Beiträge von Antimon

    What?! Das finde ich doch reichlich dekadent. Wenn ich heute hinschmeisse, nach Portugal auswandere und nur noch meditiere, werde ich bis zu meinem Lebensende ohne einen weiteren Finger krumm zu machen ausgesprochen glücklich sein. Mir ist erst kürzlich klar geworden, dass ich auch mit 60 % weiterarbeiten kann und immer noch jeden Sommer nach Peru fliege. Das ist eigentlich fast schon widerwärtig wenn ich an meine verstorbene Mutter denke.

    Eine meiner besten Zeiten im Leben hatte ich übrigens während 6 Monaten Forschungspraktikum bei der Roche in Penzberg. Als Diplomchemikerin ist man ja mehr oder weniger genötigt auch noch zu promovieren. Problem war damals, es gab in meiner Arbeitsgruppe kein passendes Projekt für mich. Also habe ich mit meinem Chef abgemacht, ich schreibe den Förderantrag selbst und bis darüber entschieden ist, muss ich zusehen, wie ich die Zeit anderweitig rumbekomme. Chef kannte damals einen Abteilungsleiter bei der Roche eben in Penzberg und so kam das. Ich konnte meine Wohnung in Heidelberg zwischenvermieten und bin mit meinem Velo und 2 Pappkartons voll Klamotten nach Penzberg umgezogen. Ihr glaubt ja nicht, was man alles *nicht* braucht zum Leben. Verdient habe ich irgendwas um die 700 € pro Monat, davon gingen 150 € für ein 10-qm-Zimmer auf einem Bauernhof im Nirgendwo ab und mit dem Rest bin ich wahlweise zu Fuss oder mit dem Velo durch die bayrischen Voralpen gegurkt. Ich werde heute noch sentimental, wenn ich daran denke.

    Portugal ist ein schönes Land und das mit dem Meditieren hat schon was. Aber für den Moment kann ich mir keinen besseren Ort auf diesem Planeten vorstellen als Basel und da kosten mich meine dekadenten 85 qm mit Aussicht auf Chrischona nun mal 2300 CHF pro Monat. Also doch 60 % weiter Jugendliche nerven und unverschämt viel Geld dafür bekommen, dass der Job einfach echt Spass macht. Meine Güte, was habe ich für ein schweres Leben.

    Du verstehst es nicht. Es geht darum, dass der Schichtbegriff irreführend ist. Wirklich reich ist wer massiv Immobilien, Firmenanteile, pralle Aktiendepots etc. besitzt und nicht arbeiten muss.

    Das ist echt kompletter Bullshit. Die meisten wirklich reichen Leute arbeiten und zwar nicht zu knapp. Ich empfehle dir mal, dir Geschichte des Roche-Clans reinzuziehen, wenn du wissen willst, wie man reich wird. Es gibt eine sehr eindrückliche SRF-Doku dazu:

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    Ex-CEO Severin Schwan hatte seine Kinder übrigens am Gymnasium Bäumlihof, die Tochter einer Arbeitskollegin war mit einem Schwan-Sohn zusammen in der Klasse. Eine Kollegin, die ich aus der Fachdidaktik kenne, hatte den in Mathe. Schwan selbst fuhr jeden Tag mit dem Velo in die Grenzacherstrasse. Bundesrat Beat Jahns hat seine jüngere Tochter am Gymnasium Leonhardt in der Stadt, die Frau eines Arbeitskollegen unterrichtet die junge Frau im Schwerpunktfach Musik. Jans hat annlässlich seiner Wahl am letzten Donnerstag auf dem Marktplatz mal eben Glühwein für die ganze Stadt springen lassen. Xherdan Shaqiri lässt sich regelmässig dazu herab mit Jugendlichen der Sekundarschule Pratteln Fröschmatt Fussball zu spielen. Weiss ich, weil das Schulhaus im Einzugsgebiet meiner Schule liegt. Das sind nur mal drei Beispiele für Leute, die einen Arsch voll Geld verdienen, dafür ganz sicher erheblich mehr arbeiten als du und ich und nebenher weitaus weniger arrogant daherkommen, als der ein oder andere Möchtegern in diesem Forum.

