In NDS fliegt die [schriftliche] Division aus dem Mathe Curriculum

  • Zauberwald : Je später im Leben die Migration erfolgt, desto schwerer ist es, sich auf Sprache, Kultur und gesellschaftliche Normen des Ziellandes vollends einzulassen. Das ist an der Stelle auch nicht wertend gemeint, sondern liegt an unserer menschlichen Sozialisierung und Entwicklung. Je älter ein Mensch wird, desto niedriger fällt die Fähigkeit und die Bereitschaft aus, neue Dinge zu lernen.

    Dazu gibt es einige alltagsnahe Beispiele, bei denen wir uns mit 40 oder 60 Jahren einfach schwerer tun als im Kinder- oder Jugendalter, z.B. das Erlernen einer Sprache oder eines Instruments. Dass es Einzelnen dennoch gelingt, ist erfreulich, bestätigt als Ausnahme aber eher die Regel. Also ja: Gut möglich, dass du als zukünftige Pensionärin noch einmal den Neustart woanders wagst und merkst, dass es genau das Richtige für dich ist. Ich kenne dich dafür zu wenig, um diesbezüglich eine auf dich abgestimmte Diagnose abgeben zu können.

  • Was messen die Studien denn?

    Dass Kinder im ersten Jahr nach ihrer Flucht schlechte Leistungen zeigen? Kunststück!

    Wie viele "Ausnahmen" gibt es wohl?

    In dem Fall meines Elterngesprächs: Ich weiß nicht, ob ich es "sozialer Aufstieg" nennen würde. Der heutige Vater hat hier Möglichkeiten bekommen und genutzt, die er im Herkunftsland nicht gehabt hätte, stattdessen Verfolgung und Bedrohung.

    Mit diesem Blick sollte man alle betrachten, die in Deutschland leben, gleich welche Hürden sich in den Weg stellen. Es braucht Begleitung, Unterstützung und Hilfe, statt die Erwartungshaltung zu leben, dass nach der Grundschule ohnehin nichts mehr möglich sei. DAS ist nämlich Teil der Ungerechtigkeit.

  • Beispiel Schulbegleitung: Familie kommt aus Syrien, Flucht. Der Vater arbeitet (was, weiß ich nicht), die Mutter arbeitet Vollzeit als Schulbegleitung, die 3 Söhne gehen auf die Realschule (1) und Gymnasium (2), alle 3 spielen erfolgreich Fußball. Die Mutter spricht schlechtes, sehr schlechtes Deutsch, dennoch...

  • Danke für das Beispiel. Zu Beginn der Migrationswelle ab 2015 war sicher die Hoffnung, dass es viele solcher Beispiele geben würde. 10 Jahre später wissen wir auf Basis sowohl der Arbeitslosenquoten nach Nationalität als auch Bildungsstudien wie dem Bildungsmonitor, dass es Ausnahmen bleiben. Schöne Ausnahmen, aber Ausnahmen.

    Viele syrische Familien mit Wohnsitz in Deutschland stehen auch vor der Grundsatzfrage, wie sie ihre Zukunft gestalten sollen, da einerseits das Assad-Regime gefallen ist und sich andererseits Herr Dobrindt dafür einsetzt, dass in absehbarer Zeit auch wieder Rückführungen nach Afghanistan und Syrien durchgeführt werden sollen, Stichwort Wiederaufbau.

  • Einen Mathe Vorkurs (für Physik-, Informatik- und Mathestudenten) gab es schon, als ich vor mittlerweile 20+ Jahren angefangen habe, zu studieren. Ich habe sogar die Unterlagen noch. Inhaltlich hat sich da wenig geändert. Vielleicht nehmen an den Vorkursen jetzt mehr Studienanfänger teil, als damals, aber das ist ja in Ordnung. Solange der Wille da ist, Stoff zügig nachzuarbeiten, passt das doch.

    Den Vorkurs gibt es immer noch, der ist freiwillig. Das Mathematische Propädeutikum sind z.B. in Essen verpflichtende 6SWS. Und da werden Dinge wie Pythagoras, Bruchterme und Trigonometrie behandelt, das ist SI Wissen...

