Beiträge von Gymshark

    Du hast gerade etwas sehr Interessantes geschrieben. Die gesamte Unterrichtsstunde sei eine Prüfung.

    Bedeutet aber wiederum: Wenn der Schüler (m/w/d) nur für einen Bruchteil der Prüfung stört, kann ich ihm nicht für die gesamte Prüfung eine 6 geben. Analog: Bearbeitet er eine Aufgabe in einer Klausur falsch oder gar nicht, wird nicht direkt die ganze Klausur mit 0 Punkten bewertet.

    Das soll kein Freifahrtschein zum Stören sein, aber wenn wir dad Ganze konsequent machen, muss die Bewertung auch irgendwo für den Schüler transparent sein.

    Sind wir mal ehrlich: Wenn in Klasse 12 (!) solche Schnitte zustandekommen, wurde bei einem Großteil der Schüler (m/w/d) wirklich jahrelang ein Auge zugedrückt. Dann ist jetzt der letzte Zeitpunkt, einzugreifen, bevor es wirklich zu spät ist. Ich muss an der Stelle immer an die Ausführlichen von plattylus denken, dass ein falsch vergebener Abschluss im berufsbildenden Bereich Leben gefährden kann. Bei uns ist es zwar nicht ganz so extrem, aber die Auswirkungen sind so schon groß genug.

    Und noch einmal: Es geht nicht darum, strenge Noten zu geben oder jemandem einen reinzuwürgen. Es geht um realistische Leistungsbewertung - dafür werden wir letzten Endes bezahlt!

    Ich finde diese Regelung extrem unnötig, besonders vor dem Hintergrund, dass es mittlerweile politisch gewollt ist, dass die Oberstufen überflutet werden, damit möglichst viele das Abitur machen - was ja prinzipiell eine schöne Idee ist, ist halt nur schlecht, wenn es nicht funktioniert.

    Wie kommst du denn darauf?

    Momentan ist eine unserer Hauptaufgaben in der Sek II, durch realistische (!) Notengebung einen Gegentrend zu den Entwicklungen der Vergangenheit zu schaffen, sodass der Anteil an Absolventen der Hochschulreife wieder ein Niveau erreicht, bei dem sich sagen lässt, dass die durch das Zeugnis attestierten Kompetenzen auch tatsächlich beherrscht werden.

    Der übliche Hinweis an der Stelle: Ja, man kann auch mit wenig gesuchten Fächerkombinationen unterkommen, es ist aber an mehr Voraussetzungen geknüpft: Je nach Bundesland Flexibilität bezüglich Einsatz in anderen Schulformen, fachfremdes Unterrichten, Standortflexibilität inklusive Standorte mit sozialschwierigem Einzugsgebiet.

    Der Mathe/Physik-Lehrer hat da im Zweifelsfall den Luxus, einen den eigenen Vorstellungen passgenaueren Einsatz wählen zu können.

    Wenn du damit später (also auch mit 40, 50 oder 60 Jahren) leben kannst, kannst du auch eine Nebenfachkombi studieren.

    Und wir haben damals als Schüler schon dafür gekämpft, dass Mathematik und Physik LK nicht im gleichen Band liegen sondern auf beide LK-Bänder verteilt waren, so dass man die Kombination wählen konnte. Im gleichen Band hätte bedeutet, dass die beiden Kurse gleichzeitig stattgefunden hätten, was damals wohl erst angedacht war.

    Die Stundenorganisation in der Qualifikationsphase ist aufgrund der diversen Leistungskurskombinationen mitunter die schwierigste über alle Jahrgänge hinweg. Wir versuchen möglichst viele Kombinationen zu ermöglichen, was aber gleichzeitig wieder bedeutet, dass auch möglichst viele Bänder aufgemacht werden müssen, um zu verhindern, dass bei einer genehmigten Kombination von zwei Kursen einzelne Stunden parallel liegen.

