Beiträge von Antimon

    Mir erschließt sich dabei lediglich der Vorteil

    Lediglich?! Ich selbst arbeite fast ausschliesslich so. Wir hatten letzte Woche an der Uni die erste Probeklausur zum Programmieren. Es hat mich ziemlich erwischt, dass ich hätte ein Blatt Papier und einen Stift dabei haben sollen. Nein, habe ich nicht. Ich schreibe aufs Gerät und ich kann mit einem entsprechend grossen Display auch hervorragend drauf lesen. Für nächste Woche habe ich dann wohl nen Notizzettel dabei, im SafeExam Browser ist OneNote leider blockiert.

    Unsere Jugendlichen kommen mit dem Laptop sehr gut zurecht. Wir haben allerletzte Klassen, die noch Ausdrucke auf Papier bekommen und nur die wollen das überhaupt noch so haben. Alle anderen verzichten dankend aufs Papier.

    Ich finde, hier bist du zu spitzfindig, denn unser Gehirn funktioniert ja leider nicht so. Da läuft vermutlich eine andere Heuristik ab. Natürlich gibt es gebürtige Sachsen mit schwarzen Haaren, aber statistisch sind sie (insbesondere im Vergleich zu anderen Regionen) sehr selten. Sieht man also jemanden mit schwarzen Haaren, wählt unser Hirn die höhere Wahrscheinlichkeit aus.

    Nee, da halte ich mich für absolut nicht spitzfindig. Ich bin gemeinhin recht tolerant in solchen Dingen aber hier unterstelle ich eindeutig rassistische Motive, wenn man so pauschal davon ausgeht, jemand mit schwarzen Haaren könne kein Sachse sein. Da ist jetzt auch Statistik wirklich keine gute Begründung, wenn man nicht zugleich noch andere Merkmale betrachtet. Schwarze Haare vererben sich dominant. Wenn ich davon ausgehe, die könne es in Sachsen nicht geben, gehe ich davon aus, dass es da schon gar niemanden gibt, der die vererben könnte und dann gehe ich mehrere Generationen zurück, für die das nicht zutreffen kann. Das ist schon sehr eindeutig rassistisch gedacht. Deine weiteren Ausführungen bestätigen übrigens genau das, was ich schreibe, du beziehst dich nämlich auch auf mehrere Merkmale und nicht auf eins.

    Man erkennt einen gewissen Prozentsatz an Deutschen in der Schweiz übrigens tatsächlich recht zuverlässig anhand von äusseren Merkmalen. Wiederum nicht an einzelnen sondern aus einer Kombination an typischen Merkmalen und ja, da zählen auch Haarfarbe und Körpergrösse dazu. Wenn mir bei uns in der Region im Bus ein gross gewachsener Mensch mit blonden Haaren und eher runden Gesichtszügen gegenübersitzt, tippe ich auf einen gebürtigen Deutschen. Schlichtweg, weil diese Kombination (!) unter Schweizern seltener vorkommt und Deutsche die grösste Migrantengruppe in der Region sind. Man muss nur warten, bis die Person spricht, dann weiss man's ;)

    Edit: Es ist übrigens ein grosser Unterschied, ob man im Ausland für irgendeinen "falschen" Ausländer gehalten wird oder man in seiner Heimat für nicht-dazugehörig gehalten wird. Ob mich im Ausland jemand für eine Deutsche oder Schweizerin hält, ist mir völlig wurscht, ich bin eh beides. Es ist mir auch wurscht, wenn mich da jemand für eine Österreicherin hält, das kann man anhand des Akzents in der Sprache durchaus meinen.

    Keine Ahnung worauf du hinaus möchtest.

    Meine Frage ist sehr präzise gestellt: Wie kommst du zu der Annahme, jemand mit schwarzen Haaren könnte nicht aus Sachsen stammen? Diese Annahme ist evolutionsbiologisch gesehen schlichtweg falsch also kann sie nur rassistisch motiviert sein.

    Jeder normaldenkende Mensch pfeift darauf, wenn sein Herkunft falsch geraten wurde.

    Ich pfeife da absolut nicht drauf. Es nervt mich unwahrscheinlich, wenn ich gefragt werde, woher ich denn komme und die Antwort "aus Basel" dergestalt hinterfragt wird, dass das nicht sein könne, weil ich eindeutig keine Mundart spreche. Ich lebe hier seit 11 Jahren, ich bin unterdessen eingebürgert, natürlich ist Basel mein Bezugspunkt, wenn mich jemand fragt, woher ich komme. Wenn da jemand eine andere Antwort hören möchte, ist die Frage falsch gestellt. Dann müsste sie lauten: "Wo wurdest du geboren?" und dann wäre meine Antwort "In Oberbayern." Wenn die Frage so gestellt wird, wie genannt und meine Antwort darauf nicht genehm ist, dann unterstelle ich tatsächlich rassistische Motive.