    Man kann nicht immer mehr die Anforderungen senken und hoffen, dass man an der Leistungsspitze bleibt. Und wir brauchen die Spitze, keine "bessere Mitte". Die Mitte braucht nur wieder die Grundlagen die sie nicht mehr hat.. Aber sie kann bestimmt toll präsentieren und sowas

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ich bin ehrlich: Bei einer Migration nach Klasse 4 bin ich der Meinung, dass es kaum noch möglich ist, Bildungsungerechtigkeit auszugleichen, wenn die Kinder und Jugendlichen nicht bereits aus einem sehr bildungsnahen Elternhaus kommen. Bis zum Alter von 10 Jahren haben Kinder ihre Hauptprägungszeit, weswegen viele Bürger (m/w/d) mit Migrationshintergrund, die zu einem späteren Zeitpunkt migrieren, so zumindest meine Erfahrung, in vielen Fällen ihr Leben lang einen erkennbaren Akzent behalten.

    Wir haben Klassen für solche Kinder. Der Cut-off liegt so bei ca. 12 Jahren, also Klasse 6/7. Kinder, die bis dahin ins deutsche Schulsystem wechseln, bekommen wir quasi immer in eine normale Regelschullaufbahn mit guten Abschlüssen. Sind die Kinder älter, dann hängt es extrem stark von der Bildungsnähe und der bisherigen Schulbildung ab. Das ist aber auch kein Wunder, weil dann die Zeit, die sie an unserer Schule sind, deutlich kürzer ist. Da muss dann die Förderung am BK weitergehen.

    Mit dem Akzent hat das nichts zu tun. Die Lautbildung und damit auch der Akzent wird in der frühen Kindheit gelernt.

  • Ich hab jetzt mal so eine Statistik von der Bundesag. Arbeit angeschaut, am Handy etwas mühsam.

    Es sind wohl mehr Menschen mit Migrationshintergrund arbeitslos gemeldet als ohne.

    Nun aber daraus zu schließen, dass eine Migration ü11 keinen Sinn mehr macht ist genau kurzsichtig wie zu sagen, da die meisten Männer Gewalttaten verüben, wäre es gut, alle Männer jedweder Nationalität, auch deutsch/Herkunft abzuschieben.

  • Den Vorkurs gibt es immer noch, der ist freiwillig. Das Mathematische Propädeutikum sind z.B. in Essen verpflichtende 6SWS. Und da werden Dinge wie Pythagoras, Bruchterme und Trigonometrie behandelt, das ist SI Wissen...

    Das ist tatsächlich verrückt. Sowas gibts hier nicht. Da gibt es einen Vorkurs, in dem es einen Schnelldurchlauf durch die Schulmathematik gibt und dann gehts los. Warum man ein mathematisches Propädeutikum mit 6 SWS in den Studienplan schreibt, erschließt sich mir nicht.

    An der Uni Duisburg-Essen finde ich gerade auf die Schnelle keine entsprechende Veranstaltung. Hast du dazu einen Link?

  • Ich habe das auch nur über unsere Praktikanten mitbekommen. In der aktuellen Prüfungsordnung (seit diesem WS gültig) gibt es das aber anscheinend nicht mehr.

    Das scheint inhaltlich aber mehr zu sein, als nur die Wiederholung des mathematischen Schulstoffs. Sie scheinen damit die Lücke zwischen Mathematik in der Schule und Mathematik in der Uni etwas auffangen zu wollen?

    Immerhin sind die Abbruchquoten schon seit Jahrzehnten stabil bei 50 %. Viellicht wollten sie das mit diesen Kursen etwas auffangen?

  • Vollständige Induktion war früher noch ein LK Thema, ist dann aber rausgeflogen als die "Kompetenzen" wichtiger wurden und der Anwendungskontext. Beweise wurden früher auch deutlich häufiger gemacht, auch streng mathematische Beweise und nicht nur anschauliche, aber ja, da steht im Modulhandbuch noch ein bisschen mehr, ich hab nur einmal das Skript gesehen und da waren zum Beispiel verschiedene Beweise für Pythagoras Thema und auch der Umgang mit Bruchgleichungen, nix davon könnte man fähigen Schülern am Gymnasium nicht auch zumuten, aber man macht es nicht mehr, weil man dann am unteren Ende des Leistungsspektrums massiv sieben würde. Stattdessen sollten Klausuren in der Q1 auf 90 Minuten begrenzt werden, was soll da denn inhaltlich noch geleistet werden? Das ist wohl kaum als Entlastungsmaßnahme für die Kollegen gedacht, sondern soll die Abiturientenquote heben. So lange Texte lesen, das schaffen das ist doch überfordernd und bald kann das alles die KI, lieber ein paar mehr "Kompetenzen" im Bereich KI Nutzung...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • "Kompetenzen" > Wissen, das ist seit der orchestrierten PISA-Studie um die Jahrtausendwende klar. Die Wirtschaft braucht neues Kanonenfutter, dass nicht denkt, sondern "kompetent" ist. Worin auch immer.

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