    Für meine eigene Definition bin ich bereits "reich". Ich arbeite das was mir Spass macht, ich leiste mir eine Reduktion auf 60 % Arbeitspensum und zahle Gebühren für ein Studium, das ich gar nicht machen müsste. Mir fällt überhaupt nichts ein, was ich haben wollte und mir nicht leisten könnte. Ich plane bereits den nächsten Sommerurlaub, Rucksack-Trekking in Peru. Es ist mir vollkommen egal, was das kosten wird. Will ich haben, werde ich haben. Über Fasnacht geht's nach Finnland. Ich weiss noch sehr genau, wie sich das anfühlt, wenn man gerne würde aber nicht kann. Die Zeiten sind längst vorbei. Mit einem Severin Schwan würde ich überhaupt nicht tauschen wollen. Der kann auch nicht mehr als ich, hat allerdings viel weniger Zeit dazu. Da muss man schon sehr viel Freude an dieser Art von Führungsarbeit haben um sich sowas anzutun. Ist nicht meins, da bin ich absolut nicht neidisch drauf.

    Facebook? Habe ich 2020 gelöscht, nachdem da irgendwie nur noch coronaverbitterte, Ü40jährige Verschwörungstheoretiker unterwegs waren. Bei meinen Jugendlichen habe ich den Eindruck, der Trend geht gerade dahin, einfach mal wieder real zu leben. Ein paar pflegen sicher recht intensiv ihren Account bei TikTok oder Insta, ich erwähnte glaube schon mal, dass ich aktuell einen echten "Social Media Star" unterrichte. Wenn ich aber so nachfrage, was denn in den Ferien passiert sei, höre ich erfreulich oft wieder was von Interrail oder mit dem Rucksack durchs Tessin. Aber gut, das ist natürlich meine Gym/FMS-Seifenblase, das mag an der Berufsschule oder am ZBA ganz anders aussehen.

    Alles richtig, aber das trifft doch jetzt eh jeden Arbeitnehmer.

    Ist das die Fortsetzung der Häuser-Diskussion? Ehrlich, wer sowas schreibt, hat wirklich keine Ahnung davon, wie wenig "wenig" ist. Du bekommst ganz sicher keine Grundsicherung sondern eine fette Beamtenpension.


    Na? Möchte noch jemand ein kleines Stück Rassismus zum Nachtisch?

    Das ist nicht rassistisch, das ist einfach nur asozial. Da bereichert sich jemand sehr offensichtlich auf Kosten von Leuten in finanzieller Not. Dabei spielt es keine Rolle, welche Nationalität die haben. Solche Kotzbrocken beschäftigen auch eine alleinerziehende Biodeutsche schwarz zum Putzen. :uebel:

    Meins du, dass eine Alleinerziehende mit *einem* Minijob 3 Personen, 1 Hund und 1 Katze durch den Monat bringt? 2 Sekunden nachgedacht und du müsstest selber wissen, was das bedeutet.

    Wer Leute schwarz arbeiten lässt scheisst auch auf den Arbeitsschutz. Jemand erwähnte bereits die von der Leiter gefallene Putzfrau. Ich könnte kotzen, wenn ich sowas lese. Manche bekommen einfach nur den Hals nicht voll. Absolut widerwärtig.

    Aber ich bin in dem Thema nicht tief genug drin, dass ich da konkrete Aussagen zu den Auswirkungen fehlender Steuereinnahmen durch Schwarzarbeit machen kann

    So tief muss man da nicht drin sein um das Problem zu erkennen: Wer schwarz arbeitet ist nicht sozialversichert. Das ist ne andere Nummer als auf einer freien Autobahn 20 km/h zu schnell zu fahren. Ich habe gesehen, was jahrelange Schwarzarbeit mit meiner Mutter gemacht hat. Am Ende keine Rente und Grundsicherung vom Staat. Leute, die Menschen in solchen Situationen schwarz arbeiten lassen um sich selbst zu bereichern finde ich absolut widerwärtig.

