Beiträge von Antimon

    BTW: Einem studierten Chemiker wäre sowas sicher nie passiert

    Ist mir auch noch nie passiert. Und ich will gar nicht wissen, welche Mengen an Natrium du da versenkt hast, dass sich der Wasserstoff überhaupt entzündet. Das tut er nämlich bei adäquaten Mengen an Natrium gar nicht, wenn man kein Filterpapier unterlegt. Läuft unter "grob fahrlässig". Aber du bist schon ein ganz Schlauer. Sicher hast du auch irgendwo noch einen ollen Sieblöffel in der Schublade, ne? Ich drücke deinen Schülerinnen und Schüler die Daumen, dass dir einfach nie was passiert, was zu einer Strafanzeige führt.

    Wir verwenden kein Buch. Dorn Bader finde ich OK, leider hat es aber fehlerhafte Aufgabenstellungen und auch Lösungen. Da lohnt sich dann eben schon der Aufwand, einmal alles selbst zu schreiben. Nach dem ersten Durchlauf aktualisiert man ja nur noch. Wir hatten eine Zeitlang mal noch ein Aufgabenbuch "Physik anwenden und verstehen", ich wüsste aber gar nicht, ob das in Deutschland überhaupt zu kaufen ist.

    Bei "unverständlich geschrieben und wenig ansprechend" tippe ich auf den Metzler. Ich hab ihn daheim, brauche ihn aber kaum zur Vorbereitung. Ist mir zu aufgeblasen, dafür, dass dann eben doch nicht wirklich erklärt wird. Hauptsache Formeln gefleddert. Die Texte finde ich beim Dorn Bader dann eben schon recht umgänglich.

    Die waren wirklich nicht mehr zu retten. (Immerhin gestand er, dass ihm das auch schon passiert sei (diese nicht gesicherte "Autobatterie" war wirklich brandgefährlich

    Das liegt jetzt aber nicht an fachfremden Unterricht. Wenn man irgendwo neu Laborarbeit übernimmt, fragt man einfach nach, was man bei der jeweiligen Installation beachten muss. Du kannst nicht alles "sehen", schon gar nicht bei Elektroinstallationen in alten Schulhäusern. Habe ich mir auch einmal alles zeigen lassen. Das ist aber kein "Händchenhalten" bei Versuchen, was wir eben mit unseren Schmalspurbiologen leider erlebt haben. Da geht es um sowas wie 5 min "kannst du mir schnell erklären, was es bei diesem Trafo zu beachten gibt". Mit der Mittelstufe ein paar Stromkreise zusammenstecken ist jetzt wirklich kein grosses Drama. Es geht auch mit ner Batterie, wenn einem die fixe Installation nicht geheuer ist. Die grössten Böcke hat bei uns im Schulhaus bisher übrigens ein studierter Chemiker geschossen.

    Irgendwie was mit "Naturwissenschaften und Technik" würde ich mir in der Unter- und Mittelstufe allemal zutrauen. Für Informatik mit Anfängern reicht's auch jetzt schon. Mein Problem wäre einfach, dass ich auf Bio wirklich keine Lust habe. Ich habe aber an der Berufsschule auch Ökologie irgendwie unter die Leute bekommen.

    Das mag heute so sein, früher war es nicht so

    Ich habe fürs Abi 1999 schon eine Facharbeit geschrieben. Irgendwann ist "früher" mal so früher, dass es echt nicht mehr relevant ist. Als Lehrperson betreue ich auch seit 11 Jahren schon Maturarbeiten und Projektarbeiten.

    Ich hatte an der Uni nicht ein einziges Seminar zur "Einführung" in irgendetwas. Es wurde einfach erwartet, dass man sich selber sein Zeug zurecht wurschtelt. Was ich jetzt an der Uni übrigens nicht viel anders erlebe. Und es ist immer noch so, die einen machen halt voran, die anderen nicht. Auch strukturell hat sich nicht wahnsinnig viel geändert. Ausser, dass man alles online erledigt, was sehr praktisch ist. Die Dozenten sind netter. Aber vielleicht waren die früher auch nur in Heidelberg doof :)

    Ich glaube, dass wir unsere Jugendlichen grundsätzlich sehr gut vorbereiten auf das, was sie an der Uni können müssen. Hin und wieder unterhalte ich mich mit den jungen Leuten, denen geht es eigentlich ganz gut. Sie lernen schnell, wo und wie man an relevante Informationen kommt. Tatsächlich ist das viel einfacher als früher, es gibt ja WhatsApp und Discord. Aber man hat auch früher als MINT-Student eigentlich immer sehr genau gewusst, wann man was zu tun hat. Die Studiengänge sind immer schon sehr streng durchstrukturiert, das hat mit dem Systemwechsel eigentlich gar nichts zu tun. Zumal der nun auch schon vor gefühlt 100 Jahren war.