    Ich bin ein einfacher Mann, ich seh jemanden mit schwarzen Haaren und denke mir, dass er vermutlich nicht aus Sachsen stammt.

    Wie kommst du denn zu dieser Schlussfolgerung? Gibt es irgendwelche speziellen Sachsen-Gene, die schwarze Haare ausschliessen? Biologisch betrachtet: Schwarze Haare und braune Augen werden dominant vererbt, das sind evolutionsbiologisch vorteilhafte Merkmale. Wie viele Generationen müssen sich denn deiner Meinung nach replizieren, bis man ein "richtiger" Sachse ist? Ich würde schon meinen, dass das rassistisches Gedankengut ist.

    Für meine Familie auch (deshalb der persönliche Kommentar).

    Dito. In Basel-Stadt haben die Grünliberalen etwas zulegen können, auf die hätte ich eigentlich gehofft. Ich verstehe das Ergebnis der Wahl ehrlich gesagt nicht. Ich kann nicht erkennen, dass grüne Vorstösse in den letzten Jahren irgendwie zu schlechten oder belastenden Veränderungen geführt hätten, die gestiegenen Krankenkassenprämien sind eine Folge der Pandemiejahre. Da kann überhaupt keine Partei was dafür. Wir zahlen in ganz Europa den niedrigsten Strompreis und insbesondere die Grünliberalen äussern sich noch nicht mal explizit gegen Kernenergie.

    Schade, dass einfach immer wieder die alte Leier von der bösen EU zieht. Wahrscheinlich muss es erst noch bis in die Zentralschweiz diffundieren, dass das sistierte Rahmenabkommen wirklich kacke ist. Im Moment sind die Auswirkungen noch zu subtil und wir bekommen dank einer geschickten Zollpolitik fast nichts von der europaweiten Inflation mit. Das suggeriert wohl einigen Leuten, wir seien mit dem anti-EU-Kurs der SVP auf dem richtigen Weg.

    Soll ich es jetzt copy & pasten?

    Im Titel steht "Schweiz rückt weiter nach rechts" unter dem Video steht "Schweiz erlebt nach Wahl einen Rechtsruck". Im letzten Abschnitt heisst es "Im Bundesrat gibt sich die SVP konservativ und trägt Kompromisse mit, im Wahlkampf ist sie rechtspopulistisch [...]. Das Doppelspiel ist sehr etabliert und akzeptiert." Eben. Etabliert und akzeptiert. Uuuh ... Rechtsruck.

    Der Satz "So fällt sie der Regierung immer wieder in den Rücken" zeigt - wie ich weiter oben schon mal schrieb - dass das politische System der Schweiz überhaupt nicht verstanden wird. Die SVP ist mit zwei Bundesräten Teil der Exekutive, sie ist die stärkste Partei der Legislative. Es gibt keine Koalitionen, es gibt nicht "die Regierung", es gibt kein individuelles Staatsoberhaupt. Die SVP kann alleine überhaupt nichts, genauso wenig wie jede andere Partei alleine irgendwas kann. Anstatt das mal sauber zu recherchieren um das Ergebnis der Wahl überhaupt sinnvoll einordnen zu können ... uuuh ... Rechtsruck.

    Worin die SVP sehr gut ist, ist die Mobilisierung bei Volksinitiativen, dabei ist ihr Erfolg beispiellos. Volksinitiativen sind diese Dinger, die tatsächlich vom stimmberechtigten Volk legitimiert werden, ich erwähne es nur, falls es da irgendwelche Missverständnisse gibt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie viele Sitze die fragliche Partei überhaupt im Parlament hat und wem sie gerade "in den Rücken fällt" oder lieb hat.

    Ich schrieb nicht von der individuellen Wahrnehmung sondern von der medialen Berichterstattung, die natürlich immer auch eine gesamtgesellschaftliche Perspektive auf ein Thema widerspiegelt. Für dich als Individuum ist Polen genauso wurscht oder eben nicht wie die Schweiz.

