.ä.) habe ich selbst schon erlebt, dass manche Menschen erst einmal etwas irritiert reagieren, wenn man sie siezt. Nicht jeden Menschen möchte man direkt bei ersten Begegnung emotional so nah an sich heranlassen, vor allem wenn sich diese Personen bereits bei der Kontaktaufnahme übergriffig oder sonst wie unangenehm zeigt.
Hinzukommt, dass sich ein einmal angebotenes oder angenommenes "Du" schlecht zurücknehmen lässt.
Das sprachliche Distanzieren gelingt meiner Meinung nach am ehesten bei Fällen, bei denen es gesellschaftlich akzeptiert ist, ein Verhältnis bewusst auf Abstand halten zu können, z.B. bei (unliebsamen) Nachbarn, im medizinischen Kontext oder im Supermarkt an der Kasse. Ausnahme: Man kennt diese Personen seit Kindesalter. Bei diesen Personen hatte ich es bis auf einen Fall so, dass ich weiter geduzt wurde, und ich vermute auch, dass sie einen auch weit ins Erwachsenenalter nur bedingt als Erwachsenen, sondern immer noch so ein bisschen als "den Jungen/das Mädchen/das Kind von damals" sehen.