    Ich habe immer schon den Eindruck, dass Jugendliche in der Schweiz per se diskussionsfreudiger sind. Ohne ein kollektives "ja aber..." bin ich noch nirgendwo angekommen. Scheiss direkte Demokratie ^^

    Im Ernst... Wir diskutieren wirklich ziemlich viel über alles Mögliche. Und ich bin auch meistens ziemlich nett. Wenn dann das eine "ja aber..." zu viel kommt, bricht die Hölle über die Schafe herein. Die meisten kapieren es von selbst, wie weit sie gehen können.

    Wer studiert hat, weiß um das System, wer neu an die Uni kommt, wird das lernen müssen, wer es schon mal gemacht hat, weiß in der Regel, was vorteilhaft ist

    Man erlässt mir nicht einen einzigen CP, nur weil ich vor 20 Jahren schon mal studiert habe. Natürlich habe ich heute eine ganz andere Sicht auf die Dinge als im ersten Leben. Ich weiss ziemlich genau, wofür ich gerade studiere, das ist wohl der wesentliche Unterschied. Und ich bin erheblich organisierter, weil ich das sein *muss*. Ich sehe jetzt aber nicht, dass mich das im Fach schlauer macht als einen 20jährigen. Ich verstehe also nicht, was du damit meinst, dass irgendwelche Lehrinhalte an der Uni der Allgemeinbildung zuzuordnen sind. Fachwissenschaftliche Arbeiten sehen in den Geisteswissenschaften z. B. anders aus als in den Naturwissenschaften. Man lernt entweder das eine oder das andere. Die grundsätzliche Gliederung einer solchen Arbeit, inkl Quellenstudium hat man an der Schule schon mal gelernt. Das war der Teil mit der "Allgemeinen Hochschulreife".


    Wer eine Fremdsprache studiert hat und die Didaktik beherrscht, wird die Didaktik in weiten Teilen auf die nächste Fremdsprache übertragen können

    Auch dieser Aspekt nützt mir genau nichts für die Fachinhalte der Informatik, die mir nun mal fehlen. Dass ich in der Didaktik erheblich besser bin als ein 20jähriger Studienanfänger liegt an 11 Jahren Berufserfahrung. Die 17 CP für Informatik muss ich halt trotzdem noch mal absitzen. Irgendwas werde ich da auch noch lernen, ich bin mal optimistisch.

    BTW: Falls du ihn noch nicht kennst:
    Der "Dunkle Lord der Mathematik" - Christian Spannagel (seines Zeichens Professor für Mathematik an der PH Heidelberg) - führt dich gerne mit seinen Youtube-Kursen in die Vorlesungs- und Anspruchswelt der Mathematik an PHen ein

    Soweit waren wir schon mal. Das ist ungefähr das Niveau der Diskreten Mathe für Informatiker, die ich dieses Semester belegt habe. Das ist die mit Abstand einfachste Mathevorlesung, die man im Bereich MINT überhaupt haben kann. Dein Problem ist wirklich, dass du dich und dein Wissen massloss überschätzt.

    Gibt's bei euch denn auch das Problem, dass ältere Kollegen machen, was sie wollen? Oder ist da auch noch eine gewisse Handhabe?

    Die ist da, ja. Leute, die mal unbefristet angestellt sind wieder loswerden, ist schwierig. Aber man kann es ihnen ausgesprochen ungemütlich machen. Mir sind zwei Kollegen bekannt, die abgemahnt wurden und sich für ein Coaching verpflichten mussten.

    Das kann ich für NRW aus meiner Erfahrung heraus so nicht bestätigen. Hier gibt es immer wieder Kandidaten, die entweder das Referendariat nicht bestehen, oder auch die OBAS nicht. Auch bei der pädagogischen Einführung gibt es Kandidaten die die Arena verlassen müssen.

    Es geht nicht um Leute, die in der Ausbildung rausgeschossen werden sondern um Leute mit abgeschlossenem Lehrdiplom.

    Die Leute sind eben schon umfassend vorbereitet aufs Lehrerdasein, das ist jemand mit Diplom alleine einfach nicht

    Ich finde es ehrlich gesagt etwas ermüdend das immer wieder erklären zu müssen: Jeder von uns hat *nach* dem Fachstudium *zusätzlich* eine fachdidaktisch-pädagogische Ausbildung gemacht, inkl Berufspraxis. Ich habe eben sogar in der Fachdidaktik mehr CP als der Kollege aus Deutschland.