    Aus der Kleinland-Perspektive kann man sich die Art von Ignoranz sowieso nicht leisten. In den Schweizer Medien wird auch darüber geschrieben, wenn Hessen oder Bayern wählt. Natürlich war der Erfolg der AfD ein Thema, allerdings aus der beobachtenden bzw. analysierenden und weniger aus der bewertenden Perspektive. ZON hat einen relativ starkes Ressort Schweiz aber die Artikel sind mit Ausnahme von Matthias Daum schon sehr aus der deutschen Perspektive geschrieben. Der konstatierte "Rechtsruck" ist schwer übertrieben, nach Auszählung aller Stimmen sind es für die SVP gerade mal + 3 % und das entspricht ziemlich genau dem, was sie 2019 verloren haben.

    Aus der schweizer Perspektive ist viel mehr der Verlust der Grünen ein Thema als der Zuwachs bei der SVP. Aus der deutschen Perspektive ist es ... uuuh ... schlimm ... Rechtspopulisten. Ja, die sind da immer schon, 3 % hin oder her macht bei unseren politischen System im Grunde nichts aus.

    Natürlich ist Deutschland der Moralkompass der Welt.

    Wilhelm der II. hat da das Geibelsche Gedicht doch hervorragend zitiert:

    "Und es mag am deutschen Wesen

    Einmal noch die Welt genesen."

    (Achtung. Bitterböser Zynismus.)

    Daran könnte man denken, ja. Aber ich finde wirklich, Herr Trentmann beschreibt das Phänomen sehr gut. Es steckt keine böse Absicht dahinter, sondern man denkt, man sei wirklich im recht mit der eigenen Vorstellung. Wahrscheinlich war der olle Willi dieser Meinung auch aber aus der heutigen Perspektive hatte der dann ja schon noch andere Absichten damit. Im Zweifel gleich mal Militär loszuschicken ist heutzutage eher noch das Ding der Amerikaner. Wobei auch die schon schlauer geworden sind.

    Es würde wohl auch einiges an Ärger und Enttäuschung ersparen, wenn man akzeptierte dass in anderen Ecken der Welt die Dinge anders gesehen werden. Soweit waren wir aber, meine ich, vor ein paar Seiten schon mal. Ich glaube, in letzter Konsequenz müsste man hingehen und die Entwicklungshilfe für gewisse Regionen komplett einstellen wenn man der Meinung ist, deren Gebaren entspricht nicht der eigenen Moral. Da immerzu bekehren zu wollen funktioniert offenbar nicht. Blöderweise war da noch die Sache mit den Rohstoffen. So ganz nur moralisch sind die Gründe also dann auch wieder nicht, warum man immer wieder den mahnenden Zeigefinger hebt.

    Nicht nur in Deutschland wird mehr nach rechts gerückt.

    Genau das meinte ich eigentlich mit meinem Kommentar: Das interessiert an einem Tag wie heute in der Schweiz wirklich niemanden. Ihr seid nicht der Moralkompass der Welt, die SVP ist schon seit 20 Jahren die stärkste Partei im Nationalrat. In einem Nachbarland wird eine neues Parlament gewählt und das einzige, was in Deutschland daran (wenn überhaupt) interessiert ist, was das für die eigene Moral bedeutet. Die Wahl in Polen wurde in den deutschen Medien auch nur aus dieser Perspektive kommentiert.

    aber ich glaube worauf ich hinaus wollte ist klar geworden.

    Das rechtfertigt nicht die Art des Polemisierens, die finde ich nämlich auch ziemlich mühsam. Da bin ich schon bei Moebius und ich habe das in letzter Zeit auch schon häufiger gegenüber anderen Personen angemerkt. Wenn es zur eigenen Agenda passt, ist jede Phantasiebehauptung recht. Finde ich ausgesprochen schwierig.

    Schöner Artikel heute beim Spiegel:

    https://www.spiegel.de/kultur/literat…fd-a1e4d6c64e55

    "Viele Deutsche leben in einem Fantasieland" meint Historiker Frank Trentmann. Gemeint ist, man sei so sehr mit der eigenen Moral beschäftigt, dass man schon gar nicht mehr mitbekommt, was in der Welt drumrum so passiert. Da ist was dran.

    Dazu passend: Von den grossen deutschen Medien registriert überhaupt nur die Zeit, dass in der Schweiz heute ein neues Parlament gewählt wurde. Ansonsten dreht sich alles um die Frage, ob man die Palästinenser nicht doch ein bisschen bedauern darf, also ob das mit der eigenen Moral vereinbar ist, wenn man kein Antisemit sein will.