    Ich denke, ein Problem in der Unterhaltung ist hier: Wann erfolgt konkret eine Leistungserhebung? In schriftlichen Prüfungen und Präsentationsprüfungen sind Anfang und Ende ziemlich eindeutig definiert, bei einer mündlichen Abfrage auch, aber wie verhält es sich mit Frontalunterricht, Stillarbeit oder Gruppenarbeit? Sind dies Sozialformen, in denen von der ersten Sekunde an Leistung erhoben wird? Gibt es zwischendurch Phasen, in denen keine Prüfungsbedingungen bestehen und die Schüler ohne Leistungsdruck "ausprobieren" dürfen? Werden die entsprechenden Anforderungen auch immer transparent kommuniziert?

    Wenn wirklich die gesamte Unterrichtsstunde eine durchgehende Prüfung darstellt, dann gilt dasselbe wie wenn in einer schriftlichen Klassenarbeit oder einer Präsentationsprüfung das Handy genutzt wird.

    Ich würde behaupten, dass inzwischen die wichtigste Frage in Sachen Erziehung von Schülern "Was mache ich, wenn der/die Schüler/in sich einer Maßnahme als Reaktion auf Fehlverhalten verweigert?" ist.

    Diese Situationen sind super unangenehm, aber die Herausforderung ist, diesen Kampf auf jeden Fall am Ende zu gewinnen, um zu vermeiden, dass der/die Schüler/in (oder im schlechtesten Fall die komplette Klasse, wenn sie sich hieran orientieren) einem sonst endgültig entgleitet. Oft muss in diesen Situationen binnen weniger Sekunden entschieden werden, und das natürlich nachhaltig und zugleich (schul-)rechtssicher.

    Ich verstehe zwar Firelillys Einwand, muss aber zustimmen, dass ich diese Aufgabe(n) nicht beim Hausmeister oder der Sekretärin sehe. Der Hausmeister übernimmt die technische Instandhaltung der Schule, die Sekretärin verwaltet im weitesten Sinne Daten. Pädagogisches Handeln muss durch pädagogisch geschultes Personal erfolgen und da sehe ich vor allem ( je nachdem wie die jeweilige Schule ausgestattet ist) Schulsozialarbeit/Erzieher/sozialpädaogische Fachkräfte am Zuge, um sich um die "hartnäckigen Fälle" zu kümmern, sodass sich die Lehrkraft auf das Kerngeschäft, das Unterrichten, konzentrieren kann.

    Von der Sprachlogik her wird zwischen zwei Personenarten unterschieden. Es gibt die real existierende Person, bei der in der Regel zumindest Name, Aussehen oder Stimme bekannt sind. Beispiel: "Ich habe morgen einen Termin bei Fr. Dr. Müller.".

    Und dann gibt es die verallgemeinerte Person, die man nur über eine Eigenschaft definiert. Beispiel: "Ich gehe zum Arzt.".

    Das Zitat mit den Zweigen von Kieselsteinchen ist ein Beispiel für den zweiten Fall.

    Hier eine aktuelle Studie zur Position Jugendlicher gegenüber Gendervarianten der deutschen Sprache.

    Zu meiner Überraschung gaben satte 35% der Jugendlichen an, ihnen sei dieses Thema "egal". Ich hätte diesen Anteil intuitiv deutlich niedriger eingeschätzt, da ich davon ausging, dass aufgrund der Kontroverse dieses Themas fast jeder eine Meinung hierzu hätte, sei es befürwortend oder ablehnend.

    Ganz unabhängig von modern oder klassisch: Fremdsprachenkompetenz bedeutet auch immer Selbstständigkeit und Macht, da man weniger davon abhängig ist, dass "der Übersetzer schon weiß, was er tut". Entgegen landläufiger Meinung gibt es auch oft gar nicht die Übersetzung, sondern es ist eine Interpretation des Originaltextes, was ja auch von dir im letzten Beitrag angedeutet wurde, Antimon. Darauf zielt (aus der Lateinerecke) auch der Hinweis auf die Bedeutsamkeit der lateinischen Originalquellen.

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