    Was haben die betreffenden Personen denn studiert? Der Unterschied zu Deutschland ist halt, dass man bei uns Fächer studiert, dort auch schon Fachdidaktik hat UND das Ref absolviert. Die Leute sind eben schon umfassend vorbereitet aufs Lehrerdasein, das ist jemand mit Diplom alleine einfach nicht. Oder haben die Bewerberinnen und Bewerber gar nicht studiert und es obliegt alleine der Schulleitung, die Unterrichtsqualität für jedes Fach zu beurteilen? Wäre ja auch schräg.

    Die Leute haben in der Summe mehr CP als jemand, der in Deutschland das gleiche Fach auf Lehramt studiert. Wir haben jetzt wirklich den direkten Vergleich in der Fachschaft. Was es wahrscheinlich noch kritischer macht, ist, dass die Kombination mit Sport einfach null Synergien hergibt. Wer in Deutschland Bio und Chemie oder Physik und Chemie auf Lehramt studiert, hat in der Summe wahrscheinlich mehr Laborpraxis und die Masterarbeit auf jeden Fall in einem der beiden Fächer gemacht.

    Ich bin übrigens absolut der Meinung, man kann sich mit einem deutschen Lehramtsstudium den Rest dann irgendwie zusammenkramen.Bei unserem "Exemplar" ist insbesondere mangelnde Einsicht das Problem.

    Wie kommt das denn überhaupt raus? Ernste Frage.

    Bei uns werden alle im 1. Jahr befristet angestellt. Dann sitzt ein Mentor mit im Unterricht, die SL kommt zu Besuch und am Ende die Probelektion für die Festanstellung. Tatsächlich beschweren sich zwischendurch auch Jugendliche. Die mögen es gar nicht, wenn sie merken, dass nichts läuft. Zumindest unsere kann man auch nicht mit einfachen Prüfungen und guten Noten bestechen.

    Wir haben 3 der erwähnten Schmalspurbiologen wieder rausgeschmissen und auf Ende Schuljahr geht jemand mit Chemie und Biologie. Weil es fachlich nicht reicht. Ganz echt. Ist auch Leuten mit Französisch und Spanisch schon passiert. Ich glaube, ihr überschätzt das ganz gewaltig bis zu welchem Niveau man sich selbständig "einarbeiten" kann. Es hat einen Grund, dass ich an der Uni studieren muss um Informatik irgendwann unterrichten zu dürfen. Sich selber ein bisschen Programmieren beibringen und mal ein Buch lesen langt nicht. Zumal wir tatsächlich auch die eidgenössischen Anerkennung verlieren würden, wenn zu viele Lehrpersonen ohne adäquate Ausbildung fachfremd eingesetzt sind. Das habe ich auch erst kürzlich gelernt, dass das regelmässig überprüft werden muss.

    Klar geht es um Tiere und Pflanzen. Nennt sich Evolutionsbiologie. Bei uns unterrichtet ein habilitierter Pflanzenphysiologe. Ich habe noch nie jemanden mit einer derartigen Begeisterung über die Vermehrung von Mosen referieren hören.

    Ist das gerade Satire? Das reichste Land Europas steht zuunterst auf der Liste. Ich glaube gerne, dass die Vermögensunterschiede in Rumänien kleiner sind als in der Schweiz. In Rumänien haben halt alle gleich wenig während in der Schweiz die Verkaufskraft bei der Migros mit 56k Jahresbrutto nach Hause geht. Ehrlich... Wandert doch nach Rumänien aus, da könnt ihr ganze Strassenzüge mit Häusern zubauen.

    Naja, auch "die Rumänien" ist eine völlig unnütze Kategorisierung, die man gut weglassen könnte. "Die Person" wäre wohl besser gewählt gewesen.

    Ich stelle für weitere Empörungsanfälle gerne meine verstorbene Mutter zur Verfügung.

    Im Ernst... Was ist an "die Rumänin" bitte verwerflich, wenn's mit hoher Wahrscheinlichkeit doch genau so ist. Unsere Putzfrau ist Schweizerin, davor hatten wir drei Migrantinnen. Frankreich, Italien, Serbien. Es sind doch die gleichen Leute, die hier alle Ritt lang über Migranten abkotzen, die die Rumänin dann eben schwarz daheim putzen lassen.

    Mein Vater hat übrigens auch bei Mercedes gearbeitet. Als gelernter Lackierer und später als Verkäufer. Meine Brüder sind gelernter Automechaniker und Schlosser. Niemand hat da irgendwelche Betriebe übernommen, was wohl auf > 90 % aller Berufslernenden zutrifft. Ich habe nur 10 Jahre gebraucht um meinen Bruder im Vermögen deutlich zu überholen. Und dabei hat der sich noch die Mühe mit Aktien gemacht und einmal "gut" geheiratet. Natürlich hat sich's gelohnt zu studieren.

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