    Falls es irgendjemanden interessiert:

    https://www.srf.ch/

    Die Kommentare unter dem kurzen ZON-Artikel zeigen nur, wie wenig in Deutschland überhaupt verstanden wird, wer und was bei uns heute gewählt wurde.

    Eben, das meine ich. Flüchtlinge werden nach "Wertigkeit" eingeteilt. Ukrainer*innen nach Polen, bitte gerne, Syrer*innen, nein Danke. Oder aus der Perspektive der Schweiz: Was ist das Problem, wir haben doch 200000 muslimische Kosovaren und Mazedonier aufgenommen, die Syrer können jetzt woanders hin. Wären die Syrer*innen über ganz Europa verteilt, sähe die Sache natürlich ganz anders aus. Aber ja, darüber braucht man eigentlich nicht mehr zu diskutieren, es ist hoffnungslos, dass es da noch mal einen konstruktiven, gemeinsamen Plan gibt.

    Nee, die Frage nach den "Falschen" ist mir zu platt. Es fehlt eben eine vernünftige, europäische Migrationspolitik, an der die Schweiz sich selbstverständlich auch beteiligen muss. Aber es versucht sich jeder nur die Rosinen rauszupicken. Die eigentliche Arschkarte haben ganz lange schon die Griechen und Italiener gezogen, in Deutschland wird dafür am meisten gejammert.

    Das führt in der Diskussion wieder an den von mir schon mehrfach genannten Punkt, dass die erschlagende Mehrheit an Wirtschaftsmigranten in Deutschland aus dem Schengenraum einwandert. Der Begriff wird m. E. von beiden Seiten falsch gebraucht. Die einen versuchen damit "illegale" Einwanderung zu identifizieren, die anderen versuchen damit jegliche Form der Immigration pauschal zu legitimieren. Es ist wirklich wichtig genau hinzuschauen, wer aus welchen Gründen wohin wandert. Über Syrien müssen wir hier nicht weiter diskutieren (also kann man schon, aber es ist sinnlos), die meisten von denen kamen 2015 als Kriegsflüchtlinge und jetzt sind sie eben da. Die Schweiz hat das damals recht geschickt gemacht und befunden ... och, wir haben beim letzten europäischen Bürgerkrieg schon überproportional viele Flüchtlinge aufgenommen, jetzt sind andere an der Reihe. Das mag rassistisch klingen (ist es in Teilen auch), aber retrospektiv und völlig nüchtern betrachtet, erspart uns das jetzt eine Menge Ärger, der in zahlreichen Nachbarländern gerade evident wird.

    Er schrieb nicht "Wirtschaftsflüchtling" sondern "Wirtschaftsmigrant" und das ist absolut zutreffend. Das bin ich auch und dieser Begriff ist erst mal nicht grundsätzlich negativ konnotiert. Der Begriff "Flüchtling" ist m. E. auch im Gesetz recht klar besetzt und meint Personen, die insbesondere von gewalttätigen Auseinandersetzungen betroffen sind. Ich halte es für gefährlich naiv Migration direkt mit mangelnden Perspektiven im Heimatland zu legitimieren. Das ist alles relativ zu betrachten und Wohlstand ist nun mal kein Menschenrecht.

    Es gibt bei uns an der Schule jetzt eine - wie ich finde - sehr verträgliche Lösung fürs Solidaritätsproblem: Die ganze nächste Woche gibt's Kuchenverkauf und dessen Erlös geht an Médecins Sans Frontiers. In der Romandie gab es eine grössere Kundgebungen pro-Palästina, die ist aber ruhig geblieben. Bei uns in der Deutschschweiz ist nach wie vor alles verboten. In Basel ziehen vereinzelt kleinere Gruppen mit den einen oder den anderen Fahnen durch die Stadt. Die Polizei hat ein Auge drauf und duldet das.

    Ich habe einen Kurs, mit dem ich immer schon vor/nach/während der Stunde auch über Politik diskutiere. Da hat es ein paar sehr interessierte und vor allem gescheite Jungs, die sich über alles Mögliche auf der Welt Gedanken machen. Einer hat (ost)deutschen Migrationshintergrund, ein anderer türkischen. Es ist wirklich interessant, denen zuzuhören. Gestern sprachen wir über das Dilemma der AfD ... Gewisse Personen in deren Kreisen müssen sich jetzt natürlich entscheiden, welche Seite sie blöder finden. Bemerkenswert ist in jedem Fall, wie ruhig es im Moment in dieser Ecke ist.

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