Ich verstehe beide Positionen, daher versuche ich mich mal an einem Kompromiss, einer Zwischenlösung.
FrozenYogurt hat natürlich Recht, dass es am sinnvollsten ist, wenn bei Übergängen im Bildungssystem verlässlich an zuvor vereinbarten Zwischenständen aufgebaut werden kann. Das gilt natürlich nicht nur bei Übergängen zwischen den großen Stationen Elementarbereich - Grundschule - Sek I - Sek II/Tertiärbereich , sondern auch zwischendurch im Fall von Lehrerwechseln.
Deutschland hat zuletzt in internationalen Vergleichsstudien eine schwache Leistung gezeigt, weswegen wir zwecks Wettbewerbsfähigkeit schauen müssen, dass mehr Schüler (m/w/d) auch tatsächlich die curricular vorgesehenen Kompetenzen erwerben. Denn, wenn sie das täten, wären sie schon gut aufgestellt. Da steht schon viel Sinnvolles drin - auch in Haupt- und Förderschule.
Gleichzeitig lese ich bei kleiner gruener froschheraus, dass er direkt aus dem Grundschulalltag heraus schreibt. Ich habe mir die Curricula aus der Primarstufe, die ja für jeden frei zugänglich sind, mal genauer angeschaut. Die sind schon knackig gefüllt. Das lässt sich sicher alles schaffen, wenn die Kinder die Grundvoraussetzungen mitnehmen, sprich die deutsche Sprache können, normal sozialisiert sind, altersgerechtes Alltags- und Weltwissen haben und neues Wissen recht schnell verarbeiten können. Aber was, wenn das nicht der Fall ist? Man könnte dann zwar über Eltern, die Politik oder die Kitakollegen (m/w/d) schimpfen, aber es stimmt schon, das Kind ist halt trotzdem da und muss unterrichtet werden.
Das Curriculum Mathematik (BW) sieht für Klasse 1/2 folgende Teilbereiche vor:
- Zahldarstellungen und -beziehungen verstehen
- Rechenoperationen verstehen und beherrschen
- in Kontexten rechnen
- sich im Raum orientieren
- einfache geometrische Figuren erkennen und benennen
- einfache geometrische Abbildungen erkennen und benennen
- Flächen legen und auslegen
- Größenvorstellungen anbahnen und entwickeln
- mit Größen in Sachsituationen umgehen
- aus einfachen Situationen Daten erfassen und darstellen
- einfache Zufallsexperimente durchführen
Jeder dieser Teilbereiche besteht aus mehreren Unterpunkten. Da wird klar: Es ist nicht vorgesehen, dass ein Kind mehrere Wochen braucht, weil es den Zehnerübergang einfach nicht versteht. Das Thema muss irgendwie schnell abgehakt werden, weil es ja weitergehen muss. Mit Rechenstrategien. Mit Größen und Textaufgaben. Und Stochastik und Geometrie dürfen auch nicht vergessen werden.
Und wenn etwas Richtung Klasse 3/4 geschoben wird, schafft man vielleicht da die vorgesehenen Inhalte nicht.
Wenn man dann noch eine Klasse erwischt, in der diverse Chaoten sitzen, muss nach einer turbulenten Pause vielleicht erst einmal Konfliktmanagement betrieben werden, weil man nicht jedes außerfachliche Problem einfach outsourcen kann, und sei die Einführung der Division auch noch so wichtig.