    Ob man nun ein Haus hat oder nicht, kann ja jeder für sich persönlich entscheiden ;)

    Dich meinte ich auch nicht. Die "Haus-Besessenheit" ist hier aber schon sehr ausgeprägt. Man ist wer im Leben, wenn man ein's hat. Na, dann wird aus mir nie was. Hier hat mir auch schon mal jemand vorgewinselt, er könnte sich den teuren Urlaub nach Galápagos aber nicht leisten. Das ist schon wirklich mehr als peinlich. Uns so grotesk, dass ich das seit nem halben Jahr live an der Schule erlebe. Vorher unterhielt man sich einfach interessiert über die Reise und nicht darüber, was die wohl gekostet hat.

    Was ist das nur mit dieser deutschen Häuser-Besessenheit ... Meine Güte. Ich kenne eine ganze Menge Personen, die auf einem Privatvermögen von gut und gerne 1 Million CHF sitzen (wahrscheinlich sind wir zu zweit nicht weit davon entfernt, ich müsste mal nachfragen). "Häuser haben" ist dafür in aller Regel kein Indikator. Man scheuert das Geld für teures Essen und Urlaub raus und nicht für provinziellen Kleingeist.

    Obere Mittelschicht bedeutet für mich z.B. ein 240qm EFH mit zweitem Grundstück als Garten in Innenstadtlage und Ferienwohnung im 22. Stock direkt an der Ostsee oder halt 2 Apotheken und 2 Häuser in ähnlicher Kubatur.

    :rofl:

    Alles klar. Ich verstehe allmählich, was unser deutscher Kollege hier ständig mit seinen Häusern will. Für "Normalsterbliche" existiert hier in Innenstadtlage überhaupt kein Privatbesitz mit Grundstück. Bei uns gegenüber stehen Wohnblöcke mit Eigentumswohnungen, immerhin mit 2 Kinderzimmern. Die werden dann vom Gruppenleiter bei der Novartis gekauft (einer ist mir original bekannt). Was du dir unter "oberer Mittelschicht" vorstellst, zählt in der Schweiz als "Roger Federer". Vielleicht einfach mal die Brille wieder grade rücken, ne?

    Du kannst das ja mal in verwertbare Biomasse umrechnen. Bei Carnivoren müsste sich der "Outup" doch vergasen lassen, nicht?

    Ohne private Altersabsicherung bist du hier am Arsch, da zahlt der Staat eben nur halb so viel wie in Deutschland. Das vergisst der Durschnittsbeamte beim Jammern eben gerne mal.

    Default ist 50k Jahresbrutto und kein Vermögen eingestellt, das ist "armutsgefährdet". So habe ich in Genf mal angefangen. ;)

    Das mutmasslich weltweite Alleinstellungsmerkmal der Schweiz ist ja gerade, dass der Arbeiter auf der Baustelle nebenan da schon deutlich drüber ist. Die unteren Einkommen sind sehr hoch, es ist nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung, der absolut jenseits verdient.

    PPS: So "unterbezahlt" wie hier manchmal getan wird, sind auch MINT-Kollegen an Schulen nun wirklich nicht. Spürbar höhere (Netto-)Gehälter sind auch in diesen Professionen eher selten in der Wirtschaft zu erreichen

    Fun fact: Im Tagesanzeiger gab es gestern einen Gehaltsrechner. Demnach verdienen überhaupt nur 15 % der arbeitenden Bevölkerung mehr als ein 100 % Sek II Lehrergehalt. Ich glaube nicht, dass das in Deutschland so viel anders rauskäme. Leider ist mein Gesamtvermögen zu klein, es langt nicht ganz für die obere Mittelschicht ^^

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